woher die her- rendinste ei- gentlich abzu- leiten sind?
Frondinste bedeuten herrendinste (§ 396). Dise sind entweder den landesherren, oder andern erb- und gerichtsherren zu leisten. Solchemnach sind 1) die landesherrliche, und 2) die den adeli- chen etc zu leistende dinste bekannt. Von den meck- lenburgischen herrendinsten handelt der Tornow de feudis Meckl. th. II s. 189. Hirvon sind dije- nige unterschiden, welche zur nohtwendigkeit, auch nuzbarkeit der gemeinen von den mitglidern dersel- ben zu tun sind: dahin auch die tage- und nacht- wachen, wegebesserungen, zu kirchen- pfarr- schul- häusern, und andere gehören. Die könige, und landesherren hatten ehedem ebenfalls ire leibeige- nen, und haben noch in vilen landen dergleichen. Es fraget sich allso: woher die landesherrschaftli- che dinste eigentlich rüren? Jch antworte: nach der regel, aus der ehemaligen leibeigenschaft haubt- sächlich, von Buri in der erläuterung des lehen- rechtes s. 724, n. 2. Das hisige schloß zu Mar- burg hat küchen-dörfer: Cappel, Ockershausen, Marbach, und Werda sind zu den haus- und gar- tendinsten verbunden; diweil sie küchen-dörfer sind, und die einwoner derselben leibeigene des fürstens waren, die übrige untertanen des oberfürstentumes leisten far- und hand-dinste dem landesherrn bei dem schlosse, und sonst (§ 410 des 1ten th. § 4566 des 2ten th.). Es finden sich auch vorspann- und kutsch-dörfer, wenn nämlich die hofstatt in der nä- he war, brauchete man sie zur vorspanne, bei holz- korn-fuhren etc zu den nächstgelegenen vorwerken. Jn Adrian Beiers geographo jenensi findet man viles von dinst- und heerwagen; zu Darmstadt befinden jar aus jar ein sich zwei mönchs-wagen, welche die klöster stellen, zum dinstfaren. Die Sachsen nennen dergleichen furen dinstgeschirr.
Der
LVI haubtſtuͤck,
§ 397
woher die her- rendinſte ei- gentlich abzu- leiten ſind?
Frondinſte bedeuten herrendinſte (§ 396). Diſe ſind entweder den landesherren, oder andern erb- und gerichtsherren zu leiſten. Solchemnach ſind 1) die landesherrliche, und 2) die den adeli- chen ꝛc zu leiſtende dinſte bekannt. Von den meck- lenburgiſchen herrendinſten handelt der Tornow de feudis Meckl. th. II ſ. 189. Hirvon ſind dije- nige unterſchiden, welche zur nohtwendigkeit, auch nuzbarkeit der gemeinen von den mitglidern derſel- ben zu tun ſind: dahin auch die tage- und nacht- wachen, wegebeſſerungen, zu kirchen- pfarr- ſchul- haͤuſern, und andere gehoͤren. Die koͤnige, und landesherren hatten ehedem ebenfalls ire leibeige- nen, und haben noch in vilen landen dergleichen. Es fraget ſich allſo: woher die landesherrſchaftli- che dinſte eigentlich ruͤren? Jch antworte: nach der regel, aus der ehemaligen leibeigenſchaft haubt- ſaͤchlich, von Buri in der erlaͤuterung des lehen- rechtes ſ. 724, n. 2. Das hiſige ſchloß zu Mar- burg hat kuͤchen-doͤrfer: Cappel, Ockershauſen, Marbach, und Werda ſind zu den haus- und gar- tendinſten verbunden; diweil ſie kuͤchen-doͤrfer ſind, und die einwoner derſelben leibeigene des fuͤrſtens waren, die uͤbrige untertanen des oberfuͤrſtentumes leiſten far- und hand-dinſte dem landesherrn bei dem ſchloſſe, und ſonſt (§ 410 des 1ten th. § 4566 des 2ten th.). Es finden ſich auch vorſpann- und kutſch-doͤrfer, wenn naͤmlich die hofſtatt in der naͤ- he war, brauchete man ſie zur vorſpanne, bei holz- korn-fuhren ꝛc zu den naͤchſtgelegenen vorwerken. Jn Adrian Beiers geographo jenenſi findet man viles von dinſt- und heerwagen; zu Darmſtadt befinden jar aus jar ein ſich zwei moͤnchs-wagen, welche die kloͤſter ſtellen, zum dinſtfaren. Die Sachſen nennen dergleichen furen dinſtgeſchirr.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0358"n="334"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LVI</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§ 397</head><lb/><noteplace="left">woher die her-<lb/>
rendinſte ei-<lb/>
gentlich abzu-<lb/>
leiten ſind?</note><p>Frondinſte bedeuten herrendinſte (§ 396).<lb/>
Diſe ſind entweder den landesherren, oder andern<lb/>
erb- und gerichtsherren zu leiſten. Solchemnach<lb/>ſind 1) die landesherrliche, und 2) die den adeli-<lb/>
chen ꝛc zu leiſtende dinſte bekannt. Von den meck-<lb/>
lenburgiſchen herrendinſten handelt der <hirendition="#fr">Tornow</hi><lb/><hirendition="#aq">de feudis Meckl.</hi> th. <hirendition="#aq">II</hi>ſ. 189. Hirvon ſind dije-<lb/>
nige unterſchiden, welche zur nohtwendigkeit, auch<lb/>
nuzbarkeit der gemeinen von den mitglidern derſel-<lb/>
ben zu tun ſind: dahin auch die tage- und nacht-<lb/>
wachen, wegebeſſerungen, zu kirchen- pfarr- ſchul-<lb/>
haͤuſern, und andere gehoͤren. Die koͤnige, und<lb/>
landesherren hatten ehedem ebenfalls ire leibeige-<lb/>
nen, und haben noch in vilen landen dergleichen.<lb/>
Es fraget ſich allſo: woher die landesherrſchaftli-<lb/>
che dinſte eigentlich ruͤren? Jch antworte: nach<lb/>
der regel, aus der ehemaligen leibeigenſchaft haubt-<lb/>ſaͤchlich, <hirendition="#fr">von Buri</hi> in der erlaͤuterung des lehen-<lb/>
rechtes ſ. 724, n. 2. Das hiſige ſchloß zu Mar-<lb/>
burg hat kuͤchen-doͤrfer: Cappel, Ockershauſen,<lb/>
Marbach, und Werda ſind zu den haus- und gar-<lb/>
tendinſten verbunden; diweil ſie kuͤchen-doͤrfer ſind,<lb/>
und die einwoner derſelben leibeigene des fuͤrſtens<lb/>
waren, die uͤbrige untertanen des oberfuͤrſtentumes<lb/>
leiſten far- und hand-dinſte dem landesherrn bei<lb/>
dem ſchloſſe, und ſonſt (§ 410 des 1ten th. § 4566<lb/>
des 2ten th.). Es finden ſich auch vorſpann- und<lb/>
kutſch-doͤrfer, wenn naͤmlich die hofſtatt in der naͤ-<lb/>
he war, brauchete man ſie zur vorſpanne, bei holz-<lb/>
korn-fuhren ꝛc zu den naͤchſtgelegenen vorwerken.<lb/>
Jn <hirendition="#fr">Adrian Beiers</hi> geographo jenenſi findet man<lb/>
viles von dinſt- und heerwagen; zu Darmſtadt<lb/>
befinden jar aus jar ein ſich zwei moͤnchs-wagen,<lb/>
welche die kloͤſter ſtellen, zum dinſtfaren. Die<lb/>
Sachſen nennen dergleichen furen dinſtgeſchirr.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[334/0358]
LVI haubtſtuͤck,
§ 397
Frondinſte bedeuten herrendinſte (§ 396).
Diſe ſind entweder den landesherren, oder andern
erb- und gerichtsherren zu leiſten. Solchemnach
ſind 1) die landesherrliche, und 2) die den adeli-
chen ꝛc zu leiſtende dinſte bekannt. Von den meck-
lenburgiſchen herrendinſten handelt der Tornow
de feudis Meckl. th. II ſ. 189. Hirvon ſind dije-
nige unterſchiden, welche zur nohtwendigkeit, auch
nuzbarkeit der gemeinen von den mitglidern derſel-
ben zu tun ſind: dahin auch die tage- und nacht-
wachen, wegebeſſerungen, zu kirchen- pfarr- ſchul-
haͤuſern, und andere gehoͤren. Die koͤnige, und
landesherren hatten ehedem ebenfalls ire leibeige-
nen, und haben noch in vilen landen dergleichen.
Es fraget ſich allſo: woher die landesherrſchaftli-
che dinſte eigentlich ruͤren? Jch antworte: nach
der regel, aus der ehemaligen leibeigenſchaft haubt-
ſaͤchlich, von Buri in der erlaͤuterung des lehen-
rechtes ſ. 724, n. 2. Das hiſige ſchloß zu Mar-
burg hat kuͤchen-doͤrfer: Cappel, Ockershauſen,
Marbach, und Werda ſind zu den haus- und gar-
tendinſten verbunden; diweil ſie kuͤchen-doͤrfer ſind,
und die einwoner derſelben leibeigene des fuͤrſtens
waren, die uͤbrige untertanen des oberfuͤrſtentumes
leiſten far- und hand-dinſte dem landesherrn bei
dem ſchloſſe, und ſonſt (§ 410 des 1ten th. § 4566
des 2ten th.). Es finden ſich auch vorſpann- und
kutſch-doͤrfer, wenn naͤmlich die hofſtatt in der naͤ-
he war, brauchete man ſie zur vorſpanne, bei holz-
korn-fuhren ꝛc zu den naͤchſtgelegenen vorwerken.
Jn Adrian Beiers geographo jenenſi findet man
viles von dinſt- und heerwagen; zu Darmſtadt
befinden jar aus jar ein ſich zwei moͤnchs-wagen,
welche die kloͤſter ſtellen, zum dinſtfaren. Die
Sachſen nennen dergleichen furen dinſtgeſchirr.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/358>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.