die rechts- gelehrten haben hir- von unter- schidene meinungen.
Ueber die eigenschaften der maier-güter sind die gelehrten, wie gedacht, ganz unterschidener mei- nungen, angesehen der herr geheimte justizrat Struben im berichte vom abmaierungs-rechte und in den vindiciis iuris hereditarii villicorum, welche derselbe seinen accessionibus de iure villi- corum s. 144 einverleibet hat, imgleichen dessen herr son, der hofrat Julius Melchior Strube im befestigten erbrechte des stift-Hildesheimischen maier, Hannover 1752, 4, zu behaubten gesu- chet haben, daß in ganz Nider-Sachsen allen und ieden maiern ein erbrecht zustehe und dises fast auf ganz Teutschland erstrecket wissen wollen, welches auch das appellations-gericht zu Zel- le bestärket hat, Pufendorfobferuat. T. II. s. 401; dahingegen der stifts-Hildesheimische amt- mann zur Winzenburg, Christian Justin Mühl- pfort in der nachricht von den streitigkeiten über das maier-recht im stifte Hildesheim 1748 in 4 und in seinen antiuindiciis iuris simplicis colo- niae in episcopatu Hildes. zu erhärten sich bestre- bet hat, daß die maier blose pächter wären, wel- chen die guts-herren den contract aufkündigen könn- ten, so oft es ihnen gesalle. Dieser lehre pflich- tete auch ehedem Gundling bei.
§ 1952
die maierei bedeutet öf- ters eine verpach- tung.
Ob nun wohl dahir einen richter abzugeben, unschicklich seyn dürfte; so gebricht es doch inzwi- schen an triftigen gründen und urteln nicht, wel- che dem angeblichen erbrechte widersprechen, und man die maierei zum öftern als eine blose verpach- tung, die sich an anderen orten als eine vermi- thung darstellet, wahrnimmet, fürnämlich da die locatio conductio der güter durch die wörter maiern, maier, abmaiern, vermaiern ausge- drücket wird.
§ 1953
XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1951
die rechts- gelehrten haben hir- von unter- ſchidene meinungen.
Ueber die eigenſchaften der maier-guͤter ſind die gelehrten, wie gedacht, ganz unterſchidener mei- nungen, angeſehen der herr geheimte juſtizrat Struben im berichte vom abmaierungs-rechte und in den vindiciis iuris hereditarii villicorum, welche derſelbe ſeinen acceſſionibus de iure villi- corum ſ. 144 einverleibet hat, imgleichen deſſen herr ſon, der hofrat Julius Melchior Strube im befeſtigten erbrechte des ſtift-Hildesheimiſchen maier, Hannover 1752, 4, zu behaubten geſu- chet haben, daß in ganz Nider-Sachſen allen und ieden maiern ein erbrecht zuſtehe und diſes faſt auf ganz Teutſchland erſtrecket wiſſen wollen, welches auch das appellations-gericht zu Zel- le beſtaͤrket hat, Pufendorfobferuat. T. II. ſ. 401; dahingegen der ſtifts-Hildesheimiſche amt- mann zur Winzenburg, Chriſtian Juſtin Muͤhl- pfort in der nachricht von den ſtreitigkeiten uͤber das maier-recht im ſtifte Hildesheim 1748 in 4 und in ſeinen antiuindiciis iuris ſimplicis colo- niae in epiſcopatu Hildeſ. zu erhaͤrten ſich beſtre- bet hat, daß die maier bloſe paͤchter waͤren, wel- chen die guts-herren den contract aufkuͤndigen koͤnn- ten, ſo oft es ihnen geſalle. Dieſer lehre pflich- tete auch ehedem Gundling bei.
§ 1952
die maierei bedeutet oͤf- ters eine verpach- tung.
Ob nun wohl dahir einen richter abzugeben, unſchicklich ſeyn duͤrfte; ſo gebricht es doch inzwi- ſchen an triftigen gruͤnden und urteln nicht, wel- che dem angeblichen erbrechte widerſprechen, und man die maierei zum oͤftern als eine bloſe verpach- tung, die ſich an anderen orten als eine vermi- thung darſtellet, wahrnimmet, fuͤrnaͤmlich da die locatio conductio der guͤter durch die woͤrter maiern, maier, abmaiern, vermaiern ausge- druͤcket wird.
§ 1953
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0806"n="794"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLVIIII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 1951</head><lb/><noteplace="left">die rechts-<lb/>
gelehrten<lb/>
haben hir-<lb/>
von unter-<lb/>ſchidene<lb/>
meinungen.</note><p>Ueber die eigenſchaften der maier-guͤter ſind die<lb/>
gelehrten, wie gedacht, ganz unterſchidener mei-<lb/>
nungen, angeſehen der herr geheimte juſtizrat<lb/><hirendition="#fr">Struben</hi> im berichte vom abmaierungs-rechte und<lb/>
in den <hirendition="#aq">vindiciis iuris hereditarii villicorum,</hi><lb/>
welche derſelbe ſeinen <hirendition="#aq">acceſſionibus de iure villi-<lb/>
corum</hi>ſ. 144 einverleibet hat, imgleichen deſſen<lb/>
herr ſon, der hofrat <hirendition="#fr">Julius Melchior Strube</hi><lb/>
im befeſtigten erbrechte des ſtift-Hildesheimiſchen<lb/>
maier, Hannover 1752, 4, zu behaubten geſu-<lb/>
chet haben, daß in ganz Nider-Sachſen allen<lb/>
und ieden maiern ein erbrecht zuſtehe und diſes faſt<lb/>
auf ganz Teutſchland erſtrecket wiſſen wollen,<lb/>
welches auch das appellations-gericht zu Zel-<lb/>
le beſtaͤrket hat, <hirendition="#fr">Pufendorf</hi><hirendition="#aq">obferuat. T. II.</hi>ſ.<lb/>
401; dahingegen der ſtifts-Hildesheimiſche amt-<lb/>
mann zur Winzenburg, <hirendition="#fr">Chriſtian Juſtin Muͤhl-<lb/>
pfort</hi> in der nachricht von den ſtreitigkeiten uͤber<lb/>
das maier-recht im ſtifte Hildesheim 1748 in 4<lb/>
und in ſeinen <hirendition="#aq">antiuindiciis iuris ſimplicis colo-<lb/>
niae in epiſcopatu Hildeſ.</hi> zu erhaͤrten ſich beſtre-<lb/>
bet hat, daß die maier bloſe paͤchter waͤren, wel-<lb/>
chen die guts-herren den contract aufkuͤndigen koͤnn-<lb/>
ten, ſo oft es ihnen geſalle. Dieſer lehre pflich-<lb/>
tete auch ehedem <hirendition="#fr">Gundling</hi> bei.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1952</head><lb/><noteplace="left">die maierei<lb/>
bedeutet oͤf-<lb/>
ters eine<lb/>
verpach-<lb/>
tung.</note><p>Ob nun wohl dahir einen richter abzugeben,<lb/>
unſchicklich ſeyn duͤrfte; ſo gebricht es doch inzwi-<lb/>ſchen an triftigen gruͤnden und urteln nicht, wel-<lb/>
che dem angeblichen erbrechte widerſprechen, und<lb/>
man die maierei zum oͤftern als eine bloſe verpach-<lb/>
tung, die ſich an anderen orten als eine vermi-<lb/>
thung darſtellet, wahrnimmet, fuͤrnaͤmlich da die<lb/><hirendition="#aq">locatio conductio</hi> der guͤter durch die woͤrter<lb/><hirendition="#fr">maiern, maier, abmaiern, vermaiern</hi> ausge-<lb/>
druͤcket wird.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 1953</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[794/0806]
XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1951
Ueber die eigenſchaften der maier-guͤter ſind die
gelehrten, wie gedacht, ganz unterſchidener mei-
nungen, angeſehen der herr geheimte juſtizrat
Struben im berichte vom abmaierungs-rechte und
in den vindiciis iuris hereditarii villicorum,
welche derſelbe ſeinen acceſſionibus de iure villi-
corum ſ. 144 einverleibet hat, imgleichen deſſen
herr ſon, der hofrat Julius Melchior Strube
im befeſtigten erbrechte des ſtift-Hildesheimiſchen
maier, Hannover 1752, 4, zu behaubten geſu-
chet haben, daß in ganz Nider-Sachſen allen
und ieden maiern ein erbrecht zuſtehe und diſes faſt
auf ganz Teutſchland erſtrecket wiſſen wollen,
welches auch das appellations-gericht zu Zel-
le beſtaͤrket hat, Pufendorf obferuat. T. II. ſ.
401; dahingegen der ſtifts-Hildesheimiſche amt-
mann zur Winzenburg, Chriſtian Juſtin Muͤhl-
pfort in der nachricht von den ſtreitigkeiten uͤber
das maier-recht im ſtifte Hildesheim 1748 in 4
und in ſeinen antiuindiciis iuris ſimplicis colo-
niae in epiſcopatu Hildeſ. zu erhaͤrten ſich beſtre-
bet hat, daß die maier bloſe paͤchter waͤren, wel-
chen die guts-herren den contract aufkuͤndigen koͤnn-
ten, ſo oft es ihnen geſalle. Dieſer lehre pflich-
tete auch ehedem Gundling bei.
§ 1952
Ob nun wohl dahir einen richter abzugeben,
unſchicklich ſeyn duͤrfte; ſo gebricht es doch inzwi-
ſchen an triftigen gruͤnden und urteln nicht, wel-
che dem angeblichen erbrechte widerſprechen, und
man die maierei zum oͤftern als eine bloſe verpach-
tung, die ſich an anderen orten als eine vermi-
thung darſtellet, wahrnimmet, fuͤrnaͤmlich da die
locatio conductio der guͤter durch die woͤrter
maiern, maier, abmaiern, vermaiern ausge-
druͤcket wird.
§ 1953
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/806>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.