Diweil mann, und weib ein anderes verhält-von den entsa- gungen der teutschen eh weiber. niß in Teutschlande haben, als die römische rechte wissen; darnebst die eheleute in gemeinschaft der güter standen; auch die eheweiber das narungsge- werbe mit treiben, und den haushalt besorgeten; so entstand zur förderung des narungsstandes, und geschäftes dises: eheleute können für einander bür- gen. Damit aber das römische recht inen nicht entstehe; so ward, nach anleitung des päpstlichen rechtes, die verzicht der authenticae belibet. Jn Reutlingen wurde die entsagung der weibli- chen rechtswohltaten, wenn solche dem schuld- und pfandbrife ausdrücklich einverleibet, und vom wei- be mit irem vormunde, oder, wenn sie nicht schrei- ben können, von disen für sie, und sich selbst mit un- terschriben gewesen, für giltig angenommen; ob- schon das eheweib vor gerichte selbigen eidlich nicht entsaget hatte. Die Römer, und heutige Jtalie- ner haben ganz andere gedenkungsart vom weib- lichen geschlechte, als die Teutsche. Den handel in den offenen landen füren teils die eheweiber, teils hirzu gedungene schöne jungfrauen; wer würde sich aber mit inen einlassen, wenn das römische recht dahir anschlagen sollte? daher das Senatus consul- tum Vellej. und die auth. si qua mulier etc vilen ab- fall in Teutschlande leiden.
§ 3554
Alle personen, welche der rechte nicht kundigvon der ver- ständigung. sind, müssen derselben vergewissert werden. Dises beschihet durch einen vorhalt, und auslegung der rechte, auf welche verzihen wird. Hirüber ist ein protocol zu füren, um desfalls einen beweiß zu ha- ben, und solches fürlegen zu können. Sihe die an- weisung für die beambten, und den Joh. Sam.
Stryk
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III buch, XVII haubtſtuͤck.
§ 3552
Diweil mann, und weib ein anderes verhaͤlt-von den entſa- gungen der teutſchen eh weiber. niß in Teutſchlande haben, als die roͤmiſche rechte wiſſen; darnebſt die eheleute in gemeinſchaft der guͤter ſtanden; auch die eheweiber das narungsge- werbe mit treiben, und den haushalt beſorgeten; ſo entſtand zur foͤrderung des narungsſtandes, und geſchaͤftes diſes: eheleute koͤnnen fuͤr einander buͤr- gen. Damit aber das roͤmiſche recht inen nicht entſtehe; ſo ward, nach anleitung des paͤpſtlichen rechtes, die verzicht der authenticae belibet. Jn Reutlingen wurde die entſagung der weibli- chen rechtswohltaten, wenn ſolche dem ſchuld- und pfandbrife ausdruͤcklich einverleibet, und vom wei- be mit irem vormunde, oder, wenn ſie nicht ſchrei- ben koͤnnen, von diſen fuͤr ſie, und ſich ſelbſt mit un- terſchriben geweſen, fuͤr giltig angenommen; ob- ſchon das eheweib vor gerichte ſelbigen eidlich nicht entſaget hatte. Die Roͤmer, und heutige Jtalie- ner haben ganz andere gedenkungsart vom weib- lichen geſchlechte, als die Teutſche. Den handel in den offenen landen fuͤren teils die eheweiber, teils hirzu gedungene ſchoͤne jungfrauen; wer wuͤrde ſich aber mit inen einlaſſen, wenn das roͤmiſche recht dahir anſchlagen ſollte? daher das Senatus conſul- tum Vellej. und die auth. ſi qua mulier etc vilen ab- fall in Teutſchlande leiden.
§ 3554
Alle perſonen, welche der rechte nicht kundigvon der ver- ſtaͤndigung. ſind, muͤſſen derſelben vergewiſſert werden. Diſes beſchihet durch einen vorhalt, und auslegung der rechte, auf welche verzihen wird. Hiruͤber iſt ein protocol zu fuͤren, um desfalls einen beweiß zu ha- ben, und ſolches fuͤrlegen zu koͤnnen. Sihe die an- weiſung fuͤr die beambten, und den Joh. Sam.
Stryk
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III buch, XVII haubtſtuͤck.
§ 3552
Diweil mann, und weib ein anderes verhaͤlt-
niß in Teutſchlande haben, als die roͤmiſche rechte
wiſſen; darnebſt die eheleute in gemeinſchaft der
guͤter ſtanden; auch die eheweiber das narungsge-
werbe mit treiben, und den haushalt beſorgeten; ſo
entſtand zur foͤrderung des narungsſtandes, und
geſchaͤftes diſes: eheleute koͤnnen fuͤr einander buͤr-
gen. Damit aber das roͤmiſche recht inen nicht
entſtehe; ſo ward, nach anleitung des paͤpſtlichen
rechtes, die verzicht der authenticae belibet.
Jn Reutlingen wurde die entſagung der weibli-
chen rechtswohltaten, wenn ſolche dem ſchuld- und
pfandbrife ausdruͤcklich einverleibet, und vom wei-
be mit irem vormunde, oder, wenn ſie nicht ſchrei-
ben koͤnnen, von diſen fuͤr ſie, und ſich ſelbſt mit un-
terſchriben geweſen, fuͤr giltig angenommen; ob-
ſchon das eheweib vor gerichte ſelbigen eidlich nicht
entſaget hatte. Die Roͤmer, und heutige Jtalie-
ner haben ganz andere gedenkungsart vom weib-
lichen geſchlechte, als die Teutſche. Den handel
in den offenen landen fuͤren teils die eheweiber, teils
hirzu gedungene ſchoͤne jungfrauen; wer wuͤrde
ſich aber mit inen einlaſſen, wenn das roͤmiſche recht
dahir anſchlagen ſollte? daher das Senatus conſul-
tum Vellej. und die auth. ſi qua mulier etc vilen ab-
fall in Teutſchlande leiden.
von den entſa-
gungen der
teutſchen eh
weiber.
§ 3554
Alle perſonen, welche der rechte nicht kundig
ſind, muͤſſen derſelben vergewiſſert werden. Diſes
beſchihet durch einen vorhalt, und auslegung der
rechte, auf welche verzihen wird. Hiruͤber iſt ein
protocol zu fuͤren, um desfalls einen beweiß zu ha-
ben, und ſolches fuͤrlegen zu koͤnnen. Sihe die an-
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von der ver-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1227>, abgerufen am 21.12.2024.
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