Rom. distinctio inter dotem et parapherna foris Germ. non est accommodanda, Leipz. 1729, 4t, § 5 fg., s. 13 fg. Jmmittels kam hirdurch die frau bei den Teutschen nicht, wie zu der alten Rö- mer zeiten, in die oberherrschaft, oder in die ge- walt des mannes; sondern sie gelangete zur gemein- schaft der güter, als eine mitherrin. Disemnach ist sotaner kauf keinesweges ein solcher, wodurch die braut des mannes leibeigene wurde; sondern das kaufgelt dinete zu irem unterhalte, nach des mannes ableiben; folglich durfte ihr vater, oder mutter dasselbe nicht behalten; der bräutigam be- schenkete seine braut auch wohl mit kleidern; wel- ches heute zu tage hir, und da, besonders bei standes-personen, gefunden wird. Allso war bei einer teutschen heirat das kaufgelt der dos; zum zeichen der libe gab der bräutigam der braut einen ring; die übrigen geschenke waren willkürlich. Jm übrigen ist der kauf heute zu tage nicht mehr bräuch- lich in Teutschlande.
§ 703
Die puncte bei verheiratungen unter gemeinenvon den ehe- puncten bei ge- meinen leuzen, und was darauf erfolget? leuten sind: 1) die anwerbung, oder das ausge- hen auf die freierei; in Sachsen heisset es: auf die freite, freitum, libertas (§ 699), Haltaus unter disem worte; 2) die beschreibung, das ist, die verabredung des eheliches, und bringung zu papire; 3) der handschlag; 4) die beringung, oder wechselung der ringe, Peter Müllerde annulo pronubo, Jena 1672, Eisenhart von sprüchwör- tern s. 96 fg., ist der finger beringet, so ist die jungfer gedinget, Boehmer im iure eccles. prot. lib. IIII, tit. 1, § 102; 5) die gebung auf die treue, Burc. Bardilide sponsalitia largitate, Tüb. 1675, die Struvischeiurisprud. heroica, im 3ten
th.,
D d 4
von den eheleuten.
Rom. diſtinctio inter dotem et parapherna foris Germ. non eſt accommodanda, Leipz. 1729, 4t, § 5 fg., ſ. 13 fg. Jmmittels kam hirdurch die frau bei den Teutſchen nicht, wie zu der alten Roͤ- mer zeiten, in die oberherrſchaft, oder in die ge- walt des mannes; ſondern ſie gelangete zur gemein- ſchaft der guͤter, als eine mitherrin. Diſemnach iſt ſotaner kauf keinesweges ein ſolcher, wodurch die braut des mannes leibeigene wurde; ſondern das kaufgelt dinete zu irem unterhalte, nach des mannes ableiben; folglich durfte ihr vater, oder mutter daſſelbe nicht behalten; der braͤutigam be- ſchenkete ſeine braut auch wohl mit kleidern; wel- ches heute zu tage hir, und da, beſonders bei ſtandes-perſonen, gefunden wird. Allſo war bei einer teutſchen heirat das kaufgelt der dos; zum zeichen der libe gab der braͤutigam der braut einen ring; die uͤbrigen geſchenke waren willkuͤrlich. Jm uͤbrigen iſt der kauf heute zu tage nicht mehr braͤuch- lich in Teutſchlande.
§ 703
Die puncte bei verheiratungen unter gemeinenvon den ehe- puncten bei ge- meinen leuzen, und was daꝛauf erfolget? leuten ſind: 1) die anwerbung, oder das ausge- hen auf die freierei; in Sachſen heiſſet es: auf die freite, freitum, libertas (§ 699), Haltaus unter diſem worte; 2) die beſchreibung, das iſt, die verabredung des eheliches, und bringung zu papire; 3) der handſchlag; 4) die beringung, oder wechſelung der ringe, Peter Muͤllerde annulo pronubo, Jena 1672, Eiſenhart von ſpruͤchwoͤr- tern ſ. 96 fg., iſt der finger beringet, ſo iſt die jungfer gedinget, Boehmer im iure eccleſ. prot. lib. IIII, tit. 1, § 102; 5) die gebung auf die treue, Burc. Bardilide ſponſalitia largitate, Tuͤb. 1675, die Struviſcheiurisprud. heroica, im 3ten
th.,
D d 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0447"n="423"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den eheleuten.</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">Rom. diſtinctio inter dotem et parapherna foris<lb/>
Germ. non eſt accommodanda,</hi> Leipz. 1729, 4t,<lb/>
§ 5 fg., ſ. 13 fg. Jmmittels kam hirdurch die<lb/>
frau bei den Teutſchen nicht, wie zu der alten Roͤ-<lb/>
mer zeiten, in die oberherrſchaft, oder in die ge-<lb/>
walt des mannes; ſondern ſie gelangete zur gemein-<lb/>ſchaft der guͤter, als eine mitherrin. Diſemnach<lb/>
iſt ſotaner kauf keinesweges ein ſolcher, wodurch<lb/>
die braut des mannes leibeigene wurde; ſondern<lb/>
das kaufgelt dinete zu irem unterhalte, nach des<lb/>
mannes ableiben; folglich durfte ihr vater, oder<lb/>
mutter daſſelbe nicht behalten; der braͤutigam be-<lb/>ſchenkete ſeine braut auch wohl mit kleidern; wel-<lb/>
ches heute zu tage hir, und da, beſonders bei<lb/>ſtandes-perſonen, gefunden wird. Allſo war bei<lb/>
einer teutſchen heirat das kaufgelt der dos; zum<lb/>
zeichen der libe gab der braͤutigam der braut einen<lb/>
ring; die uͤbrigen geſchenke waren willkuͤrlich. Jm<lb/>
uͤbrigen iſt der kauf heute zu tage nicht mehr braͤuch-<lb/>
lich in Teutſchlande.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 703</head><lb/><p>Die puncte bei verheiratungen unter gemeinen<noteplace="right">von den ehe-<lb/>
puncten bei ge-<lb/>
meinen leuzen,<lb/>
und was daꝛauf<lb/>
erfolget?</note><lb/>
leuten ſind: 1) die anwerbung, oder das ausge-<lb/>
hen auf die freierei; in Sachſen heiſſet es: auf<lb/>
die freite, freitum, libertas (§ 699), <hirendition="#fr">Haltaus</hi><lb/>
unter diſem worte; 2) die beſchreibung, das iſt,<lb/>
die verabredung des eheliches, und bringung zu<lb/>
papire; 3) der handſchlag; 4) die beringung, oder<lb/>
wechſelung der ringe, <hirendition="#fr">Peter Muͤller</hi><hirendition="#aq">de annulo<lb/>
pronubo,</hi> Jena 1672, <hirendition="#fr">Eiſenhart</hi> von ſpruͤchwoͤr-<lb/>
tern ſ. 96 fg., iſt der finger beringet, ſo iſt die<lb/>
jungfer gedinget, <hirendition="#fr">Boehmer</hi> im <hirendition="#aq">iure eccleſ. prot.<lb/>
lib. IIII,</hi> tit. 1, § 102; 5) die gebung auf die<lb/>
treue, <hirendition="#fr">Burc. Bardili</hi><hirendition="#aq">de ſponſalitia largitate,</hi> Tuͤb.<lb/>
1675, die <hirendition="#fr">Struviſche</hi><hirendition="#aq">iurisprud. heroica,</hi> im 3ten<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">th.,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[423/0447]
von den eheleuten.
Rom. diſtinctio inter dotem et parapherna foris
Germ. non eſt accommodanda, Leipz. 1729, 4t,
§ 5 fg., ſ. 13 fg. Jmmittels kam hirdurch die
frau bei den Teutſchen nicht, wie zu der alten Roͤ-
mer zeiten, in die oberherrſchaft, oder in die ge-
walt des mannes; ſondern ſie gelangete zur gemein-
ſchaft der guͤter, als eine mitherrin. Diſemnach
iſt ſotaner kauf keinesweges ein ſolcher, wodurch
die braut des mannes leibeigene wurde; ſondern
das kaufgelt dinete zu irem unterhalte, nach des
mannes ableiben; folglich durfte ihr vater, oder
mutter daſſelbe nicht behalten; der braͤutigam be-
ſchenkete ſeine braut auch wohl mit kleidern; wel-
ches heute zu tage hir, und da, beſonders bei
ſtandes-perſonen, gefunden wird. Allſo war bei
einer teutſchen heirat das kaufgelt der dos; zum
zeichen der libe gab der braͤutigam der braut einen
ring; die uͤbrigen geſchenke waren willkuͤrlich. Jm
uͤbrigen iſt der kauf heute zu tage nicht mehr braͤuch-
lich in Teutſchlande.
§ 703
Die puncte bei verheiratungen unter gemeinen
leuten ſind: 1) die anwerbung, oder das ausge-
hen auf die freierei; in Sachſen heiſſet es: auf
die freite, freitum, libertas (§ 699), Haltaus
unter diſem worte; 2) die beſchreibung, das iſt,
die verabredung des eheliches, und bringung zu
papire; 3) der handſchlag; 4) die beringung, oder
wechſelung der ringe, Peter Muͤller de annulo
pronubo, Jena 1672, Eiſenhart von ſpruͤchwoͤr-
tern ſ. 96 fg., iſt der finger beringet, ſo iſt die
jungfer gedinget, Boehmer im iure eccleſ. prot.
lib. IIII, tit. 1, § 102; 5) die gebung auf die
treue, Burc. Bardili de ſponſalitia largitate, Tuͤb.
1675, die Struviſche iurisprud. heroica, im 3ten
th.,
von den ehe-
puncten bei ge-
meinen leuzen,
und was daꝛauf
erfolget?
D d 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/447>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.