men, oder papyr; daher man von unverbrifeten ehelichen langsam etwas hilte; sondern die verbri- fete gedinge waren im ansehen. Ausser dem brach- te der Teutsche seine sachen von wichtigkeit gern für das gericht; woraus die bestätigungen der eheliche ersprossen sind (§ 783 des 1ten th.), die wormsische stadtreformation vom jare 1561 fol. th. V, b. V, tit. I, s. 136, § 1, von Ludolfde iuribus foemin. illustr. Jn der herrschaft Varel müssen die ehe- stiftungen, auch verlobungen vor dem pfarrer ge- schehen, welches auch in verschidenen andern lan- den befunden wird, (§ 763, 764, 766, des 1ten th.), von Pufendorf vol. I, obs. 74, 75, s. 190 fg. Die ehegedinge sind schon in den ältesten teutschen gesä- zen zu finden, Just Henn. Boehmerde success. he- redit. coniug. ex pact. dot. cap. I, § 8, und de fun- dam. pactor. ad fideicommiss. inclin. cap. 2, § 4, Ricejus in spicil. iur. Germ. lib. I, tit. 13, s. 492. Von den vermälungen grosser herren sihe das von Moserische teutsche hofrecht im 1ten th. s. 500 fgg.
§ 763
wer zu den ehe- verlobungen seinen willen zu geben habe?
Nach den römischen rechten wird nur des va- ters willen erfodert; dahingegen gilt bei den Teut- schen die mutter eben so vil, und ire einwilligung zugleich wird für nötig erachtet; bevorab, da die mutter an der erzihung der kinder, und älterlichen gewalt iren anteil hat, auch sich mit irem eheman- ne in einer gemeinschaft befindet; bei diser aber ein ieder so vil, als der andere zu sagen hat. Daher hiß es in iren geschäften: cum consensu conthorali, wie die Kaiser selbst taten. Wenn allso der vater mit der verlobung seines kindes zufriden ist; iedoch die mutter nicht; so wird aus der heirat nichts, von Ludewig am a. o., von Pufendorfobs. 72
s. 188
CV h. von den eheverloͤbniſſen,
men, oder papyr; daher man von unverbrifeten ehelichen langſam etwas hilte; ſondern die verbri- fete gedinge waren im anſehen. Auſſer dem brach- te der Teutſche ſeine ſachen von wichtigkeit gern fuͤr das gericht; woraus die beſtaͤtigungen der eheliche erſproſſen ſind (§ 783 des 1ten th.), die wormſiſche ſtadtreformation vom jare 1561 fol. th. V, b. V, tit. I, ſ. 136, § 1, von Ludolfde iuribus foemin. illuſtr. Jn der herrſchaft Varel muͤſſen die ehe- ſtiftungen, auch verlobungen vor dem pfarrer ge- ſchehen, welches auch in verſchidenen andern lan- den befunden wird, (§ 763, 764, 766, des 1ten th.), von Pufendorf vol. I, obſ. 74, 75, ſ. 190 fg. Die ehegedinge ſind ſchon in den aͤlteſten teutſchen geſaͤ- zen zu finden, Juſt Henn. Boehmerde ſucceſſ. he- redit. coniug. ex pact. dot. cap. I, § 8, und de fun- dam. pactor. ad fideicommiſſ. inclin. cap. 2, § 4, Ricejus in ſpicil. iur. Germ. lib. I, tit. 13, ſ. 492. Von den vermaͤlungen groſſer herren ſihe das von Moſeriſche teutſche hofrecht im 1ten th. ſ. 500 fgg.
§ 763
wer zu den ehe- verlobungen ſeinen willen zu geben habe?
Nach den roͤmiſchen rechten wird nur des va- ters willen erfodert; dahingegen gilt bei den Teut- ſchen die mutter eben ſo vil, und ire einwilligung zugleich wird fuͤr noͤtig erachtet; bevorab, da die mutter an der erzihung der kinder, und aͤlterlichen gewalt iren anteil hat, auch ſich mit irem eheman- ne in einer gemeinſchaft befindet; bei diſer aber ein ieder ſo vil, als der andere zu ſagen hat. Daher hiß es in iren geſchaͤften: cum conſenſu conthorali, wie die Kaiſer ſelbſt taten. Wenn allſo der vater mit der verlobung ſeines kindes zufriden iſt; iedoch die mutter nicht; ſo wird aus der heirat nichts, von Ludewig am a. o., von Pufendorfobſ. 72
ſ. 188
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0486"n="462"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">CV</hi> h. von den eheverloͤbniſſen,</hi></fw><lb/>
men, oder papyr; daher man von unverbrifeten<lb/>
ehelichen langſam etwas hilte; ſondern die verbri-<lb/>
fete gedinge waren im anſehen. Auſſer dem brach-<lb/>
te der Teutſche ſeine ſachen von wichtigkeit gern fuͤr<lb/>
das gericht; woraus die beſtaͤtigungen der eheliche<lb/>
erſproſſen ſind (§ 783 des 1ten th.), die wormſiſche<lb/>ſtadtreformation vom jare 1561 fol. th. <hirendition="#aq">V,</hi> b. <hirendition="#aq">V,</hi><lb/>
tit. <hirendition="#aq">I,</hi>ſ. 136, § 1, <hirendition="#fr">von Ludolf</hi><hirendition="#aq">de iuribus foemin.<lb/>
illuſtr.</hi> Jn der herrſchaft Varel muͤſſen die ehe-<lb/>ſtiftungen, auch verlobungen vor dem pfarrer ge-<lb/>ſchehen, welches auch in verſchidenen andern lan-<lb/>
den befunden wird, (§ 763, 764, 766, des 1ten th.),<lb/><hirendition="#fr">von Pufendorf</hi> vol. <hirendition="#aq">I, obſ.</hi> 74, 75, ſ. 190 fg. Die<lb/>
ehegedinge ſind ſchon in den aͤlteſten teutſchen geſaͤ-<lb/>
zen zu finden, <hirendition="#fr">Juſt Henn. Boehmer</hi><hirendition="#aq">de ſucceſſ. he-<lb/>
redit. coniug. ex pact. dot. cap. I,</hi> § 8, und <hirendition="#aq">de fun-<lb/>
dam. pactor. ad fideicommiſſ. inclin. cap.</hi> 2, § 4,<lb/><hirendition="#fr">Ricejus</hi> in <hirendition="#aq">ſpicil. iur. Germ. lib. I,</hi> tit. 13, ſ. 492.<lb/>
Von den vermaͤlungen groſſer herren ſihe das<lb/><hirendition="#fr">von Moſeriſche</hi> teutſche hofrecht im 1ten th. ſ.<lb/>
500 fgg.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 763</head><lb/><noteplace="left">wer zu den ehe-<lb/>
verlobungen<lb/>ſeinen willen<lb/>
zu geben habe?</note><p>Nach den roͤmiſchen rechten wird nur des va-<lb/>
ters willen erfodert; dahingegen gilt bei den Teut-<lb/>ſchen die mutter eben ſo vil, und ire einwilligung<lb/>
zugleich wird fuͤr noͤtig erachtet; bevorab, da die<lb/>
mutter an der erzihung der kinder, und aͤlterlichen<lb/>
gewalt iren anteil hat, auch ſich mit irem eheman-<lb/>
ne in einer gemeinſchaft befindet; bei diſer aber ein<lb/>
ieder ſo vil, als der andere zu ſagen hat. Daher<lb/>
hiß es in iren geſchaͤften: <hirendition="#aq">cum conſenſu conthorali,</hi><lb/>
wie die Kaiſer ſelbſt taten. Wenn allſo der vater<lb/>
mit der verlobung ſeines kindes zufriden iſt; iedoch<lb/>
die mutter nicht; ſo wird aus der heirat nichts,<lb/><hirendition="#fr">von Ludewig</hi> am a. o., <hirendition="#fr">von Pufendorf</hi><hirendition="#aq">obſ.</hi> 72<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſ. 188</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[462/0486]
CV h. von den eheverloͤbniſſen,
men, oder papyr; daher man von unverbrifeten
ehelichen langſam etwas hilte; ſondern die verbri-
fete gedinge waren im anſehen. Auſſer dem brach-
te der Teutſche ſeine ſachen von wichtigkeit gern fuͤr
das gericht; woraus die beſtaͤtigungen der eheliche
erſproſſen ſind (§ 783 des 1ten th.), die wormſiſche
ſtadtreformation vom jare 1561 fol. th. V, b. V,
tit. I, ſ. 136, § 1, von Ludolf de iuribus foemin.
illuſtr. Jn der herrſchaft Varel muͤſſen die ehe-
ſtiftungen, auch verlobungen vor dem pfarrer ge-
ſchehen, welches auch in verſchidenen andern lan-
den befunden wird, (§ 763, 764, 766, des 1ten th.),
von Pufendorf vol. I, obſ. 74, 75, ſ. 190 fg. Die
ehegedinge ſind ſchon in den aͤlteſten teutſchen geſaͤ-
zen zu finden, Juſt Henn. Boehmer de ſucceſſ. he-
redit. coniug. ex pact. dot. cap. I, § 8, und de fun-
dam. pactor. ad fideicommiſſ. inclin. cap. 2, § 4,
Ricejus in ſpicil. iur. Germ. lib. I, tit. 13, ſ. 492.
Von den vermaͤlungen groſſer herren ſihe das
von Moſeriſche teutſche hofrecht im 1ten th. ſ.
500 fgg.
§ 763
Nach den roͤmiſchen rechten wird nur des va-
ters willen erfodert; dahingegen gilt bei den Teut-
ſchen die mutter eben ſo vil, und ire einwilligung
zugleich wird fuͤr noͤtig erachtet; bevorab, da die
mutter an der erzihung der kinder, und aͤlterlichen
gewalt iren anteil hat, auch ſich mit irem eheman-
ne in einer gemeinſchaft befindet; bei diſer aber ein
ieder ſo vil, als der andere zu ſagen hat. Daher
hiß es in iren geſchaͤften: cum conſenſu conthorali,
wie die Kaiſer ſelbſt taten. Wenn allſo der vater
mit der verlobung ſeines kindes zufriden iſt; iedoch
die mutter nicht; ſo wird aus der heirat nichts,
von Ludewig am a. o., von Pufendorf obſ. 72
ſ. 188
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/486>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.