Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.unbedeutende Dorf Baalbeck liegt. Kaum vom Pferde gestiegen besehen wir die durchgängig in Römischem Styl später Zeit ausgeführten Tempel- und Pallastreste [...]. Zwei Haupttempel liegen nebeneinander. Von dem Einen steht noch die Zella und eine Menge Säulen umher, von dem andern nur 6 Säulen, aber eine Menge Gebäude der Vorhöfe. Der erste Vorhof von Außen ist 6eckig Skizze und in 2 Etagen mit lauter Wohnungsräumen umgeben; davor liegt ein langes pylonartiges Gebäude ganz ähnlich der porta nigra in Trier, auch mit Wohnräumen versehen; auch der 2te 4eckige Vorhof hat rings umher Pallastanlagen; in der Mitte sieht man eine Erhöhung, auf der vielleicht ein anderer Tempel mit Granitsäulen stand, von denen viele Stücke umherliegen. Der eigentliche Tempel, von dem nur noch 6 Säulen stehen, hat eine enorme Größe; ich fand den Säulendurchmesser 6 1/2 Fuß. Mächtig gewölbte Tonnengänge führen im unteren Theile unter den Wohnungsräumen rings umher; das Ganze bildet überhaupt eine Art Labyrinth, wo ich lange nicht in alle Räume hineingekommen bin. - Keilstücke des Architrav's in der Zella des kleinen Tempels. - Rings um die ganze Anlage zieht sich eine sarazenische Mauer mit Schießscharten und man sieht, daß es als Festung meist gedient hat; übrigens ist diese Arbeit theilweis so gut, daß man oft nicht weiß, ob die Bauten alt oder später sind. Unweit dieser 2 Haupttempel ist ein kleines Rundtempelchen mit 8 Außensäulen Skizze und auf einem Berge etwas weiter seh ich eine umgestürzte mächtige Säule, auf der ein Standbild gewesen sein müßte. Das Material aller hiesigen Bauten, auch der theilweise noch vorhandenen Stadtruinen ist der Kalkstein des Gebirges; man hat davon Blöcke von ungemessener Größe gebraucht, die mit allen ägyptischen Maaß halten. Die Säulenordnung ist durchgehends korinthisch mit Ornamenten überladen, aber der Styl schon sehr [zopfig]. - Nachmittags setzte ich mich mit Ernst, um zu zeichnen, aber ein Gewitter zog herauf, der Donner rollte und Regen hielt uns eine gute Stunde lang ab. - Abendbrod und Nachtlager wieder recht gut im Hause des griechisch katholischen Patriarchen. Montag den 1ten September 1845. Vormittags wieder etwas Regen; ich zeichnete eine Ansicht der Tempel von der Höhe unweit unsrem Haus; dann gefrühstückt und um 11 Uhr wieder gen Sachle aufgebrochen; wir ritten heut viel schneller als gestern; hatten aber unterwegs einen tüchtigen Regen, der uns trotz Burnus theilweise bis auf die Haut durchnäßte; hinter uns hielt der Sannin ein noch viel ärgeres Gewitter glücklicherweise fest. Wir nahmen einen andern Weg durch die Ebne, wodurch wir die unzähligen Kameelherden und Beduinenhütten unbedeutende Dorf Baalbeck liegt. Kaum vom Pferde gestiegen besehen wir die durchgängig in Römischem Styl später Zeit ausgeführten Tempel- und Pallastreste […]. Zwei Haupttempel liegen nebeneinander. Von dem Einen steht noch die Zella und eine Menge Säulen umher, von dem andern nur 6 Säulen, aber eine Menge Gebäude der Vorhöfe. Der erste Vorhof von Außen ist 6eckig Skizze und in 2 Etagen mit lauter Wohnungsräumen umgeben; davor liegt ein langes pylonartiges Gebäude ganz ähnlich der porta nigra in Trier, auch mit Wohnräumen versehen; auch der 2te 4eckige Vorhof hat rings umher Pallastanlagen; in der Mitte sieht man eine Erhöhung, auf der vielleicht ein anderer Tempel mit Granitsäulen stand, von denen viele Stücke umherliegen. Der eigentliche Tempel, von dem nur noch 6 Säulen stehen, hat eine enorme Größe; ich fand den Säulendurchmesser 6 ½ Fuß. Mächtig gewölbte Tonnengänge führen im unteren Theile unter den Wohnungsräumen rings umher; das Ganze bildet überhaupt eine Art Labyrinth, wo ich lange nicht in alle Räume hineingekommen bin. - Keilstücke des Architrav’s in der Zella des kleinen Tempels. - Rings um die ganze Anlage zieht sich eine sarazenische Mauer mit Schießscharten und man sieht, daß es als Festung meist gedient hat; übrigens ist diese Arbeit theilweis so gut, daß man oft nicht weiß, ob die Bauten alt oder später sind. Unweit dieser 2 Haupttempel ist ein kleines Rundtempelchen mit 8 Außensäulen Skizze und auf einem Berge etwas weiter seh ich eine umgestürzte mächtige Säule, auf der ein Standbild gewesen sein müßte. Das Material aller hiesigen Bauten, auch der theilweise noch vorhandenen Stadtruinen ist der Kalkstein des Gebirges; man hat davon Blöcke von ungemessener Größe gebraucht, die mit allen ägyptischen Maaß halten. Die Säulenordnung ist durchgehends korinthisch mit Ornamenten überladen, aber der Styl schon sehr [zopfig]. - Nachmittags setzte ich mich mit Ernst, um zu zeichnen, aber ein Gewitter zog herauf, der Donner rollte und Regen hielt uns eine gute Stunde lang ab. - Abendbrod und Nachtlager wieder recht gut im Hause des griechisch katholischen Patriarchen. Montag den 1ten September 1845. Vormittags wieder etwas Regen; ich zeichnete eine Ansicht der Tempel von der Höhe unweit unsrem Haus; dann gefrühstückt und um 11 Uhr wieder gen Sachle aufgebrochen; wir ritten heut viel schneller als gestern; hatten aber unterwegs einen tüchtigen Regen, der uns trotz Burnus theilweise bis auf die Haut durchnäßte; hinter uns hielt der Sannin ein noch viel ärgeres Gewitter glücklicherweise fest. 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unbedeutende Dorf Baalbeck liegt. Kaum v Pferde gestiegen besehen wir die durchgängig in Röm Styl später Zeit ausgeführten Tempel- d Pallastreste . Zwei Haupttempel liegen nebeneinander. Von dem Einen steht noch die Zella d eine Menge Säulen umher, von dem andern nur 6 Säulen, aber eine Menge Gebäude der Vorhöfe. Der erste Vorhof von Außen ist 6eckig d in 2 Etagen mit lauter Wohnungsräumen umgeben; davor liegt ein langes pylonartiges Gebäude ganz ähnlich der porta nigra in Trier, auch mit Wohnräumen versehen; auch der 2te 4eckige Vorhof hat rings umher Pallastanlagen; in d Mitte sieht m eine Erhöhung, auf der vielleicht ein anderer Tempel mit Granitsäulen stand, von denen viele Stücke umherliegen. Der eigentliche Tempel, v dem nur noch 6 Säulen stehen, hat eine enorme Größe; ich fand den Säulendurchm 6 ½ Fuß. Mächtig gewölbte Tonnengänge führen im unteren Theile unter den Wohnungsräumen rings umher; das Ganze bildet überhaupt eine Art Labyrinth, wo ich lange nicht in alle Räume hineingekommen bin. - Keilstücke des Architrav’s in d Zella des kleinen Tempels. - Rings um die ganze Anlage zieht sich eine sarazenische Mauer mit Schießscharten d m sieht, daß es als Festung meist gedient hat; übrigens ist diese Arbeit theilweis so gut, daß man oft nicht weiß, ob die Bauten alt oder später sind. Unweit dieser 2 Haupttempel ist ein kleines Rundtempelchen mit 8 Außensäulen d auf e Berge etwas weiter seh ich eine umgestürzte mächtige Säule, auf der ein Standbild gewesen sein müßte. Das Material aller hiesigen Bauten, auch der theilweise noch vorhandenen Stadtruinen ist der Kalkstein des Gebirges; man hat davon Blöcke v ungemessener Größe gebraucht, die mit allen ägyptischen Maaß halten. Die Säulenordnung ist durchgehends korinthisch mit Ornamenten überladen, aber der Styl schon sehr zopfig. - Nachm setzte ich mich mit Ernst, um zu zeichnen, aber ein Gewitter zog herauf, der Donner rollte d Regen hielt uns eine gute Stunde lang ab. - Abendbrod d Nachtlager wieder recht gut im Hause des griech kath Patriarchen.
Montag d 1ten Sept 1845. Vorm wieder etwas Regen; ich zeichnete eine Ansicht der Tempel v d Höhe unweit unsrem Haus; dann gefrühstückt d um 11 Uhr wieder gen Sachle aufgebrochen; wir ritten heut viel schneller als gestern; hatten aber unterwegs einen tüchtigen Regen, der uns trotz Burnus theilweise bis auf d Haut durchnäßte; hinter uns hielt der Sannin ein noch viel ärgeres Gewitter glücklicherweise fest. Wir nahmen einen andern Weg durch die Ebne, wodurch wir die unzähligen Kameelherden d Beduinenhütten
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