Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

LVI haubtstück,
am 8ten märz 1715 eine andere wegen der wolfs-
jagten, und wolfsjagt-gelter gefolget ist. Dise
wolfsjagt-gelter sind aber vermöge des landtags-
abschides vom jare 1731 § 5 gänzlich erlassen, dar-
nebst die jagt-dinste durch ein landesfürstl. edict
vom 30ten jun. 1763, zum besten der untertanen,
beschränket worden.

§ 417
ob die dinstleu-
te für die fro-
nen etwas fo-
dern können?

Die fröner müssen, nach der regel, die dinste
umsonst tun (§ 398). Jeweilen haben die herren
denselben aus gütigkeit, oder mitleiden, etwas ge-
reichet, welches nach, und nach zu einem herkom-
men gedihen ist. Hirzu sind noch gesäze, auch
gedinge, richterliche erkenntnisse gekommen. Wo
aber dise ermangeln, und der fröner etwas, als
ein recht fordern will, muß er solches erweisen.
Jn Hollstein bekommen sie nichts. Jm Hildes-
heimischen gibt der beambte für den spanntag 6 gl.
und dem handfröner 1 gl. auch dem ersten 1 gl. wa-
gen-und dem lezten 4 pf. brod-gelt, besage der stats-
und reise-geogr. im VIIten b. s. 342, ****. Jn Hessen
bekömmt der handfröner den tag 9 pf., oder 3 Xer.
Jn der hisigen teutschen ritter-ordens land-com-
mende werden die dinsileute täglich gespeiset. Jm
Altenburgischen wird auf ein pferd 1/2 maaß hafer,
6 pfund heu, auf eine person 2 pfund brod, 3 ge-
wönliche fron, käse, stall-gelt, fär-gelt gegeben;
aber das gelait nicht bezalet. Jm Nider-Sach-
sen sind daher die sogenannte proeven bekannt,
wie im monate märz 1766 an das hofgericht nach
Hannover allhir in sachen der dorfschaft Barsing-
hausen, Altenhof, und Nienstaedt wider den
ambtmann des kloster-ambtes zu Barsinghausen
darüber erkannt worden ist, allwo unter den or-
dentlichen, und ausserordentlichen hand-dinsten di-

ser

LVI haubtſtuͤck,
am 8ten maͤrz 1715 eine andere wegen der wolfs-
jagten, und wolfsjagt-gelter gefolget iſt. Diſe
wolfsjagt-gelter ſind aber vermoͤge des landtags-
abſchides vom jare 1731 § 5 gaͤnzlich erlaſſen, dar-
nebſt die jagt-dinſte durch ein landesfuͤrſtl. edict
vom 30ten jun. 1763, zum beſten der untertanen,
beſchraͤnket worden.

§ 417
ob die dinſtleu-
te fuͤr die fro-
nen etwas fo-
dern koͤnnen?

Die froͤner muͤſſen, nach der regel, die dinſte
umſonſt tun (§ 398). Jeweilen haben die herren
denſelben aus guͤtigkeit, oder mitleiden, etwas ge-
reichet, welches nach, und nach zu einem herkom-
men gedihen iſt. Hirzu ſind noch geſaͤze, auch
gedinge, richterliche erkenntniſſe gekommen. Wo
aber diſe ermangeln, und der froͤner etwas, als
ein recht fordern will, muß er ſolches erweiſen.
Jn Hollſtein bekommen ſie nichts. Jm Hildes-
heimiſchen gibt der beambte fuͤr den ſpanntag 6 gl.
und dem handfroͤner 1 gl. auch dem erſten 1 gl. wa-
gen-und dem lezten 4 pf. brod-gelt, beſage der ſtats-
und reiſe-geogr. im VIIten b. ſ. 342, ****. Jn Heſſen
bekoͤmmt der handfroͤner den tag 9 pf., oder 3 Xer.
Jn der hiſigen teutſchen ritter-ordens land-com-
mende werden die dinſileute taͤglich geſpeiſet. Jm
Altenburgiſchen wird auf ein pferd ½ maaß hafer,
6 pfund heu, auf eine perſon 2 pfund brod, 3 ge-
woͤnliche fron, kaͤſe, ſtall-gelt, faͤr-gelt gegeben;
aber das gelait nicht bezalet. Jm Nider-Sach-
ſen ſind daher die ſogenannte proeven bekannt,
wie im monate maͤrz 1766 an das hofgericht nach
Hannover allhir in ſachen der dorfſchaft Barſing-
hauſen, Altenhof, und Nienſtaedt wider den
ambtmann des kloſter-ambtes zu Barſinghauſen
daruͤber erkannt worden iſt, allwo unter den or-
dentlichen, und auſſerordentlichen hand-dinſten di-

ſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0370" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LVI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
am 8ten ma&#x0364;rz 1715 eine andere wegen der wolfs-<lb/>
jagten, und wolfsjagt-gelter gefolget i&#x017F;t. Di&#x017F;e<lb/>
wolfsjagt-gelter &#x017F;ind aber vermo&#x0364;ge des landtags-<lb/>
ab&#x017F;chides vom jare 1731 § 5 ga&#x0364;nzlich erla&#x017F;&#x017F;en, dar-<lb/>
neb&#x017F;t die jagt-din&#x017F;te durch ein landesfu&#x0364;r&#x017F;tl. edict<lb/>
vom 30ten jun. 1763, zum be&#x017F;ten der untertanen,<lb/>
be&#x017F;chra&#x0364;nket worden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 417</head><lb/>
          <note place="left">ob die din&#x017F;tleu-<lb/>
te fu&#x0364;r die fro-<lb/>
nen etwas fo-<lb/>
dern ko&#x0364;nnen?</note>
          <p>Die fro&#x0364;ner mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, nach der regel, die din&#x017F;te<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t tun (§ 398). Jeweilen haben die herren<lb/>
den&#x017F;elben aus gu&#x0364;tigkeit, oder mitleiden, etwas ge-<lb/>
reichet, welches nach, und nach zu einem herkom-<lb/>
men gedihen i&#x017F;t. Hirzu &#x017F;ind noch ge&#x017F;a&#x0364;ze, auch<lb/>
gedinge, richterliche erkenntni&#x017F;&#x017F;e gekommen. Wo<lb/>
aber di&#x017F;e ermangeln, und der fro&#x0364;ner etwas, als<lb/>
ein recht fordern will, muß er &#x017F;olches erwei&#x017F;en.<lb/>
Jn Holl&#x017F;tein bekommen &#x017F;ie nichts. Jm Hildes-<lb/>
heimi&#x017F;chen gibt der beambte fu&#x0364;r den &#x017F;panntag 6 gl.<lb/>
und dem handfro&#x0364;ner 1 gl. auch dem er&#x017F;ten 1 gl. wa-<lb/>
gen-und dem lezten 4 pf. brod-gelt, be&#x017F;age der &#x017F;tats-<lb/>
und rei&#x017F;e-geogr. im <hi rendition="#aq">VII</hi>ten b. &#x017F;. 342, ****. Jn He&#x017F;&#x017F;en<lb/>
beko&#x0364;mmt der handfro&#x0364;ner den tag 9 pf., oder 3 <hi rendition="#aq">X</hi>er.<lb/>
Jn der hi&#x017F;igen teut&#x017F;chen ritter-ordens land-com-<lb/>
mende werden die din&#x017F;ileute ta&#x0364;glich ge&#x017F;pei&#x017F;et. Jm<lb/>
Altenburgi&#x017F;chen wird auf ein pferd ½ maaß hafer,<lb/>
6 pfund heu, auf eine per&#x017F;on 2 pfund brod, 3 ge-<lb/>
wo&#x0364;nliche fron, ka&#x0364;&#x017F;e, &#x017F;tall-gelt, fa&#x0364;r-gelt gegeben;<lb/>
aber das gelait nicht bezalet. Jm Nider-Sach-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind daher die &#x017F;ogenannte <hi rendition="#fr">proeven</hi> bekannt,<lb/>
wie im monate ma&#x0364;rz 1766 an das hofgericht nach<lb/>
Hannover allhir in &#x017F;achen der dorf&#x017F;chaft Bar&#x017F;ing-<lb/>
hau&#x017F;en, Altenhof, und Nien&#x017F;taedt wider den<lb/>
ambtmann des klo&#x017F;ter-ambtes zu Bar&#x017F;inghau&#x017F;en<lb/>
daru&#x0364;ber erkannt worden i&#x017F;t, allwo unter den or-<lb/>
dentlichen, und au&#x017F;&#x017F;erordentlichen hand-din&#x017F;ten di-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0370] LVI haubtſtuͤck, am 8ten maͤrz 1715 eine andere wegen der wolfs- jagten, und wolfsjagt-gelter gefolget iſt. Diſe wolfsjagt-gelter ſind aber vermoͤge des landtags- abſchides vom jare 1731 § 5 gaͤnzlich erlaſſen, dar- nebſt die jagt-dinſte durch ein landesfuͤrſtl. edict vom 30ten jun. 1763, zum beſten der untertanen, beſchraͤnket worden. § 417 Die froͤner muͤſſen, nach der regel, die dinſte umſonſt tun (§ 398). Jeweilen haben die herren denſelben aus guͤtigkeit, oder mitleiden, etwas ge- reichet, welches nach, und nach zu einem herkom- men gedihen iſt. Hirzu ſind noch geſaͤze, auch gedinge, richterliche erkenntniſſe gekommen. Wo aber diſe ermangeln, und der froͤner etwas, als ein recht fordern will, muß er ſolches erweiſen. Jn Hollſtein bekommen ſie nichts. Jm Hildes- heimiſchen gibt der beambte fuͤr den ſpanntag 6 gl. und dem handfroͤner 1 gl. auch dem erſten 1 gl. wa- gen-und dem lezten 4 pf. brod-gelt, beſage der ſtats- und reiſe-geogr. im VIIten b. ſ. 342, ****. Jn Heſſen bekoͤmmt der handfroͤner den tag 9 pf., oder 3 Xer. Jn der hiſigen teutſchen ritter-ordens land-com- mende werden die dinſileute taͤglich geſpeiſet. Jm Altenburgiſchen wird auf ein pferd ½ maaß hafer, 6 pfund heu, auf eine perſon 2 pfund brod, 3 ge- woͤnliche fron, kaͤſe, ſtall-gelt, faͤr-gelt gegeben; aber das gelait nicht bezalet. Jm Nider-Sach- ſen ſind daher die ſogenannte proeven bekannt, wie im monate maͤrz 1766 an das hofgericht nach Hannover allhir in ſachen der dorfſchaft Barſing- hauſen, Altenhof, und Nienſtaedt wider den ambtmann des kloſter-ambtes zu Barſinghauſen daruͤber erkannt worden iſt, allwo unter den or- dentlichen, und auſſerordentlichen hand-dinſten di- ſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/370
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/370>, abgerufen am 21.12.2024.