Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

"Klein Gudula ist Heil gescheh'n!"
Ich bin hinfort nicht mehr allein,
Ein Freund ist mein! ein Freund ist mein!"

Echo ruft im Waldesgrunde
Silberstimmig, hell und rein
Antwort diesem Mädchenmunde
Und den süßen Melodei'n,
Und im Sinnen hold befangen
Neigt das Haupt Jung Gudula:
Was die tausend Stimmen sangen,
Was da tönet fern und nah,
Ach, es ist das alte, wahre,
Ewig kehrende Geschick,
Ist das hohe, wunderbare
Liedlein von dem Minneglück!

Ich fürcht' mich nicht!

Zu Wartburg auf dem Schloß ward Petronella
Mit aller Huld von Frau Sophie empfangen,
Und weidlich lachte man des kühnen Scherzes,
Als Klosterschüler noch zur guten Stunde
Des Frankensteiners Raublust zu entfliehen.
"Ein herrlich Knäblein! muß der Neid Euch lassen,
Fürwahr, ein solcher Page dürfte nicht
Den Saum mir tragen! Denn sein Sternenblick
Ließ' mancher Fürstin Sonnenglanz erbleichen,
Und solche Locken bänden unbewußt

„Klein Gudula iſt Heil geſcheh'n!“
Ich bin hinfort nicht mehr allein,
Ein Freund iſt mein! ein Freund iſt mein!“

Echo ruft im Waldesgrunde
Silberſtimmig, hell und rein
Antwort dieſem Mädchenmunde
Und den ſüßen Melodei'n,
Und im Sinnen hold befangen
Neigt das Haupt Jung Gudula:
Was die tauſend Stimmen ſangen,
Was da tönet fern und nah,
Ach, es iſt das alte, wahre,
Ewig kehrende Geſchick,
Iſt das hohe, wunderbare
Liedlein von dem Minneglück!

Ich fürcht' mich nicht!

Zu Wartburg auf dem Schloß ward Petronella
Mit aller Huld von Frau Sophie empfangen,
Und weidlich lachte man des kühnen Scherzes,
Als Kloſterſchüler noch zur guten Stunde
Des Frankenſteiners Raubluſt zu entfliehen.
„Ein herrlich Knäblein! muß der Neid Euch laſſen,
Fürwahr, ein ſolcher Page dürfte nicht
Den Saum mir tragen! Denn ſein Sternenblick
Ließ' mancher Fürſtin Sonnenglanz erbleichen,
Und ſolche Locken bänden unbewußt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="10">
            <pb facs="#f0105" n="91"/>
            <l rendition="#et">&#x201E;Klein Gudula i&#x017F;t Heil ge&#x017F;cheh'n!&#x201C;</l><lb/>
            <l rendition="#et">Ich bin hinfort nicht mehr allein,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Ein Freund i&#x017F;t mein! ein Freund i&#x017F;t mein!&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="12">
            <l>Echo ruft im Waldesgrunde</l><lb/>
            <l>Silber&#x017F;timmig, hell und rein</l><lb/>
            <l>Antwort die&#x017F;em Mädchenmunde</l><lb/>
            <l>Und den &#x017F;üßen Melodei'n,</l><lb/>
            <l>Und im Sinnen hold befangen</l><lb/>
            <l>Neigt das Haupt Jung Gudula:</l><lb/>
            <l>Was die tau&#x017F;end Stimmen &#x017F;angen,</l><lb/>
            <l>Was da tönet fern und nah,</l><lb/>
            <l>Ach, es i&#x017F;t das alte, wahre,</l><lb/>
            <l>Ewig kehrende Ge&#x017F;chick,</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t das hohe, wunderbare</l><lb/>
            <l>Liedlein von dem Minneglück!</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Ich fürcht' mich nicht!</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Zu Wartburg auf dem Schloß ward Petronella</l><lb/>
            <l>Mit aller Huld von Frau Sophie empfangen,</l><lb/>
            <l>Und weidlich lachte man des kühnen Scherzes,</l><lb/>
            <l>Als Klo&#x017F;ter&#x017F;chüler noch zur guten Stunde</l><lb/>
            <l>Des Franken&#x017F;teiners Raublu&#x017F;t zu entfliehen.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ein herrlich Knäblein! muß der Neid Euch la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Fürwahr, ein &#x017F;olcher Page dürfte nicht</l><lb/>
            <l>Den Saum mir tragen! Denn &#x017F;ein Sternenblick</l><lb/>
            <l>Ließ' mancher Für&#x017F;tin Sonnenglanz erbleichen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;olche Locken bänden unbewußt</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0105] „Klein Gudula iſt Heil geſcheh'n!“ Ich bin hinfort nicht mehr allein, Ein Freund iſt mein! ein Freund iſt mein!“ Echo ruft im Waldesgrunde Silberſtimmig, hell und rein Antwort dieſem Mädchenmunde Und den ſüßen Melodei'n, Und im Sinnen hold befangen Neigt das Haupt Jung Gudula: Was die tauſend Stimmen ſangen, Was da tönet fern und nah, Ach, es iſt das alte, wahre, Ewig kehrende Geſchick, Iſt das hohe, wunderbare Liedlein von dem Minneglück! Ich fürcht' mich nicht! Zu Wartburg auf dem Schloß ward Petronella Mit aller Huld von Frau Sophie empfangen, Und weidlich lachte man des kühnen Scherzes, Als Kloſterſchüler noch zur guten Stunde Des Frankenſteiners Raubluſt zu entfliehen. „Ein herrlich Knäblein! muß der Neid Euch laſſen, Fürwahr, ein ſolcher Page dürfte nicht Den Saum mir tragen! Denn ſein Sternenblick Ließ' mancher Fürſtin Sonnenglanz erbleichen, Und ſolche Locken bänden unbewußt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/105
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/105>, abgerufen am 21.11.2024.