Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Und die Macht in seinen Tatzen, Siegesmuthig wollt' er spotten Seines kleinen Zwergengegners. Aber sieh, das schlaue Mäuslein Schlüpft dem Starken in die Ohren, Und von wildem Schmerz bezwungen, Lag der Thiere König, flehte Machtlos an das kluge Mäuschen. Und darum merk' auf, mein Robert, Nimm ein Beispiel an der Fabel! Nicht ins Ohr kriecht Dir Dein Mäuslein, Aber schlimmer noch, -- im Herzen Wird der Gegner sich einnisten, Wird die Sinne Dir berücken, Dich in wilde Qualen stürzen, Bis Du matt und sterbenselend Deinem Feind zu Füßen sinkest. Fliehe! -- flieh' dies Mäuslein, Katze!" Robert hört's und nickt und lächelt, "Lebe wohl!" ruft er und schwingt sich Ungestüm auf seinen Renner. Die Werra-Fuhrt. Das war ein wildes Rennen
Zu Treffurt auf dem Schloß, Das Dach, die Balken brennen, Und die Macht in ſeinen Tatzen, Siegesmuthig wollt' er ſpotten Seines kleinen Zwergengegners. Aber ſieh, das ſchlaue Mäuslein Schlüpft dem Starken in die Ohren, Und von wildem Schmerz bezwungen, Lag der Thiere König, flehte Machtlos an das kluge Mäuschen. Und darum merk' auf, mein Robert, Nimm ein Beiſpiel an der Fabel! Nicht ins Ohr kriecht Dir Dein Mäuslein, Aber ſchlimmer noch, — im Herzen Wird der Gegner ſich einniſten, Wird die Sinne Dir berücken, Dich in wilde Qualen ſtürzen, Bis Du matt und ſterbenselend Deinem Feind zu Füßen ſinkeſt. Fliehe! — flieh' dies Mäuslein, Katze!“ Robert hört's und nickt und lächelt, „Lebe wohl!“ ruft er und ſchwingt ſich Ungeſtüm auf ſeinen Renner. Die Werra-Fuhrt. Das war ein wildes Rennen
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Und die Macht in ſeinen Tatzen,
Siegesmuthig wollt' er ſpotten
Seines kleinen Zwergengegners.
Aber ſieh, das ſchlaue Mäuslein
Schlüpft dem Starken in die Ohren,
Und von wildem Schmerz bezwungen,
Lag der Thiere König, flehte
Machtlos an das kluge Mäuschen.
Und darum merk' auf, mein Robert,
Nimm ein Beiſpiel an der Fabel!
Nicht ins Ohr kriecht Dir Dein Mäuslein,
Aber ſchlimmer noch, — im Herzen
Wird der Gegner ſich einniſten,
Wird die Sinne Dir berücken,
Dich in wilde Qualen ſtürzen,
Bis Du matt und ſterbenselend
Deinem Feind zu Füßen ſinkeſt.
Fliehe! — flieh' dies Mäuslein, Katze!“
Robert hört's und nickt und lächelt,
„Lebe wohl!“ ruft er und ſchwingt ſich
Ungeſtüm auf ſeinen Renner.
Die Werra-Fuhrt.
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Zu Treffurt auf dem Schloß,
Das Dach, die Balken brennen,
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/69>, abgerufen am 22.02.2025. |