rio tutorum, Straßb. 1672 s. 19 fgg. Dijenige, welche bürger und bauern an einem orte sind, kön- nen, nach befinden, zur übernemung der vormund- schaften angehalten werden; in disem falle werden selbige als gemeine bürden noch betrachtet, Man- zelde coactione ad munera et officia publica etc Rost. 1755, § 18 fgg. s. 12 fg., Engau am a. o. § 19 s. 28 fg., die Schaumburgische polizei-ordn. cap. X, Rinteln 1717, 4t, s. 92 fg.
§ 964
Die nüßbräuchliche vormundschaft (tutela fru-was die nüß- bräuchliche vormundschaft bedeutet, und ob solche den müttern in lehnen gebüret hat? ctuaria), bei den lehnen etc bestehet in dem rechte ei- nes gefäzlichen vormundes, die einkünfte seines pflegbefolenen sich zu nuz zu machen, one jemanden davon rechnung zu tun, Mosers statsrecht th. 18, cap. 96 § 67, und R. hofr. conclusa th. 7 s. 984, Ringler am a. o. s. 238 fg., Pufendorfobs. P. I obs. 47 § 49. Dise hat mancherlei ursachen, 1) weil dergleichen vormund die lehndinste leisten, 2) darnebst den unmündigen, samt seiner etwa noch lebenden mutter, und angehörigen im hause, ernä- ren mußte. Nun aber kan keiner gezwungen wer- den, den andern zu ernären, und für ihn die kriges- dinste umsonst zu tun; nicht zu gedenken, daß ehe- dem die Teutsche langfam haben schreiben, und lesen; folglich auch keine rechnung füren können. Die mutter konnte bei iren unmündigen kindern, als vasallen, das lehn nicht verdinen, und zu felde zihen; sondern hirzu war ein ebenbürtiger, und tüchtiger lehnträger nötig; für die erzihung der kin- der hatte sie zu sorgen; zudem war auch die ehe- frau der lehngüter halber keine mitherrin, wie bei den eigenen gütern des ehemannes; folglich konnte sie auch nicht lehnsvormündin ires sones seyn, wel- cher ein lehn hatte; wohl aber bei den allodial-gü-
tern,
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u. obervormund., auch krigiſch. vorm.
rio tutorum, Straßb. 1672 ſ. 19 fgg. Dijenige, welche buͤrger und bauern an einem orte ſind, koͤn- nen, nach befinden, zur uͤbernemung der vormund- ſchaften angehalten werden; in diſem falle werden ſelbige als gemeine buͤrden noch betrachtet, Man- zelde coactione ad munera et officia publica etc Roſt. 1755, § 18 fgg. ſ. 12 fg., Engau am a. o. § 19 ſ. 28 fg., die Schaumburgiſche polizei-ordn. cap. X, Rinteln 1717, 4t, ſ. 92 fg.
§ 964
Die nuͤßbraͤuchliche vormundſchaft (tutela fru-was die nuͤß- braͤuchliche vormundſchaft bedeutet, und ob ſolche den muͤttern in lehnen gebuͤret hat? ctuaria), bei den lehnen ꝛc beſtehet in dem rechte ei- nes gefaͤzlichen vormundes, die einkuͤnfte ſeines pflegbefolenen ſich zu nuz zu machen, one jemanden davon rechnung zu tun, Moſers ſtatsrecht th. 18, cap. 96 § 67, und R. hofr. concluſa th. 7 ſ. 984, Ringler am a. o. ſ. 238 fg., Pufendorfobſ. P. I obſ. 47 § 49. Diſe hat mancherlei urſachen, 1) weil dergleichen vormund die lehndinſte leiſten, 2) darnebſt den unmuͤndigen, ſamt ſeiner etwa noch lebenden mutter, und angehoͤrigen im hauſe, ernaͤ- ren mußte. Nun aber kan keiner gezwungen wer- den, den andern zu ernaͤren, und fuͤr ihn die kriges- dinſte umſonſt zu tun; nicht zu gedenken, daß ehe- dem die Teutſche langfam haben ſchreiben, und leſen; folglich auch keine rechnung fuͤren koͤnnen. Die mutter konnte bei iren unmuͤndigen kindern, als vaſallen, das lehn nicht verdinen, und zu felde zihen; ſondern hirzu war ein ebenbuͤrtiger, und tuͤchtiger lehntraͤger noͤtig; fuͤr die erzihung der kin- der hatte ſie zu ſorgen; zudem war auch die ehe- frau der lehnguͤter halber keine mitherrin, wie bei den eigenen guͤtern des ehemannes; folglich konnte ſie auch nicht lehnsvormuͤndin ires ſones ſeyn, wel- cher ein lehn hatte; wohl aber bei den allodial-guͤ-
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u. obervormund., auch krigiſch. vorm.
rio tutorum, Straßb. 1672 ſ. 19 fgg. Dijenige,
welche buͤrger und bauern an einem orte ſind, koͤn-
nen, nach befinden, zur uͤbernemung der vormund-
ſchaften angehalten werden; in diſem falle werden
ſelbige als gemeine buͤrden noch betrachtet, Man-
zel de coactione ad munera et officia publica etc
Roſt. 1755, § 18 fgg. ſ. 12 fg., Engau am a. o.
§ 19 ſ. 28 fg., die Schaumburgiſche polizei-ordn.
cap. X, Rinteln 1717, 4t, ſ. 92 fg.
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Die nuͤßbraͤuchliche vormundſchaft (tutela fru-
ctuaria), bei den lehnen ꝛc beſtehet in dem rechte ei-
nes gefaͤzlichen vormundes, die einkuͤnfte ſeines
pflegbefolenen ſich zu nuz zu machen, one jemanden
davon rechnung zu tun, Moſers ſtatsrecht th. 18,
cap. 96 § 67, und R. hofr. concluſa th. 7 ſ. 984,
Ringler am a. o. ſ. 238 fg., Pufendorf obſ. P. I
obſ. 47 § 49. Diſe hat mancherlei urſachen, 1)
weil dergleichen vormund die lehndinſte leiſten, 2)
darnebſt den unmuͤndigen, ſamt ſeiner etwa noch
lebenden mutter, und angehoͤrigen im hauſe, ernaͤ-
ren mußte. Nun aber kan keiner gezwungen wer-
den, den andern zu ernaͤren, und fuͤr ihn die kriges-
dinſte umſonſt zu tun; nicht zu gedenken, daß ehe-
dem die Teutſche langfam haben ſchreiben, und
leſen; folglich auch keine rechnung fuͤren koͤnnen.
Die mutter konnte bei iren unmuͤndigen kindern,
als vaſallen, das lehn nicht verdinen, und zu felde
zihen; ſondern hirzu war ein ebenbuͤrtiger, und
tuͤchtiger lehntraͤger noͤtig; fuͤr die erzihung der kin-
der hatte ſie zu ſorgen; zudem war auch die ehe-
frau der lehnguͤter halber keine mitherrin, wie bei
den eigenen guͤtern des ehemannes; folglich konnte
ſie auch nicht lehnsvormuͤndin ires ſones ſeyn, wel-
cher ein lehn hatte; wohl aber bei den allodial-guͤ-
tern,
was die nuͤß-
braͤuchliche
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bedeutet, und
ob ſolche den
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/591>, abgerufen am 22.12.2024.
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