ge allerdings für vorzüglich; gestalt dann auch ei- ne mutter irer kinder gerechtsamen, als mitvor- mündin, durch eine rechtsverwarung aufrecht er- halten kan, Schröterde potestat. pos. 7, n. 2, Rösener cap. VI, n. 18, s. 46, MeviusP. I, dec. 14, n. 2, s. 7. Ein vormund vermag sei- nen unmündigen das inen vom großvater zugefal- lene recht nicht zu vergeben; sondern hat sie allen- falls zu entschädigen, Lauterbach im coll. th. pr. p. lib. 26, tit. 9, § 9, und wenn sie dises nicht erhalten, fällt der handel des vormundes, als ungiltig, dahin.
§ 966
Diweil die mutter sich bei den Teutschen inob die mütte bei den Teut- schen rechnung ablegen, und inventarien er- richten müs- sen? der gemeinschaft mit irem ehemanne befand; folg- lich fast eben so vil gewalt über die kinder, als der vater hatte, auch ihr die nuznüssung gebürete; so konnte sie nicht leicht zur rechnungs-ablegung an- gestränget werden; bevorab, wenn sie den witben- stul nicht verrückete; anbenebst gut wirtschaftete; so konnte ihr die verwaltung nicht entzogen werden; welches auch heute zu tage, nach den teutschen rech- ten, noch zu behaubten stehet. Ein anderes aber ist es, falls sie mit den in verwesung, und vor- mundschaft habenden gütern irer kinder nicht ge- höriger massen umgehet. So lange allso eine mutter gute wirtschaft füret, wird ein inventarium, den teutschen rechten nach, von ihr nicht erfodert (§ 745); sie ist auch in disem falle, im zweiffel, mit der rechnung zu verschonen. Daher sind auch fürstliche, gräfliche, adeliche witben, im zweiffel, nach maßgebung der teutschen rechte, als vormun- dinnen, weder rechnungen abzulegen, noch ein in- ventarium fertigen zu lassen gehalten, Diet. Herm. Kemmerichan tutor illustris ad inuentarium con-
fic.
u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
ge allerdings fuͤr vorzuͤglich; geſtalt dann auch ei- ne mutter irer kinder gerechtſamen, als mitvor- muͤndin, durch eine rechtsverwarung aufrecht er- halten kan, Schroͤterde poteſtat. pos. 7, n. 2, Roͤſener cap. VI, n. 18, ſ. 46, MeviusP. I, dec. 14, n. 2, ſ. 7. Ein vormund vermag ſei- nen unmuͤndigen das inen vom großvater zugefal- lene recht nicht zu vergeben; ſondern hat ſie allen- falls zu entſchaͤdigen, Lauterbach im coll. th. pr. π. lib. 26, tit. 9, § 9, und wenn ſie diſes nicht erhalten, faͤllt der handel des vormundes, als ungiltig, dahin.
§ 966
Diweil die mutter ſich bei den Teutſchen inob die muͤtte bei den Teut- ſchen rechnung ablegen, und inventarien er- richten muͤſ- ſen? der gemeinſchaft mit irem ehemanne befand; folg- lich faſt eben ſo vil gewalt uͤber die kinder, als der vater hatte, auch ihr die nuznuͤſſung gebuͤrete; ſo konnte ſie nicht leicht zur rechnungs-ablegung an- geſtraͤnget werden; bevorab, wenn ſie den witben- ſtul nicht verruͤckete; anbenebſt gut wirtſchaftete; ſo konnte ihr die verwaltung nicht entzogen werden; welches auch heute zu tage, nach den teutſchen rech- ten, noch zu behaubten ſtehet. Ein anderes aber iſt es, falls ſie mit den in verweſung, und vor- mundſchaft habenden guͤtern irer kinder nicht ge- hoͤriger maſſen umgehet. So lange allſo eine mutter gute wirtſchaft fuͤret, wird ein inventarium, den teutſchen rechten nach, von ihr nicht erfodert (§ 745); ſie iſt auch in diſem falle, im zweiffel, mit der rechnung zu verſchonen. Daher ſind auch fuͤrſtliche, graͤfliche, adeliche witben, im zweiffel, nach maßgebung der teutſchen rechte, als vormun- dinnen, weder rechnungen abzulegen, noch ein in- ventarium fertigen zu laſſen gehalten, Diet. Herm. Kemmerichan tutor illuſtris ad inuentarium con-
fic.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0599"n="575"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">u. obervorm., auch krigiſchen vorm.</hi></fw><lb/>
ge allerdings fuͤr vorzuͤglich; geſtalt dann auch ei-<lb/>
ne mutter irer kinder gerechtſamen, als mitvor-<lb/>
muͤndin, durch eine rechtsverwarung aufrecht er-<lb/>
halten kan, <hirendition="#fr">Schroͤter</hi><hirendition="#aq">de poteſtat. pos.</hi> 7, n. 2,<lb/><hirendition="#fr">Roͤſener</hi> cap. <hirendition="#aq">VI,</hi> n. 18, ſ. 46, <hirendition="#fr">Mevius</hi><hirendition="#aq">P. I,<lb/>
dec.</hi> 14, n. 2, ſ. 7. Ein vormund vermag ſei-<lb/>
nen unmuͤndigen das inen vom großvater zugefal-<lb/>
lene recht nicht zu vergeben; ſondern hat ſie allen-<lb/>
falls zu entſchaͤdigen, <hirendition="#fr">Lauterbach</hi> im <hirendition="#aq">coll. th.<lb/>
pr. π. lib. 26, tit.</hi> 9, § 9, und wenn ſie diſes<lb/>
nicht erhalten, faͤllt der handel des vormundes,<lb/>
als ungiltig, dahin.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 966</head><lb/><p>Diweil die mutter ſich bei den Teutſchen in<noteplace="right">ob die muͤtte<lb/>
bei den Teut-<lb/>ſchen rechnung<lb/>
ablegen, und<lb/>
inventarien er-<lb/>
richten muͤſ-<lb/>ſen?</note><lb/>
der gemeinſchaft mit irem ehemanne befand; folg-<lb/>
lich faſt eben ſo vil gewalt uͤber die kinder, als der<lb/>
vater hatte, auch ihr die nuznuͤſſung gebuͤrete; ſo<lb/>
konnte ſie nicht leicht zur rechnungs-ablegung an-<lb/>
geſtraͤnget werden; bevorab, wenn ſie den witben-<lb/>ſtul nicht verruͤckete; anbenebſt gut wirtſchaftete;<lb/>ſo konnte ihr die verwaltung nicht entzogen werden;<lb/>
welches auch heute zu tage, nach den teutſchen rech-<lb/>
ten, noch zu behaubten ſtehet. Ein anderes aber<lb/>
iſt es, falls ſie mit den in verweſung, und vor-<lb/>
mundſchaft habenden guͤtern irer kinder nicht ge-<lb/>
hoͤriger maſſen umgehet. So lange allſo eine<lb/>
mutter gute wirtſchaft fuͤret, wird ein inventarium,<lb/>
den teutſchen rechten nach, von ihr nicht erfodert<lb/>
(§ 745); ſie iſt auch in diſem falle, im zweiffel,<lb/>
mit der rechnung zu verſchonen. Daher ſind auch<lb/>
fuͤrſtliche, graͤfliche, adeliche witben, im zweiffel,<lb/>
nach maßgebung der teutſchen rechte, als vormun-<lb/>
dinnen, weder rechnungen abzulegen, noch ein in-<lb/>
ventarium fertigen zu laſſen gehalten, <hirendition="#fr">Diet. Herm.<lb/>
Kemmerich</hi><hirendition="#aq">an tutor illuſtris ad inuentarium con-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">fic.</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[575/0599]
u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
ge allerdings fuͤr vorzuͤglich; geſtalt dann auch ei-
ne mutter irer kinder gerechtſamen, als mitvor-
muͤndin, durch eine rechtsverwarung aufrecht er-
halten kan, Schroͤter de poteſtat. pos. 7, n. 2,
Roͤſener cap. VI, n. 18, ſ. 46, Mevius P. I,
dec. 14, n. 2, ſ. 7. Ein vormund vermag ſei-
nen unmuͤndigen das inen vom großvater zugefal-
lene recht nicht zu vergeben; ſondern hat ſie allen-
falls zu entſchaͤdigen, Lauterbach im coll. th.
pr. π. lib. 26, tit. 9, § 9, und wenn ſie diſes
nicht erhalten, faͤllt der handel des vormundes,
als ungiltig, dahin.
§ 966
Diweil die mutter ſich bei den Teutſchen in
der gemeinſchaft mit irem ehemanne befand; folg-
lich faſt eben ſo vil gewalt uͤber die kinder, als der
vater hatte, auch ihr die nuznuͤſſung gebuͤrete; ſo
konnte ſie nicht leicht zur rechnungs-ablegung an-
geſtraͤnget werden; bevorab, wenn ſie den witben-
ſtul nicht verruͤckete; anbenebſt gut wirtſchaftete;
ſo konnte ihr die verwaltung nicht entzogen werden;
welches auch heute zu tage, nach den teutſchen rech-
ten, noch zu behaubten ſtehet. Ein anderes aber
iſt es, falls ſie mit den in verweſung, und vor-
mundſchaft habenden guͤtern irer kinder nicht ge-
hoͤriger maſſen umgehet. So lange allſo eine
mutter gute wirtſchaft fuͤret, wird ein inventarium,
den teutſchen rechten nach, von ihr nicht erfodert
(§ 745); ſie iſt auch in diſem falle, im zweiffel,
mit der rechnung zu verſchonen. Daher ſind auch
fuͤrſtliche, graͤfliche, adeliche witben, im zweiffel,
nach maßgebung der teutſchen rechte, als vormun-
dinnen, weder rechnungen abzulegen, noch ein in-
ventarium fertigen zu laſſen gehalten, Diet. Herm.
Kemmerich an tutor illuſtris ad inuentarium con-
fic.
ob die muͤtte
bei den Teut-
ſchen rechnung
ablegen, und
inventarien er-
richten muͤſ-
ſen?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/599>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.