Die teutsche, besonders aber unter den frän-von den urfa- chen zur ehe- scheidung, und strafen des ehe- bruches. kischen königen, und kaisern, haben verschidene ursachen zur ehescheidung gehabt; jedoch von so vilen ehescheidungen, wie die Römer, nichts ge- wußt, Struve im iurisprud. her. th. IIII, s. 282 fg., Polac im syst. inrisprud. ciu. Germ. antiquae lib. I, cap. 8, von Engelbrechtobs. 53, s. 300 fg., Sam. Strykde diuortio propter insidias vitae structas; folglich haben sich die teutsche männer von iren eheweibern, wenn es nötig war, wider trennen können; fürnämlich aber wegen der hu- rerei, der stellung nach dem leben, des verübeten ehebruches, auch der bößlichen verlassung halber, Joh. Laur. Mosheimde diuortio, Jena 1748, 4t, § X fg., s. 27 fgg., Hert in notitia vet. Franc. regni cap. 3, § 3. Jn den ältesten zeiten waren, unter andern, zweierlei strafen bei den Teutschen, 1) die an leib gingen, z. e. das prügeln, welches für leibeigene gehörete, 2) die an haut und haar gingen, Cleffel s. 334 fg., § 9, von der Lahr am a. o. s. 45. Bei den Sachsen wurde der ehe- bruch mit dem leben bestrafet, sihe das repertori- um iur. priu. im 2ten th., s. 1304 fgg., den Hof- mannde dissensu iur. in pun. adult. crim. cap. V, den Cleffel in antiquit. Germ. s. 50 fgg., s. 58 fg., § 18. Jn Hessen findet man dißfalls die strafen verschidentlich verordnet. Jnhalts der ordnung, und reformation der 4 herren gebrüder, landgra- fen zu Hessen, vom 1ten aug. 1572, tit. von ehe- brechern etc war die strafe des ersten ehebruches, 1) geltbuße, 1/4 jar gefängniß mit wasser, und brod, 2) doppelte geltbuße, auch 1 jar landes- verweisung, der dritte ehebruch sollte mit der stäu- pung der ruten, und landes-verweisung geandet werden; allein nach fürschrift der ungebotsfragen,
und
von der eheſcheidung.
§ 844
Die teutſche, beſonders aber unter den fraͤn-von den urfa- chen zur ehe- ſcheidung, und ſtrafen des ehe- bruches. kiſchen koͤnigen, und kaiſern, haben verſchidene urſachen zur eheſcheidung gehabt; jedoch von ſo vilen eheſcheidungen, wie die Roͤmer, nichts ge- wußt, Struve im iurisprud. her. th. IIII, ſ. 282 fg., Polac im ſyſt. inrisprud. ciu. Germ. antiquae lib. I, cap. 8, von Engelbrechtobſ. 53, ſ. 300 fg., Sam. Strykde diuortio propter inſidias vitae ſtructas; folglich haben ſich die teutſche maͤnner von iren eheweibern, wenn es noͤtig war, wider trennen koͤnnen; fuͤrnaͤmlich aber wegen der hu- rerei, der ſtellung nach dem leben, des veruͤbeten ehebruches, auch der boͤßlichen verlaſſung halber, Joh. Laur. Mosheimde diuortio, Jena 1748, 4t, § X fg., ſ. 27 fgg., Hert in notitia vet. Franc. regni cap. 3, § 3. Jn den aͤlteſten zeiten waren, unter andern, zweierlei ſtrafen bei den Teutſchen, 1) die an leib gingen, z. e. das pruͤgeln, welches fuͤr leibeigene gehoͤrete, 2) die an haut und haar gingen, Cleffel ſ. 334 fg., § 9, von der Lahr am a. o. ſ. 45. Bei den Sachſen wurde der ehe- bruch mit dem leben beſtrafet, ſihe das repertori- um iur. priu. im 2ten th., ſ. 1304 fgg., den Hof- mannde diſſenſu iur. in pun. adult. crim. cap. V, den Cleffel in antiquit. Germ. ſ. 50 fgg., ſ. 58 fg., § 18. Jn Heſſen findet man dißfalls die ſtrafen verſchidentlich verordnet. Jnhalts der ordnung, und reformation der 4 herren gebruͤder, landgra- fen zu Heſſen, vom 1ten aug. 1572, tit. von ehe- brechern ꝛc war die ſtrafe des erſten ehebruches, 1) geltbuße, ¼ jar gefaͤngniß mit waſſer, und brod, 2) doppelte geltbuße, auch 1 jar landes- verweiſung, der dritte ehebruch ſollte mit der ſtaͤu- pung der ruten, und landes-verweiſung geandet werden; allein nach fuͤrſchrift der ungebotsfragen,
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von der eheſcheidung.
§ 844
Die teutſche, beſonders aber unter den fraͤn-
kiſchen koͤnigen, und kaiſern, haben verſchidene
urſachen zur eheſcheidung gehabt; jedoch von ſo
vilen eheſcheidungen, wie die Roͤmer, nichts ge-
wußt, Struve im iurisprud. her. th. IIII, ſ. 282
fg., Polac im ſyſt. inrisprud. ciu. Germ. antiquae
lib. I, cap. 8, von Engelbrecht obſ. 53, ſ. 300
fg., Sam. Stryk de diuortio propter inſidias vitae
ſtructas; folglich haben ſich die teutſche maͤnner
von iren eheweibern, wenn es noͤtig war, wider
trennen koͤnnen; fuͤrnaͤmlich aber wegen der hu-
rerei, der ſtellung nach dem leben, des veruͤbeten
ehebruches, auch der boͤßlichen verlaſſung halber,
Joh. Laur. Mosheim de diuortio, Jena 1748,
4t, § X fg., ſ. 27 fgg., Hert in notitia vet. Franc.
regni cap. 3, § 3. Jn den aͤlteſten zeiten waren,
unter andern, zweierlei ſtrafen bei den Teutſchen,
1) die an leib gingen, z. e. das pruͤgeln, welches
fuͤr leibeigene gehoͤrete, 2) die an haut und haar
gingen, Cleffel ſ. 334 fg., § 9, von der Lahr am
a. o. ſ. 45. Bei den Sachſen wurde der ehe-
bruch mit dem leben beſtrafet, ſihe das repertori-
um iur. priu. im 2ten th., ſ. 1304 fgg., den Hof-
mann de diſſenſu iur. in pun. adult. crim. cap. V,
den Cleffel in antiquit. Germ. ſ. 50 fgg., ſ. 58 fg.,
§ 18. Jn Heſſen findet man dißfalls die ſtrafen
verſchidentlich verordnet. Jnhalts der ordnung,
und reformation der 4 herren gebruͤder, landgra-
fen zu Heſſen, vom 1ten aug. 1572, tit. von ehe-
brechern ꝛc war die ſtrafe des erſten ehebruches,
1) geltbuße, ¼ jar gefaͤngniß mit waſſer, und
brod, 2) doppelte geltbuße, auch 1 jar landes-
verweiſung, der dritte ehebruch ſollte mit der ſtaͤu-
pung der ruten, und landes-verweiſung geandet
werden; allein nach fuͤrſchrift der ungebotsfragen,
und
von den urfa-
chen zur ehe-
ſcheidung, und
ſtrafen des ehe-
bruches.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/535>, abgerufen am 21.11.2024.
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