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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II haubtst. von dem rechte,
oder dise, nach den vorhandenen umständen, eine
gütige auslegung, und abweichung von selbigen
verstatten, Carl Ferd. Hommel pro summo iure
contra aequitatis defensores
Leipz. 1751, 4t, s. 9 fg.
Jeweilen veranlasset auch die noht die abweichung
von den gesäzen, Joh. Sam. Stryk de iure ne-
cessitatis
Halle 1738, 4t. Die nohtwendigkeit ist
mancherlei, Stryk cap. 2 § 2 fg. s. 21 fg. Die
billigkeit gründet sich bald auf die gesunde ver-
nunft, die tugend, die gütigkeit, und menschlich-
keit, bald auf falsche grundfäze, oder irrlehren.
Jm ersten falle ist sie eine ware, und im andern
eine erdichtete (ein hirngespinst). Die leztere ist
für eine unbilligkeit, auch ungerechtigkeit mehr zu
achten, als für eine begründete billigkeit. Denn
es ist nicht alles billig, was nur einen schein dessel-
ben hat, Christian Thomasius de aequitate ce-
rebrina L. 2 Cod. de rescind. vend.
Halle 1749, 4t,
und de aequitate cerebrina et exiguo vsu practico legis
Anast.
§ 3, 4, Hugo Grotius de aequitate, indul-
gentia et facilitate,
Joh. Oldendorps abh. wat
billig un recht yß etc. Nicht minder libeten die
Teutsche die erbarkeit. Jnzwischen wird nicht
alles dasjenige, was den rechten nach zugelassen,
und erlaubet ist, auch jederzeit für erbar gehalten;
vilmehr stehet das rechte dem erlaubeten vorzuzi-
hen. Allso werden zwar heute zu tage in Teutsch-
lande die ungleiche ehen, nach der regel, bei dem
adel für erlaubet gehalten; gleichwohl haben die
gleiche ehen weit bessere wirkungen in den teutschen
rechten.

§ 36
von den gesä-
zen, und deren
e[int]eilungen,
auch wirkun-
gen.

Die gesäze verkünden die Regenten und ober-
herren (§ 33). Jn den teutschen staten tun sol-
ches die landesherren. Wegen der teutschen
Reichsgesäze ist ein merklicher unterschid zwischen

den

II haubtſt. von dem rechte,
oder diſe, nach den vorhandenen umſtaͤnden, eine
guͤtige auslegung, und abweichung von ſelbigen
verſtatten, Carl Ferd. Hommel pro ſummo iure
contra aequitatis defenſores
Leipz. 1751, 4t, ſ. 9 fg.
Jeweilen veranlaſſet auch die noht die abweichung
von den geſaͤzen, Joh. Sam. Stryk de iure ne-
ceſſitatis
Halle 1738, 4t. Die nohtwendigkeit iſt
mancherlei, Stryk cap. 2 § 2 fg. ſ. 21 fg. Die
billigkeit gruͤndet ſich bald auf die geſunde ver-
nunft, die tugend, die guͤtigkeit, und menſchlich-
keit, bald auf falſche grundfaͤze, oder irrlehren.
Jm erſten falle iſt ſie eine ware, und im andern
eine erdichtete (ein hirngeſpinſt). Die leztere iſt
fuͤr eine unbilligkeit, auch ungerechtigkeit mehr zu
achten, als fuͤr eine begruͤndete billigkeit. Denn
es iſt nicht alles billig, was nur einen ſchein deſſel-
ben hat, Chriſtian Thomaſius de aequitate ce-
rebrina L. 2 Cod. de reſcind. vend.
Halle 1749, 4t,
und de aequitate cerebrina et exiguo vſu practico legis
Anaſt.
§ 3, 4, Hugo Grotius de aequitate, indul-
gentia et facilitate,
Joh. Oldendorps abh. wat
billig un recht yß ꝛc. Nicht minder libeten die
Teutſche die erbarkeit. Jnzwiſchen wird nicht
alles dasjenige, was den rechten nach zugelaſſen,
und erlaubet iſt, auch jederzeit fuͤr erbar gehalten;
vilmehr ſtehet das rechte dem erlaubeten vorzuzi-
hen. Allſo werden zwar heute zu tage in Teutſch-
lande die ungleiche ehen, nach der regel, bei dem
adel fuͤr erlaubet gehalten; gleichwohl haben die
gleiche ehen weit beſſere wirkungen in den teutſchen
rechten.

§ 36
von den geſaͤ-
zen, und deren
e[int]eilungen,
auch wirkun-
gen.

Die geſaͤze verkuͤnden die Regenten und ober-
herren (§ 33). Jn den teutſchen ſtaten tun ſol-
ches die landesherren. Wegen der teutſchen
Reichsgeſaͤze iſt ein merklicher unterſchid zwiſchen

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[52/0076] II haubtſt. von dem rechte, oder diſe, nach den vorhandenen umſtaͤnden, eine guͤtige auslegung, und abweichung von ſelbigen verſtatten, Carl Ferd. Hommel pro ſummo iure contra aequitatis defenſores Leipz. 1751, 4t, ſ. 9 fg. Jeweilen veranlaſſet auch die noht die abweichung von den geſaͤzen, Joh. Sam. Stryk de iure ne- ceſſitatis Halle 1738, 4t. Die nohtwendigkeit iſt mancherlei, Stryk cap. 2 § 2 fg. ſ. 21 fg. Die billigkeit gruͤndet ſich bald auf die geſunde ver- nunft, die tugend, die guͤtigkeit, und menſchlich- keit, bald auf falſche grundfaͤze, oder irrlehren. Jm erſten falle iſt ſie eine ware, und im andern eine erdichtete (ein hirngeſpinſt). Die leztere iſt fuͤr eine unbilligkeit, auch ungerechtigkeit mehr zu achten, als fuͤr eine begruͤndete billigkeit. Denn es iſt nicht alles billig, was nur einen ſchein deſſel- ben hat, Chriſtian Thomaſius de aequitate ce- rebrina L. 2 Cod. de reſcind. vend. Halle 1749, 4t, und de aequitate cerebrina et exiguo vſu practico legis Anaſt. § 3, 4, Hugo Grotius de aequitate, indul- gentia et facilitate, Joh. Oldendorps abh. wat billig un recht yß ꝛc. Nicht minder libeten die Teutſche die erbarkeit. Jnzwiſchen wird nicht alles dasjenige, was den rechten nach zugelaſſen, und erlaubet iſt, auch jederzeit fuͤr erbar gehalten; vilmehr ſtehet das rechte dem erlaubeten vorzuzi- hen. Allſo werden zwar heute zu tage in Teutſch- lande die ungleiche ehen, nach der regel, bei dem adel fuͤr erlaubet gehalten; gleichwohl haben die gleiche ehen weit beſſere wirkungen in den teutſchen rechten. § 36 Die geſaͤze verkuͤnden die Regenten und ober- herren (§ 33). Jn den teutſchen ſtaten tun ſol- ches die landesherren. Wegen der teutſchen Reichsgeſaͤze iſt ein merklicher unterſchid zwiſchen den

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/76>, abgerufen am 21.11.2024.