was zu den ver- änderungen in den teutschen rechten anlaß gegeben hat?
Die alte zeiten gehen von den heutigen in vi- len stücken ab (§ 6). Die veränderungen (§ 4) gründen sich haubtsächlich auf 4 ursachen; 1) die empor gekommene landesfürstliche hoheit, welche die landstände an prälaten, der ritterschaft, wie auch die vermögenden städte, und deren macht herunter zu sezen, auch zu demütigen gesuchet hat. 2) Die veränderte krigesart. Der ritter war in seiner burg verwaret, und fest; nach erfindung des pulvers aber fil dises mehrenteils weg. 3) Der zu stand gebrachte landfride, welcher die teutschen landstände fast gänzlich entwafnete. Vor dem landfriden konnte ein ieder privatus, mit zuzihung seiner bundsverwandten, sich selbst recht verschaf- fen. Nach dem landfriden aber mussten sie ire händel gerichtlich ausmachen, welches grosse ge- dult, und viles gelt erfodert. 4) Das aufgestige- ne ansehen des päbstlichen, und römischen rechtes, nach deren lehren die günstlinge behaubteten: daß ein landsaß, auch untertan, welcher sich auf beson- dere vergünstigungen steiffe, dise dartun solle; in betracht dises gerechtsamen wären, welche einem landsassen nicht zustünden; sodann müsse man in zweiffelhaften fällen die auslegung wider die land- sassen machen, Struben in der rechtlichen ausfü- rung für die von Steinberg; abriß von dem neue- sten zustande der gelehrsamkeit s. 272 fg. im 4ten stücke, Gött. 1738, 8v. Ausser dem ist in Teutsch- lande durch die darin geschehene errichtung der universitaeten eine ungemeine veränderung bemer- ket worden; anbenebst sind dadurch vile bedinun- gen vom adel auf den bürgerstand gefallen, besage meiner alten kleinen schriften im 2ten bande, Vten stücke, XIte abh. s. 345 fgg. Giessen 1744, 8v. Zu unseren zeiten hat man nun das glück gehabt: auf
gesunde
I haubtſt. von der wirklichkeit ꝛc.
§ 31
was zu den ver- aͤnderungen in den teutſchen rechten anlaß gegeben hat?
Die alte zeiten gehen von den heutigen in vi- len ſtuͤcken ab (§ 6). Die veraͤnderungen (§ 4) gruͤnden ſich haubtſaͤchlich auf 4 urſachen; 1) die empor gekommene landesfuͤrſtliche hoheit, welche die landſtaͤnde an praͤlaten, der ritterſchaft, wie auch die vermoͤgenden ſtaͤdte, und deren macht herunter zu ſezen, auch zu demuͤtigen geſuchet hat. 2) Die veraͤnderte krigesart. Der ritter war in ſeiner burg verwaret, und feſt; nach erfindung des pulvers aber fil diſes mehrenteils weg. 3) Der zu ſtand gebrachte landfride, welcher die teutſchen landſtaͤnde faſt gaͤnzlich entwafnete. Vor dem landfriden konnte ein ieder privatus, mit zuzihung ſeiner bundsverwandten, ſich ſelbſt recht verſchaf- fen. Nach dem landfriden aber muſſten ſie ire haͤndel gerichtlich ausmachen, welches groſſe ge- dult, und viles gelt erfodert. 4) Das aufgeſtige- ne anſehen des paͤbſtlichen, und roͤmiſchen rechtes, nach deren lehren die guͤnſtlinge behaubteten: daß ein landſaß, auch untertan, welcher ſich auf beſon- dere verguͤnſtigungen ſteiffe, diſe dartun ſolle; in betracht diſes gerechtſamen waͤren, welche einem landſaſſen nicht zuſtuͤnden; ſodann muͤſſe man in zweiffelhaften faͤllen die auslegung wider die land- ſaſſen machen, Struben in der rechtlichen ausfuͤ- rung fuͤr die von Steinberg; abriß von dem neue- ſten zuſtande der gelehrſamkeit ſ. 272 fg. im 4ten ſtuͤcke, Goͤtt. 1738, 8v. Auſſer dem iſt in Teutſch- lande durch die darin geſchehene errichtung der univerſitaeten eine ungemeine veraͤnderung bemer- ket worden; anbenebſt ſind dadurch vile bedinun- gen vom adel auf den buͤrgerſtand gefallen, beſage meiner alten kleinen ſchriften im 2ten bande, Vten ſtuͤcke, XIte abh. ſ. 345 fgg. Gieſſen 1744, 8v. Zu unſeren zeiten hat man nun das gluͤck gehabt: auf
geſunde
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I haubtſt. von der wirklichkeit ꝛc.
§ 31
Die alte zeiten gehen von den heutigen in vi-
len ſtuͤcken ab (§ 6). Die veraͤnderungen (§ 4)
gruͤnden ſich haubtſaͤchlich auf 4 urſachen; 1) die
empor gekommene landesfuͤrſtliche hoheit, welche
die landſtaͤnde an praͤlaten, der ritterſchaft, wie
auch die vermoͤgenden ſtaͤdte, und deren macht
herunter zu ſezen, auch zu demuͤtigen geſuchet hat.
2) Die veraͤnderte krigesart. Der ritter war in
ſeiner burg verwaret, und feſt; nach erfindung des
pulvers aber fil diſes mehrenteils weg. 3) Der
zu ſtand gebrachte landfride, welcher die teutſchen
landſtaͤnde faſt gaͤnzlich entwafnete. Vor dem
landfriden konnte ein ieder privatus, mit zuzihung
ſeiner bundsverwandten, ſich ſelbſt recht verſchaf-
fen. Nach dem landfriden aber muſſten ſie ire
haͤndel gerichtlich ausmachen, welches groſſe ge-
dult, und viles gelt erfodert. 4) Das aufgeſtige-
ne anſehen des paͤbſtlichen, und roͤmiſchen rechtes,
nach deren lehren die guͤnſtlinge behaubteten: daß
ein landſaß, auch untertan, welcher ſich auf beſon-
dere verguͤnſtigungen ſteiffe, diſe dartun ſolle; in
betracht diſes gerechtſamen waͤren, welche einem
landſaſſen nicht zuſtuͤnden; ſodann muͤſſe man in
zweiffelhaften faͤllen die auslegung wider die land-
ſaſſen machen, Struben in der rechtlichen ausfuͤ-
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ſten zuſtande der gelehrſamkeit ſ. 272 fg. im 4ten
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ſtuͤcke, XIte abh. ſ. 345 fgg. Gieſſen 1744, 8v. Zu
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/72>, abgerufen am 21.12.2024.
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