Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

X haubtstück
kauften
schafvih,
wenn sol-
ches unge-
sund befun-
den worden
ist, gefüret
werden soll?
Daher die Marburgische juristen-facultät ehedem
ganz recht dem kläger den beweis zuerkannt hat,
als die rechtsfrage entstand, ob selbiger dem be-
klagten das schafvih für haltbar- oder wert-vih
verkaufet habe? Dahingegen die Gießer und
Jenenser dise landesart ausser augen gesezet hat-
ten. Den rechtsstreit erzälet George Adam
Struve
de iure ouium, und aus disem Stryk
im vsu moderno p. im 21ten buche tit. I § 14,
auch der von Rohr im haushaltungsrechte
s. 819 fg.

§ 1176
woran de-
ren gesund-
heit auch
krankheit zu
erkennen
ist?

Das schafvih ist sehr schwächlich und vilen
krankheiten unterworfen, daher man gar leicht an
schafen bald reich, bald arm ist. Die weise au-
gen zeugen vom kranken wesen am marke, oder
im leibe. Ein gesundes schaf muß etwas rote
augen, und insonderheit die augenwinkel haben,
es müssen auch die äderlein von diser farbe seyn,
Leopoldt s. 344-360.

§ 1177
wem das
schafhalten
zukömmt?

Das schaf halten haben die adelichen für sich,
und wollen ihren bauern die schäferei nicht ver-
statten, Estors kleiner schriften IIIten band s.
485 fg., wenigstens sind vile mit der schäferei be-
lenet. Jedoch mag die schäferei durch eine ver-
järung von 30 jaren erlanget werden, Barth im
dissensu 826.

§ 1178
ob die läm-
mer mitzu-
zälen sind,
wenn nur
eine gewisse
auzal gehal-
ten werden
darf?

Wo einer nur eine gewisse anzal halten darf,
werden die lämmer bis sie järig werden, nicht
mitgezälet, kleiner schriften IIIter band s. 761,
Barth dissensu 349 § 1. Die aushebe-zeit ist
von der ausmerz-zeit unterschiden, Engelbrechts
disp. de iure agnorum.

§ 1179

X haubtſtuͤck
kauften
ſchafvih,
wenn ſol-
ches unge-
ſund befun-
den worden
iſt, gefuͤret
werden ſoll?
Daher die Marburgiſche juriſten-facultaͤt ehedem
ganz recht dem klaͤger den beweis zuerkannt hat,
als die rechtsfrage entſtand, ob ſelbiger dem be-
klagten das ſchafvih fuͤr haltbar- oder wert-vih
verkaufet habe? Dahingegen die Gießer und
Jenenſer diſe landesart auſſer augen geſezet hat-
ten. Den rechtsſtreit erzaͤlet George Adam
Struve
de iure ouium, und aus diſem Stryk
im vſu moderno π. im 21ten buche tit. I § 14,
auch der von Rohr im haushaltungsrechte
ſ. 819 fg.

§ 1176
woran de-
ren geſund-
heit auch
krankheit zu
erkennen
iſt?

Das ſchafvih iſt ſehr ſchwaͤchlich und vilen
krankheiten unterworfen, daher man gar leicht an
ſchafen bald reich, bald arm iſt. Die weiſe au-
gen zeugen vom kranken weſen am marke, oder
im leibe. Ein geſundes ſchaf muß etwas rote
augen, und inſonderheit die augenwinkel haben,
es muͤſſen auch die aͤderlein von diſer farbe ſeyn,
Leopoldt ſ. 344-360.

§ 1177
wem das
ſchafhalten
zukoͤmmt?

Das ſchaf halten haben die adelichen fuͤr ſich,
und wollen ihren bauern die ſchaͤferei nicht ver-
ſtatten, Eſtors kleiner ſchriften IIIten band ſ.
485 fg., wenigſtens ſind vile mit der ſchaͤferei be-
lenet. Jedoch mag die ſchaͤferei durch eine ver-
jaͤrung von 30 jaren erlanget werden, Barth im
diſſenſu 826.

§ 1178
ob die laͤm-
mer mitzu-
zaͤlen ſind,
wenn nur
eine gewiſſe
auzal gehal-
ten werden
darf?

Wo einer nur eine gewiſſe anzal halten darf,
werden die laͤmmer bis ſie jaͤrig werden, nicht
mitgezaͤlet, kleiner ſchriften IIIter band ſ. 761,
Barth diſſenſu 349 § 1. Die aushebe-zeit iſt
von der ausmerz-zeit unterſchiden, Engelbrechts
diſp. de iure agnorum.

§ 1179
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0504" n="492"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/><note place="left">kauften<lb/>
&#x017F;chafvih,<lb/>
wenn &#x017F;ol-<lb/>
ches unge-<lb/>
&#x017F;und befun-<lb/>
den worden<lb/>
i&#x017F;t, gefu&#x0364;ret<lb/>
werden &#x017F;oll?</note>Daher die Marburgi&#x017F;che juri&#x017F;ten-faculta&#x0364;t ehedem<lb/>
ganz recht dem kla&#x0364;ger den beweis zuerkannt hat,<lb/>
als die rechtsfrage ent&#x017F;tand, ob &#x017F;elbiger dem be-<lb/>
klagten das &#x017F;chafvih fu&#x0364;r haltbar- oder wert-vih<lb/>
verkaufet habe? Dahingegen die Gießer und<lb/>
Jenen&#x017F;er di&#x017F;e landesart au&#x017F;&#x017F;er augen ge&#x017F;ezet hat-<lb/>
ten. Den rechts&#x017F;treit erza&#x0364;let <hi rendition="#fr">George Adam<lb/>
Struve</hi> <hi rendition="#aq">de iure ouium,</hi> und aus di&#x017F;em <hi rendition="#fr">Stryk</hi><lb/>
im <hi rendition="#aq">v&#x017F;u moderno</hi> &#x03C0;. im 21ten buche tit. <hi rendition="#aq">I</hi> § 14,<lb/>
auch der <hi rendition="#fr">von Rohr</hi> im haushaltungsrechte<lb/>
&#x017F;. 819 fg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1176</head><lb/>
            <note place="left">woran de-<lb/>
ren ge&#x017F;und-<lb/>
heit auch<lb/>
krankheit zu<lb/>
erkennen<lb/>
i&#x017F;t?</note>
            <p>Das &#x017F;chafvih i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chwa&#x0364;chlich und vilen<lb/>
krankheiten unterworfen, daher man gar leicht an<lb/>
&#x017F;chafen bald reich, bald arm i&#x017F;t. Die wei&#x017F;e au-<lb/>
gen zeugen vom kranken we&#x017F;en am marke, oder<lb/>
im leibe. Ein ge&#x017F;undes &#x017F;chaf muß etwas rote<lb/>
augen, und in&#x017F;onderheit die augenwinkel haben,<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch die a&#x0364;derlein von di&#x017F;er farbe &#x017F;eyn,<lb/><hi rendition="#fr">Leopoldt</hi> &#x017F;. 344-360.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1177</head><lb/>
            <note place="left">wem das<lb/>
&#x017F;chafhalten<lb/>
zuko&#x0364;mmt?</note>
            <p>Das &#x017F;chaf halten haben die adelichen fu&#x0364;r &#x017F;ich,<lb/>
und wollen ihren bauern die &#x017F;cha&#x0364;ferei nicht ver-<lb/>
&#x017F;tatten, <hi rendition="#fr">E&#x017F;tors</hi> kleiner &#x017F;chriften <hi rendition="#aq">III</hi>ten band &#x017F;.<lb/>
485 fg., wenig&#x017F;tens &#x017F;ind vile mit der &#x017F;cha&#x0364;ferei be-<lb/>
lenet. Jedoch mag die &#x017F;cha&#x0364;ferei durch eine ver-<lb/>
ja&#x0364;rung von 30 jaren erlanget werden, <hi rendition="#fr">Barth</hi> im<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;&#x017F;en&#x017F;u</hi> 826.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 1178</head><lb/>
            <note place="left">ob die la&#x0364;m-<lb/>
mer mitzu-<lb/>
za&#x0364;len &#x017F;ind,<lb/>
wenn nur<lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
auzal gehal-<lb/>
ten werden<lb/>
darf?</note>
            <p>Wo einer nur eine gewi&#x017F;&#x017F;e anzal halten darf,<lb/>
werden die la&#x0364;mmer bis &#x017F;ie ja&#x0364;rig werden, nicht<lb/>
mitgeza&#x0364;let, kleiner &#x017F;chriften <hi rendition="#aq">III</hi>ter band &#x017F;. 761,<lb/><hi rendition="#fr">Barth</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;&#x017F;en&#x017F;u</hi> 349 § 1. Die aushebe-zeit i&#x017F;t<lb/>
von der ausmerz-zeit unter&#x017F;chiden, <hi rendition="#fr">Engelbrechts</hi><lb/>
di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de iure agnorum.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 1179</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0504] X haubtſtuͤck Daher die Marburgiſche juriſten-facultaͤt ehedem ganz recht dem klaͤger den beweis zuerkannt hat, als die rechtsfrage entſtand, ob ſelbiger dem be- klagten das ſchafvih fuͤr haltbar- oder wert-vih verkaufet habe? Dahingegen die Gießer und Jenenſer diſe landesart auſſer augen geſezet hat- ten. Den rechtsſtreit erzaͤlet George Adam Struve de iure ouium, und aus diſem Stryk im vſu moderno π. im 21ten buche tit. I § 14, auch der von Rohr im haushaltungsrechte ſ. 819 fg. kauften ſchafvih, wenn ſol- ches unge- ſund befun- den worden iſt, gefuͤret werden ſoll? § 1176 Das ſchafvih iſt ſehr ſchwaͤchlich und vilen krankheiten unterworfen, daher man gar leicht an ſchafen bald reich, bald arm iſt. Die weiſe au- gen zeugen vom kranken weſen am marke, oder im leibe. Ein geſundes ſchaf muß etwas rote augen, und inſonderheit die augenwinkel haben, es muͤſſen auch die aͤderlein von diſer farbe ſeyn, Leopoldt ſ. 344-360. § 1177 Das ſchaf halten haben die adelichen fuͤr ſich, und wollen ihren bauern die ſchaͤferei nicht ver- ſtatten, Eſtors kleiner ſchriften IIIten band ſ. 485 fg., wenigſtens ſind vile mit der ſchaͤferei be- lenet. Jedoch mag die ſchaͤferei durch eine ver- jaͤrung von 30 jaren erlanget werden, Barth im diſſenſu 826. § 1178 Wo einer nur eine gewiſſe anzal halten darf, werden die laͤmmer bis ſie jaͤrig werden, nicht mitgezaͤlet, kleiner ſchriften IIIter band ſ. 761, Barth diſſenſu 349 § 1. Die aushebe-zeit iſt von der ausmerz-zeit unterſchiden, Engelbrechts diſp. de iure agnorum. § 1179

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/504
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/504>, abgerufen am 21.12.2024.