Die Teutschen hielten die tapferkeit, treue, keusch- heit und die religion für die haubttugenden. Mit einem worte, sie waren ehrlibend, daher die ehr- bare männer, ehrbare weibespersonen hochgeschä- zet wurden.
§ 989
die betrüger hassen die Teutsche.
Die betrüger hingegen hasseten sie äusserst, und nenneten sie lotterbuben. Denn lotter heisset un- ter andern: fraus, dolus, mendacium, Wach- ter im glossario sp. 1000, Frisch am a. o. s. 625 und s. 626, unter lotter und luder im Iten teile, daher lotterich, lüderlich kömmet.
§ 990
nennen sie schälmen.
Man nennet sie schälmen, das ist, abschäler, oder die ein aas schinden, welches haubtsächlich von einem todten hunde gebrauchet wird. Hiervon kommet hundes-vogt; immaßen die empfindlich- sten schimpfwörter von dem hunde genommen wur- den, man sagte: er muß hunde füren, es entstand auch daher das sprüchwort: feindes mund, schilt ieden einen hund, Dreyers sammlung vermischter abhandlungen im Iten teile s. 56 fgg. daher dann auch das hunde tragen eine empfindliche strafe war. Man nam den zu diser strafe verdammten den rittergürtel ab, Dreyerde lithophoria s. 13, 14, Meibomde kunophoria, Gericken im Schot- telio illustrato, cap. 4, Gundling am a. o. s. 288 § 13, 14, Huth am a. o. § 14 s. 20, 30 fg. Estorde ministerialibus.
§ 991
nicht min- der das ste- len.
Obzwar die Teutschen das rauben und plün- dern des adels, ausser den grenzen des vaterlan- des, für keine untugend hilten, Heineccius am a. o. lib. II tit. III § 58 s. 413, sondern es unter dem namen: ritterzerung vertaidigten; so war
doch
CXXIV haubtſt. von den
§ 988
die haubttu- genden der Teutſchen.
Die Teutſchen hielten die tapferkeit, treue, keuſch- heit und die religion fuͤr die haubttugenden. Mit einem worte, ſie waren ehrlibend, daher die ehr- bare maͤnner, ehrbare weibesperſonen hochgeſchaͤ- zet wurden.
§ 989
die betruͤger haſſen die Teutſche.
Die betruͤger hingegen haſſeten ſie aͤuſſerſt, und nenneten ſie lotterbuben. Denn lotter heiſſet un- ter andern: fraus, dolus, mendacium, Wach- ter im gloſſario ſp. 1000, Friſch am a. o. ſ. 625 und ſ. 626, unter lotter und luder im Iten teile, daher lotterich, luͤderlich koͤmmet.
§ 990
nennen ſie ſchaͤlmen.
Man nennet ſie ſchaͤlmen, das iſt, abſchaͤler, oder die ein aas ſchinden, welches haubtſaͤchlich von einem todten hunde gebrauchet wird. Hiervon kommet hundes-vogt; immaßen die empfindlich- ſten ſchimpfwoͤrter von dem hunde genommen wur- den, man ſagte: er muß hunde fuͤren, es entſtand auch daher das ſpruͤchwort: feindes mund, ſchilt ieden einen hund, Dreyers ſammlung vermiſchter abhandlungen im Iten teile ſ. 56 fgg. daher dann auch das hunde tragen eine empfindliche ſtrafe war. Man nam den zu diſer ſtrafe verdammten den ritterguͤrtel ab, Dreyerde lithophoria ſ. 13, 14, Meibomde κυνοφορία, Gericken im Schot- telio illuſtrato, cap. 4, Gundling am a. o. ſ. 288 § 13, 14, Huth am a. o. § 14 ſ. 20, 30 fg. Eſtorde miniſterialibus.
§ 991
nicht min- der das ſte- len.
Obzwar die Teutſchen das rauben und pluͤn- dern des adels, auſſer den grenzen des vaterlan- des, fuͤr keine untugend hilten, Heineccius am a. o. lib. II tit. III § 58 ſ. 413, ſondern es unter dem namen: ritterzerung vertaidigten; ſo war
doch
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§ 989
Die betruͤger hingegen haſſeten ſie aͤuſſerſt, und
nenneten ſie lotterbuben. Denn lotter heiſſet un-
ter andern: fraus, dolus, mendacium, Wach-
ter im gloſſario ſp. 1000, Friſch am a. o. ſ. 625
und ſ. 626, unter lotter und luder im Iten teile,
daher lotterich, luͤderlich koͤmmet.
§ 990
Man nennet ſie ſchaͤlmen, das iſt, abſchaͤler,
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auch daher das ſpruͤchwort: feindes mund, ſchilt
ieden einen hund, Dreyers ſammlung vermiſchter
abhandlungen im Iten teile ſ. 56 fgg. daher dann
auch das hunde tragen eine empfindliche ſtrafe
war. Man nam den zu diſer ſtrafe verdammten
den ritterguͤrtel ab, Dreyer de lithophoria ſ. 13,
14, Meibom de κυνοφορία, Gericken im Schot-
telio illuſtrato, cap. 4, Gundling am a. o.
ſ. 288 § 13, 14, Huth am a. o. § 14 ſ. 20, 30 fg.
Eſtor de miniſterialibus.
§ 991
Obzwar die Teutſchen das rauben und pluͤn-
dern des adels, auſſer den grenzen des vaterlan-
des, fuͤr keine untugend hilten, Heineccius am
a. o. lib. II tit. III § 58 ſ. 413, ſondern es unter
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/436>, abgerufen am 21.12.2024.
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