Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
III buch, XXXVII haubtstück,
§ 3751
wechsel.

Dieß geschäfte haben die Teutsche von den
Jtaliänern erlernet. Cambio heisset auf italiänisch
der tausch. Sihe meine abhandelung de collybo.
Hir bedeutet cambio 1) so vil, als eine schuldver-
bindung und verschreibung, nach wechselrechte; 2)
den wechselbrif; 3) die wechselschuld, oder das gelt.

§ 3752
gemeiner irr-
tum hirbei.

Man beredet sich: der wechsel wäre überhaubt
eine verbindung zum gefängnisse; dafern man
nicht bezalen würde; da doch nach den Reichsge-
säzen ein himmelhoher unterschid zwischen dem
Reichs- und kaufmanns-wechselrechte, oder dem
Reichs- und strengen wechselrechte ist. Der schöp-
penstul zu Jena verfil in eben disen irrtum, in sa-
chen der jungfer Treuerin, wider den hofraht und
professor Treuer zu Göttingen, und liß disen auf
den nicht zalungsfall in arrest nemen. Wenn nun
im Braunschweigischen die strenge des wechselrech-
tes nicht eingefüret ist; so fället sotanes urtel reichs-
widrig, in betracht der Reichsschluß will, daß auf-
ser Sachsens, und wo die strenge nicht eingefüret
ist, auf einen wechsel nur executivisch geklaget wer-
de; wie dann im Hessen-Casselischen nur der exe-
cutiv-proceß plaz findet, und die regirung darauf
in sachen eines von Trümbachischen gläubigers wi-
der den von Trümbach allso verfur, und erkannte;
auch bei der universität wider die glider und ver-
wandten eben allso gesprochen worden; nicht min-
der die facultaet nach Dortmund verschidentlich
allso zu werke gegangen ist; anerwogen in diser
Reichsstadt das strenge wechselrecht nicht beobach-
tet wird.

Jn Hanau ist das strenge wechselrecht noch üb-
lich, wie auch zu Frankfurt, so lange noch die beza-

lung
III buch, XXXVII haubtſtuͤck,
§ 3751
wechſel.

Dieß geſchaͤfte haben die Teutſche von den
Jtaliaͤnern erlernet. Cambio heiſſet auf italiaͤniſch
der tauſch. Sihe meine abhandelung de collybo.
Hir bedeutet cambio 1) ſo vil, als eine ſchuldver-
bindung und verſchreibung, nach wechſelrechte; 2)
den wechſelbrif; 3) die wechſelſchuld, oder das gelt.

§ 3752
gemeiner irr-
tum hirbei.

Man beredet ſich: der wechſel waͤre uͤberhaubt
eine verbindung zum gefaͤngniſſe; dafern man
nicht bezalen wuͤrde; da doch nach den Reichsge-
ſaͤzen ein himmelhoher unterſchid zwiſchen dem
Reichs- und kaufmanns-wechſelrechte, oder dem
Reichs- und ſtrengen wechſelrechte iſt. Der ſchoͤp-
penſtul zu Jena verfil in eben diſen irrtum, in ſa-
chen der jungfer Treuerin, wider den hofraht und
profeſſor Treuer zu Goͤttingen, und liß diſen auf
den nicht zalungsfall in arreſt nemen. Wenn nun
im Braunſchweigiſchen die ſtrenge des wechſelrech-
tes nicht eingefuͤret iſt; ſo faͤllet ſotanes urtel reichs-
widrig, in betracht der Reichsſchluß will, daß auf-
ſer Sachſens, und wo die ſtrenge nicht eingefuͤret
iſt, auf einen wechſel nur executiviſch geklaget wer-
de; wie dann im Heſſen-Caſſeliſchen nur der exe-
cutiv-proceß plaz findet, und die regirung darauf
in ſachen eines von Truͤmbachiſchen glaͤubigers wi-
der den von Truͤmbach allſo verfur, und erkannte;
auch bei der univerſitaͤt wider die glider und ver-
wandten eben allſo geſprochen worden; nicht min-
der die facultaet nach Dortmund verſchidentlich
allſo zu werke gegangen iſt; anerwogen in diſer
Reichsſtadt das ſtrenge wechſelrecht nicht beobach-
tet wird.

Jn Hanau iſt das ſtrenge wechſelrecht noch uͤb-
lich, wie auch zu Frankfurt, ſo lange noch die beza-

lung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1250" n="1226"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">XXXVII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3751</head><lb/>
          <note place="left">wech&#x017F;el.</note>
          <p>Dieß ge&#x017F;cha&#x0364;fte haben die Teut&#x017F;che von den<lb/>
Jtalia&#x0364;nern erlernet. <hi rendition="#aq">Cambio</hi> hei&#x017F;&#x017F;et auf italia&#x0364;ni&#x017F;ch<lb/>
der tau&#x017F;ch. Sihe meine abhandelung <hi rendition="#aq">de collybo.</hi><lb/>
Hir bedeutet <hi rendition="#aq">cambio</hi> 1) &#x017F;o vil, als eine &#x017F;chuldver-<lb/>
bindung und ver&#x017F;chreibung, nach wech&#x017F;elrechte; 2)<lb/>
den wech&#x017F;elbrif; 3) die wech&#x017F;el&#x017F;chuld, oder das gelt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3752</head><lb/>
          <note place="left">gemeiner irr-<lb/>
tum hirbei.</note>
          <p>Man beredet &#x017F;ich: der wech&#x017F;el wa&#x0364;re u&#x0364;berhaubt<lb/>
eine verbindung zum gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e; dafern man<lb/>
nicht bezalen wu&#x0364;rde; da doch nach den Reichsge-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;zen ein himmelhoher unter&#x017F;chid zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Reichs- und kaufmanns-wech&#x017F;elrechte, oder dem<lb/>
Reichs- und &#x017F;trengen wech&#x017F;elrechte i&#x017F;t. Der &#x017F;cho&#x0364;p-<lb/>
pen&#x017F;tul zu Jena verfil in eben di&#x017F;en irrtum, in &#x017F;a-<lb/>
chen der jungfer Treuerin, wider den hofraht und<lb/>
profe&#x017F;&#x017F;or Treuer zu Go&#x0364;ttingen, und liß di&#x017F;en auf<lb/>
den nicht zalungsfall in arre&#x017F;t nemen. Wenn nun<lb/>
im Braun&#x017F;chweigi&#x017F;chen die &#x017F;trenge des wech&#x017F;elrech-<lb/>
tes nicht eingefu&#x0364;ret i&#x017F;t; &#x017F;o fa&#x0364;llet &#x017F;otanes urtel reichs-<lb/>
widrig, in betracht der Reichs&#x017F;chluß will, daß auf-<lb/>
&#x017F;er Sach&#x017F;ens, und wo die &#x017F;trenge nicht eingefu&#x0364;ret<lb/>
i&#x017F;t, auf einen wech&#x017F;el nur executivi&#x017F;ch geklaget wer-<lb/>
de; wie dann im He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;chen nur der exe-<lb/>
cutiv-proceß plaz findet, und die regirung darauf<lb/>
in &#x017F;achen eines von Tru&#x0364;mbachi&#x017F;chen gla&#x0364;ubigers wi-<lb/>
der den von Tru&#x0364;mbach all&#x017F;o verfur, und erkannte;<lb/>
auch bei der univer&#x017F;ita&#x0364;t wider die glider und ver-<lb/>
wandten eben all&#x017F;o ge&#x017F;prochen worden; nicht min-<lb/>
der die facultaet nach Dortmund ver&#x017F;chidentlich<lb/>
all&#x017F;o zu werke gegangen i&#x017F;t; anerwogen in di&#x017F;er<lb/>
Reichs&#x017F;tadt das &#x017F;trenge wech&#x017F;elrecht nicht beobach-<lb/>
tet wird.</p><lb/>
          <p>Jn Hanau i&#x017F;t das &#x017F;trenge wech&#x017F;elrecht noch u&#x0364;b-<lb/>
lich, wie auch zu Frankfurt, &#x017F;o lange noch die beza-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1226/1250] III buch, XXXVII haubtſtuͤck, § 3751 Dieß geſchaͤfte haben die Teutſche von den Jtaliaͤnern erlernet. Cambio heiſſet auf italiaͤniſch der tauſch. Sihe meine abhandelung de collybo. Hir bedeutet cambio 1) ſo vil, als eine ſchuldver- bindung und verſchreibung, nach wechſelrechte; 2) den wechſelbrif; 3) die wechſelſchuld, oder das gelt. § 3752 Man beredet ſich: der wechſel waͤre uͤberhaubt eine verbindung zum gefaͤngniſſe; dafern man nicht bezalen wuͤrde; da doch nach den Reichsge- ſaͤzen ein himmelhoher unterſchid zwiſchen dem Reichs- und kaufmanns-wechſelrechte, oder dem Reichs- und ſtrengen wechſelrechte iſt. Der ſchoͤp- penſtul zu Jena verfil in eben diſen irrtum, in ſa- chen der jungfer Treuerin, wider den hofraht und profeſſor Treuer zu Goͤttingen, und liß diſen auf den nicht zalungsfall in arreſt nemen. Wenn nun im Braunſchweigiſchen die ſtrenge des wechſelrech- tes nicht eingefuͤret iſt; ſo faͤllet ſotanes urtel reichs- widrig, in betracht der Reichsſchluß will, daß auf- ſer Sachſens, und wo die ſtrenge nicht eingefuͤret iſt, auf einen wechſel nur executiviſch geklaget wer- de; wie dann im Heſſen-Caſſeliſchen nur der exe- cutiv-proceß plaz findet, und die regirung darauf in ſachen eines von Truͤmbachiſchen glaͤubigers wi- der den von Truͤmbach allſo verfur, und erkannte; auch bei der univerſitaͤt wider die glider und ver- wandten eben allſo geſprochen worden; nicht min- der die facultaet nach Dortmund verſchidentlich allſo zu werke gegangen iſt; anerwogen in diſer Reichsſtadt das ſtrenge wechſelrecht nicht beobach- tet wird. Jn Hanau iſt das ſtrenge wechſelrecht noch uͤb- lich, wie auch zu Frankfurt, ſo lange noch die beza- lung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1250
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1250>, abgerufen am 21.11.2024.