Hundert und zehntes haubtstück vom wittume, und leibgedinge.
§ 813
was den wit- tum veranlas- set habe?
Der hohe adel sorgete für seine witbe. Daher bestellete er selbiger ein gewisses, wovon sie in irem witbenstande leben konnte, one rücksicht zu nemen: ob sie eine brautgift zugebracht habe, oder nicht. Denn in den alten zeiten gab nicht die frau, sondern der mann den dotem (§ 814 des 1ten th., und § 791 des 3ten th.). Solchemnach gebüret ei- ner witbe ein wittum; wenn auch keine heimsteuer eingebracht, noch versprochen worden ist, Struve in iurisprud. her. vol. III s. 10 fg., meine neue kleine schriften im 2ten stücke abh. XII, s. 324 fg. s. 331, im 3ten stücke s. 507 fg., s. 521 fg., und de iuribus viduarum mulierum equestr. s. 12 fg., s. 18 fg., s. 85 fg., BoehmerT. I, P. II, cons. 110, n. 8 fg., n. 30, cons. 113, n. 18, wobei die gevättere die ver- willigung zum wittume vergeblich verwegern; im betracht der richter allenfalls denselben von ambtes- wegen bestimmen kan (§ 817 des 1ten th.), meine neue kleine schriften im 2ten stücke, abh. XIII, s. 327 fg. Hat aber die witbe ehegelter, erweißlicher massen, eingebracht; so hält sie desfalls sich bald an die lehns-bald an die erb- oder landerben, bei welchen sich nämlich die ehesteuer befindet eb. s. 325, s. 326. Man findet dergleichen auch in Hes- sen, wie schon in der hessischen gerichtsordn. cap. 31, cap. 37 verordnet ist. Dem hohen adel folgeten andere nach (§ 744), und stifteten wittume etc (§ 742). Der wittum ist aber mit dem witbensize nicht zu vermischen. Der wittum fället, nach der regel, auf das erbe, und eigen; zur hülfe aber auf das lehn, Kreß am a. o. cap. 1, § 9 fg., s. 14 fg.;
gestalt
CX haubtſtuͤck,
Hundert und zehntes haubtſtuͤck vom wittume, und leibgedinge.
§ 813
was den wit- tum veranlaſ- ſet habe?
Der hohe adel ſorgete fuͤr ſeine witbe. Daher beſtellete er ſelbiger ein gewiſſes, wovon ſie in irem witbenſtande leben konnte, one ruͤckſicht zu nemen: ob ſie eine brautgift zugebracht habe, oder nicht. Denn in den alten zeiten gab nicht die frau, ſondern der mann den dotem (§ 814 des 1ten th., und § 791 des 3ten th.). Solchemnach gebuͤret ei- ner witbe ein wittum; wenn auch keine heimſteuer eingebracht, noch verſprochen worden iſt, Struve in iurisprud. her. vol. III ſ. 10 fg., meine neue kleine ſchriften im 2ten ſtuͤcke abh. XII, ſ. 324 fg. ſ. 331, im 3ten ſtuͤcke ſ. 507 fg., ſ. 521 fg., und de iuribus viduarum mulierum equeſtr. ſ. 12 fg., ſ. 18 fg., ſ. 85 fg., BoehmerT. I, P. II, conſ. 110, n. 8 fg., n. 30, conſ. 113, n. 18, wobei die gevaͤttere die ver- willigung zum wittume vergeblich verwegern; im betracht der richter allenfalls denſelben von ambtes- wegen beſtimmen kan (§ 817 des 1ten th.), meine neue kleine ſchriften im 2ten ſtuͤcke, abh. XIII, ſ. 327 fg. Hat aber die witbe ehegelter, erweißlicher maſſen, eingebracht; ſo haͤlt ſie desfalls ſich bald an die lehns-bald an die erb- oder landerben, bei welchen ſich naͤmlich die eheſteuer befindet eb. ſ. 325, ſ. 326. Man findet dergleichen auch in Heſ- ſen, wie ſchon in der heſſiſchen gerichtsordn. cap. 31, cap. 37 verordnet iſt. Dem hohen adel folgeten andere nach (§ 744), und ſtifteten wittume ꝛc (§ 742). Der wittum iſt aber mit dem witbenſize nicht zu vermiſchen. Der wittum faͤllet, nach der regel, auf das erbe, und eigen; zur huͤlfe aber auf das lehn, Kreß am a. o. cap. 1, § 9 fg., ſ. 14 fg.;
geſtalt
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CX haubtſtuͤck,
Hundert und zehntes haubtſtuͤck
vom wittume, und leibgedinge.
§ 813
Der hohe adel ſorgete fuͤr ſeine witbe. Daher
beſtellete er ſelbiger ein gewiſſes, wovon ſie
in irem witbenſtande leben konnte, one ruͤckſicht zu
nemen: ob ſie eine brautgift zugebracht habe, oder
nicht. Denn in den alten zeiten gab nicht die frau,
ſondern der mann den dotem (§ 814 des 1ten th.,
und § 791 des 3ten th.). Solchemnach gebuͤret ei-
ner witbe ein wittum; wenn auch keine heimſteuer
eingebracht, noch verſprochen worden iſt, Struve
in iurisprud. her. vol. III ſ. 10 fg., meine neue kleine
ſchriften im 2ten ſtuͤcke abh. XII, ſ. 324 fg. ſ. 331,
im 3ten ſtuͤcke ſ. 507 fg., ſ. 521 fg., und de iuribus
viduarum mulierum equeſtr. ſ. 12 fg., ſ. 18 fg., ſ.
85 fg., Boehmer T. I, P. II, conſ. 110, n. 8 fg.,
n. 30, conſ. 113, n. 18, wobei die gevaͤttere die ver-
willigung zum wittume vergeblich verwegern; im
betracht der richter allenfalls denſelben von ambtes-
wegen beſtimmen kan (§ 817 des 1ten th.), meine
neue kleine ſchriften im 2ten ſtuͤcke, abh. XIII, ſ.
327 fg. Hat aber die witbe ehegelter, erweißlicher
maſſen, eingebracht; ſo haͤlt ſie desfalls ſich bald
an die lehns-bald an die erb- oder landerben, bei
welchen ſich naͤmlich die eheſteuer befindet eb. ſ.
325, ſ. 326. Man findet dergleichen auch in Heſ-
ſen, wie ſchon in der heſſiſchen gerichtsordn. cap. 31,
cap. 37 verordnet iſt. Dem hohen adel folgeten
andere nach (§ 744), und ſtifteten wittume ꝛc (§
742). Der wittum iſt aber mit dem witbenſize
nicht zu vermiſchen. Der wittum faͤllet, nach der
regel, auf das erbe, und eigen; zur huͤlfe aber auf
das lehn, Kreß am a. o. cap. 1, § 9 fg., ſ. 14 fg.;
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/514>, abgerufen am 21.12.2024.
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