Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

Bild:
<< vorherige Seite

der Strand läuft völlig flach von der Sanddüne in das Meer aus und köstlich wälzten sich die schäumenden Wogen gegen den Beschauer an. Am Strande Muscheln gesucht. -

Sonntag den 20ten Juli 1845. Vor- wie Nachmittags mit Georgi und Max ein herrliches Meerwogenbad genommen. Der Wind ist noch nicht günstig zum Auslaufen. -

Montag den 21ten Juli 1845. Heut endlich kommen wir zur ersehnten Ausreise von Isbo; mit uns eine Menge andrer Barken, so daß wir einen förmlichen Zug bilden. Um 8 Uhr fuhren wir vom Zollhaus ab, lavirten mit günstigem Winde bis an die links weit in das Meer vorgehende Sanddüne, die dann endlich glücklich überschnitten wurde und wir uns jetzt erst im Meere befanden. Köstlich anzuschauen war das Tanzen über die hohen Brandungswogen, das Verschwinden und Wiederauftauchen der Schiffe. Um 1/2 10 Uhr etwa mochten wir bei unsrem Zweimaster ankommen, wohinein dann nicht nur wir und unsre Sachen, sondern noch 2 tüchtige Ladungen Reis hineingepackt wurden, so daß man kaum treten konnte. Indessen ward nach und nach ein klein wenig Ordnung gemacht; wir 4 kamen in die im Mittel des Schiffes aufgewundene Jolle, wo wir freilich krumm wie im Mutterleib liegen müssen, und es überdieß enorm eng ist; indessen hat man doch seine 4 Pfosten, worin man nicht von Außen belästigt ist. Gegen 12 Uhr lüfteten wir unsre Anker vom Afrikanischen Boden; erst kreuzen wir einige Stunden, dann halten wir richtigen Curs mit stärkerem Winde.

Dienstag den 22ten Juli 1845. Den ganzen Tag heut nichts als Himmel und Wasser gesehen; der Wind günstig; das Schwanken des Schiffes nicht unbedeutend; herrliches Blau des Meeres bewundert; am Abend Leuchten desselben, wenn auch nicht so sehr bedeutend. -

Mittwoch den 23ten Juli 1845. Der Wind fortdauernd günstig. Schon um Mittag erblicken wir die scheinbar sandige Küste bei Gaza; wir sind ein wenig zu südlich gesteuert. Im Laufe des Nachmittags zeigt sich in leisem Dunste die scheinbar sehr hohe Bergkette des Libanon; auf den Hügeln des Vorlandes kann man Baumwuchs erkennen. Da es indessen nicht möglich ist, heut noch Jaffa zu erreichen, so laviren wir bei geringem Winde die Nacht hindurch. - Schöner als heut habe ich das wunderbare Blau der bewegten Wellen nie bewundert gleich dem durchsichtigen Edelstein.

der Strand läuft völlig flach von der Sanddüne in das Meer aus und köstlich wälzten sich die schäumenden Wogen gegen den Beschauer an. Am Strande Muscheln gesucht. -

Sonntag den 20ten Juli 1845. Vor- wie Nachmittags mit Georgi und Max ein herrliches Meerwogenbad genommen. Der Wind ist noch nicht günstig zum Auslaufen. -

Montag den 21ten Juli 1845. Heut endlich kommen wir zur ersehnten Ausreise von Isbo; mit uns eine Menge andrer Barken, so daß wir einen förmlichen Zug bilden. Um 8 Uhr fuhren wir vom Zollhaus ab, lavirten mit günstigem Winde bis an die links weit in das Meer vorgehende Sanddüne, die dann endlich glücklich überschnitten wurde und wir uns jetzt erst im Meere befanden. Köstlich anzuschauen war das Tanzen über die hohen Brandungswogen, das Verschwinden und Wiederauftauchen der Schiffe. Um ½ 10 Uhr etwa mochten wir bei unsrem Zweimaster ankommen, wohinein dann nicht nur wir und unsre Sachen, sondern noch 2 tüchtige Ladungen Reis hineingepackt wurden, so daß man kaum treten konnte. Indessen ward nach und nach ein klein wenig Ordnung gemacht; wir 4 kamen in die im Mittel des Schiffes aufgewundene Jolle, wo wir freilich krumm wie im Mutterleib liegen müssen, und es überdieß enorm eng ist; indessen hat man doch seine 4 Pfosten, worin man nicht von Außen belästigt ist. Gegen 12 Uhr lüfteten wir unsre Anker vom Afrikanischen Boden; erst kreuzen wir einige Stunden, dann halten wir richtigen Curs mit stärkerem Winde.

Dienstag den 22ten Juli 1845. Den ganzen Tag heut nichts als Himmel und Wasser gesehen; der Wind günstig; das Schwanken des Schiffes nicht unbedeutend; herrliches Blau des Meeres bewundert; am Abend Leuchten desselben, wenn auch nicht so sehr bedeutend. -

Mittwoch den 23ten Juli 1845. Der Wind fortdauernd günstig. Schon um Mittag erblicken wir die scheinbar sandige Küste bei Gaza; wir sind ein wenig zu südlich gesteuert. Im Laufe des Nachmittags zeigt sich in leisem Dunste die scheinbar sehr hohe Bergkette des Libanon; auf den Hügeln des Vorlandes kann man Baumwuchs erkennen. Da es indessen nicht möglich ist, heut noch Jaffa zu erreichen, so laviren wir bei geringem Winde die Nacht hindurch. - Schöner als heut habe ich das wunderbare Blau der bewegten Wellen nie bewundert gleich dem durchsichtigen Edelstein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="74"/>
der Strand                         läuft völlig flach <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Sanddüne in <choice><abbr>d</abbr><expan>das</expan></choice> Meer aus <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> köstlich wälzten sich die schäumenden Wogen gegen <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Beschauer an. Am Strande Muscheln gesucht. - </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-20"><hi rendition="#u">Sonntag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 20ten Juli 1845</hi></date>. Vor- wie <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittags</expan></choice> mit <persName>Georgi</persName>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice>                         <persName>Max</persName> ein herrliches Meerwogenbad genommen. Der Wind ist                         noch nicht günstig zum Auslaufen. - </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-21"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 21ten Juli 1845</hi></date>. Heut endlich kommen wir zur                         ersehnten Ausreise von <placeName>Isbo</placeName>; mit uns eine Menge                         andrer Barken, so daß wir einen förmlichen Zug bilden. Um 8 Uhr fuhren wir                         vom Zollhaus ab, lavirten mit günstigem Winde bis an die links weit in das                         Meer vorgehende Sanddüne, die dann endlich glücklich überschnitten wurde <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> wir uns jetzt erst im Meere befanden. Köstlich anzuschauen war das                         Tanzen über die hohen Brandungswogen, das Verschwinden <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Wiederauftauchen der Schiffe. Um ½ 10 Uhr etwa mochten wir bei                         unsrem Zweimaster ankommen, wohinein dann nicht nur wir <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> unsre Sachen, <choice><abbr>sond</abbr><expan>sondern</expan></choice> noch 2 tüchtige Ladungen Reis hineingepackt wurden, so daß <choice><abbr>m</abbr><expan>man</expan></choice> kaum treten konnte. Indessen ward nach <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> nach <choice><abbr>e</abbr><expan>ein</expan></choice> klein wenig Ordnung gemacht; wir 4 kamen in die im Mittel des                         Schiffes aufgewundene Jolle, wo wir freilich krumm wie im Mutterleib liegen                         müssen, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> es überdieß enorm eng ist; indessen hat <choice><abbr>m</abbr><expan>man</expan></choice> doch seine 4 Pfosten, worin man nicht <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Außen belästigt ist. Gegen 12 Uhr lüfteten wir unsre Anker vom <choice><abbr>Afrikan</abbr><expan>Afrikanischen</expan></choice> Boden; erst kreuzen wir einige Stunden, dann halten wir richtigen                         Curs mit stärkerem Winde. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-22"><hi rendition="#u">Dienstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 22ten Juli 1845</hi></date>. Den ganzen Tag heut nichts                         als Himmel <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Wasser gesehen; der Wind günstig; das Schwanken des Schiffes nicht                         unbedeutend; herrliches Blau des Meeres bewundert; am Abend Leuchten                         desselben, wenn auch nicht so sehr bedeutend. - </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-23"><hi rendition="#u">Mittwoch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 23ten Juli 1845</hi></date>. Der Wind fortdauernd günstig.                         Schon um Mittag erblicken wir die scheinbar sandige Küste bei                             <placeName>Gaza</placeName>; wir sind ein wenig zu südlich gesteuert. Im                         Laufe des Nachmittags zeigt sich in leisem Dunste die scheinbar sehr hohe                         Bergkette des <placeName>Libanon</placeName>; auf den Hügeln des Vorlandes                         kann man Baumwuchs erkennen. Da es indessen nicht möglich ist<choice><sic/><corr>,</corr></choice> heut noch <placeName>Jaffa</placeName> zu erreichen, so laviren                         wir bei geringem Winde die Nacht hindurch. - Schöner als heut habe ich das                         wunderbare Blau der bewegten Wellen nie bewundert gleich dem durchsichtigen                         Edelstein.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0075] der Strand läuft völlig flach v d Sanddüne in d Meer aus d köstlich wälzten sich die schäumenden Wogen gegen d Beschauer an. Am Strande Muscheln gesucht. - Sonntag d 20ten Juli 1845. Vor- wie Nachm mit Georgi d Max ein herrliches Meerwogenbad genommen. Der Wind ist noch nicht günstig zum Auslaufen. - Montag d 21ten Juli 1845. Heut endlich kommen wir zur ersehnten Ausreise von Isbo; mit uns eine Menge andrer Barken, so daß wir einen förmlichen Zug bilden. Um 8 Uhr fuhren wir vom Zollhaus ab, lavirten mit günstigem Winde bis an die links weit in das Meer vorgehende Sanddüne, die dann endlich glücklich überschnitten wurde d wir uns jetzt erst im Meere befanden. Köstlich anzuschauen war das Tanzen über die hohen Brandungswogen, das Verschwinden d Wiederauftauchen der Schiffe. Um ½ 10 Uhr etwa mochten wir bei unsrem Zweimaster ankommen, wohinein dann nicht nur wir d unsre Sachen, sond noch 2 tüchtige Ladungen Reis hineingepackt wurden, so daß m kaum treten konnte. Indessen ward nach d nach e klein wenig Ordnung gemacht; wir 4 kamen in die im Mittel des Schiffes aufgewundene Jolle, wo wir freilich krumm wie im Mutterleib liegen müssen, d es überdieß enorm eng ist; indessen hat m doch seine 4 Pfosten, worin man nicht v Außen belästigt ist. Gegen 12 Uhr lüfteten wir unsre Anker vom Afrikan Boden; erst kreuzen wir einige Stunden, dann halten wir richtigen Curs mit stärkerem Winde. Dienstag d 22ten Juli 1845. Den ganzen Tag heut nichts als Himmel d Wasser gesehen; der Wind günstig; das Schwanken des Schiffes nicht unbedeutend; herrliches Blau des Meeres bewundert; am Abend Leuchten desselben, wenn auch nicht so sehr bedeutend. - Mittwoch d 23ten Juli 1845. Der Wind fortdauernd günstig. Schon um Mittag erblicken wir die scheinbar sandige Küste bei Gaza; wir sind ein wenig zu südlich gesteuert. Im Laufe des Nachmittags zeigt sich in leisem Dunste die scheinbar sehr hohe Bergkette des Libanon; auf den Hügeln des Vorlandes kann man Baumwuchs erkennen. Da es indessen nicht möglich ist, heut noch Jaffa zu erreichen, so laviren wir bei geringem Winde die Nacht hindurch. - Schöner als heut habe ich das wunderbare Blau der bewegten Wellen nie bewundert gleich dem durchsichtigen Edelstein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/75
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/75>, abgerufen am 22.12.2024.