Christine Charlotte, geborne gräfin zu Solms, 1725 zur vormündin seiner kinder; ein gleiches tat auch landgraf Friderich Jacob, und landgraf Fri- derich Carl, zu Homburg, 1749, eb. § 23 -- 25 s. 78 fag. Hiraus, und nach andern beispilen er- bricht sich: daß in dem fürstlichen samthause Hes- sen sowohl vormundschaften der stammsvättern, als auch der fürstlichen mütter, und andere sich fin- den lassen; anbenebst die landstände dabei jewei- len mit anteil gehabt haben.
§ 965
von der müt- terlichen vor- mundschaft nach dem brau- che der höchsten reichsgerichte.
Die ehefrau war bei den Teutschen in gemein- schaft der eigenen güter; folglich konnte sie auch darüber, nach absterben ires ehemannes, die ver- waltung, und vormundschaft füren, auch die kin- der erzihen (§ 964). Von dem fürstlichen hause Wirtenberg, und den mütterlichen vormundschaf- ten darin findet man vile beispile in den Kochleri- schen münzbelustigungen, im 10ten th. s. 33 fgg. Dargegen tat es nichts: daß die weiber sich wohl selbst in der vormundschaft befanden; sintemal die vormundschaft über das weibliche geschlecht nur in einer vertretung, und verteidigung, auch rahtge- bung bestand; dahingegen die vormundschaft über eines unmündigen person, und verwaltung dessen güter sich erstrecket; mithin mag eine mutter, des- sen ungeachtet, wohl irer kinder vormündin wer- den (§ 964). Nach maßgebung der teutschen rechte verwaltet die mutter, one rechnungs-able- gung, nach ires ehemannes absterben, das vermö- gen, nebst der vormundschaft (§ 740, § 742, § 755, § 869) Dahingegen soll eine mutter, nach dem gerichtsbrauche der höchsten Reichsgerichte, ver- möge der kaiserlichen rechte, wenn sie selbst als eine vormündin sich darstellen will, sie mag eine fürst-
liche,
CXXII h. von den vormunden,
Chriſtine Charlotte, geborne graͤfin zu Solms, 1725 zur vormuͤndin ſeiner kinder; ein gleiches tat auch landgraf Friderich Jacob, und landgraf Fri- derich Carl, zu Homburg, 1749, eb. § 23 — 25 ſ. 78 fag. Hiraus, und nach andern beiſpilen er- bricht ſich: daß in dem fuͤrſtlichen ſamthauſe Heſ- ſen ſowohl vormundſchaften der ſtammsvaͤttern, als auch der fuͤrſtlichen muͤtter, und andere ſich fin- den laſſen; anbenebſt die landſtaͤnde dabei jewei- len mit anteil gehabt haben.
§ 965
von der muͤt- terlichen vor- mundſchaft nach dem brau- che der hoͤchſten reichsgerichte.
Die ehefrau war bei den Teutſchen in gemein- ſchaft der eigenen guͤter; folglich konnte ſie auch daruͤber, nach abſterben ires ehemannes, die ver- waltung, und vormundſchaft fuͤren, auch die kin- der erzihen (§ 964). Von dem fuͤrſtlichen hauſe Wirtenberg, und den muͤtterlichen vormundſchaf- ten darin findet man vile beiſpile in den Kochleri- ſchen muͤnzbeluſtigungen, im 10ten th. ſ. 33 fgg. Dargegen tat es nichts: daß die weiber ſich wohl ſelbſt in der vormundſchaft befanden; ſintemal die vormundſchaft uͤber das weibliche geſchlecht nur in einer vertretung, und verteidigung, auch rahtge- bung beſtand; dahingegen die vormundſchaft uͤber eines unmuͤndigen perſon, und verwaltung deſſen guͤter ſich erſtrecket; mithin mag eine mutter, deſ- ſen ungeachtet, wohl irer kinder vormuͤndin wer- den (§ 964). Nach maßgebung der teutſchen rechte verwaltet die mutter, one rechnungs-able- gung, nach ires ehemannes abſterben, das vermoͤ- gen, nebſt der vormundſchaft (§ 740, § 742, § 755, § 869) Dahingegen ſoll eine mutter, nach dem gerichtsbrauche der hoͤchſten Reichsgerichte, ver- moͤge der kaiſerlichen rechte, wenn ſie ſelbſt als eine vormuͤndin ſich darſtellen will, ſie mag eine fuͤrſt-
liche,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0596"n="572"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">CXXII</hi> h. von den vormunden,</hi></fw><lb/>
Chriſtine Charlotte, geborne graͤfin zu Solms,<lb/>
1725 zur vormuͤndin ſeiner kinder; ein gleiches tat<lb/>
auch landgraf Friderich Jacob, und landgraf Fri-<lb/>
derich Carl, zu Homburg, 1749, <hirendition="#fr">eb.</hi> § 23 — 25<lb/>ſ. 78 fag. Hiraus, und nach andern beiſpilen er-<lb/>
bricht ſich: daß in dem fuͤrſtlichen ſamthauſe Heſ-<lb/>ſen ſowohl vormundſchaften der ſtammsvaͤttern,<lb/>
als auch der fuͤrſtlichen muͤtter, und andere ſich fin-<lb/>
den laſſen; anbenebſt die landſtaͤnde dabei jewei-<lb/>
len mit anteil gehabt haben.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 965</head><lb/><noteplace="left">von der muͤt-<lb/>
terlichen vor-<lb/>
mundſchaft<lb/>
nach dem brau-<lb/>
che der hoͤchſten<lb/>
reichsgerichte.</note><p>Die ehefrau war bei den Teutſchen in gemein-<lb/>ſchaft der eigenen guͤter; folglich konnte ſie auch<lb/>
daruͤber, nach abſterben ires ehemannes, die ver-<lb/>
waltung, und vormundſchaft fuͤren, auch die kin-<lb/>
der erzihen (§ 964). Von dem fuͤrſtlichen hauſe<lb/>
Wirtenberg, und den muͤtterlichen vormundſchaf-<lb/>
ten darin findet man vile beiſpile in den <hirendition="#fr">Kochleri-<lb/>ſchen</hi> muͤnzbeluſtigungen, im 10ten th. ſ. 33 fgg.<lb/>
Dargegen tat es nichts: daß die weiber ſich wohl<lb/>ſelbſt in der vormundſchaft befanden; ſintemal die<lb/>
vormundſchaft uͤber das weibliche geſchlecht nur in<lb/>
einer vertretung, und verteidigung, auch rahtge-<lb/>
bung beſtand; dahingegen die vormundſchaft uͤber<lb/>
eines unmuͤndigen perſon, und verwaltung deſſen<lb/>
guͤter ſich erſtrecket; mithin mag eine mutter, deſ-<lb/>ſen ungeachtet, wohl irer kinder vormuͤndin wer-<lb/>
den (§ 964). Nach maßgebung der teutſchen<lb/>
rechte verwaltet die mutter, one rechnungs-able-<lb/>
gung, nach ires ehemannes abſterben, das vermoͤ-<lb/>
gen, nebſt der vormundſchaft (§ 740, § 742, § 755,<lb/>
§ 869) Dahingegen ſoll eine mutter, nach dem<lb/>
gerichtsbrauche der hoͤchſten Reichsgerichte, ver-<lb/>
moͤge der kaiſerlichen rechte, wenn ſie ſelbſt als eine<lb/>
vormuͤndin ſich darſtellen will, ſie mag eine fuͤrſt-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">liche,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[572/0596]
CXXII h. von den vormunden,
Chriſtine Charlotte, geborne graͤfin zu Solms,
1725 zur vormuͤndin ſeiner kinder; ein gleiches tat
auch landgraf Friderich Jacob, und landgraf Fri-
derich Carl, zu Homburg, 1749, eb. § 23 — 25
ſ. 78 fag. Hiraus, und nach andern beiſpilen er-
bricht ſich: daß in dem fuͤrſtlichen ſamthauſe Heſ-
ſen ſowohl vormundſchaften der ſtammsvaͤttern,
als auch der fuͤrſtlichen muͤtter, und andere ſich fin-
den laſſen; anbenebſt die landſtaͤnde dabei jewei-
len mit anteil gehabt haben.
§ 965
Die ehefrau war bei den Teutſchen in gemein-
ſchaft der eigenen guͤter; folglich konnte ſie auch
daruͤber, nach abſterben ires ehemannes, die ver-
waltung, und vormundſchaft fuͤren, auch die kin-
der erzihen (§ 964). Von dem fuͤrſtlichen hauſe
Wirtenberg, und den muͤtterlichen vormundſchaf-
ten darin findet man vile beiſpile in den Kochleri-
ſchen muͤnzbeluſtigungen, im 10ten th. ſ. 33 fgg.
Dargegen tat es nichts: daß die weiber ſich wohl
ſelbſt in der vormundſchaft befanden; ſintemal die
vormundſchaft uͤber das weibliche geſchlecht nur in
einer vertretung, und verteidigung, auch rahtge-
bung beſtand; dahingegen die vormundſchaft uͤber
eines unmuͤndigen perſon, und verwaltung deſſen
guͤter ſich erſtrecket; mithin mag eine mutter, deſ-
ſen ungeachtet, wohl irer kinder vormuͤndin wer-
den (§ 964). Nach maßgebung der teutſchen
rechte verwaltet die mutter, one rechnungs-able-
gung, nach ires ehemannes abſterben, das vermoͤ-
gen, nebſt der vormundſchaft (§ 740, § 742, § 755,
§ 869) Dahingegen ſoll eine mutter, nach dem
gerichtsbrauche der hoͤchſten Reichsgerichte, ver-
moͤge der kaiſerlichen rechte, wenn ſie ſelbſt als eine
vormuͤndin ſich darſtellen will, ſie mag eine fuͤrſt-
liche,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/596>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.