Der Papst Alexander VIII tat eine gelübde: daß seiner verwandten keiner in Rom kommen sollte. Er nahm sie aber auf den Monte cavallo. König Clodoväus gelobete: dem heiligen Martin sein pferd zu schenken. Die geistlichen foderten so vil dafür zu bezalen, als sie wollten. Daher das sprüchwort entstanden ist: der heilige Martin ist gut in der hülfe, aber schlimm in der bezalung. Albrecht und Siegmund gelobeten 1458, daß sie in der nacht ihr schloß Wien einnemen, und darin- ne speisen wollten. Es schlug aber fehl. Die bürger lißen indessen generale hinein, um darin zu speisen.
Von der pollicitation ins besondere.
Sie ist ein versprechen, welches man dem sta- te tut, one daß diser solches annimmt. Die verbindlichkeit rüret aus dem teutschen sprüchwor- te: verheißen macht schulden.
§ 3484
Das geding ist ein versprechen: dem andern,von gedingen, (pactis). welcher es annimmt, etwas erbares zu leisten.
Das leisten bestehet im tun, oder geben. Zwischen pactis oder pactionibus ist heute zu tage kein unterschid, wie einige wänen. Das wort pact hat man darum nicht gebrauchet, weil es bei den Franken so vil, als ein corpus bedeutet, z. e. pa- ctum legis salicae etc. Die gründe sind mancher- lei (§ 3483 des 2ten th.). Man hat erlaubete, auch unerlaubete, wucherliche etc. R pol. o. 1577, giltige, ungiltige.
§ 3485
E e e e 2
von den gedingen.
Raͤnke dabei.
Der Papſt Alexander VIII tat eine geluͤbde: daß ſeiner verwandten keiner in Rom kommen ſollte. Er nahm ſie aber auf den Monte cavallo. Koͤnig Clodovaͤus gelobete: dem heiligen Martin ſein pferd zu ſchenken. Die geiſtlichen foderten ſo vil dafuͤr zu bezalen, als ſie wollten. Daher das ſpruͤchwort entſtanden iſt: der heilige Martin iſt gut in der huͤlfe, aber ſchlimm in der bezalung. Albrecht und Siegmund gelobeten 1458, daß ſie in der nacht ihr ſchloß Wien einnemen, und darin- ne ſpeiſen wollten. Es ſchlug aber fehl. Die buͤrger lißen indeſſen generale hinein, um darin zu ſpeiſen.
Von der pollicitation ins beſondere.
Sie iſt ein verſprechen, welches man dem ſta- te tut, one daß diſer ſolches annimmt. Die verbindlichkeit ruͤret aus dem teutſchen ſpruͤchwor- te: verheißen macht ſchulden.
§ 3484
Das geding iſt ein verſprechen: dem andern,von gedingen, (pactis). welcher es annimmt, etwas erbares zu leiſten.
Das leiſten beſtehet im tun, oder geben. Zwiſchen pactis oder pactionibus iſt heute zu tage kein unterſchid, wie einige waͤnen. Das wort pact hat man darum nicht gebrauchet, weil es bei den Franken ſo vil, als ein corpus bedeutet, z. e. pa- ctum legis ſalicae ꝛc. Die gruͤnde ſind mancher- lei (§ 3483 des 2ten th.). Man hat erlaubete, auch unerlaubete, wucherliche ꝛc. R pol. o. 1577, giltige, ungiltige.
§ 3485
E e e e 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1195"n="1171"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den gedingen.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Raͤnke dabei.</hi></head><lb/><p>Der Papſt Alexander <hirendition="#aq">VIII</hi> tat eine geluͤbde:<lb/>
daß ſeiner verwandten keiner in Rom kommen<lb/>ſollte. Er nahm ſie aber auf den <hirendition="#aq">Monte cavallo.</hi><lb/>
Koͤnig Clodovaͤus gelobete: dem heiligen Martin<lb/>ſein pferd zu ſchenken. Die geiſtlichen foderten ſo<lb/>
vil dafuͤr zu bezalen, als ſie wollten. Daher das<lb/>ſpruͤchwort entſtanden iſt: der heilige Martin iſt<lb/>
gut in der huͤlfe, aber ſchlimm in der bezalung.<lb/>
Albrecht und Siegmund gelobeten 1458, daß ſie<lb/>
in der nacht ihr ſchloß Wien einnemen, und darin-<lb/>
ne ſpeiſen wollten. Es ſchlug aber fehl. Die<lb/>
buͤrger lißen indeſſen generale hinein, um darin<lb/>
zu ſpeiſen.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von der pollicitation ins beſondere.</hi></head><lb/><p>Sie iſt ein verſprechen, welches man dem ſta-<lb/>
te tut, one daß diſer ſolches annimmt. Die<lb/>
verbindlichkeit ruͤret aus dem teutſchen ſpruͤchwor-<lb/>
te: verheißen macht ſchulden.</p></div></div><lb/><divn="2"><head>§ 3484</head><lb/><p>Das <hirendition="#fr">geding</hi> iſt ein verſprechen: dem andern,<noteplace="right">von gedingen,<lb/>
(<hirendition="#aq">pactis</hi>).</note><lb/>
welcher es annimmt, etwas erbares zu leiſten.</p><lb/><p>Das leiſten beſtehet im tun, oder geben.<lb/>
Zwiſchen <hirendition="#aq">pactis</hi> oder <hirendition="#aq">pactionibus</hi> iſt heute zu tage<lb/>
kein unterſchid, wie einige waͤnen. Das wort <hirendition="#fr">pact</hi><lb/>
hat man darum nicht gebrauchet, weil es bei den<lb/>
Franken ſo vil, als ein corpus bedeutet, z. e. pa-<lb/>
ctum legis ſalicae ꝛc. Die gruͤnde ſind mancher-<lb/>
lei (§ 3483 des 2ten th.). Man hat erlaubete,<lb/>
auch unerlaubete, wucherliche ꝛc. R pol. o. 1577,<lb/>
giltige, ungiltige.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e e e 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§ 3485</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[1171/1195]
von den gedingen.
Raͤnke dabei.
Der Papſt Alexander VIII tat eine geluͤbde:
daß ſeiner verwandten keiner in Rom kommen
ſollte. Er nahm ſie aber auf den Monte cavallo.
Koͤnig Clodovaͤus gelobete: dem heiligen Martin
ſein pferd zu ſchenken. Die geiſtlichen foderten ſo
vil dafuͤr zu bezalen, als ſie wollten. Daher das
ſpruͤchwort entſtanden iſt: der heilige Martin iſt
gut in der huͤlfe, aber ſchlimm in der bezalung.
Albrecht und Siegmund gelobeten 1458, daß ſie
in der nacht ihr ſchloß Wien einnemen, und darin-
ne ſpeiſen wollten. Es ſchlug aber fehl. Die
buͤrger lißen indeſſen generale hinein, um darin
zu ſpeiſen.
Von der pollicitation ins beſondere.
Sie iſt ein verſprechen, welches man dem ſta-
te tut, one daß diſer ſolches annimmt. Die
verbindlichkeit ruͤret aus dem teutſchen ſpruͤchwor-
te: verheißen macht ſchulden.
§ 3484
Das geding iſt ein verſprechen: dem andern,
welcher es annimmt, etwas erbares zu leiſten.
von gedingen,
(pactis).
Das leiſten beſtehet im tun, oder geben.
Zwiſchen pactis oder pactionibus iſt heute zu tage
kein unterſchid, wie einige waͤnen. Das wort pact
hat man darum nicht gebrauchet, weil es bei den
Franken ſo vil, als ein corpus bedeutet, z. e. pa-
ctum legis ſalicae ꝛc. Die gruͤnde ſind mancher-
lei (§ 3483 des 2ten th.). Man hat erlaubete,
auch unerlaubete, wucherliche ꝛc. R pol. o. 1577,
giltige, ungiltige.
§ 3485
E e e e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1195>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.