Drittes buch von den gedingen und con- tracten. Erstes haubtstück von den gedingen.
§ 3483
Die Römer banden denjenigen an, welchervon der ver- bindlichkeit, und deren äch- ten erklärung. inen etwas durch die mancipation über- liß. Daher hiß bei inen die obligatio: vinculum juris. Die erklärung des von Wolf, als eine connexio motiui cum actione, ist unschicklich. Denn der dib hat auch connexio- nem motiui, welche die habbegirde ist. Sie ist eine schuldigkeit, dasjenige zu erfüllen, wozu wir anheischig gemachet worden sind. Die verbind- lichkeit rüret entweder vom gesäze, oder von einem versprechen her. Sie teilet sich in die natürliche verbindlichkeit, und in die bürgerliche. Jene fus- set auf das naturrecht; dise aber ruhet im bürger- lichen rechte. Regenten werden aus den bürgerli- chen rechten nicht verbunden. Lächerlich war es, als die königin Johanna von Sicilien dem Papste Avignon verkaufte, und auf alles im corpore ju- ris ciuilis et canonici verzicht tat; gleichwohl ist nach fürschrift der rechte, auch in gnadensachen, und andern änlichen fällen, nicht erlaubet: von
seinem
IIITeil. E e e e
Drittes buch von den gedingen und con- tracten. Erſtes haubtſtuͤck von den gedingen.
§ 3483
Die Roͤmer banden denjenigen an, welchervon der ver- bindlichkeit, und deren aͤch- ten erklaͤrung. inen etwas durch die mancipation uͤber- liß. Daher hiß bei inen die obligatio: vinculum juris. Die erklaͤrung des von Wolf, als eine connexio motiui cum actione, iſt unſchicklich. Denn der dib hat auch connexio- nem motiui, welche die habbegirde iſt. Sie iſt eine ſchuldigkeit, dasjenige zu erfuͤllen, wozu wir anheiſchig gemachet worden ſind. Die verbind- lichkeit ruͤret entweder vom geſaͤze, oder von einem verſprechen her. Sie teilet ſich in die natuͤrliche verbindlichkeit, und in die buͤrgerliche. Jene fuſ- ſet auf das naturrecht; diſe aber ruhet im buͤrger- lichen rechte. Regenten werden aus den buͤrgerli- chen rechten nicht verbunden. Laͤcherlich war es, als die koͤnigin Johanna von Sicilien dem Papſte Avignon verkaufte, und auf alles im corpore ju- ris ciuilis et canonici verzicht tat; gleichwohl iſt nach fuͤrſchrift der rechte, auch in gnadenſachen, und andern aͤnlichen faͤllen, nicht erlaubet: von
ſeinem
IIITeil. E e e e
<TEI><text><body><pbfacs="#f1193"n="1169"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Drittes buch</hi><lb/>
von den gedingen und con-<lb/>
tracten.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Erſtes haubtſtuͤck<lb/><hirendition="#g">von den gedingen</hi>.</hi></head><lb/><divn="2"><head>§ 3483</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Roͤmer banden denjenigen an, welcher<noteplace="right">von der ver-<lb/>
bindlichkeit,<lb/>
und deren aͤch-<lb/>
ten erklaͤrung.</note><lb/>
inen etwas durch die mancipation uͤber-<lb/>
liß. Daher hiß bei inen die <hirendition="#aq">obligatio:<lb/>
vinculum juris.</hi> Die erklaͤrung des <hirendition="#fr">von<lb/>
Wolf,</hi> als eine <hirendition="#aq">connexio motiui cum actione,</hi> iſt<lb/>
unſchicklich. Denn der dib hat auch <hirendition="#aq">connexio-<lb/>
nem motiui,</hi> welche die habbegirde iſt. Sie iſt<lb/>
eine ſchuldigkeit, dasjenige zu erfuͤllen, wozu wir<lb/>
anheiſchig gemachet worden ſind. Die verbind-<lb/>
lichkeit ruͤret entweder vom geſaͤze, oder von einem<lb/>
verſprechen her. Sie teilet ſich in die natuͤrliche<lb/>
verbindlichkeit, und in die buͤrgerliche. Jene fuſ-<lb/>ſet auf das naturrecht; diſe aber ruhet im buͤrger-<lb/>
lichen rechte. Regenten werden aus den buͤrgerli-<lb/>
chen rechten nicht verbunden. Laͤcherlich war es,<lb/>
als die koͤnigin Johanna von Sicilien dem Papſte<lb/>
Avignon verkaufte, und auf alles im <hirendition="#aq">corpore ju-<lb/>
ris ciuilis et canonici</hi> verzicht tat; gleichwohl iſt<lb/>
nach fuͤrſchrift der rechte, auch in gnadenſachen,<lb/>
und andern aͤnlichen faͤllen, nicht erlaubet: von<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III</hi><hirendition="#fr">Teil.</hi> E e e e</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſeinem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1169/1193]
Drittes buch
von den gedingen und con-
tracten.
Erſtes haubtſtuͤck
von den gedingen.
§ 3483
Die Roͤmer banden denjenigen an, welcher
inen etwas durch die mancipation uͤber-
liß. Daher hiß bei inen die obligatio:
vinculum juris. Die erklaͤrung des von
Wolf, als eine connexio motiui cum actione, iſt
unſchicklich. Denn der dib hat auch connexio-
nem motiui, welche die habbegirde iſt. Sie iſt
eine ſchuldigkeit, dasjenige zu erfuͤllen, wozu wir
anheiſchig gemachet worden ſind. Die verbind-
lichkeit ruͤret entweder vom geſaͤze, oder von einem
verſprechen her. Sie teilet ſich in die natuͤrliche
verbindlichkeit, und in die buͤrgerliche. Jene fuſ-
ſet auf das naturrecht; diſe aber ruhet im buͤrger-
lichen rechte. Regenten werden aus den buͤrgerli-
chen rechten nicht verbunden. Laͤcherlich war es,
als die koͤnigin Johanna von Sicilien dem Papſte
Avignon verkaufte, und auf alles im corpore ju-
ris ciuilis et canonici verzicht tat; gleichwohl iſt
nach fuͤrſchrift der rechte, auch in gnadenſachen,
und andern aͤnlichen faͤllen, nicht erlaubet: von
ſeinem
von der ver-
bindlichkeit,
und deren aͤch-
ten erklaͤrung.
III Teil. E e e e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1193>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.