Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von alten u. neuen stammgütern.
die nähe der verwandschaft nach dem leztverstorbe-
nen zu rechnen. Disemnach glaubete auch die hi-
sige juristen-facultaet in dem Riedeselischen falle
(§ 3451 § 3452 des 2ten th), man folge nach dem
vertrage (§ 3452 des 2ten th.) der nähe des
glides. Die darmstädtische Riedesel, und die
Trunsbacher filen auf dise art aus. Dise glau-
beten daher: es müsse die linealfolge anschlagen.
Hergegen gab der general, zur Altenburg, für: er
wollte als senior allein folgen. Bei dem fideicom-
misse des haufes Hessen-Marburg wurde sehr über
die art der erbfolge gestritten. Der testirer Lude-
wig IIII nam die linealsolge zum grunde, und tei-
lete dem hause Hessen-Cassel die häfte; Hessen-
Darmstadt aber die andere halbscheid zu. Hin-
gegen folgeten der Kaiser, und herzog Ernst zu Sach-
sen-Gotha, welcher leztere den vergleich 1648 ver-
mittelte, den römischen rechten, folglich ein virtel an
Cassel, und drei virtel an Darmstadt fil. Jn dem
Riedeselischen falle (§ 3451 des 2ten th.) der erb-
folge halber sprach ich für selbige nach dem salischen
gesäze. Der K. und R. kammergerichts-assessor
Riedesel, freiherr von Eisenbach, suchete die wider-
herstellung in den vorigen stand rechtens, und woll-
te zu seinem schaden die linealfolge II F. 50; sihe
inzwischen die Pütterischen rechtsfälle, im Xten
rechtlichen bedenken bedenken, n. 97 fgg. s. 141.

Hundert und sechzehnes haubtstück
von
der oesterreichischen erbfolge-ordnung,
oder sogenannten pragmatischen sanction.
§ 3455

Die oesterreichische sanction nennen einige sang-
matische praction, in betracht nach der vor-

hersa-
D d d d 4

von alten u. neuen ſtammguͤtern.
die naͤhe der verwandſchaft nach dem leztverſtorbe-
nen zu rechnen. Diſemnach glaubete auch die hi-
ſige juriſten-facultaet in dem Riedeſeliſchen falle
(§ 3451 § 3452 des 2ten th), man folge nach dem
vertrage (§ 3452 des 2ten th.) der naͤhe des
glides. Die darmſtaͤdtiſche Riedeſel, und die
Trunsbacher filen auf diſe art aus. Diſe glau-
beten daher: es muͤſſe die linealfolge anſchlagen.
Hergegen gab der general, zur Altenburg, fuͤr: er
wollte als ſenior allein folgen. Bei dem fideicom-
miſſe des haufes Heſſen-Marburg wurde ſehr uͤber
die art der erbfolge geſtritten. Der teſtirer Lude-
wig IIII nam die linealſolge zum grunde, und tei-
lete dem hauſe Heſſen-Caſſel die haͤfte; Heſſen-
Darmſtadt aber die andere halbſcheid zu. Hin-
gegen folgeten der Kaiſer, und herzog Ernſt zu Sach-
ſen-Gotha, welcher leztere den vergleich 1648 ver-
mittelte, den roͤmiſchen rechten, folglich ein virtel an
Caſſel, und drei virtel an Darmſtadt fil. Jn dem
Riedeſeliſchen falle (§ 3451 des 2ten th.) der erb-
folge halber ſprach ich fuͤr ſelbige nach dem ſaliſchen
geſaͤze. Der K. und R. kammergerichts-aſſeſſor
Riedeſel, freiherr von Eiſenbach, ſuchete die wider-
herſtellung in den vorigen ſtand rechtens, und woll-
te zu ſeinem ſchaden die linealfolge II F. 50; ſihe
inzwiſchen die Puͤtteriſchen rechtsfaͤlle, im Xten
rechtlichen bedenken bedenken, n. 97 fgg. ſ. 141.

Hundert und ſechzehnes haubtſtuͤck
von
der oeſterreichiſchen erbfolge-ordnung,
oder ſogenannten pragmatiſchen ſanction.
§ 3455

Die oeſterreichiſche ſanction nennen einige ſang-
matiſche praction, in betracht nach der vor-

herſa-
D d d d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1183" n="1159"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von alten u. neuen &#x017F;tammgu&#x0364;tern.</hi></fw><lb/>
die na&#x0364;he der verwand&#x017F;chaft nach dem leztver&#x017F;torbe-<lb/>
nen zu rechnen. Di&#x017F;emnach glaubete auch die hi-<lb/>
&#x017F;ige juri&#x017F;ten-facultaet in dem Riede&#x017F;eli&#x017F;chen falle<lb/>
(§ 3451 § 3452 des 2ten th), man folge nach dem<lb/>
vertrage (§ 3452 des 2ten th.) der na&#x0364;he des<lb/>
glides. Die darm&#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;che Riede&#x017F;el, und die<lb/>
Trunsbacher filen auf di&#x017F;e art aus. Di&#x017F;e glau-<lb/>
beten daher: es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die linealfolge an&#x017F;chlagen.<lb/>
Hergegen gab der general, zur Altenburg, fu&#x0364;r: er<lb/>
wollte als &#x017F;enior allein folgen. Bei dem fideicom-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;e des haufes He&#x017F;&#x017F;en-Marburg wurde &#x017F;ehr u&#x0364;ber<lb/>
die art der erbfolge ge&#x017F;tritten. Der te&#x017F;tirer Lude-<lb/>
wig <hi rendition="#aq">IIII</hi> nam die lineal&#x017F;olge zum grunde, und tei-<lb/>
lete dem hau&#x017F;e He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;el die ha&#x0364;fte; He&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
Darm&#x017F;tadt aber die andere halb&#x017F;cheid zu. Hin-<lb/>
gegen folgeten der Kai&#x017F;er, und herzog Ern&#x017F;t zu Sach-<lb/>
&#x017F;en-Gotha, welcher leztere den vergleich 1648 ver-<lb/>
mittelte, den ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechten, folglich ein virtel an<lb/>
Ca&#x017F;&#x017F;el, und drei virtel an Darm&#x017F;tadt fil. Jn dem<lb/>
Riede&#x017F;eli&#x017F;chen falle (§ 3451 des 2ten th.) der erb-<lb/>
folge halber &#x017F;prach ich fu&#x0364;r &#x017F;elbige nach dem &#x017F;ali&#x017F;chen<lb/>
ge&#x017F;a&#x0364;ze. Der K. und R. kammergerichts-a&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or<lb/>
Riede&#x017F;el, freiherr von Ei&#x017F;enbach, &#x017F;uchete die wider-<lb/>
her&#x017F;tellung in den vorigen &#x017F;tand rechtens, und woll-<lb/>
te zu &#x017F;einem &#x017F;chaden die linealfolge <hi rendition="#aq">II F.</hi> 50; &#x017F;ihe<lb/>
inzwi&#x017F;chen die <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;tteri&#x017F;chen</hi> rechtsfa&#x0364;lle, im <hi rendition="#aq">X</hi>ten<lb/>
rechtlichen bedenken bedenken, n. 97 fgg. &#x017F;. 141.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hundert und &#x017F;echzehnes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von<lb/>
der oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen erbfolge-ordnung,<lb/>
oder &#x017F;ogenannten pragmati&#x017F;chen &#x017F;anction.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3455</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie oe&#x017F;terreichi&#x017F;che &#x017F;anction nennen einige &#x017F;ang-<lb/>
mati&#x017F;che praction, in betracht nach der vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">her&#x017F;a-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1159/1183] von alten u. neuen ſtammguͤtern. die naͤhe der verwandſchaft nach dem leztverſtorbe- nen zu rechnen. Diſemnach glaubete auch die hi- ſige juriſten-facultaet in dem Riedeſeliſchen falle (§ 3451 § 3452 des 2ten th), man folge nach dem vertrage (§ 3452 des 2ten th.) der naͤhe des glides. Die darmſtaͤdtiſche Riedeſel, und die Trunsbacher filen auf diſe art aus. Diſe glau- beten daher: es muͤſſe die linealfolge anſchlagen. Hergegen gab der general, zur Altenburg, fuͤr: er wollte als ſenior allein folgen. Bei dem fideicom- miſſe des haufes Heſſen-Marburg wurde ſehr uͤber die art der erbfolge geſtritten. Der teſtirer Lude- wig IIII nam die linealſolge zum grunde, und tei- lete dem hauſe Heſſen-Caſſel die haͤfte; Heſſen- Darmſtadt aber die andere halbſcheid zu. Hin- gegen folgeten der Kaiſer, und herzog Ernſt zu Sach- ſen-Gotha, welcher leztere den vergleich 1648 ver- mittelte, den roͤmiſchen rechten, folglich ein virtel an Caſſel, und drei virtel an Darmſtadt fil. Jn dem Riedeſeliſchen falle (§ 3451 des 2ten th.) der erb- folge halber ſprach ich fuͤr ſelbige nach dem ſaliſchen geſaͤze. Der K. und R. kammergerichts-aſſeſſor Riedeſel, freiherr von Eiſenbach, ſuchete die wider- herſtellung in den vorigen ſtand rechtens, und woll- te zu ſeinem ſchaden die linealfolge II F. 50; ſihe inzwiſchen die Puͤtteriſchen rechtsfaͤlle, im Xten rechtlichen bedenken bedenken, n. 97 fgg. ſ. 141. Hundert und ſechzehnes haubtſtuͤck von der oeſterreichiſchen erbfolge-ordnung, oder ſogenannten pragmatiſchen ſanction. § 3455 Die oeſterreichiſche ſanction nennen einige ſang- matiſche praction, in betracht nach der vor- herſa- D d d d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1183
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1183>, abgerufen am 21.11.2024.