Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXVIII haubtstück
flachse: er hange am himmel, das ist, wenn er
keine regen bekommet und gute witterung hat, oder
ein meltau fället, verdirbet er. Johann Daniel
Schreber
hat vom perennirenden Siberischen
leine 1754 eine kleine abhandelung in 4to ausge-
hen, auch einen stängel in kupfer stechen lassen.
Der Siberische lein verdinet auf solche weise die
aufmerksamkeit der policei. Vom kün-flachse
sihe die öconomische sammlungen aus der Bres-
lauer natur- und kunst-geschichte s. 290 fg.

§ 1592
worauf bei
dem flachs-
baue zu se-
ben ist?

Der flachs will einen gelinden, mürben, guten
und ein wenig mit sand vermengten, wohl zuge-
richteten, iedoch nicht zu fette gedüngten acker ha-
ben, Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen etc.
sachen VIIIIter band s. 97, s. 396. Darnebst
wird erfodert: 1) alter, reifer leinsamen, wel-
cher in einem ganz reinen sacke auf das feld zu
bringen ist, 2) muß der acker dreimal übersäet
werden, 3) etwas dick, 4) vormittages. Denn
man säe ein stück zur hälfte des morgens und das
andre nachmittages; so veroffenbaret sich der grose
unterschid. Der bauer spricht daher: vormitta-
ges-saat ist halbe dunge.

§ 1593
welcher lein
dem andern
vorzuzihen
ist?

Wo möglich, ist der tonnenlein oder Rigaische
dem späten oder klengelein vorzuzihen, Hessen-
Casselische verordnung wegen des garnspinnens etc.
vom Mai 1738 § 2, Kur-Braunschweig-Lü-
neburgischer landes-ordnungen IIIter teil cap. 4
s. 335 s. 347, 352, Marperger vom hanfe und
flachse, und im kaufmanns-magazine s. 573 des
Isten teiles. Jedoch färet der Vogelsberger in
seinem von kleinen steinen wimmelnden lande mit
einheimischen leine am besten. Vom Lifländi-
schen lein- und flachs-baue sihe die öconomischen

samm-

XXXVIII haubtſtuͤck
flachſe: er hange am himmel, das iſt, wenn er
keine regen bekommet und gute witterung hat, oder
ein meltau faͤllet, verdirbet er. Johann Daniel
Schreber
hat vom perennirenden Siberiſchen
leine 1754 eine kleine abhandelung in 4to ausge-
hen, auch einen ſtaͤngel in kupfer ſtechen laſſen.
Der Siberiſche lein verdinet auf ſolche weiſe die
aufmerkſamkeit der policei. Vom kuͤn-flachſe
ſihe die oͤconomiſche ſammlungen aus der Bres-
lauer natur- und kunſt-geſchichte ſ. 290 fg.

§ 1592
worauf bei
dem flachs-
baue zu ſe-
ben iſt?

Der flachs will einen gelinden, muͤrben, guten
und ein wenig mit ſand vermengten, wohl zuge-
richteten, iedoch nicht zu fette geduͤngten acker ha-
ben, Leipziger ſammlungen von wirtſchaftlichen ꝛc.
ſachen VIIIIter band ſ. 97, ſ. 396. Darnebſt
wird erfodert: 1) alter, reifer leinſamen, wel-
cher in einem ganz reinen ſacke auf das feld zu
bringen iſt, 2) muß der acker dreimal uͤberſaͤet
werden, 3) etwas dick, 4) vormittages. Denn
man ſaͤe ein ſtuͤck zur haͤlfte des morgens und das
andre nachmittages; ſo veroffenbaret ſich der groſe
unterſchid. Der bauer ſpricht daher: vormitta-
ges-ſaat iſt halbe dunge.

§ 1593
welcher lein
dem andern
vorzuzihen
iſt?

Wo moͤglich, iſt der tonnenlein oder Rigaiſche
dem ſpaͤten oder klengelein vorzuzihen, Heſſen-
Caſſeliſche verordnung wegen des garnſpinnens ꝛc.
vom Mai 1738 § 2, Kur-Braunſchweig-Luͤ-
neburgiſcher landes-ordnungen IIIter teil cap. 4
ſ. 335 ſ. 347, 352, Marperger vom hanfe und
flachſe, und im kaufmanns-magazine ſ. 573 des
Iſten teiles. Jedoch faͤret der Vogelsberger in
ſeinem von kleinen ſteinen wimmelnden lande mit
einheimiſchen leine am beſten. Vom Liflaͤndi-
ſchen lein- und flachs-baue ſihe die oͤconomiſchen

ſamm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0652" n="640"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXVIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
flach&#x017F;e: er hange am himmel, das i&#x017F;t, wenn er<lb/>
keine regen bekommet und gute witterung hat, oder<lb/>
ein meltau fa&#x0364;llet, verdirbet er. <hi rendition="#fr">Johann Daniel<lb/>
Schreber</hi> hat vom perennirenden Siberi&#x017F;chen<lb/>
leine 1754 eine kleine abhandelung in 4to ausge-<lb/>
hen, auch einen &#x017F;ta&#x0364;ngel in kupfer &#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Der Siberi&#x017F;che lein verdinet auf &#x017F;olche wei&#x017F;e die<lb/>
aufmerk&#x017F;amkeit der policei. Vom ku&#x0364;n-flach&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ihe die o&#x0364;conomi&#x017F;che &#x017F;ammlungen aus der Bres-<lb/>
lauer natur- und kun&#x017F;t-ge&#x017F;chichte &#x017F;. 290 fg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1592</head><lb/>
            <note place="left">worauf bei<lb/>
dem flachs-<lb/>
baue zu &#x017F;e-<lb/>
ben i&#x017F;t?</note>
            <p>Der flachs will einen gelinden, mu&#x0364;rben, guten<lb/>
und ein wenig mit &#x017F;and vermengten, wohl zuge-<lb/>
richteten, iedoch nicht zu fette gedu&#x0364;ngten acker ha-<lb/>
ben, Leipziger &#x017F;ammlungen von wirt&#x017F;chaftlichen &#xA75B;c.<lb/>
&#x017F;achen <hi rendition="#aq">VIIII</hi>ter band &#x017F;. 97, &#x017F;. 396. Darneb&#x017F;t<lb/>
wird erfodert: 1) alter, reifer lein&#x017F;amen, wel-<lb/>
cher in einem ganz reinen &#x017F;acke auf das feld zu<lb/>
bringen i&#x017F;t, 2) muß der acker dreimal u&#x0364;ber&#x017F;a&#x0364;et<lb/>
werden, 3) etwas dick, 4) vormittages. Denn<lb/>
man &#x017F;a&#x0364;e ein &#x017F;tu&#x0364;ck zur ha&#x0364;lfte des morgens und das<lb/>
andre nachmittages; &#x017F;o veroffenbaret &#x017F;ich der gro&#x017F;e<lb/>
unter&#x017F;chid. Der bauer &#x017F;pricht daher: vormitta-<lb/>
ges-&#x017F;aat i&#x017F;t halbe dunge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1593</head><lb/>
            <note place="left">welcher lein<lb/>
dem andern<lb/>
vorzuzihen<lb/>
i&#x017F;t?</note>
            <p>Wo mo&#x0364;glich, i&#x017F;t der tonnenlein oder Rigai&#x017F;che<lb/>
dem &#x017F;pa&#x0364;ten oder klengelein vorzuzihen, He&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che verordnung wegen des garn&#x017F;pinnens &#xA75B;c.<lb/>
vom <formula notation="TeX">\frac{20}{9}</formula> Mai 1738 § 2, Kur-Braun&#x017F;chweig-Lu&#x0364;-<lb/>
neburgi&#x017F;cher landes-ordnungen <hi rendition="#aq">III</hi>ter teil cap. 4<lb/>
&#x017F;. 335 &#x017F;. 347, 352, <hi rendition="#fr">Marperger</hi> vom hanfe und<lb/>
flach&#x017F;e, und im kaufmanns-magazine &#x017F;. 573 des<lb/><hi rendition="#aq">I</hi>&#x017F;ten teiles. Jedoch fa&#x0364;ret der Vogelsberger in<lb/>
&#x017F;einem von kleinen &#x017F;teinen wimmelnden lande mit<lb/>
einheimi&#x017F;chen leine am be&#x017F;ten. Vom Lifla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen lein- und flachs-baue &#x017F;ihe die o&#x0364;conomi&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;amm-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[640/0652] XXXVIII haubtſtuͤck flachſe: er hange am himmel, das iſt, wenn er keine regen bekommet und gute witterung hat, oder ein meltau faͤllet, verdirbet er. Johann Daniel Schreber hat vom perennirenden Siberiſchen leine 1754 eine kleine abhandelung in 4to ausge- hen, auch einen ſtaͤngel in kupfer ſtechen laſſen. Der Siberiſche lein verdinet auf ſolche weiſe die aufmerkſamkeit der policei. Vom kuͤn-flachſe ſihe die oͤconomiſche ſammlungen aus der Bres- lauer natur- und kunſt-geſchichte ſ. 290 fg. § 1592 Der flachs will einen gelinden, muͤrben, guten und ein wenig mit ſand vermengten, wohl zuge- richteten, iedoch nicht zu fette geduͤngten acker ha- ben, Leipziger ſammlungen von wirtſchaftlichen ꝛc. ſachen VIIIIter band ſ. 97, ſ. 396. Darnebſt wird erfodert: 1) alter, reifer leinſamen, wel- cher in einem ganz reinen ſacke auf das feld zu bringen iſt, 2) muß der acker dreimal uͤberſaͤet werden, 3) etwas dick, 4) vormittages. Denn man ſaͤe ein ſtuͤck zur haͤlfte des morgens und das andre nachmittages; ſo veroffenbaret ſich der groſe unterſchid. Der bauer ſpricht daher: vormitta- ges-ſaat iſt halbe dunge. § 1593 Wo moͤglich, iſt der tonnenlein oder Rigaiſche dem ſpaͤten oder klengelein vorzuzihen, Heſſen- Caſſeliſche verordnung wegen des garnſpinnens ꝛc. vom [FORMEL] Mai 1738 § 2, Kur-Braunſchweig-Luͤ- neburgiſcher landes-ordnungen IIIter teil cap. 4 ſ. 335 ſ. 347, 352, Marperger vom hanfe und flachſe, und im kaufmanns-magazine ſ. 573 des Iſten teiles. Jedoch faͤret der Vogelsberger in ſeinem von kleinen ſteinen wimmelnden lande mit einheimiſchen leine am beſten. Vom Liflaͤndi- ſchen lein- und flachs-baue ſihe die oͤconomiſchen ſamm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/652
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/652>, abgerufen am 21.12.2024.