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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LI haubtstück
ofens auf die weisbäck-gerechtigkeit zum feilen kau-
fe zu zihen sey? § 5 fg. 1752, 4. welcher iedoch
mit Römischen waffen zu Teutschem felde gezo-
gen ist.

§ 2078
ob der leib-
eigene der
zwang-ge-
rechtigkeit
seines guts-
herrn un-
terworfen
ist?

Dieweil ein ieder vermöge der aus den Römi-
schen rechten hergeholeten natürlichen freiheit ba-
cken, brauen und malen kan, wo er will, so wer-
den die zwang-rechte nach den Römischen rechten
freilich nicht vermutet, Mevius P. I. decis. 60.
num. 9 und sind von demjenigen zu erweisen,
welcher sich darauf begründet, Hert de superio-
ritate territor.
§ 54, immasen dann auch selbige
buchstäblich auszulegen sind. Allein wo die
bauern leibeigen waren, oder noch sind, da fal-
len die aus den Römischen rechten erborgete
rechts-schlüsse weg. Und wenn auch schon der
bauer eine stufe der freiheit erlanget hat; so sind
dennoch die vorherigen gerechtsamen nicht durch-
gehends aufgehoben worden. Haben nicht ver-
schiedene städte die fronen, welche sie als bauern
und dörfer leisteten, dennoch über sich behalten,
besage herrn H. R. Buders disp. de operis bur-
gensium?
Ob zwar in Thüringen die leibeigen-
schaft eingegangen ist, so findet sich annoch die be-
lenung mit freien männern? zum zeichen, daß,
wenn eine sache aufgehoben wurde; dennoch die
folgerungen überblieben.

§ 2079
der vasall
kan die ihm
verlihene
gerechtig-
keit mit
ausschlüs-
sung ande-
rer ausü-
ben.

Daher ein vasall, welcher mit einer gerechtig-
keit belihen ist, solche mit ausschließung anderer
ausüben kan, anerwogen selbige, indem sie in den
händen des fürstens ein hoheits-recht ist, und ein
verbot nach sich zieht, von eben dieser art und be-
schaffenheit bei den vasallen verbleiben muß,
Estor am a. o. s. 69.

§ 2080

LI haubtſtuͤck
ofens auf die weisbaͤck-gerechtigkeit zum feilen kau-
fe zu zihen ſey? § 5 fg. 1752, 4. welcher iedoch
mit Roͤmiſchen waffen zu Teutſchem felde gezo-
gen iſt.

§ 2078
ob der leib-
eigene der
zwang-ge-
rechtigkeit
ſeines guts-
herrn un-
terworfen
iſt?

Dieweil ein ieder vermoͤge der aus den Roͤmi-
ſchen rechten hergeholeten natuͤrlichen freiheit ba-
cken, brauen und malen kan, wo er will, ſo wer-
den die zwang-rechte nach den Roͤmiſchen rechten
freilich nicht vermutet, Mevius P. I. deciſ. 60.
num. 9 und ſind von demjenigen zu erweiſen,
welcher ſich darauf begruͤndet, Hert de ſuperio-
ritate territor.
§ 54, immaſen dann auch ſelbige
buchſtaͤblich auszulegen ſind. Allein wo die
bauern leibeigen waren, oder noch ſind, da fal-
len die aus den Roͤmiſchen rechten erborgete
rechts-ſchluͤſſe weg. Und wenn auch ſchon der
bauer eine ſtufe der freiheit erlanget hat; ſo ſind
dennoch die vorherigen gerechtſamen nicht durch-
gehends aufgehoben worden. Haben nicht ver-
ſchiedene ſtaͤdte die fronen, welche ſie als bauern
und doͤrfer leiſteten, dennoch uͤber ſich behalten,
beſage herrn H. R. Buders diſp. de operis bur-
genſium?
Ob zwar in Thuͤringen die leibeigen-
ſchaft eingegangen iſt, ſo findet ſich annoch die be-
lenung mit freien maͤnnern? zum zeichen, daß,
wenn eine ſache aufgehoben wurde; dennoch die
folgerungen uͤberblieben.

§ 2079
der vaſall
kan die ihm
verlihene
gerechtig-
keit mit
ausſchluͤſ-
ſung ande-
rer ausuͤ-
ben.

Daher ein vaſall, welcher mit einer gerechtig-
keit belihen iſt, ſolche mit ausſchließung anderer
ausuͤben kan, anerwogen ſelbige, indem ſie in den
haͤnden des fuͤrſtens ein hoheits-recht iſt, und ein
verbot nach ſich zieht, von eben dieſer art und be-
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Eſtor am a. o. ſ. 69.

§ 2080
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[838/0850] LI haubtſtuͤck ofens auf die weisbaͤck-gerechtigkeit zum feilen kau- fe zu zihen ſey? § 5 fg. 1752, 4. welcher iedoch mit Roͤmiſchen waffen zu Teutſchem felde gezo- gen iſt. § 2078 Dieweil ein ieder vermoͤge der aus den Roͤmi- ſchen rechten hergeholeten natuͤrlichen freiheit ba- cken, brauen und malen kan, wo er will, ſo wer- den die zwang-rechte nach den Roͤmiſchen rechten freilich nicht vermutet, Mevius P. I. deciſ. 60. num. 9 und ſind von demjenigen zu erweiſen, welcher ſich darauf begruͤndet, Hert de ſuperio- ritate territor. § 54, immaſen dann auch ſelbige buchſtaͤblich auszulegen ſind. Allein wo die bauern leibeigen waren, oder noch ſind, da fal- len die aus den Roͤmiſchen rechten erborgete rechts-ſchluͤſſe weg. Und wenn auch ſchon der bauer eine ſtufe der freiheit erlanget hat; ſo ſind dennoch die vorherigen gerechtſamen nicht durch- gehends aufgehoben worden. Haben nicht ver- ſchiedene ſtaͤdte die fronen, welche ſie als bauern und doͤrfer leiſteten, dennoch uͤber ſich behalten, beſage herrn H. R. Buders diſp. de operis bur- genſium? Ob zwar in Thuͤringen die leibeigen- ſchaft eingegangen iſt, ſo findet ſich annoch die be- lenung mit freien maͤnnern? zum zeichen, daß, wenn eine ſache aufgehoben wurde; dennoch die folgerungen uͤberblieben. § 2079 Daher ein vaſall, welcher mit einer gerechtig- keit belihen iſt, ſolche mit ausſchließung anderer ausuͤben kan, anerwogen ſelbige, indem ſie in den haͤnden des fuͤrſtens ein hoheits-recht iſt, und ein verbot nach ſich zieht, von eben dieſer art und be- ſchaffenheit bei den vaſallen verbleiben muß, Eſtor am a. o. ſ. 69. § 2080

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/850>, abgerufen am 21.11.2024.