Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.

Es darf nur kurz erwähnt werden, daß es von dem größten Vortheile ist, wenn man sich
bei dem Baue an Strömen, statt der sonst gewöhnlichen kostbaren Pfal- und Steinwerke,
der Faschinenbaue bedient, welche nicht nur bei dem Stoße des Wassers und Eises weniger
Beschädigung ausgesetzt sind, sondern auch außer der ansehnlichen Kostenersparung bei ihrem
Aufbaue, noch den Vortheil mit sich führen, daß sie länger dauern und überdem eine Be-
nutzung des Weidenstrauchs gewähren.

Diese Vortheile werden besonders einleuchtend, wenn man erwägt, daß zu dem Ma-
teriale bei dem Baue selbst, nichts als Strauch, Erde und kleine Pfäle, und zu den Ge-
räthschaften, nur Karren, Bretter, Handrammen, Schippen, Schlägel, Beile u. d. gl. nö-
thig sind. Hierdurch wird man nicht allein in den Stand gesetzt, dem reißendsten Strome
Trotz zu bieten, sondern auch denselben nach Gefallen so zu benutzen, wie es bei jeden
Umständen erfordert wird. Wenn indessen bei dem Faschinenbau nur leichte Mittel an-
gewendet werden, so erfordert dennoch der Bau selbst viele Aufmerksamkeit und eigene Kunst-
griffe. Wer die Beschaffenheit dieser Baue aus Erfahrung kennt, wird gestehen, daß die
innere Konstrukzion derselben und die Fertigkeit und einzelnen Handgriffe, welche der Buh-
nen- Kribb- oder Dammeister selbst anwendet, so einfach sie auch scheinen wenn man sie
ansieht, dennoch schwer zu beschreiben sind, und sich selbst durch Zeichnungen nicht hinläng-
lich versinnlichen lassen; ein Modell davon, würde aber noch unschicklicher ausfallen, weil
sich im Kleinen, statt der Faschinen, nicht leicht etwas anders anwenden läßt, und denn
doch der Hauptumstand, die Arbeit selbst und das strömende Wasser fehlet.

Es kann durch die mühsamste Technologie selten ein Handwerker gebildet werden,
und es ist daher hier auch nicht die Absicht, einen zulänglichen Unterricht für den Buhnen-

A

Einleitung.

Es darf nur kurz erwaͤhnt werden, daß es von dem groͤßten Vortheile iſt, wenn man ſich
bei dem Baue an Stroͤmen, ſtatt der ſonſt gewoͤhnlichen koſtbaren Pfal- und Steinwerke,
der Faſchinenbaue bedient, welche nicht nur bei dem Stoße des Waſſers und Eiſes weniger
Beſchaͤdigung ausgeſetzt ſind, ſondern auch außer der anſehnlichen Koſtenerſparung bei ihrem
Aufbaue, noch den Vortheil mit ſich fuͤhren, daß ſie laͤnger dauern und uͤberdem eine Be-
nutzung des Weidenſtrauchs gewaͤhren.

Dieſe Vortheile werden beſonders einleuchtend, wenn man erwaͤgt, daß zu dem Ma-
teriale bei dem Baue ſelbſt, nichts als Strauch, Erde und kleine Pfaͤle, und zu den Ge-
raͤthſchaften, nur Karren, Bretter, Handrammen, Schippen, Schlaͤgel, Beile u. d. gl. noͤ-
thig ſind. Hierdurch wird man nicht allein in den Stand geſetzt, dem reißendſten Strome
Trotz zu bieten, ſondern auch denſelben nach Gefallen ſo zu benutzen, wie es bei jeden
Umſtaͤnden erfordert wird. Wenn indeſſen bei dem Faſchinenbau nur leichte Mittel an-
gewendet werden, ſo erfordert dennoch der Bau ſelbſt viele Aufmerkſamkeit und eigene Kunſt-
griffe. Wer die Beſchaffenheit dieſer Baue aus Erfahrung kennt, wird geſtehen, daß die
innere Konſtrukzion derſelben und die Fertigkeit und einzelnen Handgriffe, welche der Buh-
nen- Kribb- oder Dammeiſter ſelbſt anwendet, ſo einfach ſie auch ſcheinen wenn man ſie
anſieht, dennoch ſchwer zu beſchreiben ſind, und ſich ſelbſt durch Zeichnungen nicht hinlaͤng-
lich verſinnlichen laſſen; ein Modell davon, wuͤrde aber noch unſchicklicher ausfallen, weil
ſich im Kleinen, ſtatt der Faſchinen, nicht leicht etwas anders anwenden laͤßt, und denn
doch der Hauptumſtand, die Arbeit ſelbſt und das ſtroͤmende Waſſer fehlet.

Es kann durch die muͤhſamſte Technologie ſelten ein Handwerker gebildet werden,
und es iſt daher hier auch nicht die Abſicht, einen zulaͤnglichen Unterricht fuͤr den Buhnen-

A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0021" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s darf nur kurz erwa&#x0364;hnt werden, daß es von dem gro&#x0364;ßten Vortheile i&#x017F;t, wenn man &#x017F;ich<lb/>
bei dem Baue an Stro&#x0364;men, &#x017F;tatt der &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlichen ko&#x017F;tbaren Pfal- und Steinwerke,<lb/>
der Fa&#x017F;chinenbaue bedient, welche nicht nur bei dem Stoße des Wa&#x017F;&#x017F;ers und Ei&#x017F;es weniger<lb/>
Be&#x017F;cha&#x0364;digung <choice><sic>ausge&#x017F;etz</sic><corr>ausge&#x017F;etzt</corr></choice> &#x017F;ind, &#x017F;ondern auch außer der an&#x017F;ehnlichen Ko&#x017F;tener&#x017F;parung bei ihrem<lb/>
Aufbaue, noch den Vortheil mit &#x017F;ich fu&#x0364;hren, daß &#x017F;ie la&#x0364;nger dauern und u&#x0364;berdem eine Be-<lb/>
nutzung des Weiden&#x017F;trauchs gewa&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Vortheile werden be&#x017F;onders einleuchtend, wenn man erwa&#x0364;gt, daß zu dem Ma-<lb/>
teriale bei dem Baue &#x017F;elb&#x017F;t, nichts als Strauch, Erde und kleine Pfa&#x0364;le, und zu den Ge-<lb/>
ra&#x0364;th&#x017F;chaften, nur Karren, Bretter, Handrammen, Schippen, Schla&#x0364;gel, Beile u. d. gl. no&#x0364;-<lb/>
thig &#x017F;ind. Hierdurch wird man nicht allein in den Stand ge&#x017F;etzt, dem reißend&#x017F;ten Strome<lb/>
Trotz zu bieten, &#x017F;ondern auch den&#x017F;elben nach Gefallen &#x017F;o zu benutzen, wie es bei jeden<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden erfordert wird. Wenn inde&#x017F;&#x017F;en bei dem Fa&#x017F;chinenbau nur leichte Mittel an-<lb/>
gewendet werden, &#x017F;o erfordert dennoch der Bau &#x017F;elb&#x017F;t viele Aufmerk&#x017F;amkeit und eigene Kun&#x017F;t-<lb/>
griffe. Wer die Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;er Baue aus Erfahrung kennt, wird ge&#x017F;tehen, daß die<lb/>
innere Kon&#x017F;trukzion der&#x017F;elben und die Fertigkeit und einzelnen Handgriffe, welche der Buh-<lb/>
nen- Kribb- oder Dammei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t anwendet, &#x017F;o einfach &#x017F;ie auch &#x017F;cheinen wenn man &#x017F;ie<lb/>
an&#x017F;ieht, dennoch &#x017F;chwer zu be&#x017F;chreiben &#x017F;ind, und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t durch Zeichnungen nicht hinla&#x0364;ng-<lb/>
lich ver&#x017F;innlichen la&#x017F;&#x017F;en; ein Modell davon, wu&#x0364;rde aber noch un&#x017F;chicklicher ausfallen, weil<lb/>
&#x017F;ich im Kleinen, &#x017F;tatt der Fa&#x017F;chinen, nicht leicht etwas anders anwenden la&#x0364;ßt, und denn<lb/>
doch der Hauptum&#x017F;tand, die Arbeit &#x017F;elb&#x017F;t und das &#x017F;tro&#x0364;mende Wa&#x017F;&#x017F;er fehlet.</p><lb/>
        <p>Es kann durch die mu&#x0364;h&#x017F;am&#x017F;te Technologie &#x017F;elten ein Handwerker gebildet werden,<lb/>
und es i&#x017F;t daher hier auch nicht die Ab&#x017F;icht, einen zula&#x0364;nglichen Unterricht fu&#x0364;r den Buhnen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0021] Einleitung. Es darf nur kurz erwaͤhnt werden, daß es von dem groͤßten Vortheile iſt, wenn man ſich bei dem Baue an Stroͤmen, ſtatt der ſonſt gewoͤhnlichen koſtbaren Pfal- und Steinwerke, der Faſchinenbaue bedient, welche nicht nur bei dem Stoße des Waſſers und Eiſes weniger Beſchaͤdigung ausgeſetzt ſind, ſondern auch außer der anſehnlichen Koſtenerſparung bei ihrem Aufbaue, noch den Vortheil mit ſich fuͤhren, daß ſie laͤnger dauern und uͤberdem eine Be- nutzung des Weidenſtrauchs gewaͤhren. Dieſe Vortheile werden beſonders einleuchtend, wenn man erwaͤgt, daß zu dem Ma- teriale bei dem Baue ſelbſt, nichts als Strauch, Erde und kleine Pfaͤle, und zu den Ge- raͤthſchaften, nur Karren, Bretter, Handrammen, Schippen, Schlaͤgel, Beile u. d. gl. noͤ- thig ſind. Hierdurch wird man nicht allein in den Stand geſetzt, dem reißendſten Strome Trotz zu bieten, ſondern auch denſelben nach Gefallen ſo zu benutzen, wie es bei jeden Umſtaͤnden erfordert wird. Wenn indeſſen bei dem Faſchinenbau nur leichte Mittel an- gewendet werden, ſo erfordert dennoch der Bau ſelbſt viele Aufmerkſamkeit und eigene Kunſt- griffe. Wer die Beſchaffenheit dieſer Baue aus Erfahrung kennt, wird geſtehen, daß die innere Konſtrukzion derſelben und die Fertigkeit und einzelnen Handgriffe, welche der Buh- nen- Kribb- oder Dammeiſter ſelbſt anwendet, ſo einfach ſie auch ſcheinen wenn man ſie anſieht, dennoch ſchwer zu beſchreiben ſind, und ſich ſelbſt durch Zeichnungen nicht hinlaͤng- lich verſinnlichen laſſen; ein Modell davon, wuͤrde aber noch unſchicklicher ausfallen, weil ſich im Kleinen, ſtatt der Faſchinen, nicht leicht etwas anders anwenden laͤßt, und denn doch der Hauptumſtand, die Arbeit ſelbſt und das ſtroͤmende Waſſer fehlet. Es kann durch die muͤhſamſte Technologie ſelten ein Handwerker gebildet werden, und es iſt daher hier auch nicht die Abſicht, einen zulaͤnglichen Unterricht fuͤr den Buhnen- A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/21
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/21>, abgerufen am 21.12.2024.