Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von der gerichtbarkeit etc.
war vogt am gerichte zu Wezlar; hernach tausch-
te dise vogtei Hessen.

§ 4955

Er hiß auch schultetus, schuldasio, schulthe-vom schuld-
heissen.

tus, schultacio, scultetus etc. Das wort ist zu-
sammen gesezet von schuld, und heissen (§ 5059
fg. § 6039 des 2ten th.); weil er die herrschaftli-
lichen einkünfte beitreiben mußte. Er wird auch
villicus genennet, wie das gericht Bürgel noch vil-
licatio
heisset. Der kaiserliche schultheiß hiß villi-
cus regalis.
Zu Frankfurt war ein burggraf, di-
ser kam ab; nun ist der öberste der Rechtsschult-
heiß. Das wort: schuldheißerei ist noch in
Schlesien gewönlich. Hirher gehöret auch: das
schuldheißambt, das ist, scultetia, officium scul-
teti, villicatus, villicatio,
Haltaus sp. 1658; im-
gleichen der schultheißstab (§ 6039 des 2ten th.),
welcher so vil anzeiget: als die gerichtbarkeit des
schultheißens. Der oeberste in Bern heisset der
schuldheiß. Der schuldheiß hat den wettestab, wel-
cher das recht bedeutet, strafe anzusezen, und ein-
zunemen, Jn Franken, und Hessen saget man
gerichtsbuße, welche der schuldheiß oder vogt an-
sezet. Buße ist reparatio damni dati, welche dem
beschädigten angedeiet, und ist von der wette, d. i.
strafe, welche dem richter gebüret, unterschiden.
Bei haltung der gerichte bedinete sich der richter ei-
nes schwertes, oder stabes, von Pistorius th. 1
s. 186.

§ 4956

Ehedem hiß es gravo, grafio, graphio, graf-der graf.
fio. Zu latein hiß er praefectus zu den zeiten der
Carolinger. Der erzbischoff zu Magdeburg be-
stellete 1482 im thale einen graven, und als ober-

sten,
R r r r 4

von der gerichtbarkeit ꝛc.
war vogt am gerichte zu Wezlar; hernach tauſch-
te diſe vogtei Heſſen.

§ 4955

Er hiß auch ſchultetus, ſchuldaſio, ſchulthe-vom ſchuld-
heiſſen.

tus, ſchultacio, ſcultetus ꝛc. Das wort iſt zu-
ſammen geſezet von ſchuld, und heiſſen (§ 5059
fg. § 6039 des 2ten th.); weil er die herrſchaftli-
lichen einkuͤnfte beitreiben mußte. Er wird auch
villicus genennet, wie das gericht Buͤrgel noch vil-
licatio
heiſſet. Der kaiſerliche ſchultheiß hiß villi-
cus regalis.
Zu Frankfurt war ein burggraf, di-
ſer kam ab; nun iſt der oͤberſte der Rechtsſchult-
heiß. Das wort: ſchuldheißerei iſt noch in
Schleſien gewoͤnlich. Hirher gehoͤret auch: das
ſchuldheißambt, das iſt, ſcultetia, officium ſcul-
teti, villicatus, villicatio,
Haltaus ſp. 1658; im-
gleichen der ſchultheißſtab (§ 6039 des 2ten th.),
welcher ſo vil anzeiget: als die gerichtbarkeit des
ſchultheißens. Der oeberſte in Bern heiſſet der
ſchuldheiß. Der ſchuldheiß hat den wetteſtab, wel-
cher das recht bedeutet, ſtrafe anzuſezen, und ein-
zunemen, Jn Franken, und Heſſen ſaget man
gerichtsbuße, welche der ſchuldheiß oder vogt an-
ſezet. Buße iſt reparatio damni dati, welche dem
beſchaͤdigten angedeiet, und iſt von der wette, d. i.
ſtrafe, welche dem richter gebuͤret, unterſchiden.
Bei haltung der gerichte bedinete ſich der richter ei-
nes ſchwertes, oder ſtabes, von Piſtorius th. 1
ſ. 186.

§ 4956

Ehedem hiß es gravo, grafio, graphio, graf-der graf.
fio. Zu latein hiß er praefectus zu den zeiten der
Carolinger. Der erzbiſchoff zu Magdeburg be-
ſtellete 1482 im thale einen graven, und als ober-

ſten,
R r r r 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1391" n="1367"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der gerichtbarkeit &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
war vogt am gerichte zu Wezlar; hernach tau&#x017F;ch-<lb/>
te di&#x017F;e vogtei He&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4955</head><lb/>
          <p>Er hiß auch &#x017F;chultetus, &#x017F;chulda&#x017F;io, &#x017F;chulthe-<note place="right">vom &#x017F;chuld-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
tus, &#x017F;chultacio, &#x017F;cultetus &#xA75B;c. Das wort i&#x017F;t zu-<lb/>
&#x017F;ammen ge&#x017F;ezet von &#x017F;chuld, und hei&#x017F;&#x017F;en (§ 5059<lb/>
fg. § 6039 des 2ten th.); weil er die herr&#x017F;chaftli-<lb/>
lichen einku&#x0364;nfte beitreiben mußte. Er wird auch<lb/><hi rendition="#aq">villicus</hi> genennet, wie das gericht Bu&#x0364;rgel noch <hi rendition="#aq">vil-<lb/>
licatio</hi> hei&#x017F;&#x017F;et. Der kai&#x017F;erliche &#x017F;chultheiß hiß <hi rendition="#aq">villi-<lb/>
cus regalis.</hi> Zu Frankfurt war ein burggraf, di-<lb/>
&#x017F;er kam ab; nun i&#x017F;t der o&#x0364;ber&#x017F;te der Rechts&#x017F;chult-<lb/>
heiß. Das wort: <hi rendition="#fr">&#x017F;chuldheißerei</hi> i&#x017F;t noch in<lb/>
Schle&#x017F;ien gewo&#x0364;nlich. Hirher geho&#x0364;ret auch: das<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chuldheißambt,</hi> das i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">&#x017F;cultetia, officium &#x017F;cul-<lb/>
teti, villicatus, villicatio,</hi> <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> &#x017F;p. 1658; im-<lb/>
gleichen der <hi rendition="#fr">&#x017F;chultheiß&#x017F;tab</hi> (§ 6039 des 2ten th.),<lb/>
welcher &#x017F;o vil anzeiget: als die gerichtbarkeit des<lb/>
&#x017F;chultheißens. Der oeber&#x017F;te in Bern hei&#x017F;&#x017F;et der<lb/>
&#x017F;chuldheiß. Der &#x017F;chuldheiß hat den wette&#x017F;tab, wel-<lb/>
cher das recht bedeutet, &#x017F;trafe anzu&#x017F;ezen, und ein-<lb/>
zunemen, Jn Franken, und He&#x017F;&#x017F;en &#x017F;aget man<lb/>
gerichtsbuße, welche der &#x017F;chuldheiß oder vogt an-<lb/>
&#x017F;ezet. <hi rendition="#fr">Buße</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">reparatio damni dati,</hi> welche dem<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;digten angedeiet, und i&#x017F;t von der wette, d. i.<lb/>
&#x017F;trafe, welche dem richter gebu&#x0364;ret, unter&#x017F;chiden.<lb/>
Bei haltung der gerichte bedinete &#x017F;ich der richter ei-<lb/>
nes &#x017F;chwertes, oder &#x017F;tabes, <hi rendition="#fr">von Pi&#x017F;torius</hi> th. 1<lb/>
&#x017F;. 186.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4956</head><lb/>
          <p>Ehedem hiß es gravo, grafio, graphio, graf-<note place="right">der graf.</note><lb/>
fio. Zu latein hiß er <hi rendition="#aq">praefectus</hi> zu den zeiten der<lb/>
Carolinger. Der erzbi&#x017F;choff zu Magdeburg be-<lb/>
&#x017F;tellete 1482 im thale einen graven, und als ober-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r r r 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1367/1391] von der gerichtbarkeit ꝛc. war vogt am gerichte zu Wezlar; hernach tauſch- te diſe vogtei Heſſen. § 4955 Er hiß auch ſchultetus, ſchuldaſio, ſchulthe- tus, ſchultacio, ſcultetus ꝛc. Das wort iſt zu- ſammen geſezet von ſchuld, und heiſſen (§ 5059 fg. § 6039 des 2ten th.); weil er die herrſchaftli- lichen einkuͤnfte beitreiben mußte. Er wird auch villicus genennet, wie das gericht Buͤrgel noch vil- licatio heiſſet. Der kaiſerliche ſchultheiß hiß villi- cus regalis. Zu Frankfurt war ein burggraf, di- ſer kam ab; nun iſt der oͤberſte der Rechtsſchult- heiß. Das wort: ſchuldheißerei iſt noch in Schleſien gewoͤnlich. Hirher gehoͤret auch: das ſchuldheißambt, das iſt, ſcultetia, officium ſcul- teti, villicatus, villicatio, Haltaus ſp. 1658; im- gleichen der ſchultheißſtab (§ 6039 des 2ten th.), welcher ſo vil anzeiget: als die gerichtbarkeit des ſchultheißens. Der oeberſte in Bern heiſſet der ſchuldheiß. Der ſchuldheiß hat den wetteſtab, wel- cher das recht bedeutet, ſtrafe anzuſezen, und ein- zunemen, Jn Franken, und Heſſen ſaget man gerichtsbuße, welche der ſchuldheiß oder vogt an- ſezet. Buße iſt reparatio damni dati, welche dem beſchaͤdigten angedeiet, und iſt von der wette, d. i. ſtrafe, welche dem richter gebuͤret, unterſchiden. Bei haltung der gerichte bedinete ſich der richter ei- nes ſchwertes, oder ſtabes, von Piſtorius th. 1 ſ. 186. vom ſchuld- heiſſen. § 4956 Ehedem hiß es gravo, grafio, graphio, graf- fio. Zu latein hiß er praefectus zu den zeiten der Carolinger. Der erzbiſchoff zu Magdeburg be- ſtellete 1482 im thale einen graven, und als ober- ſten, der graf. R r r r 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1391
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1391>, abgerufen am 30.12.2024.