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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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§ 1022

Die hinrichtung der missetäter, one hand andie hinrich-
tung der
missetäter
one hand an
selbige zu le-
gen, war ei-
ne ehrliche
handlung.

selbige zu legen, war iederzeit eine ehrliche hand-
lung. Unter den Karolingern musten die schöp-
pen die verbrecher hinrichten, wiewohl es auch
jeweilen die ankläger, oder verwandten des erschla-
genen getan haben, Johann Samuel Friderich
Böhmer
de exsecutione poenarum capitalium
honestate
§ 33 s. 46, von Westphal am a. o.
T. III s. 1762, T. IIII s. 1939, welches hernach
in Teutschlande lange also beobachtet worden ist,
Besold im thesauro practico s. 865, Kreß in
comm. ad constit. criminal. Carol. art. 97, 98,
99, s. 255, von Falkenstein in der historia ci-
vitatis Erfurtensis
s. 487.

§ 1023

Dieweil aber bei den Römern ein scharfrichterder Röm.
scharfrich-
ter ist mit
dem Teut-
schen nicht
zu vermi-
schen.

(carnifex) nur die knechte und fremden hinrichtete,
iedoch kein bürger war, und in der stadt nicht wo-
nen durfte; so ist aus mißverstande dem Teutschen
scharfrichter ein flecke angehäftet, auch mit dem
abdecker in einige gleichheit gesezet worden, da
doch beide von einander unterschiden sind, Barth
im dissensu 292 § 3 s. 211, darneben noch besser
als der Römische lictor ist, der nur die bürger mit
ruten hibe und hinrichtete; derohalben, indem man
den Römischen und verachtesten carnifex mit dem
scharfrichter vermischet hat, gleichwohl jener wie
eine pest verabscheuet worden ist, Pitiscus im le-
xico antiquitatum Romanarum
s. 367, daraus
eine verwirrung sich entsponnen hat. Immittels
sind weder der lictor, noch der speculator, wel-
cher die soldaten hinrichtete, verachtete leute ge-
wesen, Christian Gottl. Schwarz de specula-
toribus veterum Roman.
§ 9 s. 20 fgg.

§ 1024
E e 2
ſcharf- oder nachrichtern, ꝛc.
§ 1022

Die hinrichtung der miſſetaͤter, one hand andie hinrich-
tung der
miſſetaͤter
one hand an
ſelbige zu le-
gen, war ei-
ne ehrliche
handlung.

ſelbige zu legen, war iederzeit eine ehrliche hand-
lung. Unter den Karolingern muſten die ſchoͤp-
pen die verbrecher hinrichten, wiewohl es auch
jeweilen die anklaͤger, oder verwandten des erſchla-
genen getan haben, Johann Samuel Friderich
Boͤhmer
de exſecutione poenarum capitalium
honeſtate
§ 33 ſ. 46, von Weſtphal am a. o.
T. III ſ. 1762, T. IIII ſ. 1939, welches hernach
in Teutſchlande lange alſo beobachtet worden iſt,
Beſold im theſauro practico ſ. 865, Kreß in
comm. ad conſtit. criminal. Carol. art. 97, 98,
99, ſ. 255, von Falkenſtein in der hiſtoria ci-
vitatis Erfurtenſis
ſ. 487.

§ 1023

Dieweil aber bei den Roͤmern ein ſcharfrichterder Roͤm.
ſcharfrich-
ter iſt mit
dem Teut-
ſchen nicht
zu vermi-
ſchen.

(carnifex) nur die knechte und fremden hinrichtete,
iedoch kein buͤrger war, und in der ſtadt nicht wo-
nen durfte; ſo iſt aus mißverſtande dem Teutſchen
ſcharfrichter ein flecke angehaͤftet, auch mit dem
abdecker in einige gleichheit geſezet worden, da
doch beide von einander unterſchiden ſind, Barth
im diſſenſu 292 § 3 ſ. 211, darneben noch beſſer
als der Roͤmiſche lictor iſt, der nur die buͤrger mit
ruten hibe und hinrichtete; derohalben, indem man
den Roͤmiſchen und verachteſten carnifex mit dem
ſcharfrichter vermiſchet hat, gleichwohl jener wie
eine peſt verabſcheuet worden iſt, Pitiſcus im le-
xico antiquitatum Romanarum
ſ. 367, daraus
eine verwirrung ſich entſponnen hat. Immittels
ſind weder der lictor, noch der ſpeculator, wel-
cher die ſoldaten hinrichtete, verachtete leute ge-
weſen, Chriſtian Gottl. Schwarz de ſpecula-
toribus veterum Roman.
§ 9 ſ. 20 fgg.

§ 1024
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[435/0447] ſcharf- oder nachrichtern, ꝛc. § 1022 Die hinrichtung der miſſetaͤter, one hand an ſelbige zu legen, war iederzeit eine ehrliche hand- lung. Unter den Karolingern muſten die ſchoͤp- pen die verbrecher hinrichten, wiewohl es auch jeweilen die anklaͤger, oder verwandten des erſchla- genen getan haben, Johann Samuel Friderich Boͤhmer de exſecutione poenarum capitalium honeſtate § 33 ſ. 46, von Weſtphal am a. o. T. III ſ. 1762, T. IIII ſ. 1939, welches hernach in Teutſchlande lange alſo beobachtet worden iſt, Beſold im theſauro practico ſ. 865, Kreß in comm. ad conſtit. criminal. Carol. art. 97, 98, 99, ſ. 255, von Falkenſtein in der hiſtoria ci- vitatis Erfurtenſis ſ. 487. die hinrich- tung der miſſetaͤter one hand an ſelbige zu le- gen, war ei- ne ehrliche handlung. § 1023 Dieweil aber bei den Roͤmern ein ſcharfrichter (carnifex) nur die knechte und fremden hinrichtete, iedoch kein buͤrger war, und in der ſtadt nicht wo- nen durfte; ſo iſt aus mißverſtande dem Teutſchen ſcharfrichter ein flecke angehaͤftet, auch mit dem abdecker in einige gleichheit geſezet worden, da doch beide von einander unterſchiden ſind, Barth im diſſenſu 292 § 3 ſ. 211, darneben noch beſſer als der Roͤmiſche lictor iſt, der nur die buͤrger mit ruten hibe und hinrichtete; derohalben, indem man den Roͤmiſchen und verachteſten carnifex mit dem ſcharfrichter vermiſchet hat, gleichwohl jener wie eine peſt verabſcheuet worden iſt, Pitiſcus im le- xico antiquitatum Romanarum ſ. 367, daraus eine verwirrung ſich entſponnen hat. Immittels ſind weder der lictor, noch der ſpeculator, wel- cher die ſoldaten hinrichtete, verachtete leute ge- weſen, Chriſtian Gottl. Schwarz de ſpecula- toribus veterum Roman. § 9 ſ. 20 fgg. der Roͤm. ſcharfrich- ter iſt mit dem Teut- ſchen nicht zu vermi- ſchen. § 1024 E e 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/447>, abgerufen am 21.11.2024.