Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

oder heutigen adel.
ner. In der Wirtenbergischen vorlegung der
anwachsenden reichsritterschaftlichen irrun-
gen
s. 104 Stutgart 1749, fol. wie auch in den
schriften des von Plönnies und meiner abhand-
lung de ministerialibus ist aus unverwerflichen
urkunden dargethan, daß die dienstmänner, samt
ihren gütern zu des hohen adels landen als erbei-
gene wesentliche theile gehöret haben, immaßen
der kaiser noch heut zu tage viele stände mit den
mannschaften, das ist, den vasallen, aus dem ni-
dern adel zu belehnen pfleget. Sie sind daher öf-
ters mit den landen vertauschet, verkaufet und
verschenket worden. Sie stunden in voller unter-
würfigkeit und erkannten in allen stücken ihres
landes- oder lehnherrns hohe obrigkeit, Kopp im
zweiten theile der lehnsproben, s. 120 fg. anerwo-
gen die herren und diener unterschiden seyn und
bleiben müssen, sihe des reichshofrathes von Sen-
ckenberg
disp. de seruorum conditione, § 2 fg.

§ 153

Das wilde und rauhe auch ungesittete wesenwoher das
Band der
dienstmann-
schaft ent-
standen
sey?

der Teutschen freigebohrnen, die ungezämte frei-
heits-liebe, die vielen empörungen des nidern
adels wider ihre landes- und lehnherren, davon
die verstrickung des adels im Salzburgischen im
jahre 1359, der gefährliche aufstand in Hessen, un-
ter dem namen des sterner, sodann des bengeler
bundes, in den jahren 1374, 1382 und 1391 und
andere sogenannte bünde zeugen, legen das zigel-
lose betragen zur genüge vor augen, Derohalben
war eine starke manns- oder krigeszucht von nö-
then, um den nidern adel in der ordnung zu er-
halten. Hieraus entstund das veste und grose
band der dienstmannschaft. Denen nun, welchen
ihre wilde freiheit lieber war, als in der ordnung

zu
E

oder heutigen adel.
ner. In der Wirtenbergiſchen vorlegung der
anwachſenden reichsritterſchaftlichen irrun-
gen
ſ. 104 Stutgart 1749, fol. wie auch in den
ſchriften des von Ploͤnnies und meiner abhand-
lung de miniſterialibus iſt aus unverwerflichen
urkunden dargethan, daß die dienſtmaͤnner, ſamt
ihren guͤtern zu des hohen adels landen als erbei-
gene weſentliche theile gehoͤret haben, immaßen
der kaiſer noch heut zu tage viele ſtaͤnde mit den
mannſchaften, das iſt, den vaſallen, aus dem ni-
dern adel zu belehnen pfleget. Sie ſind daher oͤf-
ters mit den landen vertauſchet, verkaufet und
verſchenket worden. Sie ſtunden in voller unter-
wuͤrfigkeit und erkannten in allen ſtuͤcken ihres
landes- oder lehnherrns hohe obrigkeit, Kopp im
zweiten theile der lehnsproben, ſ. 120 fg. anerwo-
gen die herren und diener unterſchiden ſeyn und
bleiben muͤſſen, ſihe des reichshofrathes von Sen-
ckenberg
diſp. de ſeruorum conditione, § 2 fg.

§ 153

Das wilde und rauhe auch ungeſittete weſenwoher das
Band der
dienſtmañ-
ſchaft ent-
ſtanden
ſey?

der Teutſchen freigebohrnen, die ungezaͤmte frei-
heits-liebe, die vielen empoͤrungen des nidern
adels wider ihre landes- und lehnherren, davon
die verſtrickung des adels im Salzburgiſchen im
jahre 1359, der gefaͤhrliche aufſtand in Heſſen, un-
ter dem namen des ſterner, ſodann des bengeler
bundes, in den jahren 1374, 1382 und 1391 und
andere ſogenannte buͤnde zeugen, legen das zigel-
loſe betragen zur genuͤge vor augen, Derohalben
war eine ſtarke manns- oder krigeszucht von noͤ-
then, um den nidern adel in der ordnung zu er-
halten. Hieraus entſtund das veſte und groſe
band der dienſtmannſchaft. Denen nun, welchen
ihre wilde freiheit lieber war, als in der ordnung

zu
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0075" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder heutigen adel.</hi></fw><lb/>
ner. In der Wirtenbergi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">vorlegung der<lb/>
anwach&#x017F;enden reichsritter&#x017F;chaftlichen irrun-<lb/>
gen</hi> &#x017F;. 104 Stutgart 1749, fol. wie auch in den<lb/>
&#x017F;chriften des <hi rendition="#fr">von Plo&#x0364;nnies</hi> und meiner abhand-<lb/>
lung <hi rendition="#aq">de mini&#x017F;terialibus</hi> i&#x017F;t aus unverwerflichen<lb/>
urkunden dargethan, daß die dien&#x017F;tma&#x0364;nner, &#x017F;amt<lb/>
ihren gu&#x0364;tern zu des hohen adels landen als erbei-<lb/>
gene we&#x017F;entliche theile geho&#x0364;ret haben, immaßen<lb/>
der kai&#x017F;er noch heut zu tage viele &#x017F;ta&#x0364;nde mit den<lb/>
mann&#x017F;chaften, das i&#x017F;t, den va&#x017F;allen, aus dem ni-<lb/>
dern adel zu belehnen pfleget. Sie &#x017F;ind daher o&#x0364;f-<lb/>
ters mit den landen vertau&#x017F;chet, verkaufet und<lb/>
ver&#x017F;chenket worden. Sie &#x017F;tunden in voller unter-<lb/>
wu&#x0364;rfigkeit und erkannten in allen &#x017F;tu&#x0364;cken ihres<lb/>
landes- oder lehnherrns hohe obrigkeit, <hi rendition="#fr">Kopp</hi> im<lb/>
zweiten theile der lehnsproben, &#x017F;. 120 fg. anerwo-<lb/>
gen die herren und diener unter&#x017F;chiden &#x017F;eyn und<lb/>
bleiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ihe des reichshofrathes <hi rendition="#fr">von Sen-<lb/>
ckenberg</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de &#x017F;eruorum conditione,</hi> § 2 fg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 153</head><lb/>
            <p>Das wilde und rauhe auch unge&#x017F;ittete we&#x017F;en<note place="right">woher das<lb/>
Band der<lb/>
dien&#x017F;tman&#x0303;-<lb/>
&#x017F;chaft ent-<lb/>
&#x017F;tanden<lb/>
&#x017F;ey?</note><lb/>
der Teut&#x017F;chen freigebohrnen, die ungeza&#x0364;mte frei-<lb/>
heits-liebe, die vielen empo&#x0364;rungen des nidern<lb/>
adels wider ihre landes- und lehnherren, davon<lb/>
die ver&#x017F;trickung des adels im Salzburgi&#x017F;chen im<lb/>
jahre 1359, der gefa&#x0364;hrliche auf&#x017F;tand in He&#x017F;&#x017F;en, un-<lb/>
ter dem namen des &#x017F;terner, &#x017F;odann des bengeler<lb/>
bundes, in den jahren 1374, 1382 und 1391 und<lb/>
andere &#x017F;ogenannte bu&#x0364;nde zeugen, legen das zigel-<lb/>
lo&#x017F;e betragen zur genu&#x0364;ge vor augen, Derohalben<lb/>
war eine &#x017F;tarke manns- oder krigeszucht von no&#x0364;-<lb/>
then, um den nidern adel in der ordnung zu er-<lb/>
halten. Hieraus ent&#x017F;tund das ve&#x017F;te und gro&#x017F;e<lb/>
band der dien&#x017F;tmann&#x017F;chaft. Denen nun, welchen<lb/>
ihre wilde freiheit lieber war, als in der ordnung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0075] oder heutigen adel. ner. In der Wirtenbergiſchen vorlegung der anwachſenden reichsritterſchaftlichen irrun- gen ſ. 104 Stutgart 1749, fol. wie auch in den ſchriften des von Ploͤnnies und meiner abhand- lung de miniſterialibus iſt aus unverwerflichen urkunden dargethan, daß die dienſtmaͤnner, ſamt ihren guͤtern zu des hohen adels landen als erbei- gene weſentliche theile gehoͤret haben, immaßen der kaiſer noch heut zu tage viele ſtaͤnde mit den mannſchaften, das iſt, den vaſallen, aus dem ni- dern adel zu belehnen pfleget. Sie ſind daher oͤf- ters mit den landen vertauſchet, verkaufet und verſchenket worden. Sie ſtunden in voller unter- wuͤrfigkeit und erkannten in allen ſtuͤcken ihres landes- oder lehnherrns hohe obrigkeit, Kopp im zweiten theile der lehnsproben, ſ. 120 fg. anerwo- gen die herren und diener unterſchiden ſeyn und bleiben muͤſſen, ſihe des reichshofrathes von Sen- ckenberg diſp. de ſeruorum conditione, § 2 fg. § 153 Das wilde und rauhe auch ungeſittete weſen der Teutſchen freigebohrnen, die ungezaͤmte frei- heits-liebe, die vielen empoͤrungen des nidern adels wider ihre landes- und lehnherren, davon die verſtrickung des adels im Salzburgiſchen im jahre 1359, der gefaͤhrliche aufſtand in Heſſen, un- ter dem namen des ſterner, ſodann des bengeler bundes, in den jahren 1374, 1382 und 1391 und andere ſogenannte buͤnde zeugen, legen das zigel- loſe betragen zur genuͤge vor augen, Derohalben war eine ſtarke manns- oder krigeszucht von noͤ- then, um den nidern adel in der ordnung zu er- halten. Hieraus entſtund das veſte und groſe band der dienſtmannſchaft. Denen nun, welchen ihre wilde freiheit lieber war, als in der ordnung zu woher das Band der dienſtmañ- ſchaft ent- ſtanden ſey? E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/75
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/75>, abgerufen am 21.12.2024.