Diejenige stätte, worauf ein wonhaus nebst scheunen, ställen auch andern gebäuden und mist- plaze samt andern zum behufe der landwirtschaft dinende stücke sich befinden, bedeutet in einem dorfe einen bauer-hof, oder hob (§ 448.)
§ 1905
der bauern- güter be- schaffenheit.
Die bauern besizen die höfe und die inhabenden güter nicht auf einerlei weise. Immittels sind die meinungen der rechtsgelehrten samt den landesge- säzen desfalls sehr unterschiden; anerwogen einige die Teutschen bauern-güter nach dem masstabe des Römischen rechtes abmessen, und den besizern, wo nicht das völlige, dennoch wenigstens das nuzba- re eigentum beilegen. Das erste wird bei den zinß- gütern in Sachsen, nach Carpzovens meinung, in dem Hohenlohischen landrechte, IIIten teile tit. 8 § 1, s. 86, in der Nassau-Cazenellenbogischen land-ordnung Iten teile cap. VIII § 2 s. 37 be- haubtet. Andre wollen den bauern in ansehung ihrer güter ein nuzbares eigentum zuschreiben, und wieder andere betrachten die bauern als pachtleu- te und entnemen ihnen das eigentum völlig, von Engelbrechtobseruat. spec. II. obs. 72 s. 373, von Buri am a. o. s. 766, Strubende iure villicorum cap. II § 1 fgg., cap. VIII § 1 s. 290, und in den accessionibus de iure villicorum, s. 2, Böhmerde imperfecta libertate rusticorum § 26, welchen noch diejenige beizufügen sind, wel- che die mittelstrasse gehen, und dafür halten, daß nach der unterschidenen beschaffenheit der bauern- güter eine bei allen zutreffende regel nicht gege- ben werden könne, bevorab die erfarung lehre, daß nach einfürung des Römischen, auch päbstli- chen rechtes die emphyteuses, erbpachte, die brif- güter, welche auch wol boc-land benennet wer-
den,
XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1904
imgleichen ein bauer- hof?
Diejenige ſtaͤtte, worauf ein wonhaus nebſt ſcheunen, ſtaͤllen auch andern gebaͤuden und miſt- plaze ſamt andern zum behufe der landwirtſchaft dinende ſtuͤcke ſich befinden, bedeutet in einem dorfe einen bauer-hof, oder hob (§ 448.)
§ 1905
der bauern- guͤter be- ſchaffenheit.
Die bauern beſizen die hoͤfe und die inhabenden guͤter nicht auf einerlei weiſe. Immittels ſind die meinungen der rechtsgelehrten ſamt den landesge- ſaͤzen desfalls ſehr unterſchiden; anerwogen einige die Teutſchen bauern-guͤter nach dem masſtabe des Roͤmiſchen rechtes abmeſſen, und den beſizern, wo nicht das voͤllige, dennoch wenigſtens das nuzba- re eigentum beilegen. Das erſte wird bei den zinß- guͤtern in Sachſen, nach Carpzovens meinung, in dem Hohenlohiſchen landrechte, IIIten teile tit. 8 § 1, ſ. 86, in der Naſſau-Cazenellenbogiſchen land-ordnung Iten teile cap. VIII § 2 ſ. 37 be- haubtet. Andre wollen den bauern in anſehung ihrer guͤter ein nuzbares eigentum zuſchreiben, und wieder andere betrachten die bauern als pachtleu- te und entnemen ihnen das eigentum voͤllig, von Engelbrechtobſeruat. ſpec. II. obſ. 72 ſ. 373, von Buri am a. o. ſ. 766, Strubende iure villicorum cap. II § 1 fgg., cap. VIII § 1 ſ. 290, und in den acceſſionibus de iure villicorum, ſ. 2, Boͤhmerde imperfecta libertate ruſticorum § 26, welchen noch diejenige beizufuͤgen ſind, wel- che die mittelſtraſſe gehen, und dafuͤr halten, daß nach der unterſchidenen beſchaffenheit der bauern- guͤter eine bei allen zutreffende regel nicht gege- ben werden koͤnne, bevorab die erfarung lehre, daß nach einfuͤrung des Roͤmiſchen, auch paͤbſtli- chen rechtes die emphyteuſes, erbpachte, die brif- guͤter, welche auch wol boc-land benennet wer-
den,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0786"n="774"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLVIIII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 1904</head><lb/><noteplace="left">imgleichen<lb/>
ein bauer-<lb/>
hof?</note><p>Diejenige ſtaͤtte, worauf ein wonhaus nebſt<lb/>ſcheunen, ſtaͤllen auch andern gebaͤuden und miſt-<lb/>
plaze ſamt andern zum behufe der landwirtſchaft<lb/>
dinende ſtuͤcke ſich befinden, bedeutet in einem<lb/>
dorfe einen <hirendition="#fr">bauer-hof, oder hob</hi> (§ 448.)</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1905</head><lb/><noteplace="left">der bauern-<lb/>
guͤter be-<lb/>ſchaffenheit.</note><p>Die bauern beſizen die hoͤfe und die inhabenden<lb/>
guͤter nicht auf einerlei weiſe. Immittels ſind die<lb/>
meinungen der rechtsgelehrten ſamt den landesge-<lb/>ſaͤzen desfalls ſehr unterſchiden; anerwogen <hirendition="#fr">einige</hi><lb/>
die Teutſchen bauern-guͤter nach dem masſtabe des<lb/>
Roͤmiſchen rechtes abmeſſen, und den beſizern, wo<lb/>
nicht das voͤllige, dennoch wenigſtens das nuzba-<lb/>
re eigentum beilegen. Das erſte wird bei den zinß-<lb/>
guͤtern in Sachſen, nach <hirendition="#fr">Carpzovens</hi> meinung,<lb/>
in dem Hohenlohiſchen landrechte, <hirendition="#aq">III</hi>ten teile tit.<lb/>
8 § 1, ſ. 86, in der Naſſau-Cazenellenbogiſchen<lb/>
land-ordnung <hirendition="#aq">I</hi>ten teile cap. <hirendition="#aq">VIII</hi> § 2 ſ. 37 be-<lb/>
haubtet. <hirendition="#fr">Andre</hi> wollen den bauern in anſehung<lb/>
ihrer guͤter ein nuzbares eigentum zuſchreiben, und<lb/>
wieder <hirendition="#fr">andere</hi> betrachten die bauern als pachtleu-<lb/>
te und entnemen ihnen das eigentum voͤllig, <hirendition="#fr">von<lb/>
Engelbrecht</hi><hirendition="#aq">obſeruat. ſpec. II. obſ.</hi> 72 ſ. 373,<lb/><hirendition="#fr">von Buri</hi> am a. o. ſ. 766, <hirendition="#fr">Struben</hi><hirendition="#aq">de iure<lb/>
villicorum</hi> cap. <hirendition="#aq">II</hi> § 1 fgg., cap. <hirendition="#aq">VIII</hi> § 1 ſ. 290,<lb/>
und in den <hirendition="#aq">acceſſionibus de iure villicorum,</hi>ſ.<lb/>
2, <hirendition="#fr">Boͤhmer</hi><hirendition="#aq">de imperfecta libertate ruſticorum</hi><lb/>
§ 26, welchen noch diejenige beizufuͤgen ſind, wel-<lb/>
che die mittelſtraſſe gehen, und dafuͤr halten, daß<lb/>
nach der unterſchidenen beſchaffenheit der bauern-<lb/>
guͤter eine bei allen zutreffende regel nicht gege-<lb/>
ben werden koͤnne, bevorab die erfarung lehre,<lb/>
daß nach einfuͤrung des Roͤmiſchen, auch paͤbſtli-<lb/>
chen rechtes die emphyteuſes, erbpachte, die brif-<lb/>
guͤter, welche auch wol <hirendition="#fr">boc-land</hi> benennet wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[774/0786]
XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1904
Diejenige ſtaͤtte, worauf ein wonhaus nebſt
ſcheunen, ſtaͤllen auch andern gebaͤuden und miſt-
plaze ſamt andern zum behufe der landwirtſchaft
dinende ſtuͤcke ſich befinden, bedeutet in einem
dorfe einen bauer-hof, oder hob (§ 448.)
§ 1905
Die bauern beſizen die hoͤfe und die inhabenden
guͤter nicht auf einerlei weiſe. Immittels ſind die
meinungen der rechtsgelehrten ſamt den landesge-
ſaͤzen desfalls ſehr unterſchiden; anerwogen einige
die Teutſchen bauern-guͤter nach dem masſtabe des
Roͤmiſchen rechtes abmeſſen, und den beſizern, wo
nicht das voͤllige, dennoch wenigſtens das nuzba-
re eigentum beilegen. Das erſte wird bei den zinß-
guͤtern in Sachſen, nach Carpzovens meinung,
in dem Hohenlohiſchen landrechte, IIIten teile tit.
8 § 1, ſ. 86, in der Naſſau-Cazenellenbogiſchen
land-ordnung Iten teile cap. VIII § 2 ſ. 37 be-
haubtet. Andre wollen den bauern in anſehung
ihrer guͤter ein nuzbares eigentum zuſchreiben, und
wieder andere betrachten die bauern als pachtleu-
te und entnemen ihnen das eigentum voͤllig, von
Engelbrecht obſeruat. ſpec. II. obſ. 72 ſ. 373,
von Buri am a. o. ſ. 766, Struben de iure
villicorum cap. II § 1 fgg., cap. VIII § 1 ſ. 290,
und in den acceſſionibus de iure villicorum, ſ.
2, Boͤhmer de imperfecta libertate ruſticorum
§ 26, welchen noch diejenige beizufuͤgen ſind, wel-
che die mittelſtraſſe gehen, und dafuͤr halten, daß
nach der unterſchidenen beſchaffenheit der bauern-
guͤter eine bei allen zutreffende regel nicht gege-
ben werden koͤnne, bevorab die erfarung lehre,
daß nach einfuͤrung des Roͤmiſchen, auch paͤbſtli-
chen rechtes die emphyteuſes, erbpachte, die brif-
guͤter, welche auch wol boc-land benennet wer-
den,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/786>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.