Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXIII haubtstück
§ 1467
welches die
besten weine
sind in
Teutsch-
lande?

Die gesunden iedoch starken weine und die kei-
ne kopfbrecher sind, fangen unter Oppenheim am
Rheine zu Nierstein an. Diser ist wider den
stein und das gries gut. Der Hochheimer zwi-
schen dem Rheine und Maine auch der Rüdes-
heimer bergwein im Rheingaue sind die ausstiche,
kommen aber selten an privat-personen, ausser die
leichtgläubig sind und ihn dafür kaufen sowohl
trinken. Sie haben erdsel (einen erden-geschmack)
und bestehen also aus schwefelichten, auch sauren
salzteilen. Der Eberbacher wein hat die tugend,
wie die Moselweine, er ist cos, das ist, wohl-
schmäckend, darnebst grob, das ist, er treibet auf
den harn und verjaget die blähungen, versto-
pfet auch nicht, wie die bleicherte von Hüningen
und Andernach, die ordentliche tischweine, Hof-
manns
diätetik s. 326 fgg.

§ 1468
der Moseler
weine be-
schaffenheit.

Nach den Rheingauer weinen verdinen den
ersten plaz die Moseler. Sie sind subtil, rein
und klar, schmäcken auf der zunge angenehm, sie
öfnen und bekommen einem guten magen wohl.
In niren- blasen- und glider-beschwerungen leisten
sie trefliche hülfe wegen irer temperirten eigen-
schaft. Denn sie füren nicht vile schwefelichte
und sauer-salzigte teilchen bei sich; allein wegen
des übergewichtes des wässerichten halten sie sich
nicht lange, Bäumler am a. o. s. 415.

§ 1469
der unter-
schidlichen
gattungen
eigenschaf-
ten.

Die Pfälzische Rheinweine haben kein flacke-
res feuer und nemen den kopf ein. Neckar und
Frankenweine sind gegen den Rheingauer schlecht.
Vom Wirzburger steinweine und dem Sommer-
häuser etc. machen die Thüringer vil werks. Kai-
ser Carl der VI schäzte den roten Tiroler oder

Trami-
XXXIII haubtſtuͤck
§ 1467
welches die
beſten weine
ſind in
Teutſch-
lande?

Die geſunden iedoch ſtarken weine und die kei-
ne kopfbrecher ſind, fangen unter Oppenheim am
Rheine zu Nierſtein an. Diſer iſt wider den
ſtein und das gries gut. Der Hochheimer zwi-
ſchen dem Rheine und Maine auch der Ruͤdes-
heimer bergwein im Rheingaue ſind die ausſtiche,
kommen aber ſelten an privat-perſonen, auſſer die
leichtglaͤubig ſind und ihn dafuͤr kaufen ſowohl
trinken. Sie haben erdſel (einen erden-geſchmack)
und beſtehen alſo aus ſchwefelichten, auch ſauren
ſalzteilen. Der Eberbacher wein hat die tugend,
wie die Moſelweine, er iſt cos, das iſt, wohl-
ſchmaͤckend, darnebſt grob, das iſt, er treibet auf
den harn und verjaget die blaͤhungen, verſto-
pfet auch nicht, wie die bleicherte von Huͤningen
und Andernach, die ordentliche tiſchweine, Hof-
manns
diaͤtetik ſ. 326 fgg.

§ 1468
der Moſeler
weine be-
ſchaffenheit.

Nach den Rheingauer weinen verdinen den
erſten plaz die Moſeler. Sie ſind ſubtil, rein
und klar, ſchmaͤcken auf der zunge angenehm, ſie
oͤfnen und bekommen einem guten magen wohl.
In niren- blaſen- und glider-beſchwerungen leiſten
ſie trefliche huͤlfe wegen irer temperirten eigen-
ſchaft. Denn ſie fuͤren nicht vile ſchwefelichte
und ſauer-ſalzigte teilchen bei ſich; allein wegen
des uͤbergewichtes des waͤſſerichten halten ſie ſich
nicht lange, Baͤumler am a. o. ſ. 415.

§ 1469
der unter-
ſchidlichen
gattungen
eigenſchaf-
ten.

Die Pfaͤlziſche Rheinweine haben kein flacke-
res feuer und nemen den kopf ein. Neckar und
Frankenweine ſind gegen den Rheingauer ſchlecht.
Vom Wirzburger ſteinweine und dem Sommer-
haͤuſer ꝛc. machen die Thuͤringer vil werks. Kai-
ſer Carl der VI ſchaͤzte den roten Tiroler oder

Trami-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0606" n="594"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1467</head><lb/>
            <note place="left">welches die<lb/>
be&#x017F;ten weine<lb/>
&#x017F;ind in<lb/>
Teut&#x017F;ch-<lb/>
lande?</note>
            <p>Die ge&#x017F;unden iedoch &#x017F;tarken weine und die kei-<lb/>
ne kopfbrecher &#x017F;ind, fangen unter Oppenheim am<lb/>
Rheine zu Nier&#x017F;tein an. Di&#x017F;er i&#x017F;t wider den<lb/>
&#x017F;tein und das gries gut. Der Hochheimer zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Rheine und Maine auch der Ru&#x0364;des-<lb/>
heimer bergwein im Rheingaue &#x017F;ind die aus&#x017F;tiche,<lb/>
kommen aber &#x017F;elten an privat-per&#x017F;onen, au&#x017F;&#x017F;er die<lb/>
leichtgla&#x0364;ubig &#x017F;ind und ihn dafu&#x0364;r kaufen &#x017F;owohl<lb/>
trinken. Sie haben erd&#x017F;el (einen erden-ge&#x017F;chmack)<lb/>
und be&#x017F;tehen al&#x017F;o aus &#x017F;chwefelichten, auch &#x017F;auren<lb/>
&#x017F;alzteilen. Der Eberbacher wein hat die tugend,<lb/>
wie die Mo&#x017F;elweine, er i&#x017F;t cos, das i&#x017F;t, wohl-<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;ckend, darneb&#x017F;t grob, das i&#x017F;t, er treibet auf<lb/>
den harn und verjaget die bla&#x0364;hungen, ver&#x017F;to-<lb/>
pfet auch nicht, wie die bleicherte von Hu&#x0364;ningen<lb/>
und Andernach, die ordentliche ti&#x017F;chweine, <hi rendition="#fr">Hof-<lb/>
manns</hi> dia&#x0364;tetik &#x017F;. 326 fgg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1468</head><lb/>
            <note place="left">der Mo&#x017F;eler<lb/>
weine be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit.</note>
            <p>Nach den Rheingauer weinen verdinen den<lb/>
er&#x017F;ten plaz die Mo&#x017F;eler. Sie &#x017F;ind &#x017F;ubtil, rein<lb/>
und klar, &#x017F;chma&#x0364;cken auf der zunge angenehm, &#x017F;ie<lb/>
o&#x0364;fnen und bekommen einem guten magen wohl.<lb/>
In niren- bla&#x017F;en- und glider-be&#x017F;chwerungen lei&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ie trefliche hu&#x0364;lfe wegen irer temperirten eigen-<lb/>
&#x017F;chaft. Denn &#x017F;ie fu&#x0364;ren nicht vile &#x017F;chwefelichte<lb/>
und &#x017F;auer-&#x017F;alzigte teilchen bei &#x017F;ich; allein wegen<lb/>
des u&#x0364;bergewichtes des wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erichten halten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht lange, <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;umler</hi> am a. o. &#x017F;. 415.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1469</head><lb/>
            <note place="left">der unter-<lb/>
&#x017F;chidlichen<lb/>
gattungen<lb/>
eigen&#x017F;chaf-<lb/>
ten.</note>
            <p>Die Pfa&#x0364;lzi&#x017F;che Rheinweine haben kein flacke-<lb/>
res feuer und nemen den kopf ein. Neckar und<lb/>
Frankenweine &#x017F;ind gegen den Rheingauer &#x017F;chlecht.<lb/>
Vom Wirzburger &#x017F;teinweine und dem Sommer-<lb/>
ha&#x0364;u&#x017F;er &#xA75B;c. machen die Thu&#x0364;ringer vil werks. Kai-<lb/>
&#x017F;er Carl der <hi rendition="#aq">VI</hi> &#x017F;cha&#x0364;zte den roten Tiroler oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Trami-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[594/0606] XXXIII haubtſtuͤck § 1467 Die geſunden iedoch ſtarken weine und die kei- ne kopfbrecher ſind, fangen unter Oppenheim am Rheine zu Nierſtein an. Diſer iſt wider den ſtein und das gries gut. Der Hochheimer zwi- ſchen dem Rheine und Maine auch der Ruͤdes- heimer bergwein im Rheingaue ſind die ausſtiche, kommen aber ſelten an privat-perſonen, auſſer die leichtglaͤubig ſind und ihn dafuͤr kaufen ſowohl trinken. Sie haben erdſel (einen erden-geſchmack) und beſtehen alſo aus ſchwefelichten, auch ſauren ſalzteilen. Der Eberbacher wein hat die tugend, wie die Moſelweine, er iſt cos, das iſt, wohl- ſchmaͤckend, darnebſt grob, das iſt, er treibet auf den harn und verjaget die blaͤhungen, verſto- pfet auch nicht, wie die bleicherte von Huͤningen und Andernach, die ordentliche tiſchweine, Hof- manns diaͤtetik ſ. 326 fgg. § 1468 Nach den Rheingauer weinen verdinen den erſten plaz die Moſeler. Sie ſind ſubtil, rein und klar, ſchmaͤcken auf der zunge angenehm, ſie oͤfnen und bekommen einem guten magen wohl. In niren- blaſen- und glider-beſchwerungen leiſten ſie trefliche huͤlfe wegen irer temperirten eigen- ſchaft. Denn ſie fuͤren nicht vile ſchwefelichte und ſauer-ſalzigte teilchen bei ſich; allein wegen des uͤbergewichtes des waͤſſerichten halten ſie ſich nicht lange, Baͤumler am a. o. ſ. 415. § 1469 Die Pfaͤlziſche Rheinweine haben kein flacke- res feuer und nemen den kopf ein. Neckar und Frankenweine ſind gegen den Rheingauer ſchlecht. Vom Wirzburger ſteinweine und dem Sommer- haͤuſer ꝛc. machen die Thuͤringer vil werks. Kai- ſer Carl der VI ſchaͤzte den roten Tiroler oder Trami-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/606
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/606>, abgerufen am 21.12.2024.