läsen; gestalt die zige ein gefrässig thier sey. Al- lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal ein verschnidtener bock der an einer stange unter der krippe, woran ein ring ist, gehet, ist mit dem heue zufriden.
§ 1207
Wenn man daher auch den armen zum bestendie milch ist hizig. Wie sie zu genis- sen ist? die unterhaltung am seile sie hinaus zu füren, ver- statten wollte; so erfodert dennoch die zige viles gras und reisig. Daß solche aber so vile milch, als eine mittelmäsige kuh gebe, wie Döbel s. 253 § 7 schreibet, das bleibet dahin gestellt. Die milch ist hizig, mithin für die, welche wallung des geblütes spüren, nicht rathsam; sie würde dann warm mit gewärmeten Selterischen sauerwasser genossen. Sie sind nicht so leicht zu erhalten, sind auch nicht so gefräßig, wie Döbel meinet. Doch sind die häute von den böcken gut; eben dise böcke sind in den pferdeställen nüzlich. Der Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. s. 155, des IIten teiles, schläget die käse nuzung für 1 thl. 8 auch 16 ggr. an.
§ 1208
Einen grosen Polnischen bock mag iemand ein-mit einem grosen Pol- nischen bock kan man in die kirche saren. spannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber zu Rochliz streit entstanden ist.
§ 1209
Ein grobes versehen heisset den bock zum gärt- ner sezen. Vom nuzen der zigen zeuget das sprüchwort: zigen-mist, und tauben-mist, läst den bauer wie er ist. Sonst saget man auch: sie ha- ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte mit der geise! morgen ist der markt. Der wonet auf dem geisen-markte. Ein grindiger (stinkigter) bock ist einer güldenen zigen wert, Pistorius cent. II par. 95. Der schwanz darf der zigen
nicht
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von den zigen.
laͤſen; geſtalt die zige ein gefraͤſſig thier ſey. Al- lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal ein verſchnidtener bock der an einer ſtange unter der krippe, woran ein ring iſt, gehet, iſt mit dem heue zufriden.
§ 1207
Wenn man daher auch den armen zum beſtendie milch iſt hizig. Wie ſie zu geniſ- ſen iſt? die unterhaltung am ſeile ſie hinaus zu fuͤren, ver- ſtatten wollte; ſo erfodert dennoch die zige viles gras und reiſig. Daß ſolche aber ſo vile milch, als eine mittelmaͤſige kuh gebe, wie Doͤbel ſ. 253 § 7 ſchreibet, das bleibet dahin geſtellt. Die milch iſt hizig, mithin fuͤr die, welche wallung des gebluͤtes ſpuͤren, nicht rathſam; ſie wuͤrde dann warm mit gewaͤrmeten Selteriſchen ſauerwaſſer genoſſen. Sie ſind nicht ſo leicht zu erhalten, ſind auch nicht ſo gefraͤßig, wie Doͤbel meinet. Doch ſind die haͤute von den boͤcken gut; eben diſe boͤcke ſind in den pferdeſtaͤllen nuͤzlich. Der Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. ſ. 155, des IIten teiles, ſchlaͤget die kaͤſe nuzung fuͤr 1 thl. 8 auch 16 ggr. an.
§ 1208
Einen groſen Polniſchen bock mag iemand ein-mit einem groſen Pol- niſchen bock kan man in die kirche ſaren. ſpannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber zu Rochliz ſtreit entſtanden iſt.
§ 1209
Ein grobes verſehen heiſſet den bock zum gaͤrt- ner ſezen. Vom nuzen der zigen zeuget das ſpruͤchwort: zigen-miſt, und tauben-miſt, laͤſt den bauer wie er iſt. Sonſt ſaget man auch: ſie ha- ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte mit der geiſe! morgen iſt der markt. Der wonet auf dem geiſen-markte. Ein grindiger (ſtinkigter) bock iſt einer guͤldenen zigen wert, Piſtorius cent. II par. 95. Der ſchwanz darf der zigen
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von den zigen.
laͤſen; geſtalt die zige ein gefraͤſſig thier ſey. Al-
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ein verſchnidtener bock der an einer ſtange unter
der krippe, woran ein ring iſt, gehet, iſt mit dem
heue zufriden.
§ 1207
Wenn man daher auch den armen zum beſten
die unterhaltung am ſeile ſie hinaus zu fuͤren, ver-
ſtatten wollte; ſo erfodert dennoch die zige viles
gras und reiſig. Daß ſolche aber ſo vile milch,
als eine mittelmaͤſige kuh gebe, wie Doͤbel ſ. 253
§ 7 ſchreibet, das bleibet dahin geſtellt. Die
milch iſt hizig, mithin fuͤr die, welche wallung des
gebluͤtes ſpuͤren, nicht rathſam; ſie wuͤrde dann
warm mit gewaͤrmeten Selteriſchen ſauerwaſſer
genoſſen. Sie ſind nicht ſo leicht zu erhalten,
ſind auch nicht ſo gefraͤßig, wie Doͤbel meinet.
Doch ſind die haͤute von den boͤcken gut; eben
diſe boͤcke ſind in den pferdeſtaͤllen nuͤzlich. Der
Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. ſ. 155, des
IIten teiles, ſchlaͤget die kaͤſe nuzung fuͤr 1 thl. 8
auch 16 ggr. an.
die milch iſt
hizig. Wie
ſie zu geniſ-
ſen iſt?
§ 1208
Einen groſen Polniſchen bock mag iemand ein-
ſpannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber
zu Rochliz ſtreit entſtanden iſt.
mit einem
groſen Pol-
niſchen bock
kan man in
die kirche
ſaren.
§ 1209
Ein grobes verſehen heiſſet den bock zum gaͤrt-
ner ſezen. Vom nuzen der zigen zeuget das
ſpruͤchwort: zigen-miſt, und tauben-miſt, laͤſt den
bauer wie er iſt. Sonſt ſaget man auch: ſie ha-
ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte
mit der geiſe! morgen iſt der markt. Der wonet
auf dem geiſen-markte. Ein grindiger (ſtinkigter)
bock iſt einer guͤldenen zigen wert, Piſtorius
cent. II par. 95. Der ſchwanz darf der zigen
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/517>, abgerufen am 21.11.2024.
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