Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

LX. haubtst. von der
und nachtwache, die haltung des gemeinen reit-
ochsens, oder bullens, auch des gemeinen ebers,
welche reihe um von einem jährlich angeschaffet so-
wohl unterhalten werden müssen, wie noch jüngst-
hin die hisige juristen facultät gen Medebach im
benachbarten herzogtume Engern, Chur Cöllni-
scher hoheit, gesprochen hat. Außerordentlich
kommen hieher im Heßischen die stück-furen von
Rheinfels gen Marburg oder Zigenhain oder Cas-
sel, und von disen orten dahin.

§ 456
die bauern
sind zur
landwirt-
schaft an-
zuhalten,

Alldieweil die erzihung guter unterthanen die
grundlage der wohl eingerichteten landwirtschaft
ist; so sind desfalls alle behörige anstalten vorzu-
kehren, wobey der gottesdienst benebst den schulen
für die jugend voraus zu setzen sind, F. H. Casselische
greben ordnung, tit. 1 s. 7, damit nun die bauern
sich dem müßiggange nicht ergeben, vielmehr sel-
bige zu ihrem eigenen besten anfangen mögen, et-
was anzubauen, als obst- und andere bäume,
hopfen-gärten, baumschulen, anlegen, und
pflanzen, so hat man darzu die behörigen verord-
nungen ausgehen lassen, gestalt es dann an der-
gleichen in den Teutschen landen nicht erbricht, H.
Casselische greben ordnung, s. 31 fg., Meklenbur-
gische policeiordnung, S. Gothaische landesord-
nung P. II cap. III tit. 26, Wolfenbüttelische lan-
desordnung § 36 fg., hierüber müssen diejenige,
welche akerbau haben, sich des flachsbaues und
der spinnereien befleißigen, greben ordnung, s. 61,
§ 1, in betracht das spinnen eine gute dorfnarung
ist, wannenhero die dorfspinnereien in aufname zu
bringen gesuchet, und mit guten hasbel-ordnun-
gen versehen werden müssen, wobei es für das
land zuträglich ist, wenn das gesponnene garn im
lande verarbeitet und nicht rohe ausgeführet wer-

den

LX. haubtſt. von der
und nachtwache, die haltung des gemeinen reit-
ochſens, oder bullens, auch des gemeinen ebers,
welche reihe um von einem jaͤhrlich angeſchaffet ſo-
wohl unterhalten werden muͤſſen, wie noch juͤngſt-
hin die hiſige juriſten facultaͤt gen Medebach im
benachbarten herzogtume Engern, Chur Coͤllni-
ſcher hoheit, geſprochen hat. Außerordentlich
kommen hieher im Heßiſchen die ſtuͤck-furen von
Rheinfels gen Marburg oder Zigenhain oder Caſ-
ſel, und von diſen orten dahin.

§ 456
die bauern
ſind zur
landwirt-
ſchaft an-
zuhalten,

Alldieweil die erzihung guter unterthanen die
grundlage der wohl eingerichteten landwirtſchaft
iſt; ſo ſind desfalls alle behoͤrige anſtalten vorzu-
kehren, wobey der gottesdienſt benebſt den ſchulen
fuͤr die jugend voraus zu ſetzen ſind, F. H. Caſſeliſche
greben ordnung, tit. 1 ſ. 7, damit nun die bauern
ſich dem muͤßiggange nicht ergeben, vielmehr ſel-
bige zu ihrem eigenen beſten anfangen moͤgen, et-
was anzubauen, als obſt- und andere baͤume,
hopfen-gaͤrten, baumſchulen, anlegen, und
pflanzen, ſo hat man darzu die behoͤrigen verord-
nungen ausgehen laſſen, geſtalt es dann an der-
gleichen in den Teutſchen landen nicht erbricht, H.
Caſſeliſche greben ordnung, ſ. 31 fg., Meklenbur-
giſche policeiordnung, S. Gothaiſche landesord-
nung P. II cap. III tit. 26, Wolfenbuͤtteliſche lan-
desordnung § 36 fg., hieruͤber muͤſſen diejenige,
welche akerbau haben, ſich des flachsbaues und
der ſpinnereien befleißigen, greben ordnung, ſ. 61,
§ 1, in betracht das ſpinnen eine gute dorfnarung
iſt, wannenhero die dorfſpinnereien in aufname zu
bringen geſuchet, und mit guten haſbel-ordnun-
gen verſehen werden muͤſſen, wobei es fuͤr das
land zutraͤglich iſt, wenn das geſponnene garn im
lande verarbeitet und nicht rohe ausgefuͤhret wer-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0200" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LX.</hi> haubt&#x017F;t. von der</hi></fw><lb/>
und nachtwache, die haltung des gemeinen reit-<lb/>
och&#x017F;ens, oder bullens, auch des gemeinen ebers,<lb/>
welche reihe um von einem ja&#x0364;hrlich ange&#x017F;chaffet &#x017F;o-<lb/>
wohl unterhalten werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie noch ju&#x0364;ng&#x017F;t-<lb/>
hin die hi&#x017F;ige juri&#x017F;ten faculta&#x0364;t gen Medebach im<lb/>
benachbarten herzogtume Engern, Chur Co&#x0364;llni-<lb/>
&#x017F;cher hoheit, ge&#x017F;prochen hat. Außerordentlich<lb/>
kommen hieher im Heßi&#x017F;chen die &#x017F;tu&#x0364;ck-furen von<lb/>
Rheinfels gen Marburg oder Zigenhain oder Ca&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el, und von di&#x017F;en orten dahin.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 456</head><lb/>
          <note place="left">die bauern<lb/>
&#x017F;ind zur<lb/>
landwirt-<lb/>
&#x017F;chaft an-<lb/>
zuhalten,</note>
          <p>Alldieweil die erzihung guter unterthanen die<lb/>
grundlage der wohl eingerichteten landwirt&#x017F;chaft<lb/>
i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;ind desfalls alle beho&#x0364;rige an&#x017F;talten vorzu-<lb/>
kehren, wobey der gottesdien&#x017F;t beneb&#x017F;t den &#x017F;chulen<lb/>
fu&#x0364;r die jugend voraus zu &#x017F;etzen &#x017F;ind, F. H. Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che<lb/>
greben ordnung, tit. 1 &#x017F;. 7, damit nun die bauern<lb/>
&#x017F;ich dem mu&#x0364;ßiggange nicht ergeben, vielmehr &#x017F;el-<lb/>
bige zu ihrem eigenen be&#x017F;ten anfangen mo&#x0364;gen, et-<lb/>
was anzubauen, als ob&#x017F;t- und andere ba&#x0364;ume,<lb/>
hopfen-ga&#x0364;rten, baum&#x017F;chulen, anlegen, und<lb/>
pflanzen, &#x017F;o hat man darzu die beho&#x0364;rigen verord-<lb/>
nungen ausgehen la&#x017F;&#x017F;en, ge&#x017F;talt es dann an der-<lb/>
gleichen in den Teut&#x017F;chen landen nicht erbricht, H.<lb/>
Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che greben ordnung, &#x017F;. 31 fg., Meklenbur-<lb/>
gi&#x017F;che policeiordnung, S. Gothai&#x017F;che landesord-<lb/>
nung <hi rendition="#aq">P. II cap. III</hi> tit. 26, Wolfenbu&#x0364;tteli&#x017F;che lan-<lb/>
desordnung § 36 fg., hieru&#x0364;ber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en diejenige,<lb/>
welche akerbau haben, &#x017F;ich des flachsbaues und<lb/>
der &#x017F;pinnereien befleißigen, greben ordnung, &#x017F;. 61,<lb/>
§ 1, in betracht das &#x017F;pinnen eine gute dorfnarung<lb/>
i&#x017F;t, wannenhero die dorf&#x017F;pinnereien in aufname zu<lb/>
bringen ge&#x017F;uchet, und mit guten ha&#x017F;bel-ordnun-<lb/>
gen ver&#x017F;ehen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wobei es fu&#x0364;r das<lb/>
land zutra&#x0364;glich i&#x017F;t, wenn das ge&#x017F;ponnene garn im<lb/>
lande verarbeitet und nicht rohe ausgefu&#x0364;hret wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0200] LX. haubtſt. von der und nachtwache, die haltung des gemeinen reit- ochſens, oder bullens, auch des gemeinen ebers, welche reihe um von einem jaͤhrlich angeſchaffet ſo- wohl unterhalten werden muͤſſen, wie noch juͤngſt- hin die hiſige juriſten facultaͤt gen Medebach im benachbarten herzogtume Engern, Chur Coͤllni- ſcher hoheit, geſprochen hat. Außerordentlich kommen hieher im Heßiſchen die ſtuͤck-furen von Rheinfels gen Marburg oder Zigenhain oder Caſ- ſel, und von diſen orten dahin. § 456 Alldieweil die erzihung guter unterthanen die grundlage der wohl eingerichteten landwirtſchaft iſt; ſo ſind desfalls alle behoͤrige anſtalten vorzu- kehren, wobey der gottesdienſt benebſt den ſchulen fuͤr die jugend voraus zu ſetzen ſind, F. H. Caſſeliſche greben ordnung, tit. 1 ſ. 7, damit nun die bauern ſich dem muͤßiggange nicht ergeben, vielmehr ſel- bige zu ihrem eigenen beſten anfangen moͤgen, et- was anzubauen, als obſt- und andere baͤume, hopfen-gaͤrten, baumſchulen, anlegen, und pflanzen, ſo hat man darzu die behoͤrigen verord- nungen ausgehen laſſen, geſtalt es dann an der- gleichen in den Teutſchen landen nicht erbricht, H. Caſſeliſche greben ordnung, ſ. 31 fg., Meklenbur- giſche policeiordnung, S. Gothaiſche landesord- nung P. II cap. III tit. 26, Wolfenbuͤtteliſche lan- desordnung § 36 fg., hieruͤber muͤſſen diejenige, welche akerbau haben, ſich des flachsbaues und der ſpinnereien befleißigen, greben ordnung, ſ. 61, § 1, in betracht das ſpinnen eine gute dorfnarung iſt, wannenhero die dorfſpinnereien in aufname zu bringen geſuchet, und mit guten haſbel-ordnun- gen verſehen werden muͤſſen, wobei es fuͤr das land zutraͤglich iſt, wenn das geſponnene garn im lande verarbeitet und nicht rohe ausgefuͤhret wer- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/200
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/200>, abgerufen am 21.11.2024.