Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

LXIII haubtstück
fehr XIII stunden erfodert. So bald das loch
fertig ist, bereitet man eine röre von papyr, fül-
let dise mit einem halben pfunde schüßpulvers, und
mehr an, und stecket sie ganz hinein. An die pa-
pyrne röre wird eine eiserne gestecket. Dise hat
in der mitte einen eisernen beweglichen stab. Kraft
dises als einem ladstocke, etwas pulver zu einem
lauffeuer, bis an die papyrne hülse mit pulver
treiben. Darauf wird vorn an die röre ein stück-
gen schwefels, etwa glides lang, geleget. Der
bergmann zündet dises mit einer lampe an. Nun
gehet es mit einem zimlichen geprassel los, und
schläget eine grose menge stein und erzt von einan-
der, das giltige wird in einem kübel durch ein
pferd heraus gezogen. Das untaugliche brauchet
man zur befestigung der stollen.

§ 2725
wie tief in
eine grube
zu faren ist?

Von disem schachte färet man durch den un-
tersten stollen in eine grube. Nun befindet man
sich am tifesten, nämlich 160 lachtern vom tage,
oder 812 schuhe, jede lachter zu 7 schuhen gerech-
net. Es sind also 32 farten zu tun, das ist, 32
leitern mit sehr weiten sprossen muß man hinunter
steigen. Alsdann färet man wieder (steiget) 100
lachtern hinauf mit krichen und kopfstößen.

§ 2726
welches one
schröcken
nicht beschi-
het,

One schröcken lassen sich die eingestürzten stollen
nicht ansehen, das gehölze, die steine und das erzt,
machen einen fürchterlichen anblick des schuttes.
Die dickesten bäume zerschmettert, oder zerschla-
gen da ligen sehen, erwecket ein grausen.

§ 2727
die stollen
der Claus-
talischen
bergwerke,

Der umsang der Claustalischen bergwerke hat
dreie stollen; der unterste ist der gröste und erstre-
cket sich auf eine meile weges unter der erden.
Im hinauffaren senet man sich nach der Jacobs-

leiter.

LXIII haubtſtuͤck
fehr XIII ſtunden erfodert. So bald das loch
fertig iſt, bereitet man eine roͤre von papyr, fuͤl-
let diſe mit einem halben pfunde ſchuͤßpulvers, und
mehr an, und ſtecket ſie ganz hinein. An die pa-
pyrne roͤre wird eine eiſerne geſtecket. Diſe hat
in der mitte einen eiſernen beweglichen ſtab. Kraft
diſes als einem ladſtocke, etwas pulver zu einem
lauffeuer, bis an die papyrne huͤlſe mit pulver
treiben. Darauf wird vorn an die roͤre ein ſtuͤck-
gen ſchwefels, etwa glides lang, geleget. Der
bergmann zuͤndet diſes mit einer lampe an. Nun
gehet es mit einem zimlichen gepraſſel los, und
ſchlaͤget eine groſe menge ſtein und erzt von einan-
der, das giltige wird in einem kuͤbel durch ein
pferd heraus gezogen. Das untaugliche brauchet
man zur befeſtigung der ſtollen.

§ 2725
wie tief in
eine grube
zu faren iſt?

Von diſem ſchachte faͤret man durch den un-
terſten ſtollen in eine grube. Nun befindet man
ſich am tifeſten, naͤmlich 160 lachtern vom tage,
oder 812 ſchuhe, jede lachter zu 7 ſchuhen gerech-
net. Es ſind alſo 32 farten zu tun, das iſt, 32
leitern mit ſehr weiten ſproſſen muß man hinunter
ſteigen. Alsdann faͤret man wieder (ſteiget) 100
lachtern hinauf mit krichen und kopfſtoͤßen.

§ 2726
welches one
ſchroͤcken
nicht beſchi-
het,

One ſchroͤcken laſſen ſich die eingeſtuͤrzten ſtollen
nicht anſehen, das gehoͤlze, die ſteine und das erzt,
machen einen fuͤrchterlichen anblick des ſchuttes.
Die dickeſten baͤume zerſchmettert, oder zerſchla-
gen da ligen ſehen, erwecket ein grauſen.

§ 2727
die ſtollen
der Claus-
taliſchen
bergwerke,

Der umſang der Claustaliſchen bergwerke hat
dreie ſtollen; der unterſte iſt der groͤſte und erſtre-
cket ſich auf eine meile weges unter der erden.
Im hinauffaren ſenet man ſich nach der Jacobs-

leiter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1100" n="1088"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
fehr <hi rendition="#aq">XIII</hi> &#x017F;tunden erfodert. So bald das loch<lb/>
fertig i&#x017F;t, bereitet man eine ro&#x0364;re von papyr, fu&#x0364;l-<lb/>
let di&#x017F;e mit einem halben pfunde &#x017F;chu&#x0364;ßpulvers, und<lb/>
mehr an, und &#x017F;tecket &#x017F;ie ganz hinein. An die pa-<lb/>
pyrne ro&#x0364;re wird eine ei&#x017F;erne ge&#x017F;tecket. Di&#x017F;e hat<lb/>
in der mitte einen ei&#x017F;ernen beweglichen &#x017F;tab. Kraft<lb/>
di&#x017F;es als einem lad&#x017F;tocke, etwas pulver zu einem<lb/>
lauffeuer, bis an die papyrne hu&#x0364;l&#x017F;e mit pulver<lb/>
treiben. Darauf wird vorn an die ro&#x0364;re ein &#x017F;tu&#x0364;ck-<lb/>
gen &#x017F;chwefels, etwa glides lang, geleget. Der<lb/>
bergmann zu&#x0364;ndet di&#x017F;es mit einer lampe an. Nun<lb/>
gehet es mit einem zimlichen gepra&#x017F;&#x017F;el los, und<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;get eine gro&#x017F;e menge &#x017F;tein und erzt von einan-<lb/>
der, das giltige wird in einem ku&#x0364;bel durch ein<lb/>
pferd heraus gezogen. Das untaugliche brauchet<lb/>
man zur befe&#x017F;tigung der &#x017F;tollen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 2725</head><lb/>
              <note place="left">wie tief in<lb/>
eine grube<lb/>
zu faren i&#x017F;t?</note>
              <p>Von di&#x017F;em &#x017F;chachte fa&#x0364;ret man durch den un-<lb/>
ter&#x017F;ten &#x017F;tollen in eine grube. Nun befindet man<lb/>
&#x017F;ich am tife&#x017F;ten, na&#x0364;mlich 160 lachtern vom tage,<lb/>
oder 812 &#x017F;chuhe, jede lachter zu 7 &#x017F;chuhen gerech-<lb/>
net. Es &#x017F;ind al&#x017F;o 32 farten zu tun, das i&#x017F;t, 32<lb/>
leitern mit &#x017F;ehr weiten &#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en muß man hinunter<lb/>
&#x017F;teigen. Alsdann fa&#x0364;ret man wieder (&#x017F;teiget) 100<lb/>
lachtern hinauf mit krichen und kopf&#x017F;to&#x0364;ßen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 2726</head><lb/>
              <note place="left">welches one<lb/>
&#x017F;chro&#x0364;cken<lb/>
nicht be&#x017F;chi-<lb/>
het,</note>
              <p>One &#x017F;chro&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die einge&#x017F;tu&#x0364;rzten &#x017F;tollen<lb/>
nicht an&#x017F;ehen, das geho&#x0364;lze, die &#x017F;teine und das erzt,<lb/>
machen einen fu&#x0364;rchterlichen anblick des &#x017F;chuttes.<lb/>
Die dicke&#x017F;ten ba&#x0364;ume zer&#x017F;chmettert, oder zer&#x017F;chla-<lb/>
gen da ligen &#x017F;ehen, erwecket ein grau&#x017F;en.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 2727</head><lb/>
              <note place="left">die &#x017F;tollen<lb/>
der Claus-<lb/>
tali&#x017F;chen<lb/>
bergwerke,</note>
              <p>Der um&#x017F;ang der Claustali&#x017F;chen bergwerke hat<lb/>
dreie &#x017F;tollen; der unter&#x017F;te i&#x017F;t der gro&#x0364;&#x017F;te und er&#x017F;tre-<lb/>
cket &#x017F;ich auf eine meile weges unter der erden.<lb/>
Im hinauffaren &#x017F;enet man &#x017F;ich nach der Jacobs-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leiter.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1088/1100] LXIII haubtſtuͤck fehr XIII ſtunden erfodert. So bald das loch fertig iſt, bereitet man eine roͤre von papyr, fuͤl- let diſe mit einem halben pfunde ſchuͤßpulvers, und mehr an, und ſtecket ſie ganz hinein. An die pa- pyrne roͤre wird eine eiſerne geſtecket. Diſe hat in der mitte einen eiſernen beweglichen ſtab. Kraft diſes als einem ladſtocke, etwas pulver zu einem lauffeuer, bis an die papyrne huͤlſe mit pulver treiben. Darauf wird vorn an die roͤre ein ſtuͤck- gen ſchwefels, etwa glides lang, geleget. Der bergmann zuͤndet diſes mit einer lampe an. Nun gehet es mit einem zimlichen gepraſſel los, und ſchlaͤget eine groſe menge ſtein und erzt von einan- der, das giltige wird in einem kuͤbel durch ein pferd heraus gezogen. Das untaugliche brauchet man zur befeſtigung der ſtollen. § 2725 Von diſem ſchachte faͤret man durch den un- terſten ſtollen in eine grube. Nun befindet man ſich am tifeſten, naͤmlich 160 lachtern vom tage, oder 812 ſchuhe, jede lachter zu 7 ſchuhen gerech- net. Es ſind alſo 32 farten zu tun, das iſt, 32 leitern mit ſehr weiten ſproſſen muß man hinunter ſteigen. Alsdann faͤret man wieder (ſteiget) 100 lachtern hinauf mit krichen und kopfſtoͤßen. § 2726 One ſchroͤcken laſſen ſich die eingeſtuͤrzten ſtollen nicht anſehen, das gehoͤlze, die ſteine und das erzt, machen einen fuͤrchterlichen anblick des ſchuttes. Die dickeſten baͤume zerſchmettert, oder zerſchla- gen da ligen ſehen, erwecket ein grauſen. § 2727 Der umſang der Claustaliſchen bergwerke hat dreie ſtollen; der unterſte iſt der groͤſte und erſtre- cket ſich auf eine meile weges unter der erden. Im hinauffaren ſenet man ſich nach der Jacobs- leiter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1100
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1088. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1100>, abgerufen am 21.12.2024.