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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Zweites Kapitel.
Taf. I.diese Spitze durch die Oeffnung der umgebogenen Nuthe gesteckt wird. Die zweite Figur
stellt eine solche Schleife dar. Hierbei ist aber vorausgesetzt, daß sich die Bindweide wenig-
stens in einige Zweige spaltet, damit die Spitze mehrmal dazwischen gesteckt werden kann.
Bei dem Binden der Faschinen müssen die Bänder schon vorräthig seyn, und es kömmt vor-
züglich darauf an, daß mittelst dieser Bänder die Faschinen recht fest gebunden werden. Die
Art, wie man die Bänder um die Faschinen legt, ist folgende: Wenn der Band unter
dem Reisbündel an seiner Stelle liegt, so wird das Stammende durch die Schleife des Ban-
des gesteckt, und indem der Arbeiter das linke Knie gegen die Faschine fetzt, zieht er den
Band scharf an, dreht hierauf einen Knoten wie beim Binden der Garben, und steckt das
Ende unter dem Bande durch in die Faschine.

Wenn die Faschine nicht auseinander gehen soll, so muß der Knoten, oder wie es
genannt wird, das Schloß tüchtig gemacht werden. Es kommt dabei vorzüglich darauf
an, daß das Ende des Bandes, wenn es tüchtig angezogen ist, gut umgedreht und alsdann
ein wenig nachgelassen und umgeschlagen wird; so erhält das Schloß die in der dritten Fi-
gur abgebildete Form.

Ob eine Faschine gut gebunden ist, kann man dadurch prüfen, wenn man solche
bei dem Bande anfaßt, von der Erde aufhebt und hin und her schwingt.

Bei angekauften Faschinen findet zuweilen der Betrug statt, daß zusammengeraftes
Reis, welches nicht die Länge der Faschine hat, mit eingebunden ist. Dieses aber läßt sich
leicht aus der Besichtigung des Stammendes beurtheilen.

§. 5.

Würste (Waaschen, Waasen, Wippen, Wiepen, Bandfaschinen, Ankerfaschinen,)
sind lange dünne Faschinen, welche aus schlankem Reise, gewöhnlich von Weiden oder Pap-
peln, und wenn diese nicht zu haben sind, von Birken oder Ellern, fünf Ruthen lang, 4
bis 5 Zoll dick gebunden werden, und auf jede 8 Zoll einen Band erhalten. Da man sich
der Würste zur Verbindung und Zusammenhaltung der Faschinen bedient, so dürfen sie nicht
zu dick seyn, weil sie quer über die Faschinen kommen und zu große Zwischenräume geben
würden; sind sie aber zu dünne, so könnten sie leicht durch die eingeschlagenen Pfäle zer-
sprengt werden.

Die Würste lassen sich wegen ihrer Länge nicht so, wie die vorhin beschriebenen Fa-
schinen, an der Erde binden, sondern es muß dazu eine besondere Wurstbank von 4 Fuß
langen Pfälen verfertiget werden.

Die

Zweites Kapitel.
Taf. I.dieſe Spitze durch die Oeffnung der umgebogenen Nuthe geſteckt wird. Die zweite Figur
ſtellt eine ſolche Schleife dar. Hierbei iſt aber vorausgeſetzt, daß ſich die Bindweide wenig-
ſtens in einige Zweige ſpaltet, damit die Spitze mehrmal dazwiſchen geſteckt werden kann.
Bei dem Binden der Faſchinen muͤſſen die Baͤnder ſchon vorraͤthig ſeyn, und es koͤmmt vor-
zuͤglich darauf an, daß mittelſt dieſer Baͤnder die Faſchinen recht feſt gebunden werden. Die
Art, wie man die Baͤnder um die Faſchinen legt, iſt folgende: Wenn der Band unter
dem Reisbuͤndel an ſeiner Stelle liegt, ſo wird das Stammende durch die Schleife des Ban-
des geſteckt, und indem der Arbeiter das linke Knie gegen die Faſchine fetzt, zieht er den
Band ſcharf an, dreht hierauf einen Knoten wie beim Binden der Garben, und ſteckt das
Ende unter dem Bande durch in die Faſchine.

Wenn die Faſchine nicht auseinander gehen ſoll, ſo muß der Knoten, oder wie es
genannt wird, das Schloß tuͤchtig gemacht werden. Es kommt dabei vorzuͤglich darauf
an, daß das Ende des Bandes, wenn es tuͤchtig angezogen iſt, gut umgedreht und alsdann
ein wenig nachgelaſſen und umgeſchlagen wird; ſo erhaͤlt das Schloß die in der dritten Fi-
gur abgebildete Form.

Ob eine Faſchine gut gebunden iſt, kann man dadurch pruͤfen, wenn man ſolche
bei dem Bande anfaßt, von der Erde aufhebt und hin und her ſchwingt.

Bei angekauften Faſchinen findet zuweilen der Betrug ſtatt, daß zuſammengeraftes
Reis, welches nicht die Laͤnge der Faſchine hat, mit eingebunden iſt. Dieſes aber laͤßt ſich
leicht aus der Beſichtigung des Stammendes beurtheilen.

§. 5.

Wuͤrſte (Waaſchen, Waaſen, Wippen, Wiepen, Bandfaſchinen, Ankerfaſchinen,)
ſind lange duͤnne Faſchinen, welche aus ſchlankem Reiſe, gewoͤhnlich von Weiden oder Pap-
peln, und wenn dieſe nicht zu haben ſind, von Birken oder Ellern, fuͤnf Ruthen lang, 4
bis 5 Zoll dick gebunden werden, und auf jede 8 Zoll einen Band erhalten. Da man ſich
der Wuͤrſte zur Verbindung und Zuſammenhaltung der Faſchinen bedient, ſo duͤrfen ſie nicht
zu dick ſeyn, weil ſie quer uͤber die Faſchinen kommen und zu große Zwiſchenraͤume geben
wuͤrden; ſind ſie aber zu duͤnne, ſo koͤnnten ſie leicht durch die eingeſchlagenen Pfaͤle zer-
ſprengt werden.

Die Wuͤrſte laſſen ſich wegen ihrer Laͤnge nicht ſo, wie die vorhin beſchriebenen Fa-
ſchinen, an der Erde binden, ſondern es muß dazu eine beſondere Wurſtbank von 4 Fuß
langen Pfaͤlen verfertiget werden.

Die
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[8/0028] Zweites Kapitel. dieſe Spitze durch die Oeffnung der umgebogenen Nuthe geſteckt wird. Die zweite Figur ſtellt eine ſolche Schleife dar. Hierbei iſt aber vorausgeſetzt, daß ſich die Bindweide wenig- ſtens in einige Zweige ſpaltet, damit die Spitze mehrmal dazwiſchen geſteckt werden kann. Bei dem Binden der Faſchinen muͤſſen die Baͤnder ſchon vorraͤthig ſeyn, und es koͤmmt vor- zuͤglich darauf an, daß mittelſt dieſer Baͤnder die Faſchinen recht feſt gebunden werden. Die Art, wie man die Baͤnder um die Faſchinen legt, iſt folgende: Wenn der Band unter dem Reisbuͤndel an ſeiner Stelle liegt, ſo wird das Stammende durch die Schleife des Ban- des geſteckt, und indem der Arbeiter das linke Knie gegen die Faſchine fetzt, zieht er den Band ſcharf an, dreht hierauf einen Knoten wie beim Binden der Garben, und ſteckt das Ende unter dem Bande durch in die Faſchine. Taf. I. Wenn die Faſchine nicht auseinander gehen ſoll, ſo muß der Knoten, oder wie es genannt wird, das Schloß tuͤchtig gemacht werden. Es kommt dabei vorzuͤglich darauf an, daß das Ende des Bandes, wenn es tuͤchtig angezogen iſt, gut umgedreht und alsdann ein wenig nachgelaſſen und umgeſchlagen wird; ſo erhaͤlt das Schloß die in der dritten Fi- gur abgebildete Form. Ob eine Faſchine gut gebunden iſt, kann man dadurch pruͤfen, wenn man ſolche bei dem Bande anfaßt, von der Erde aufhebt und hin und her ſchwingt. Bei angekauften Faſchinen findet zuweilen der Betrug ſtatt, daß zuſammengeraftes Reis, welches nicht die Laͤnge der Faſchine hat, mit eingebunden iſt. Dieſes aber laͤßt ſich leicht aus der Beſichtigung des Stammendes beurtheilen. §. 5. Wuͤrſte (Waaſchen, Waaſen, Wippen, Wiepen, Bandfaſchinen, Ankerfaſchinen,) ſind lange duͤnne Faſchinen, welche aus ſchlankem Reiſe, gewoͤhnlich von Weiden oder Pap- peln, und wenn dieſe nicht zu haben ſind, von Birken oder Ellern, fuͤnf Ruthen lang, 4 bis 5 Zoll dick gebunden werden, und auf jede 8 Zoll einen Band erhalten. Da man ſich der Wuͤrſte zur Verbindung und Zuſammenhaltung der Faſchinen bedient, ſo duͤrfen ſie nicht zu dick ſeyn, weil ſie quer uͤber die Faſchinen kommen und zu große Zwiſchenraͤume geben wuͤrden; ſind ſie aber zu duͤnne, ſo koͤnnten ſie leicht durch die eingeſchlagenen Pfaͤle zer- ſprengt werden. Die Wuͤrſte laſſen ſich wegen ihrer Laͤnge nicht ſo, wie die vorhin beſchriebenen Fa- ſchinen, an der Erde binden, ſondern es muß dazu eine beſondere Wurſtbank von 4 Fuß langen Pfaͤlen verfertiget werden. Die

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/28>, abgerufen am 21.12.2024.