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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LV haubtstück,
"besonderen verträgen, oder auch von unfür-
"denklichen zeiten her allstets beobachteten gewon-
"heiten, an statt des besten haubtes, ein gewisses so
"wohl in ansehung der zeit, als auch des pretii,
"wenn und womit das beste haubt zu lösen, regu-
"liret wird, wie z. e. zu Speckswinkel, ambtes
"Rauschenberg, das so genannte hainrecht in ob-
"servanz ist, kraft dessen den erben eines verstorbe-
"nen leibeigenen mannes das beste haubt mit einem
"hun, und 4 pf. zu lösen nachgelassen, wenn sie
"solches einem zeitigen beambten zu Rauschenberg
"schicken, bevor die leiche bestellet worden ist; es
"wäre dann sache: daß eine oder andere gemeine,
"famili, gegen eine inen angedeiende anderwärtige
"guttat von gleichem werte, und nuz zu einem sol-
"chen, als andere in demselben fürstentum, graf-
"oder herrschaft üblich, freiwillig sich verstehen
"wollte, als welches wir um der besser zu beobach-
"tenden gleichheit willen geschehen lassen können" etc.
Jm ambte Homberg, an der Efze, kommen der-
gleichen gewonheiten ebenfalls für.

§ 391
von den ge-
rechtsamen der
herren, und
obligenheiten
der leibeige-
nen, auch
hauern.

Der eigenbehörige ist nicht allein für seinen leib
dem herrn zuständig; sondern er muß ihm auch et-
was geben. Denn gleichwie ebedem den Kaisern
geschenke gebracht wurden, von Pistorius amoen.
in den dissert. des Du Fresne im Iten th. s. 55, 100
-- 111, die vasallen auch vor irem lehnherrn nicht
mit leerer hand erscheinen dursten; allso muß en
auch die bauern, und leibeigene, falls sie vor irem
edelmanne, und dessen ehegenossin, erscheinen woll-
ten, ein geschenk mitbringen; ausser dem aber muß-
te der bauer auch noch seine gaben entrichten. Jn
den älteren zeiten glaubete man in Teutschlande:
wenn man nichts mitbrächte, man wäre einem

nicht

LV haubtſtuͤck,
„beſonderen vertraͤgen, oder auch von unfuͤr-
„denklichen zeiten her allſtets beobachteten gewon-
„heiten, an ſtatt des beſten haubtes, ein gewiſſes ſo
„wohl in anſehung der zeit, als auch des pretii,
„wenn und womit das beſte haubt zu loͤſen, regu-
„liret wird, wie z. e. zu Speckswinkel, ambtes
„Rauſchenberg, das ſo genannte hainrecht in ob-
„ſervanz iſt, kraft deſſen den erben eines verſtorbe-
„nen leibeigenen mannes das beſte haubt mit einem
„hun, und 4 pf. zu loͤſen nachgelaſſen, wenn ſie
„ſolches einem zeitigen beambten zu Rauſchenberg
„ſchicken, bevor die leiche beſtellet worden iſt; es
„waͤre dann ſache: daß eine oder andere gemeine,
„famili, gegen eine inen angedeiende anderwaͤrtige
„guttat von gleichem werte, und nuz zu einem ſol-
„chen, als andere in demſelben fuͤrſtentum, graf-
„oder herrſchaft uͤblich, freiwillig ſich verſtehen
„wollte, als welches wir um der beſſer zu beobach-
„tenden gleichheit willen geſchehen laſſen koͤnnen‟ ꝛc.
Jm ambte Homberg, an der Efze, kommen der-
gleichen gewonheiten ebenfalls fuͤr.

§ 391
von den ge-
rechtſamen der
herren, und
obligenheiten
der leibeige-
nen, auch
hauern.

Der eigenbehoͤrige iſt nicht allein fuͤr ſeinen leib
dem herrn zuſtaͤndig; ſondern er muß ihm auch et-
was geben. Denn gleichwie ebedem den Kaiſern
geſchenke gebracht wurden, von Piſtorius amoen.
in den diſſert. des Du Fresne im Iten th. ſ. 55, 100
— 111, die vaſallen auch vor irem lehnherrn nicht
mit leerer hand erſcheinen durſten; allſo muß en
auch die bauern, und leibeigene, falls ſie vor irem
edelmanne, und deſſen ehegenoſſin, erſcheinen woll-
ten, ein geſchenk mitbringen; auſſer dem aber muß-
te der bauer auch noch ſeine gaben entrichten. Jn
den aͤlteren zeiten glaubete man in Teutſchlande:
wenn man nichts mitbraͤchte, man waͤre einem

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[328/0352] LV haubtſtuͤck, „beſonderen vertraͤgen, oder auch von unfuͤr- „denklichen zeiten her allſtets beobachteten gewon- „heiten, an ſtatt des beſten haubtes, ein gewiſſes ſo „wohl in anſehung der zeit, als auch des pretii, „wenn und womit das beſte haubt zu loͤſen, regu- „liret wird, wie z. e. zu Speckswinkel, ambtes „Rauſchenberg, das ſo genannte hainrecht in ob- „ſervanz iſt, kraft deſſen den erben eines verſtorbe- „nen leibeigenen mannes das beſte haubt mit einem „hun, und 4 pf. zu loͤſen nachgelaſſen, wenn ſie „ſolches einem zeitigen beambten zu Rauſchenberg „ſchicken, bevor die leiche beſtellet worden iſt; es „waͤre dann ſache: daß eine oder andere gemeine, „famili, gegen eine inen angedeiende anderwaͤrtige „guttat von gleichem werte, und nuz zu einem ſol- „chen, als andere in demſelben fuͤrſtentum, graf- „oder herrſchaft uͤblich, freiwillig ſich verſtehen „wollte, als welches wir um der beſſer zu beobach- „tenden gleichheit willen geſchehen laſſen koͤnnen‟ ꝛc. Jm ambte Homberg, an der Efze, kommen der- gleichen gewonheiten ebenfalls fuͤr. § 391 Der eigenbehoͤrige iſt nicht allein fuͤr ſeinen leib dem herrn zuſtaͤndig; ſondern er muß ihm auch et- was geben. Denn gleichwie ebedem den Kaiſern geſchenke gebracht wurden, von Piſtorius amoen. in den diſſert. des Du Fresne im Iten th. ſ. 55, 100 — 111, die vaſallen auch vor irem lehnherrn nicht mit leerer hand erſcheinen durſten; allſo muß en auch die bauern, und leibeigene, falls ſie vor irem edelmanne, und deſſen ehegenoſſin, erſcheinen woll- ten, ein geſchenk mitbringen; auſſer dem aber muß- te der bauer auch noch ſeine gaben entrichten. Jn den aͤlteren zeiten glaubete man in Teutſchlande: wenn man nichts mitbraͤchte, man waͤre einem nicht

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/352>, abgerufen am 21.12.2024.