Dieweil es nun harpaxen gibet, die im stärkesten guß-regen nach der wässerung eilen, um das fette stadt- oder dorf-regen-wasser auf das ihrige zu lei- ten, so entstehet deshalber streit, der eine versto- pfet dem andern seinen wässerungs-fluß, und lei- tet es aufs seinige, sezet auch öfters des andern darzwischen ligenden garten, oder besäeten acker unter wasser, welches doch unrecht ist. Daher nimand darf durchs wässern dem andern scha- den zufü- gen.nimand durchs wässern den andern schaden zufü- gen darf. So dann wird unter den nachbaren eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger hat montages vormittages die dorf wässerung; der zweite anliger des nachmittages, und so fort an; so wird ihnen die wässerung tageweise zu- geteilet.
§ 2244
die vertai- diger der wässerung mit dem schnee-was- ser werden namhaft gemachet.
Die Nordländer halten sehr viles auf die wäs- serung, vermittels des schnee-wassers, auf den wisen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin actorum medicor. Hafniens. I s. 66, und der bischof Pantoppidan im versuche einer natürli- chen histori von Norwegen I s. 181, preisen dise schnee-wässerung sehr an, in betracht die fettigkeit des schnees so vil, als eine halbe dünge wirke. Der Erbachische arzt Kleinde aere, aquis, lo- cis agri Erbacensis s. 41 bestärket dise schnee- wassers-wässerung mit dem beispile der bauern in der grasschaft Erbach.
§ 2245
wo ein schöpf-rad zu brauchen ist?
Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver- mittels des geschüzes eingelassene wasser wieder abzulassen; so leistet ein schöpf-rad gute dinste. Dises wird im flusse auf zwene kane (nachen) geleget. Dises ergüsset das wasser in den behäl- ter. Daraus leitet man das gewässer durch schläuche, wohin man es haben will. Die ge-
stalt
LVI haubtſtuͤck
Dieweil es nun harpaxen gibet, die im ſtaͤrkeſten guß-regen nach der waͤſſerung eilen, um das fette ſtadt- oder dorf-regen-waſſer auf das ihrige zu lei- ten, ſo entſtehet deshalber ſtreit, der eine verſto- pfet dem andern ſeinen waͤſſerungs-fluß, und lei- tet es aufs ſeinige, ſezet auch oͤfters des andern darzwiſchen ligenden garten, oder beſaͤeten acker unter waſſer, welches doch unrecht iſt. Daher nimand darf durchs waͤſſern dem andern ſcha- den zufuͤ- gen.nimand durchs waͤſſern den andern ſchaden zufuͤ- gen darf. So dann wird unter den nachbaren eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger hat montages vormittages die dorf waͤſſerung; der zweite anliger des nachmittages, und ſo fort an; ſo wird ihnen die waͤſſerung tageweiſe zu- geteilet.
§ 2244
die vertai- diger der waͤſſerung mit dem ſchnee-waſ- ſer werden namhaft gemachet.
Die Nordlaͤnder halten ſehr viles auf die waͤſ- ſerung, vermittels des ſchnee-waſſers, auf den wiſen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin actorum medicor. Hafnienſ. I ſ. 66, und der biſchof Pantoppidan im verſuche einer natuͤrli- chen hiſtori von Norwegen I ſ. 181, preiſen diſe ſchnee-waͤſſerung ſehr an, in betracht die fettigkeit des ſchnees ſo vil, als eine halbe duͤnge wirke. Der Erbachiſche arzt Kleinde aëre, aquis, lo- cis agri Erbacenſis ſ. 41 beſtaͤrket diſe ſchnee- waſſers-waͤſſerung mit dem beiſpile der bauern in der graſſchaft Erbach.
§ 2245
wo ein ſchoͤpf-rad zu brauchen iſt?
Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver- mittels des geſchuͤzes eingelaſſene waſſer wieder abzulaſſen; ſo leiſtet ein ſchoͤpf-rad gute dinſte. Diſes wird im fluſſe auf zwene kane (nachen) geleget. Diſes erguͤſſet das waſſer in den behaͤl- ter. Daraus leitet man das gewaͤſſer durch ſchlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge-
ſtalt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0914"n="902"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LVI</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>
Dieweil es nun harpaxen gibet, die im ſtaͤrkeſten<lb/>
guß-regen nach der waͤſſerung eilen, um das fette<lb/>ſtadt- oder dorf-regen-waſſer auf das ihrige zu lei-<lb/>
ten, ſo entſtehet deshalber ſtreit, der eine verſto-<lb/>
pfet dem andern ſeinen waͤſſerungs-fluß, und lei-<lb/>
tet es aufs ſeinige, ſezet auch oͤfters des andern<lb/>
darzwiſchen ligenden garten, oder beſaͤeten acker<lb/>
unter waſſer, welches doch unrecht iſt. Daher<lb/><noteplace="left">nimand<lb/>
darf durchs<lb/>
waͤſſern dem<lb/>
andern ſcha-<lb/>
den zufuͤ-<lb/>
gen.</note>nimand durchs waͤſſern den andern ſchaden zufuͤ-<lb/>
gen darf. So dann wird unter den nachbaren<lb/>
eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger<lb/>
hat montages vormittages die dorf waͤſſerung;<lb/>
der zweite anliger des nachmittages, und ſo fort<lb/>
an; ſo wird ihnen die waͤſſerung tageweiſe zu-<lb/>
geteilet.</p></div><lb/><divn="4"><head>§ 2244</head><lb/><noteplace="left">die vertai-<lb/>
diger der<lb/>
waͤſſerung<lb/>
mit dem<lb/>ſchnee-waſ-<lb/>ſer werden<lb/>
namhaft<lb/>
gemachet.</note><p>Die Nordlaͤnder halten ſehr viles auf die waͤſ-<lb/>ſerung, vermittels des ſchnee-waſſers, auf den<lb/>
wiſen. Der bekannte arzt <hirendition="#fr">Thomas Bartholin</hi><lb/><hirendition="#aq">actorum medicor. Hafnienſ. I</hi>ſ. 66, und der<lb/>
biſchof <hirendition="#fr">Pantoppidan</hi> im verſuche einer natuͤrli-<lb/>
chen hiſtori von Norwegen <hirendition="#aq">I</hi>ſ. 181, preiſen diſe<lb/>ſchnee-waͤſſerung ſehr an, in betracht die fettigkeit<lb/>
des ſchnees ſo vil, als eine halbe duͤnge wirke.<lb/>
Der Erbachiſche arzt <hirendition="#fr">Klein</hi><hirendition="#aq">de aëre, aquis, lo-<lb/>
cis agri Erbacenſis</hi>ſ. 41 beſtaͤrket diſe ſchnee-<lb/>
waſſers-waͤſſerung mit dem beiſpile der bauern in<lb/>
der graſſchaft Erbach.</p></div><lb/><divn="4"><head>§ 2245</head><lb/><noteplace="left">wo ein<lb/>ſchoͤpf-rad<lb/>
zu brauchen<lb/>
iſt?</note><p>Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver-<lb/>
mittels des geſchuͤzes eingelaſſene waſſer wieder<lb/>
abzulaſſen; ſo leiſtet ein ſchoͤpf-rad gute dinſte.<lb/>
Diſes wird im fluſſe auf zwene kane (nachen)<lb/>
geleget. Diſes erguͤſſet das waſſer in den behaͤl-<lb/>
ter. Daraus leitet man das gewaͤſſer durch<lb/>ſchlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtalt</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[902/0914]
LVI haubtſtuͤck
Dieweil es nun harpaxen gibet, die im ſtaͤrkeſten
guß-regen nach der waͤſſerung eilen, um das fette
ſtadt- oder dorf-regen-waſſer auf das ihrige zu lei-
ten, ſo entſtehet deshalber ſtreit, der eine verſto-
pfet dem andern ſeinen waͤſſerungs-fluß, und lei-
tet es aufs ſeinige, ſezet auch oͤfters des andern
darzwiſchen ligenden garten, oder beſaͤeten acker
unter waſſer, welches doch unrecht iſt. Daher
nimand durchs waͤſſern den andern ſchaden zufuͤ-
gen darf. So dann wird unter den nachbaren
eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger
hat montages vormittages die dorf waͤſſerung;
der zweite anliger des nachmittages, und ſo fort
an; ſo wird ihnen die waͤſſerung tageweiſe zu-
geteilet.
nimand
darf durchs
waͤſſern dem
andern ſcha-
den zufuͤ-
gen.
§ 2244
Die Nordlaͤnder halten ſehr viles auf die waͤſ-
ſerung, vermittels des ſchnee-waſſers, auf den
wiſen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin
actorum medicor. Hafnienſ. I ſ. 66, und der
biſchof Pantoppidan im verſuche einer natuͤrli-
chen hiſtori von Norwegen I ſ. 181, preiſen diſe
ſchnee-waͤſſerung ſehr an, in betracht die fettigkeit
des ſchnees ſo vil, als eine halbe duͤnge wirke.
Der Erbachiſche arzt Klein de aëre, aquis, lo-
cis agri Erbacenſis ſ. 41 beſtaͤrket diſe ſchnee-
waſſers-waͤſſerung mit dem beiſpile der bauern in
der graſſchaft Erbach.
§ 2245
Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver-
mittels des geſchuͤzes eingelaſſene waſſer wieder
abzulaſſen; ſo leiſtet ein ſchoͤpf-rad gute dinſte.
Diſes wird im fluſſe auf zwene kane (nachen)
geleget. Diſes erguͤſſet das waſſer in den behaͤl-
ter. Daraus leitet man das gewaͤſſer durch
ſchlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge-
ſtalt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/914>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.