Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.In unendlichen Windungen durch Thäler und Höhen, wie die wüsteste Erde öde, aber mit wunderbar schönen und großartigen Rückblicken auf das todte Meer von der Höhe aus, gelangten wir endlich etwa um 6 Uhr nach dem Kloster, dessen Lage an einem wilden steil abfallenden Thale, was sich mit schroffen Felswänden hinschlängelt, höchst überraschend ist. In malerischen Linien schwingt es sich aufwärts. Nach Abgabe des vom Patriarchen in Jerusalem ausgegebenen Briefes wurden wir erst eingelassen und fanden das Innere über alles Erwarten schön, solid und freundlich. Das Gastzimmer ganz mit Teppichen und Kissen belegt, sprach uns sehr behaglich an nach der Reise; feiner Liqueur, Kaffee, zum Abendbrod Reis, Sardellen, Käse, Eierkuchen, Brod und Wein wurde reichlich zugesprochen. Noch am Abend besahen wir die griechische Kirche [Abbildung] mit ihren gewaltigen Strebepfeilern außen und ihrer Kuppel in der Mitte, ihrem reichen Bilderschmuck. Das vergoldete Gitter vor dem hinteren Priesterraum war ungemein reich und geschmackvoll [Abbildung] ; die Bilder in der kleinen Nische oben aber waren nicht mehr recht zu erkennen. In noch einer 2ten kleineren Kirche war das Bild der heiligen Saba mit silberner Kleidung und goldenen Strahlenringen, auch hinter einem Gitter unzählige Schädel von Mönchen, die in früherer Zeit bei einer Belagerung des Klosters hier einmal umgebracht wurden. - Dann genossen wir der Abendluft auf dem Dache unsres Zimmers (NB Auch die kleine Kapelle über dem Grabe San Saba 's ward uns gezeigt), wo sich die vielen Baulichkeiten des Klosters, wie der Kirche höchst malerisch ausnahmen. - Donnerstag den 14ten August 1845. Nicht allzufrüh aufgestanden, erst um 7 Uhr kamen wir zum Aufbruch. Der Weg bis Jerusalem langweilig. Doch kamen wir schon 3/4 10 bis zu den Mauern der Stadt und waren um 1/4 11 Uhr glücklich zu Hause. Auf dem Wege mit Abeken Göthereminiscenzen. - - Freitag den 15ten August 1845. Um 10 Uhr zum Bischof und mit ihm den Bauplatz der Kirche besehen und über Einzelnes in dieser Hinsicht Rücksprache genommen; dann mit Nicolayson zum Architekten Kritschlow und die Pläne der Kirche besehen, die ziemlich mangelhaft sind. Dann zu Haus und Mittag gegessen; am Nachmittag um 3 Uhr mit Abeken zum Bischof und bis Sonnenuntergang an Miß Fanny Alexander gezeichnet, die in ihrer orientalischen Kleidung bildschön war. Abends nach 9 Uhr, wie gewöhnlich, Abeken bei uns; heut auch der dänische Schlosser Biering. In unendlichen Windungen durch Thäler und Höhen, wie die wüsteste Erde öde, aber mit wunderbar schönen und großartigen Rückblicken auf das todte Meer von der Höhe aus, gelangten wir endlich etwa um 6 Uhr nach dem Kloster, dessen Lage an einem wilden steil abfallenden Thale, was sich mit schroffen Felswänden hinschlängelt, höchst überraschend ist. In malerischen Linien schwingt es sich aufwärts. Nach Abgabe des vom Patriarchen in Jerusalem ausgegebenen Briefes wurden wir erst eingelassen und fanden das Innere über alles Erwarten schön, solid und freundlich. Das Gastzimmer ganz mit Teppichen und Kissen belegt, sprach uns sehr behaglich an nach der Reise; feiner Liqueur, Kaffee, zum Abendbrod Reis, Sardellen, Käse, Eierkuchen, Brod und Wein wurde reichlich zugesprochen. Noch am Abend besahen wir die griechische Kirche [Abbildung] mit ihren gewaltigen Strebepfeilern außen und ihrer Kuppel in der Mitte, ihrem reichen Bilderschmuck. Das vergoldete Gitter vor dem hinteren Priesterraum war ungemein reich und geschmackvoll [Abbildung] ; die Bilder in der kleinen Nische oben aber waren nicht mehr recht zu erkennen. In noch einer 2ten kleineren Kirche war das Bild der heiligen Saba mit silberner Kleidung und goldenen Strahlenringen, auch hinter einem Gitter unzählige Schädel von Mönchen, die in früherer Zeit bei einer Belagerung des Klosters hier einmal umgebracht wurden. - Dann genossen wir der Abendluft auf dem Dache unsres Zimmers (NB Auch die kleine Kapelle über dem Grabe San Saba ’s ward uns gezeigt), wo sich die vielen Baulichkeiten des Klosters, wie der Kirche höchst malerisch ausnahmen. - Donnerstag den 14ten August 1845. Nicht allzufrüh aufgestanden, erst um 7 Uhr kamen wir zum Aufbruch. Der Weg bis Jerusalem langweilig. Doch kamen wir schon ¾ 10 bis zu den Mauern der Stadt und waren um ¼ 11 Uhr glücklich zu Hause. Auf dem Wege mit Abeken Göthereminiscenzen. - - Freitag den 15ten August 1845. Um 10 Uhr zum Bischof und mit ihm den Bauplatz der Kirche besehen und über Einzelnes in dieser Hinsicht Rücksprache genommen; dann mit Nicolayson zum Architekten Kritschlow und die Pläne der Kirche besehen, die ziemlich mangelhaft sind. Dann zu Haus und Mittag gegessen; am Nachmittag um 3 Uhr mit Abeken zum Bischof und bis Sonnenuntergang an Miß Fanny Alexander gezeichnet, die in ihrer orientalischen Kleidung bildschön war. 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In unendlichen Windungen durch Thäler d Höhen, wie die wüsteste Erde öde, aber mit wunderbar schönen d großartigen Rückblicken auf das todte Meer v d Höhe aus, gelangten wir endlich etwa um 6 Uhr nach dem Kloster, dessen Lage an einem wilden steil abfallenden Thale, was sich mit schroffen Felswänden hinschlängelt, höchst überraschend ist. In malerischen Linien schwingt es sich aufwärts. Nach Abgabe des vom Patriarchen in Jerus ausgegebenen Briefes wurden wir erst eingelassen d fanden d Innere über alles Erwarten schön, solid d freundlich. Das Gastzimmer ganz mit Teppichen d Kissen belegt, sprach uns sehr behaglich an nach d Reise; feiner Liqueur, Kaffee, zum Abendbrod Reis, Sardellen, Käse, Eierkuchen, Brod d Wein wurde reichlich zugesprochen. Noch am Abend besahen wir die griech Kirche
[Abbildung]
mit ihren gewaltigen Strebepfeilern außen d ihrer Kuppel in d Mitte, ihrem reichen Bilderschmuck. Das vergoldete Gitter vor dem hinteren Priesterraum war ungemein reich d geschmackvoll
[Abbildung]
; die Bilder in d kl Nische oben aber waren nicht mehr recht zu erkennen. In noch einer 2ten kleineren Kirche war das Bild der h Saba mit silb Kleidung d goldenen Strahlenringen, auch hinter e Gitter unzählige Schädel v Mönchen, die in früherer Zeit bei e Belagerung des Klosters hier einmal umgebracht wurden. - Dann genossen wir der Abendluft auf dem Dache unsres Zimmers (NB Auch die kl Kapelle über d Grabe San Saba ’s ward uns gezeigt), wo sich die vielen Baulichkeiten des Klosters, wie d Kirche höchst malerisch ausnahmen. -
Donnerstag d 14ten Aug 1845. Nicht allzufrüh aufgestanden, erst um 7 Uhr kamen wir zum Aufbruch. Der Weg bis Jerus langweilig. Doch kamen wir schon ¾ 10 bis zu d Mauern der Stadt d waren um ¼ 11 Uhr glücklich zu Hause. Auf d Wege mit Abeken Göthereminiscenzen. - -
Freitag d 15ten Aug 1845. Um 10 Uhr zum Bischof d mit ihm den Bauplatz der Kirche besehen d über Einzelnes in dieser Hinsicht Rücksprache genommen; dann mit Nicolayson zum Architekten Kritschlow d die Pläne der Kirche besehen, die ziemlich mangelhaft sind. Dann zu Haus d Mittag gegessen; am Nachm um 3 Uhr mit Ab zum Bischof d bis Sonnenuntergang an Miß Fanny Alex gezeichnet, die in ihrer oriental Kleidung bildschön war. Abends nach 9 Uhr, wie gewöhnlich, Ab bei uns; heut auch der dän Schlosser Biering.
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