städte unterschide stehet der Struben am a. o. des Vten bandes s. 296 fg., s. 358, s. 382 fg., des Joh. Heinr. Morizens hist. diplom. abh. vom ursprunge der Reichsstädte; insonderheit von der freien Reichsstadt Worms etc 1756, 4t, Gottl. Sam. Treuerde logomachia de ciuitate mixtis, Gött. 1742, 4t, nachzusehen.
§ 202
Das wort gaden hat vilerlei bedeutungen.was gaden, kenmate be- deutet, und von anlegung der schlösser, burgen, städte[.] Eigentlich heisset es ein von holz aufgefüretes ge- bäude, worin man etwas verwaren will, als früch- te, heu, speise- auch andere waaren. Daher hat man gaden-diner, speiß- heu- frucht-gaden etc; es wird auch wohl ein stockwerk zum bewonen an ei- nem gebäude, oder die darin befindliche stuben, und läden, kammern etc werden dadurch jeweilen angezeiget, von der Lahr am a. o. s. 31. Daher hat man auch die so genannten gademer, d. i. bei- sassen, einwoner etc, Haltaus am a. o. sp. 581, sp. 582, Wachter sp. 512; dahingegen wird unter der redensart: kenmate, ein steinernes haus ver- standen, um welches ein graben gehet, Grupen in den hannöverischen anzeigen 1751, num. 34. Ein schloß konnte nimand one höhere erlaubniß anle- gen, noch, wenn er darzu nicht befugt war. Es konnte einen wall, auch keinen haben, und ist von einer burg zu unterscheiden, im falle dise nicht schloß- recht hat. Denn ein schloß darf höhere mauern, als eine burg haben. Solchemnach durfte ein adelicher einen graben ums schloß füren, welcher zum beweise des adels gebrauchet wurde, wie die erbmänner wider Münster getan haben. Die alte Teutsche woneten in den ältesten zeiten in hölen, unter der erde, bis man endlich angefangen hat: schlösser, burgen, städte, dörfer etc, und andere ge-
bäude
O 3
von den ſtaͤdten, und buͤrgern.
ſtaͤdte unterſchide ſtehet der Struben am a. o. des Vten bandes ſ. 296 fg., ſ. 358, ſ. 382 fg., des Joh. Heinr. Morizens hiſt. diplom. abh. vom urſprunge der Reichsſtaͤdte; inſonderheit von der freien Reichsſtadt Worms ꝛc 1756, 4t, Gottl. Sam. Treuerde logomachia de ciuitate mixtis, Goͤtt. 1742, 4t, nachzuſehen.
§ 202
Das wort gaden hat vilerlei bedeutungen.was gaden, kenmate be- deutet, und von anlegung der ſchloͤſſer, burgen, ſtaͤdte[.] Eigentlich heiſſet es ein von holz aufgefuͤretes ge- baͤude, worin man etwas verwaren will, als fruͤch- te, heu, ſpeiſe- auch andere waaren. Daher hat man gaden-diner, ſpeiß- heu- frucht-gaden ꝛc; es wird auch wohl ein ſtockwerk zum bewonen an ei- nem gebaͤude, oder die darin befindliche ſtuben, und laͤden, kammern ꝛc werden dadurch jeweilen angezeiget, von der Lahr am a. o. ſ. 31. Daher hat man auch die ſo genannten gademer, d. i. bei- ſaſſen, einwoner ꝛc, Haltaus am a. o. ſp. 581, ſp. 582, Wachter ſp. 512; dahingegen wird unter der redensart: kenmate, ein ſteinernes haus ver- ſtanden, um welches ein graben gehet, Grupen in den hannoͤveriſchen anzeigen 1751, num. 34. Ein ſchloß konnte nimand one hoͤhere erlaubniß anle- gen, noch, wenn er darzu nicht befugt war. Es konnte einen wall, auch keinen haben, und iſt von einer burg zu unterſcheiden, im falle diſe nicht ſchloß- recht hat. Denn ein ſchloß darf hoͤhere mauern, als eine burg haben. Solchemnach durfte ein adelicher einen graben ums ſchloß fuͤren, welcher zum beweiſe des adels gebrauchet wurde, wie die erbmaͤnner wider Muͤnſter getan haben. Die alte Teutſche woneten in den aͤlteſten zeiten in hoͤlen, unter der erde, bis man endlich angefangen hat: ſchloͤſſer, burgen, ſtaͤdte, doͤrfer ꝛc, und andere ge-
baͤude
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von den ſtaͤdten, und buͤrgern.
ſtaͤdte unterſchide ſtehet der Struben am a. o. des
Vten bandes ſ. 296 fg., ſ. 358, ſ. 382 fg., des
Joh. Heinr. Morizens hiſt. diplom. abh. vom
urſprunge der Reichsſtaͤdte; inſonderheit von der
freien Reichsſtadt Worms ꝛc 1756, 4t, Gottl.
Sam. Treuer de logomachia de ciuitate mixtis,
Goͤtt. 1742, 4t, nachzuſehen.
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Das wort gaden hat vilerlei bedeutungen.
Eigentlich heiſſet es ein von holz aufgefuͤretes ge-
baͤude, worin man etwas verwaren will, als fruͤch-
te, heu, ſpeiſe- auch andere waaren. Daher hat
man gaden-diner, ſpeiß- heu- frucht-gaden ꝛc; es
wird auch wohl ein ſtockwerk zum bewonen an ei-
nem gebaͤude, oder die darin befindliche ſtuben,
und laͤden, kammern ꝛc werden dadurch jeweilen
angezeiget, von der Lahr am a. o. ſ. 31. Daher
hat man auch die ſo genannten gademer, d. i. bei-
ſaſſen, einwoner ꝛc, Haltaus am a. o. ſp. 581, ſp.
582, Wachter ſp. 512; dahingegen wird unter
der redensart: kenmate, ein ſteinernes haus ver-
ſtanden, um welches ein graben gehet, Grupen in
den hannoͤveriſchen anzeigen 1751, num. 34. Ein
ſchloß konnte nimand one hoͤhere erlaubniß anle-
gen, noch, wenn er darzu nicht befugt war. Es
konnte einen wall, auch keinen haben, und iſt von
einer burg zu unterſcheiden, im falle diſe nicht ſchloß-
recht hat. Denn ein ſchloß darf hoͤhere mauern,
als eine burg haben. Solchemnach durfte ein
adelicher einen graben ums ſchloß fuͤren, welcher
zum beweiſe des adels gebrauchet wurde, wie die
erbmaͤnner wider Muͤnſter getan haben. Die alte
Teutſche woneten in den aͤlteſten zeiten in hoͤlen,
unter der erde, bis man endlich angefangen hat:
ſchloͤſſer, burgen, ſtaͤdte, doͤrfer ꝛc, und andere ge-
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was gaden,
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von anlegung
der ſchloͤſſer,
burgen, ſtaͤdte.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/237>, abgerufen am 21.11.2024.
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