Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Das Kräutlein Wohlverleih. Wie war's im grünen Walde
Doch plötzlich sonnenlicht; Wie schmeichelnd kost und weht es Um Dirnleins Angesicht; Was lugt aus jeder Blüthe Für Schelmenäugelein? Die Hulden sind's, die süßen Verborg'nen Liebesfei'n; Die blinzeln und die kichern, O, zauberholder Klang! Und leis wie Silberglöcklein Tönt neckisch ihr Gesang. Das Dirnlein steht und lauschet Und lächelt wie im Traum. Was durch die Halde rauschet, Merkt und versteht sie kaum, Gleich wie der Lenz die Blüthe Aus scheuer Knospe bricht, Blickt ahnend ihr Gemüthe In blendend helles Licht, Sie kann den Klang nicht deuten, Doch fühlt sie's unbewußt, Er zieht wie Glockenläuten Hold segnend durch die Brust. Die Augen muß sie schließen, Das Kräutlein Wohlverleih. Wie war's im grünen Walde
Doch plötzlich ſonnenlicht; Wie ſchmeichelnd koſt und weht es Um Dirnleins Angeſicht; Was lugt aus jeder Blüthe Für Schelmenäugelein? Die Hulden ſind's, die ſüßen Verborg'nen Liebesfei'n; Die blinzeln und die kichern, O, zauberholder Klang! Und leis wie Silberglöcklein Tönt neckiſch ihr Geſang. Das Dirnlein ſteht und lauſchet Und lächelt wie im Traum. Was durch die Halde rauſchet, Merkt und verſteht ſie kaum, Gleich wie der Lenz die Blüthe Aus ſcheuer Knospe bricht, Blickt ahnend ihr Gemüthe In blendend helles Licht, Sie kann den Klang nicht deuten, Doch fühlt ſie's unbewußt, Er zieht wie Glockenläuten Hold ſegnend durch die Bruſt. Die Augen muß ſie ſchließen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0096" n="82"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das Kräutlein Wohlverleih.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie war's im grünen Walde</l><lb/> <l>Doch plötzlich ſonnenlicht;</l><lb/> <l>Wie ſchmeichelnd koſt und weht es</l><lb/> <l>Um Dirnleins Angeſicht;</l><lb/> <l>Was lugt aus jeder Blüthe</l><lb/> <l>Für Schelmenäugelein?</l><lb/> <l>Die Hulden ſind's, die ſüßen</l><lb/> <l>Verborg'nen Liebesfei'n;</l><lb/> <l>Die blinzeln und die kichern,</l><lb/> <l>O, zauberholder Klang!</l><lb/> <l>Und leis wie Silberglöcklein</l><lb/> <l>Tönt neckiſch ihr Geſang.</l><lb/> <l>Das Dirnlein ſteht und lauſchet</l><lb/> <l>Und lächelt wie im Traum.</l><lb/> <l>Was durch die Halde rauſchet,</l><lb/> <l>Merkt und verſteht ſie kaum,</l><lb/> <l>Gleich wie der Lenz die Blüthe</l><lb/> <l>Aus ſcheuer Knospe bricht,</l><lb/> <l>Blickt ahnend ihr Gemüthe</l><lb/> <l>In blendend helles Licht,</l><lb/> <l>Sie kann den Klang nicht deuten,</l><lb/> <l>Doch fühlt ſie's unbewußt,</l><lb/> <l>Er zieht wie Glockenläuten</l><lb/> <l>Hold ſegnend durch die Bruſt.</l><lb/> <l>Die Augen muß ſie ſchließen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [82/0096]
Das Kräutlein Wohlverleih.
Wie war's im grünen Walde
Doch plötzlich ſonnenlicht;
Wie ſchmeichelnd koſt und weht es
Um Dirnleins Angeſicht;
Was lugt aus jeder Blüthe
Für Schelmenäugelein?
Die Hulden ſind's, die ſüßen
Verborg'nen Liebesfei'n;
Die blinzeln und die kichern,
O, zauberholder Klang!
Und leis wie Silberglöcklein
Tönt neckiſch ihr Geſang.
Das Dirnlein ſteht und lauſchet
Und lächelt wie im Traum.
Was durch die Halde rauſchet,
Merkt und verſteht ſie kaum,
Gleich wie der Lenz die Blüthe
Aus ſcheuer Knospe bricht,
Blickt ahnend ihr Gemüthe
In blendend helles Licht,
Sie kann den Klang nicht deuten,
Doch fühlt ſie's unbewußt,
Er zieht wie Glockenläuten
Hold ſegnend durch die Bruſt.
Die Augen muß ſie ſchließen,
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