die vierfa- che zinsen sind im rei- che nicht ge- bräuchlich.
Daß vom leibgedinge einer witbe, wie in der Kur-Mark, vierfaches interesse gebüre, als 5 vom 100 der brautgift, 5 von hundert, daß dise im lehne verbleibe, 5 von hundert der widerlage hal- ber, und 5 von hundert, daß sie ins lehn falle, sol- ches wird im Reiche nicht beobachtet. S. verehe- ligte M. z. S. geborne S. z. S. auf K. und W. beschwerte sich 1755, daß die vormundschaft irer kinder von den 6000 fl. heiratsgelter nur gedop- peltes interesse, nebst freier wonung, nötiger feue- rung, futter für zwei pferde, wisen zu etlichen kühen, gärten, kraut und flachslande für sie aus- geworfen habe. Allein man hilte dafür, daß sie mit dem gedoppelten interesse zu 5 von 100 und der freien wonung sich zu begnügen habe; das übrige aber als eine kindliche wohlthat von iren kindern anzunehmen habe. In Kur-Sachsen empfänget die witbe 100 an interesse von 1000 brautgift, Menken in system. iur. ciu. s. 432.
§ 829
vom wittu- me ist das gnaden-jar unterschi- den.
Von dem wittume ist das gnaden-jar der ade- lichen witben im Bremischen, Pommerischen, Hollsteinischen, unterschiden, vermöge dessen die witben nächst den töchtern, oder schwestern des verstorbenen adelichen die früchte desjenigen jares erheben, in welchem selbiger das zeitliche mit dem ewigen verwechselt hat, sihe des Joh. Andreen Hofmanns disp. de anno gratiae § 16 fgg. s. 16 fgg. Schlüßlich gehöret das Meklenburgische erb-jungfern-recht hieher nicht, Möller s. 324 distinctionum feudalium.
Hundert
CX haubtſtuͤck
§ 828
die vierfa- che zinſen ſind im rei- che nicht ge- braͤuchlich.
Daß vom leibgedinge einer witbe, wie in der Kur-Mark, vierfaches intereſſe gebuͤre, als 5 vom 100 der brautgift, 5 von hundert, daß diſe im lehne verbleibe, 5 von hundert der widerlage hal- ber, und 5 von hundert, daß ſie ins lehn falle, ſol- ches wird im Reiche nicht beobachtet. S. verehe- ligte M. z. S. geborne S. z. S. auf K. und W. beſchwerte ſich 1755, daß die vormundſchaft irer kinder von den 6000 fl. heiratsgelter nur gedop- peltes intereſſe, nebſt freier wonung, noͤtiger feue- rung, futter fuͤr zwei pferde, wiſen zu etlichen kuͤhen, gaͤrten, kraut und flachslande fuͤr ſie aus- geworfen habe. Allein man hilte dafuͤr, daß ſie mit dem gedoppelten intereſſe zu 5 von 100 und der freien wonung ſich zu begnuͤgen habe; das uͤbrige aber als eine kindliche wohlthat von iren kindern anzunehmen habe. In Kur-Sachſen empfaͤnget die witbe 100 an intereſſe von 1000 brautgift, Menken in ſyſtem. iur. ciu. ſ. 432.
§ 829
vom wittu- me iſt das gnaden-jar unterſchi- den.
Von dem wittume iſt das gnaden-jar der ade- lichen witben im Bremiſchen, Pommeriſchen, Hollſteiniſchen, unterſchiden, vermoͤge deſſen die witben naͤchſt den toͤchtern, oder ſchweſtern des verſtorbenen adelichen die fruͤchte desjenigen jares erheben, in welchem ſelbiger das zeitliche mit dem ewigen verwechſelt hat, ſihe des Joh. Andreen Hofmanns diſp. de anno gratiae § 16 fgg. ſ. 16 fgg. Schluͤßlich gehoͤret das Meklenburgiſche erb-jungfern-recht hieher nicht, Moͤller ſ. 324 diſtinctionum feudalium.
Hundert
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CX haubtſtuͤck
§ 828
Daß vom leibgedinge einer witbe, wie in der
Kur-Mark, vierfaches intereſſe gebuͤre, als 5 vom
100 der brautgift, 5 von hundert, daß diſe im
lehne verbleibe, 5 von hundert der widerlage hal-
ber, und 5 von hundert, daß ſie ins lehn falle, ſol-
ches wird im Reiche nicht beobachtet. S. verehe-
ligte M. z. S. geborne S. z. S. auf K. und W.
beſchwerte ſich 1755, daß die vormundſchaft irer
kinder von den 6000 fl. heiratsgelter nur gedop-
peltes intereſſe, nebſt freier wonung, noͤtiger feue-
rung, futter fuͤr zwei pferde, wiſen zu etlichen
kuͤhen, gaͤrten, kraut und flachslande fuͤr ſie aus-
geworfen habe. Allein man hilte dafuͤr, daß ſie
mit dem gedoppelten intereſſe zu 5 von 100 und
der freien wonung ſich zu begnuͤgen habe; das
uͤbrige aber als eine kindliche wohlthat von iren
kindern anzunehmen habe. In Kur-Sachſen
empfaͤnget die witbe 100 an intereſſe von 1000
brautgift, Menken in ſyſtem. iur. ciu. ſ. 432.
§ 829
Von dem wittume iſt das gnaden-jar der ade-
lichen witben im Bremiſchen, Pommeriſchen,
Hollſteiniſchen, unterſchiden, vermoͤge deſſen die
witben naͤchſt den toͤchtern, oder ſchweſtern des
verſtorbenen adelichen die fruͤchte desjenigen jares
erheben, in welchem ſelbiger das zeitliche mit dem
ewigen verwechſelt hat, ſihe des Joh. Andreen
Hofmanns diſp. de anno gratiae § 16 fgg. ſ. 16
fgg. Schluͤßlich gehoͤret das Meklenburgiſche
erb-jungfern-recht hieher nicht, Moͤller ſ. 324
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Hundert
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/366>, abgerufen am 21.12.2024.
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