Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

LXXVI haubtst. von den
"dicus ein neuer kirchhof; die doctors müssen alt, die
"apotheker reich, und die barbirer jung seyn, Pisto-
rius
am a. o. cent. VII par 70 und 85 s. 644
s. 661. "Es ist besser, daß einem der medicus als
"der jurist das leben abspricht, cent. VI par. 74
s. 524. Wie aber ein arzt bestrafet werden solle,
wenn selbiger aus nachläßigkeit oder gefährde ie-
manden schadet, besaget art. 134 der peinlichen
halsgerichtsordnung kaiser Carls des Vten. Für-
nämlich ist im staate eine taxe nötig, wie die ärzte
ihrer bemühung halber bezalet werden sollen.
Darneben ist bei ihrer annemung eine prüfung
nötig: ob sie nächst den übrigen zur arzeneikunst
erforderlichen wissenschaften die medieinam foren-
sem verstehen? damit sie in den peinlichen acten
den vertaidigern der peinlich beklagten keinen an-
las geben über ihr visum repertum sich lustig zu
machen. Ohne überhaubt darauf vereidet zu seyn,
gilt das visum repertum nichts.

Sechs und sibenzigstes haubtstück
von den wundärzten oder chirurgis.
§ 585
was die
chirurgi ist?

Die chirurgi bedeutet dem wort-verstande nach,
einen teil der arzenei-kunde, welche vermit-
tels zuthun der hände heilet. Deutlicher ist disel-
be eine kunst, die da lehret durch hülfe der hände
und allerlei instrumenten, wie auch äusserlich auf-
gelegten arzeneien die menschliche gesundheit her-
zustellen.

§ 586
deren
einteilung.

Man theilet sie in die medicinische chirurgi, und
die hand-operationen. Jene bestehet in der kennt-
nis aller arzenei-mittel, die auf die, schäden zu legen

sind,

LXXVI haubtſt. von den
„dicus ein neuer kirchhof; die doctors muͤſſen alt, die
„apotheker reich, und die barbirer jung ſeyn, Piſto-
rius
am a. o. cent. VII par 70 und 85 ſ. 644
ſ. 661. „Es iſt beſſer, daß einem der medicus als
„der juriſt das leben abſpricht, cent. VI par. 74
ſ. 524. Wie aber ein arzt beſtrafet werden ſolle,
wenn ſelbiger aus nachlaͤßigkeit oder gefaͤhrde ie-
manden ſchadet, beſaget art. 134 der peinlichen
halsgerichtsordnung kaiſer Carls des Vten. Fuͤr-
naͤmlich iſt im ſtaate eine taxe noͤtig, wie die aͤrzte
ihrer bemuͤhung halber bezalet werden ſollen.
Darneben iſt bei ihrer annemung eine pruͤfung
noͤtig: ob ſie naͤchſt den uͤbrigen zur arzeneikunſt
erforderlichen wiſſenſchaften die medieinam foren-
ſem verſtehen? damit ſie in den peinlichen acten
den vertaidigern der peinlich beklagten keinen an-
las geben uͤber ihr viſum repertum ſich luſtig zu
machen. Ohne uͤberhaubt darauf vereidet zu ſeyn,
gilt das viſum repertum nichts.

Sechs und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von den wundaͤrzten oder chirurgis.
§ 585
was die
chirurgi iſt?

Die chirurgi bedeutet dem wort-verſtande nach,
einen teil der arzenei-kunde, welche vermit-
tels zuthun der haͤnde heilet. Deutlicher iſt diſel-
be eine kunſt, die da lehret durch huͤlfe der haͤnde
und allerlei inſtrumenten, wie auch aͤuſſerlich auf-
gelegten arzeneien die menſchliche geſundheit her-
zuſtellen.

§ 586
deren
einteilung.

Man theilet ſie in die mediciniſche chirurgi, und
die hand-operationen. Jene beſtehet in der kennt-
nis aller arzenei-mittel, die auf die, ſchaͤden zu legen

ſind,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0252" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXVI</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi></fw><lb/>
&#x201E;dicus ein neuer kirchhof; die doctors mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alt, die<lb/>
&#x201E;apotheker reich, und die barbirer jung &#x017F;eyn, <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;to-<lb/>
rius</hi> am a. o. cent. <hi rendition="#aq">VII</hi> par 70 und 85 &#x017F;. 644<lb/>
&#x017F;. 661. &#x201E;Es i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er, daß einem der medicus als<lb/>
&#x201E;der juri&#x017F;t das leben ab&#x017F;pricht, cent. <hi rendition="#aq">VI</hi> par. 74<lb/>
&#x017F;. 524. Wie aber ein arzt be&#x017F;trafet werden &#x017F;olle,<lb/>
wenn &#x017F;elbiger aus nachla&#x0364;ßigkeit oder gefa&#x0364;hrde ie-<lb/>
manden &#x017F;chadet, be&#x017F;aget art. 134 der peinlichen<lb/>
halsgerichtsordnung kai&#x017F;er Carls des <hi rendition="#aq">V</hi>ten. Fu&#x0364;r-<lb/>
na&#x0364;mlich i&#x017F;t im &#x017F;taate eine taxe no&#x0364;tig, wie die a&#x0364;rzte<lb/>
ihrer bemu&#x0364;hung halber bezalet werden &#x017F;ollen.<lb/>
Darneben i&#x017F;t bei ihrer annemung eine pru&#x0364;fung<lb/>
no&#x0364;tig: ob &#x017F;ie na&#x0364;ch&#x017F;t den u&#x0364;brigen zur arzeneikun&#x017F;t<lb/>
erforderlichen wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften die medieinam foren-<lb/>
&#x017F;em ver&#x017F;tehen? damit &#x017F;ie in den peinlichen acten<lb/>
den vertaidigern der peinlich beklagten keinen an-<lb/>
las geben u&#x0364;ber ihr vi&#x017F;um repertum &#x017F;ich lu&#x017F;tig zu<lb/>
machen. Ohne u&#x0364;berhaubt darauf vereidet zu &#x017F;eyn,<lb/>
gilt das vi&#x017F;um repertum nichts.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#b">Sechs und &#x017F;ibenzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von den wunda&#x0364;rzten oder chirurgis.</hi> </head><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 585</head><lb/>
          <note place="left">was die<lb/>
chirurgi i&#x017F;t?</note>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie chirurgi bedeutet dem wort-ver&#x017F;tande nach,<lb/>
einen teil der arzenei-kunde, welche vermit-<lb/>
tels zuthun der ha&#x0364;nde heilet. Deutlicher i&#x017F;t di&#x017F;el-<lb/>
be eine kun&#x017F;t, die da lehret durch hu&#x0364;lfe der ha&#x0364;nde<lb/>
und allerlei in&#x017F;trumenten, wie auch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich auf-<lb/>
gelegten arzeneien die men&#x017F;chliche ge&#x017F;undheit her-<lb/>
zu&#x017F;tellen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 586</head><lb/>
          <note place="left">deren<lb/>
einteilung.</note>
          <p>Man theilet &#x017F;ie in die medicini&#x017F;che chirurgi, und<lb/>
die hand-operationen. Jene be&#x017F;tehet in der kennt-<lb/>
nis aller arzenei-mittel, die auf die, &#x017F;cha&#x0364;den zu legen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0252] LXXVI haubtſt. von den „dicus ein neuer kirchhof; die doctors muͤſſen alt, die „apotheker reich, und die barbirer jung ſeyn, Piſto- rius am a. o. cent. VII par 70 und 85 ſ. 644 ſ. 661. „Es iſt beſſer, daß einem der medicus als „der juriſt das leben abſpricht, cent. VI par. 74 ſ. 524. Wie aber ein arzt beſtrafet werden ſolle, wenn ſelbiger aus nachlaͤßigkeit oder gefaͤhrde ie- manden ſchadet, beſaget art. 134 der peinlichen halsgerichtsordnung kaiſer Carls des Vten. Fuͤr- naͤmlich iſt im ſtaate eine taxe noͤtig, wie die aͤrzte ihrer bemuͤhung halber bezalet werden ſollen. Darneben iſt bei ihrer annemung eine pruͤfung noͤtig: ob ſie naͤchſt den uͤbrigen zur arzeneikunſt erforderlichen wiſſenſchaften die medieinam foren- ſem verſtehen? damit ſie in den peinlichen acten den vertaidigern der peinlich beklagten keinen an- las geben uͤber ihr viſum repertum ſich luſtig zu machen. Ohne uͤberhaubt darauf vereidet zu ſeyn, gilt das viſum repertum nichts. Sechs und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von den wundaͤrzten oder chirurgis. § 585 Die chirurgi bedeutet dem wort-verſtande nach, einen teil der arzenei-kunde, welche vermit- tels zuthun der haͤnde heilet. Deutlicher iſt diſel- be eine kunſt, die da lehret durch huͤlfe der haͤnde und allerlei inſtrumenten, wie auch aͤuſſerlich auf- gelegten arzeneien die menſchliche geſundheit her- zuſtellen. § 586 Man theilet ſie in die mediciniſche chirurgi, und die hand-operationen. Jene beſtehet in der kennt- nis aller arzenei-mittel, die auf die, ſchaͤden zu legen ſind,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/252
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/252>, abgerufen am 21.11.2024.