Huren sind bei den Teutschen für erloß gehal-von der hure- rei, und hur- kindern, auch dem ehebruche. ten worden. Daher auch die uneheliche kinder ge- meiner leute, und untertanen für makelhaft gehal- ten worden (§ 871 § 872), Huth am a. o. § XI s. 22 fg.; mithin können sie in keinem handwerke aufgenommen werden; im falle sie nicht vorher le- gitimiret worden sind (§ 885 des 1ten th.). Ein hurenson war deshalber bei den Teutschen in gros- ser verachtung, auch ein grobes schimpfwort (§ 990) Dreyers sammlung vermischeter abhandel. im 1ten th. s. 58 fg. Daher sollen auch den unehelichen im hochstifte Costanz keine geistliche orden erteilet werden; sie hätten sich dann zuvor mit dem hause Oesterreich abgefunden, und gelöset, Moser im statsrechte des f. hochstiftes Costanz cap. VI s. 49. Allein grosser herren natürliche kinder werden für mackelhaft, vermöge des bastartsrechtes, nicht ge- halten. Jmgleichen können die uneheliche kinder des nidern adels, und gemeiner leute, an die K. und R. kammer nicht kommen, noch bedinungen als bei- sizer, daselbst erlangen, conc. der K. g. o. th. 1 tit. 3 § 1. Man nennet sie bankerte, und saget von inen; dein vater ist mit deiner mutter von der bank gefallen; oder dein vater ist in der buttermilch er- soffen. Lezteres bedeutet die aufgeraffeten huren- kinder. Man spricht: die dirne hat ein hufeisen verloren, d. i. die ere, folglich ist sie nichts mehr nüz, wie ein pferd, welches einen huf eingebüsset hat. Die Teutsche verabscheueten die huren, und sageten im sprüchworte: wer eine hure nimmt wissentlich, bleibet ein schelm öffentlich, oder will es noch werden. Nam er aber seine geschwächete zur ehe; so hiß es: er bringe sie zu eren. Den ehe- bruch an den eheweibern bestrafete der ehemann selbst (§ 699 § 844). Denn man hilte dafür:
daß
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befleckt. menſch. u. andern lump. volke.
§ 992
Huren ſind bei den Teutſchen fuͤr erloß gehal-von der hure- rei, und hur- kindern, auch dem ehebruche. ten worden. Daher auch die uneheliche kinder ge- meiner leute, und untertanen fuͤr makelhaft gehal- ten worden (§ 871 § 872), Huth am a. o. § XI ſ. 22 fg.; mithin koͤnnen ſie in keinem handwerke aufgenommen werden; im falle ſie nicht vorher le- gitimiret worden ſind (§ 885 des 1ten th.). Ein hurenſon war deshalber bei den Teutſchen in groſ- ſer verachtung, auch ein grobes ſchimpfwort (§ 990) Dreyers ſammlung vermiſcheter abhandel. im 1ten th. ſ. 58 fg. Daher ſollen auch den unehelichen im hochſtifte Coſtanz keine geiſtliche orden erteilet werden; ſie haͤtten ſich dann zuvor mit dem hauſe Oeſterreich abgefunden, und geloͤſet, Moſer im ſtatsrechte des f. hochſtiftes Coſtanz cap. VI ſ. 49. Allein groſſer herren natuͤrliche kinder werden fuͤr mackelhaft, vermoͤge des baſtartsrechtes, nicht ge- halten. Jmgleichen koͤnnen die uneheliche kinder des nidern adels, und gemeiner leute, an die K. und R. kammer nicht kommen, noch bedinungen als bei- ſizer, daſelbſt erlangen, conc. der K. g. o. th. 1 tit. 3 § 1. Man nennet ſie bankerte, und ſaget von inen; dein vater iſt mit deiner mutter von der bank gefallen; oder dein vater iſt in der buttermilch er- ſoffen. Lezteres bedeutet die aufgeraffeten huren- kinder. Man ſpricht: die dirne hat ein hufeiſen verloren, d. i. die ere, folglich iſt ſie nichts mehr nuͤz, wie ein pferd, welches einen huf eingebuͤſſet hat. Die Teutſche verabſcheueten die huren, und ſageten im ſpruͤchworte: wer eine hure nimmt wiſſentlich, bleibet ein ſchelm oͤffentlich, oder will es noch werden. Nam er aber ſeine geſchwaͤchete zur ehe; ſo hiß es: er bringe ſie zu eren. Den ehe- bruch an den eheweibern beſtrafete der ehemann ſelbſt (§ 699 § 844). Denn man hilte dafuͤr:
daß
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befleckt. menſch. u. andern lump. volke.
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Huren ſind bei den Teutſchen fuͤr erloß gehal-
ten worden. Daher auch die uneheliche kinder ge-
meiner leute, und untertanen fuͤr makelhaft gehal-
ten worden (§ 871 § 872), Huth am a. o. § XI
ſ. 22 fg.; mithin koͤnnen ſie in keinem handwerke
aufgenommen werden; im falle ſie nicht vorher le-
gitimiret worden ſind (§ 885 des 1ten th.). Ein
hurenſon war deshalber bei den Teutſchen in groſ-
ſer verachtung, auch ein grobes ſchimpfwort (§ 990)
Dreyers ſammlung vermiſcheter abhandel. im 1ten
th. ſ. 58 fg. Daher ſollen auch den unehelichen
im hochſtifte Coſtanz keine geiſtliche orden erteilet
werden; ſie haͤtten ſich dann zuvor mit dem hauſe
Oeſterreich abgefunden, und geloͤſet, Moſer im
ſtatsrechte des f. hochſtiftes Coſtanz cap. VI ſ. 49.
Allein groſſer herren natuͤrliche kinder werden fuͤr
mackelhaft, vermoͤge des baſtartsrechtes, nicht ge-
halten. Jmgleichen koͤnnen die uneheliche kinder
des nidern adels, und gemeiner leute, an die K. und
R. kammer nicht kommen, noch bedinungen als bei-
ſizer, daſelbſt erlangen, conc. der K. g. o. th. 1 tit.
3 § 1. Man nennet ſie bankerte, und ſaget von
inen; dein vater iſt mit deiner mutter von der bank
gefallen; oder dein vater iſt in der buttermilch er-
ſoffen. Lezteres bedeutet die aufgeraffeten huren-
kinder. Man ſpricht: die dirne hat ein hufeiſen
verloren, d. i. die ere, folglich iſt ſie nichts mehr
nuͤz, wie ein pferd, welches einen huf eingebuͤſſet
hat. Die Teutſche verabſcheueten die huren, und
ſageten im ſpruͤchworte: wer eine hure nimmt
wiſſentlich, bleibet ein ſchelm oͤffentlich, oder will es
noch werden. Nam er aber ſeine geſchwaͤchete zur
ehe; ſo hiß es: er bringe ſie zu eren. Den ehe-
bruch an den eheweibern beſtrafete der ehemann
ſelbſt (§ 699 § 844). Denn man hilte dafuͤr:
daß
von der hure-
rei, und hur-
kindern, auch
dem ehebruche.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/641>, abgerufen am 21.11.2024.
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