Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von den erben, und erbnemen.
von der Starkenburgischen lini. Hir war guter
raht teuer. Kur-Pfalz, Ludwig IV, tat den aus-
spruch: daß beide klagende fürsten beibringen
sollten, wie sie grafen Walrams von Sponheim
rechtmässige erben wären.

Rechtmässige erben.

Pfalz und Baaden waren zwar die nächste
bluterben des grafen Johannes VI. welcher 1437
verstorben war. wegen der hintern grafschaft, als
abkömmlinge Johannis des blinden Starkenbur-
gischer lini.

Pfalz hatte damals das römische recht noch
nicht angenommen; stiß aber wider das westrichi-
sche recht an. Die Starkenburgische Sponhei-
mische lande ligen in Westriche. Dises Westrich
ist ein stück von Austrasien. Jhm wird entgegen
gesezet: das ostfränkische reich, oder Oesterreichische.
Jn disem lag das Creuzenachische. Der Kaiser-
stul (allso hiß ein gericht) im Cröverreiche. Denn
einige kleine districte, welche dem Kaiser gehörten,
und mithin unmittelbar waren, nennete man ein
Reich; z. e. das Reich bei Aachen, Buder de
regno aquensi,
das Croever-Reich. Von den
schöffen des Croever-Reichs ging die appellation
nach Poppart, als dem oberhof des Westrichs.
Nun erfodern die poppartischen, oder ostfränki-
schen rechte, wie die westrichische, daß derjenige
kein rechtmässiger erbe sey, wenn er nicht die ga-
bel des stammes erweisen kan.

Gabel des stammes.

Ein iedes geschlecht hat merere stammherren,Baaden und
Veldenz mußte
aus mangel
der geschichts-
kunde, oder

einen nahen, und einen entfernten. Rudolph I
von Habsburg ist der entfernte oesterreichische
stammherr. Sein son Albert ist der erste erwer-

ber
A a a a 2

von den erben, und erbnemen.
von der Starkenburgiſchen lini. Hir war guter
raht teuer. Kur-Pfalz, Ludwig IV, tat den aus-
ſpruch: daß beide klagende fuͤrſten beibringen
ſollten, wie ſie grafen Walrams von Sponheim
rechtmaͤſſige erben waͤren.

Rechtmaͤſſige erben.

Pfalz und Baaden waren zwar die naͤchſte
bluterben des grafen Johannes VI. welcher 1437
verſtorben war. wegen der hintern grafſchaft, als
abkoͤmmlinge Johannis des blinden Starkenbur-
giſcher lini.

Pfalz hatte damals das roͤmiſche recht noch
nicht angenommen; ſtiß aber wider das weſtrichi-
ſche recht an. Die Starkenburgiſche Sponhei-
miſche lande ligen in Weſtriche. Diſes Weſtrich
iſt ein ſtuͤck von Auſtraſien. Jhm wird entgegen
geſezet: das oſtfraͤnkiſche reich, oder Oeſterreichiſche.
Jn diſem lag das Creuzenachiſche. Der Kaiſer-
ſtul (allſo hiß ein gericht) im Croͤverreiche. Denn
einige kleine diſtricte, welche dem Kaiſer gehoͤrten,
und mithin unmittelbar waren, nennete man ein
Reich; z. e. das Reich bei Aachen, Buder de
regno aquenſi,
das Croever-Reich. Von den
ſchoͤffen des Croever-Reichs ging die appellation
nach Poppart, als dem oberhof des Weſtrichs.
Nun erfodern die poppartiſchen, oder oſtfraͤnki-
ſchen rechte, wie die weſtrichiſche, daß derjenige
kein rechtmaͤſſiger erbe ſey, wenn er nicht die ga-
bel des ſtammes erweiſen kan.

Gabel des ſtammes.

Ein iedes geſchlecht hat merere ſtammherren,Baaden und
Veldenz mußte
aus mangel
der geſchichts-
kunde, oder

einen nahen, und einen entfernten. Rudolph I
von Habsburg iſt der entfernte oeſterreichiſche
ſtammherr. Sein ſon Albert iſt der erſte erwer-

ber
A a a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1131" n="1107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den erben, und erbnemen.</hi></fw><lb/>
von der Starkenburgi&#x017F;chen lini. Hir war guter<lb/>
raht teuer. Kur-Pfalz, Ludwig <hi rendition="#aq">IV,</hi> tat den aus-<lb/>
&#x017F;pruch: daß beide klagende fu&#x0364;r&#x017F;ten beibringen<lb/>
&#x017F;ollten, wie &#x017F;ie grafen Walrams von Sponheim<lb/>
rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige erben wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige erben.</hi> </head><lb/>
          <p>Pfalz und Baaden waren zwar die na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
bluterben des grafen Johannes <hi rendition="#aq">VI.</hi> welcher 1437<lb/>
ver&#x017F;torben war. wegen der hintern graf&#x017F;chaft, als<lb/>
abko&#x0364;mmlinge Johannis des blinden Starkenbur-<lb/>
gi&#x017F;cher lini.</p><lb/>
          <p>Pfalz hatte damals das ro&#x0364;mi&#x017F;che recht noch<lb/>
nicht angenommen; &#x017F;tiß aber wider das we&#x017F;trichi-<lb/>
&#x017F;che recht an. Die Starkenburgi&#x017F;che Sponhei-<lb/>
mi&#x017F;che lande ligen in We&#x017F;triche. Di&#x017F;es We&#x017F;trich<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;tu&#x0364;ck von Au&#x017F;tra&#x017F;ien. Jhm wird entgegen<lb/>
ge&#x017F;ezet: das o&#x017F;tfra&#x0364;nki&#x017F;che reich, oder Oe&#x017F;terreichi&#x017F;che.<lb/>
Jn di&#x017F;em lag das Creuzenachi&#x017F;che. Der Kai&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;tul (all&#x017F;o hiß ein gericht) im Cro&#x0364;verreiche. Denn<lb/>
einige kleine di&#x017F;tricte, welche dem Kai&#x017F;er geho&#x0364;rten,<lb/>
und mithin unmittelbar waren, nennete man ein<lb/>
Reich; z. e. das Reich bei Aachen, <hi rendition="#fr">Buder</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
regno aquen&#x017F;i,</hi> das Croever-Reich. Von den<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ffen des Croever-Reichs ging die appellation<lb/>
nach Poppart, als dem oberhof des We&#x017F;trichs.<lb/>
Nun erfodern die popparti&#x017F;chen, oder o&#x017F;tfra&#x0364;nki-<lb/>
&#x017F;chen rechte, wie die we&#x017F;trichi&#x017F;che, daß derjenige<lb/>
kein rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger erbe &#x017F;ey, wenn er nicht die ga-<lb/>
bel des &#x017F;tammes erwei&#x017F;en kan.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gabel des &#x017F;tammes.</hi> </head><lb/>
          <p>Ein iedes ge&#x017F;chlecht hat merere &#x017F;tammherren,<note place="right">Baaden und<lb/>
Veldenz mußte<lb/>
aus mangel<lb/>
der ge&#x017F;chichts-<lb/>
kunde, oder</note><lb/>
einen nahen, und einen entfernten. Rudolph <hi rendition="#aq">I</hi><lb/>
von Habsburg i&#x017F;t der entfernte oe&#x017F;terreichi&#x017F;che<lb/>
&#x017F;tammherr. Sein &#x017F;on Albert i&#x017F;t der er&#x017F;te erwer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1107/1131] von den erben, und erbnemen. von der Starkenburgiſchen lini. Hir war guter raht teuer. Kur-Pfalz, Ludwig IV, tat den aus- ſpruch: daß beide klagende fuͤrſten beibringen ſollten, wie ſie grafen Walrams von Sponheim rechtmaͤſſige erben waͤren. Rechtmaͤſſige erben. Pfalz und Baaden waren zwar die naͤchſte bluterben des grafen Johannes VI. welcher 1437 verſtorben war. wegen der hintern grafſchaft, als abkoͤmmlinge Johannis des blinden Starkenbur- giſcher lini. Pfalz hatte damals das roͤmiſche recht noch nicht angenommen; ſtiß aber wider das weſtrichi- ſche recht an. Die Starkenburgiſche Sponhei- miſche lande ligen in Weſtriche. Diſes Weſtrich iſt ein ſtuͤck von Auſtraſien. Jhm wird entgegen geſezet: das oſtfraͤnkiſche reich, oder Oeſterreichiſche. Jn diſem lag das Creuzenachiſche. Der Kaiſer- ſtul (allſo hiß ein gericht) im Croͤverreiche. Denn einige kleine diſtricte, welche dem Kaiſer gehoͤrten, und mithin unmittelbar waren, nennete man ein Reich; z. e. das Reich bei Aachen, Buder de regno aquenſi, das Croever-Reich. Von den ſchoͤffen des Croever-Reichs ging die appellation nach Poppart, als dem oberhof des Weſtrichs. Nun erfodern die poppartiſchen, oder oſtfraͤnki- ſchen rechte, wie die weſtrichiſche, daß derjenige kein rechtmaͤſſiger erbe ſey, wenn er nicht die ga- bel des ſtammes erweiſen kan. Gabel des ſtammes. Ein iedes geſchlecht hat merere ſtammherren, einen nahen, und einen entfernten. Rudolph I von Habsburg iſt der entfernte oeſterreichiſche ſtammherr. Sein ſon Albert iſt der erſte erwer- ber Baaden und Veldenz mußte aus mangel der geſchichts- kunde, oder A a a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1131
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1131>, abgerufen am 21.12.2024.