Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

IV buch, I haubtstück,
adjudicare; b) damnare, einen vom leben zum to-
de richten; c) richten, componere controuersiam,
d. i. schlichten, oder schichten. Ausser dem nen-
net man die richtung, welche so vil ist: als ein
vergleich, compositio litis; auch bedeutet es die
bezalung, nicht minder territorium jurisdictionis;
ferner hat man das richtgelt, welches dasjenige be-
greifet, was dem richter bezalet wird. Ueberdiß
haben wir richt-gewalt, jurisdictionem, potesta-
tem judiciariam;
sodann ist rächtpflichtig, der un-
ter disem gerichte stehet, recht geben, und nemen
muß. Endlich richtschein ist so vil, als testimo-
nium judicii de caussa judicata,
Haltaus sp. 1546
fgg. Jn wendischer sprache hiß der richter: su-
panus.

§ 4952
von der vare.

Zu latein heisset vare jure capium, Haltaus
sp. 437, und bedeutet die boßheit, oder partei-
lichkeit eines richters, u. s. w. Hofmanns teutsche
Reichspraxis 1ter band s. 77 fg. (p).

§ 4953
strenges recht.

Ius strictum konnte der Teutsche nicht leiden
(§ 45 des 1ten th.); sondern sagete: strenges recht
ist nicht freundlich, Haltaus sp. 491, sp. 1512 fgg.

§ 4954
was dsr vogt
bedeutet?

Dises wort hat mancherlei bedeutungen (§ 6040
fg. § 6070 fgg. 6418 des 2ten th). Dahir ist
er so vil, als der justitiarius, der präsident eines
gerichtes etc. Dises gericht hiß judicium defensionis,
z. e. in Hessen etc. Ehedem war auch Hessen in
landvogteien eingeteilet, z. e. der landvogt an der
Werra, der landvogt an der Läne etc. Nassau

war

IV buch, I haubtſtuͤck,
adjudicare; b) damnare, einen vom leben zum to-
de richten; c) richten, componere controuerſiam,
d. i. ſchlichten, oder ſchichten. Auſſer dem nen-
net man die richtung, welche ſo vil iſt: als ein
vergleich, compoſitio litis; auch bedeutet es die
bezalung, nicht minder territorium jurisdictionis;
ferner hat man das richtgelt, welches dasjenige be-
greifet, was dem richter bezalet wird. Ueberdiß
haben wir richt-gewalt, jurisdictionem, poteſta-
tem judiciariam;
ſodann iſt raͤchtpflichtig, der un-
ter diſem gerichte ſtehet, recht geben, und nemen
muß. Endlich richtſchein iſt ſo vil, als teſtimo-
nium judicii de cauſſa judicata,
Haltaus ſp. 1546
fgg. Jn wendiſcher ſprache hiß der richter: ſu-
panus.

§ 4952
von der vare.

Zu latein heiſſet vare jure capium, Haltaus
ſp. 437, und bedeutet die boßheit, oder partei-
lichkeit eines richters, u. ſ. w. Hofmanns teutſche
Reichspraxis 1ter band ſ. 77 fg. (p).

§ 4953
ſtrenges recht.

Ius ſtrictum konnte der Teutſche nicht leiden
(§ 45 des 1ten th.); ſondern ſagete: ſtrenges recht
iſt nicht freundlich, Haltaus ſp. 491, ſp. 1512 fgg.

§ 4954
was dsr vogt
bedeutet?

Diſes wort hat mancherlei bedeutungen (§ 6040
fg. § 6070 fgg. 6418 des 2ten th). Dahir iſt
er ſo vil, als der juſtitiarius, der praͤſident eines
gerichtes ꝛc. Diſes gericht hiß judicium defenſionis,
z. e. in Heſſen ꝛc. Ehedem war auch Heſſen in
landvogteien eingeteilet, z. e. der landvogt an der
Werra, der landvogt an der Laͤne ꝛc. Naſſau

war
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1390" n="1366"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi> buch, <hi rendition="#aq">I</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">adjudicare; b) damnare,</hi> einen vom leben zum to-<lb/>
de richten; <hi rendition="#aq">c</hi>) richten, <hi rendition="#aq">componere controuer&#x017F;iam,</hi><lb/>
d. i. &#x017F;chlichten, oder &#x017F;chichten. Au&#x017F;&#x017F;er dem nen-<lb/>
net man die <hi rendition="#fr">richtung,</hi> welche &#x017F;o vil i&#x017F;t: als ein<lb/>
vergleich, <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itio litis;</hi> auch bedeutet es die<lb/>
bezalung, nicht minder <hi rendition="#aq">territorium jurisdictionis;</hi><lb/>
ferner hat man das <hi rendition="#fr">richtgelt,</hi> welches dasjenige be-<lb/>
greifet, was dem richter bezalet wird. Ueberdiß<lb/>
haben wir richt-gewalt, <hi rendition="#aq">jurisdictionem, pote&#x017F;ta-<lb/>
tem judiciariam;</hi> &#x017F;odann i&#x017F;t ra&#x0364;chtpflichtig, der un-<lb/>
ter di&#x017F;em gerichte &#x017F;tehet, recht geben, und nemen<lb/>
muß. Endlich richt&#x017F;chein i&#x017F;t &#x017F;o vil, als <hi rendition="#aq">te&#x017F;timo-<lb/>
nium judicii de cau&#x017F;&#x017F;a judicata,</hi> <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> &#x017F;p. 1546<lb/>
fgg. Jn wendi&#x017F;cher &#x017F;prache hiß der richter: <hi rendition="#fr">&#x017F;u-<lb/>
panus.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4952</head><lb/>
          <note place="left">von der vare.</note>
          <p>Zu latein hei&#x017F;&#x017F;et vare <hi rendition="#aq">jure capium,</hi> <hi rendition="#fr">Haltaus</hi><lb/>
&#x017F;p. 437, und bedeutet die boßheit, oder partei-<lb/>
lichkeit eines richters, u. &#x017F;. w. <hi rendition="#fr">Hofmanns</hi> teut&#x017F;che<lb/>
Reichspraxis 1ter band &#x017F;. 77 fg. (p).</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4953</head><lb/>
          <note place="left">&#x017F;trenges recht.</note>
          <p><hi rendition="#aq">Ius &#x017F;trictum</hi> konnte der Teut&#x017F;che nicht leiden<lb/>
(§ 45 des 1ten th.); &#x017F;ondern &#x017F;agete: &#x017F;trenges recht<lb/>
i&#x017F;t nicht freundlich, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> &#x017F;p. 491, &#x017F;p. 1512 fgg.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4954</head><lb/>
          <note place="left">was dsr vogt<lb/>
bedeutet?</note>
          <p>Di&#x017F;es wort hat mancherlei bedeutungen (§ 6040<lb/>
fg. § 6070 fgg. 6418 des 2ten th). Dahir i&#x017F;t<lb/>
er &#x017F;o vil, als der ju&#x017F;titiarius, der pra&#x0364;&#x017F;ident eines<lb/>
gerichtes &#xA75B;c. Di&#x017F;es gericht hiß <hi rendition="#aq">judicium defen&#x017F;ionis,</hi><lb/>
z. e. in He&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c. Ehedem war auch He&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
landvogteien eingeteilet, z. e. der landvogt an der<lb/>
Werra, der landvogt an der La&#x0364;ne &#xA75B;c. Na&#x017F;&#x017F;au<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1366/1390] IV buch, I haubtſtuͤck, adjudicare; b) damnare, einen vom leben zum to- de richten; c) richten, componere controuerſiam, d. i. ſchlichten, oder ſchichten. Auſſer dem nen- net man die richtung, welche ſo vil iſt: als ein vergleich, compoſitio litis; auch bedeutet es die bezalung, nicht minder territorium jurisdictionis; ferner hat man das richtgelt, welches dasjenige be- greifet, was dem richter bezalet wird. Ueberdiß haben wir richt-gewalt, jurisdictionem, poteſta- tem judiciariam; ſodann iſt raͤchtpflichtig, der un- ter diſem gerichte ſtehet, recht geben, und nemen muß. Endlich richtſchein iſt ſo vil, als teſtimo- nium judicii de cauſſa judicata, Haltaus ſp. 1546 fgg. Jn wendiſcher ſprache hiß der richter: ſu- panus. § 4952 Zu latein heiſſet vare jure capium, Haltaus ſp. 437, und bedeutet die boßheit, oder partei- lichkeit eines richters, u. ſ. w. Hofmanns teutſche Reichspraxis 1ter band ſ. 77 fg. (p). § 4953 Ius ſtrictum konnte der Teutſche nicht leiden (§ 45 des 1ten th.); ſondern ſagete: ſtrenges recht iſt nicht freundlich, Haltaus ſp. 491, ſp. 1512 fgg. § 4954 Diſes wort hat mancherlei bedeutungen (§ 6040 fg. § 6070 fgg. 6418 des 2ten th). Dahir iſt er ſo vil, als der juſtitiarius, der praͤſident eines gerichtes ꝛc. Diſes gericht hiß judicium defenſionis, z. e. in Heſſen ꝛc. Ehedem war auch Heſſen in landvogteien eingeteilet, z. e. der landvogt an der Werra, der landvogt an der Laͤne ꝛc. Naſſau war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1390
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1390>, abgerufen am 21.12.2024.