Sechs und dreissigstes haubtstück von den städten, und bürgern. § 201
Die städte in Teutschlande hat man auf zwei-von den städ- ten. fache art zu betrachten, 1) nach irem ursprunge, 2) nach iren rechten, und gerechtsamen. Dem ursprunge nach sind sie entweder von den Römern, oder von den Teutschen erbauet worden. Die von den Römern erbauete Städte hatten ire römische instituta; mithin waren sie nach römischer art eingerichtet; dahingegen die von den Franken, und Teutschen erbauete nach teutscher art eingerich- tet waren. Die teutsche verfassungen sind aber von den römischen unterschiden; wohl folglich kan man von einer nach römischer art eingerichteten stadt auf eine nach teutscher weise angeordnete nicht schlüssen; vilmehr muß man bei beurteilung derselben auf die lage, und nach was für instituten sie eingerichtet worden sey, genaue rücksicht nemen. Jn die von den Römern erbaueten städte wurden Römer ge- sezet, welchen sie die überwundenen Teutschen un- tergaben, und das nenneten sie colonien. Der tapfere und freiheits-libende Teutsche hilt nichts auf die städte. Hinter den mauern sich zu vertei- digen, achtete er für schimpflich; gestalt dann die abgeordnete der Teucteren die städte munimenta servitii nenneten. An der Donau, und dem Rhei- ne baueten die Römer schlösser, und städte, als Straßburg, wo die Römer einen graf (comitem) hatten, von Ludewigde ciuitatum dispari nexu cum S. R. I., Halle 1710, 4t, cap. V, § 32 s. 26 s. 27; Mainz, (wo ein römischer dux war), Mez, Augsburg, Kempten, Lorch, Salzburg, Worms, Speier, Cöln, Trier u. s. w. Jn verschidene von
den
III.Teil. O
XXXVI h. von den ſtaͤdten, u. buͤrgern.
Sechs und dreiſſigſtes haubtſtuͤck von den ſtaͤdten, und buͤrgern. § 201
Die ſtaͤdte in Teutſchlande hat man auf zwei-von den ſtaͤd- ten. fache art zu betrachten, 1) nach irem urſprunge, 2) nach iren rechten, und gerechtſamen. Dem urſprunge nach ſind ſie entweder von den Roͤmern, oder von den Teutſchen erbauet worden. Die von den Roͤmern erbauete Staͤdte hatten ire roͤmiſche inſtituta; mithin waren ſie nach roͤmiſcher art eingerichtet; dahingegen die von den Franken, und Teutſchen erbauete nach teutſcher art eingerich- tet waren. Die teutſche verfaſſungen ſind aber von den roͤmiſchen unterſchiden; wohl folglich kan man von einer nach roͤmiſcher art eingerichteten ſtadt auf eine nach teutſcher weiſe angeordnete nicht ſchluͤſſen; vilmehr muß man bei beurteilung derſelben auf die lage, und nach was fuͤr inſtituten ſie eingerichtet worden ſey, genaue ruͤckſicht nemen. Jn die von den Roͤmern erbaueten ſtaͤdte wurden Roͤmer ge- ſezet, welchen ſie die uͤberwundenen Teutſchen un- tergaben, und das nenneten ſie colonien. Der tapfere und freiheits-libende Teutſche hilt nichts auf die ſtaͤdte. Hinter den mauern ſich zu vertei- digen, achtete er fuͤr ſchimpflich; geſtalt dann die abgeordnete der Teucteren die ſtaͤdte munimenta ſervitii nenneten. An der Donau, und dem Rhei- ne baueten die Roͤmer ſchloͤſſer, und ſtaͤdte, als Straßburg, wo die Roͤmer einen graf (comitem) hatten, von Ludewigde ciuitatum diſpari nexu cum S. R. I., Halle 1710, 4t, cap. V, § 32 ſ. 26 ſ. 27; Mainz, (wo ein roͤmiſcher dux war), Mez, Augsburg, Kempten, Lorch, Salzburg, Worms, Speier, Coͤln, Trier u. ſ. w. Jn verſchidene von
den
III.Teil. O
<TEI><text><body><pbfacs="#f0233"n="209"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXXVI</hi> h. von den ſtaͤdten, u. buͤrgern.</hi></fw><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Sechs und dreiſſigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von den ſtaͤdten, und buͤrgern.</hi><lb/>
§ 201</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie ſtaͤdte in Teutſchlande hat man auf zwei-<noteplace="right">von den ſtaͤd-<lb/>
ten.</note><lb/>
fache art zu betrachten, 1) nach irem<lb/>
urſprunge, 2) nach iren rechten, und gerechtſamen.<lb/>
Dem urſprunge nach ſind ſie entweder von den<lb/>
Roͤmern, oder von den Teutſchen erbauet worden.<lb/>
Die von den Roͤmern erbauete Staͤdte hatten ire<lb/>
roͤmiſche inſtituta; mithin waren ſie nach roͤmiſcher<lb/>
art eingerichtet; dahingegen die von den Franken,<lb/>
und Teutſchen erbauete nach teutſcher art eingerich-<lb/>
tet waren. Die teutſche verfaſſungen ſind aber von<lb/>
den roͤmiſchen unterſchiden; wohl folglich kan man<lb/>
von einer nach roͤmiſcher art eingerichteten ſtadt auf<lb/>
eine nach teutſcher weiſe angeordnete nicht ſchluͤſſen;<lb/>
vilmehr muß man bei beurteilung derſelben auf die<lb/>
lage, und nach was fuͤr inſtituten ſie eingerichtet<lb/>
worden ſey, genaue ruͤckſicht nemen. Jn die von<lb/>
den Roͤmern erbaueten ſtaͤdte wurden Roͤmer ge-<lb/>ſezet, welchen ſie die uͤberwundenen Teutſchen un-<lb/>
tergaben, und das nenneten ſie colonien. Der<lb/>
tapfere und freiheits-libende Teutſche hilt nichts<lb/>
auf die ſtaͤdte. Hinter den mauern ſich zu vertei-<lb/>
digen, achtete er fuͤr ſchimpflich; geſtalt dann die<lb/>
abgeordnete der Teucteren die ſtaͤdte munimenta<lb/>ſervitii nenneten. An der Donau, und dem Rhei-<lb/>
ne baueten die Roͤmer ſchloͤſſer, und ſtaͤdte, als<lb/>
Straßburg, wo die Roͤmer einen graf (comitem)<lb/>
hatten, <hirendition="#fr">von Ludewig</hi><hirendition="#aq">de ciuitatum diſpari nexu<lb/>
cum S. R. I.,</hi> Halle 1710, 4t, <hirendition="#aq">cap. V,</hi> § 32 ſ. 26<lb/>ſ. 27; Mainz, (wo ein roͤmiſcher dux war), Mez,<lb/>
Augsburg, Kempten, Lorch, Salzburg, Worms,<lb/>
Speier, Coͤln, Trier u. ſ. w. Jn verſchidene von<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#fr">Teil.</hi> O</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[209/0233]
XXXVI h. von den ſtaͤdten, u. buͤrgern.
Sechs und dreiſſigſtes haubtſtuͤck
von den ſtaͤdten, und buͤrgern.
§ 201
Die ſtaͤdte in Teutſchlande hat man auf zwei-
fache art zu betrachten, 1) nach irem
urſprunge, 2) nach iren rechten, und gerechtſamen.
Dem urſprunge nach ſind ſie entweder von den
Roͤmern, oder von den Teutſchen erbauet worden.
Die von den Roͤmern erbauete Staͤdte hatten ire
roͤmiſche inſtituta; mithin waren ſie nach roͤmiſcher
art eingerichtet; dahingegen die von den Franken,
und Teutſchen erbauete nach teutſcher art eingerich-
tet waren. Die teutſche verfaſſungen ſind aber von
den roͤmiſchen unterſchiden; wohl folglich kan man
von einer nach roͤmiſcher art eingerichteten ſtadt auf
eine nach teutſcher weiſe angeordnete nicht ſchluͤſſen;
vilmehr muß man bei beurteilung derſelben auf die
lage, und nach was fuͤr inſtituten ſie eingerichtet
worden ſey, genaue ruͤckſicht nemen. Jn die von
den Roͤmern erbaueten ſtaͤdte wurden Roͤmer ge-
ſezet, welchen ſie die uͤberwundenen Teutſchen un-
tergaben, und das nenneten ſie colonien. Der
tapfere und freiheits-libende Teutſche hilt nichts
auf die ſtaͤdte. Hinter den mauern ſich zu vertei-
digen, achtete er fuͤr ſchimpflich; geſtalt dann die
abgeordnete der Teucteren die ſtaͤdte munimenta
ſervitii nenneten. An der Donau, und dem Rhei-
ne baueten die Roͤmer ſchloͤſſer, und ſtaͤdte, als
Straßburg, wo die Roͤmer einen graf (comitem)
hatten, von Ludewig de ciuitatum diſpari nexu
cum S. R. I., Halle 1710, 4t, cap. V, § 32 ſ. 26
ſ. 27; Mainz, (wo ein roͤmiſcher dux war), Mez,
Augsburg, Kempten, Lorch, Salzburg, Worms,
Speier, Coͤln, Trier u. ſ. w. Jn verſchidene von
den
von den ſtaͤd-
ten.
III. Teil. O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/233>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.