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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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im Speos geschlafen, wo man mittelst einer Leiter heraufsteigt.

Sonnabend den 9ten December 1843. Der größere Theil des Vormittags wird noch mit Notiren und Abklatschen der 4 Speos zugebracht, und dann klettern wir von unsrem abgeschlossenen Örtchen um die Felsen herum zu der Festung hinauf. Dieser Bau von bedeutendem Umfang trägt die Spuren fast aller vergangenen Zeiten. Wir finden verbaute Steine mit dem Namen des äthiopischen Königs [Harraka] sowie des Thutmosis III, ferner Römisch Egyptische Arbeit, Römische spätere, Sarazenische, koptische und es fehlen nicht die heutigen Hütten der Egypter. Die mächtige Stadt und Festungsmauer scheint meist römisches Bauwerk, eine bedeutende 5schiffige Kirche, ist ursprünglich von koptischen Christen gebaut, aber Steine von sarazenischer Architektur sind darin angebracht. - Das ganze ist ein Convolut von Wohnräumen, meist durch massive Mäuerchen getrennt. Die Aussicht vom Rande des Felsens beherrscht aufwärts und abwärts den Nil weithin; aus der glatten, sandbestreuten Wüstenebne drüben auf dem linken Ufer heben sich einzelne schwarze Berge empor; landeinwärts ein wilder Anblick in ein zertheiltes Thal, aus dem Maulwurfshaufen gleich arabische Friedhöfe und Schechgräber hervorschauen. Wir steigen auf dem Felsen und zwischen den Mauern vielfach herum, nach verbauten Steinen mit Königsnamen suchend. Nachher nehme ich noch die koptische Kirche auf, die 2 Reihen Granitsäulen mit hübschen Kapitälen und 2 Reihen Pfeiler mit ovalen Bogen überdeckt, hatte. Hiermit kommen wir gegen 1 Uhr zu Stande, wo wir denn zu unsrer Barke hinabsteigen. Etwa 1 Stunde fahren wir mit gutem Winde aufwärts, bis zum nächsten Dorf Genene (d.h. Städtchen) wohin der Soldat vorausgegangen war, um Durrhamehl für unsre Diener zu kaufen. Dann ging es mit gutem Winde weiter bis 1/2 7 Uhr zum Dorf AltToschke, wo dicht neben einer zum Glück außer Gang gesetzten Sakie unser Zelt aufgeschlagen ward. - Abends spiele ich eine Parthie Schach mit Lepsius*. *Heut haben wir in der Ferne wieder mehrere Krokodille gesehen; aber sie lassen sich nicht näher kommen.

Sonntag den 10ten December 1843. Der Himmel ist heut früh vollständig bezogen, und Regenwolken umziehen rings den Horizont; es ist kalt und unfreundlich; ohne Sonne ist dieses Land nichts. Der Wind ist aber gut, und wir segeln jetzt, wo ich Tagebuch schreibe, etwa um 1/2 10 Uhr, eifrig Abusimbel entgegen, was wir möglicherweise heut erreichen könnten. Bei dem Dorfe Neu-Doschke nach etwa 1/2 Stunde wird wieder angelegt, um Milch und Hammel einzukaufen. Ernst und ich steigen aus, um ein gewisses Geschäft zu verrichten; dann gehen wir durch die prächtigen Palmgruppen, durch das gut gebaute Dorf ein wenig spatzieren und erblicken hinter demselben einen isolirten Fels mit mehreren eingehauenen Grabthüren; wir gehen hin, und es zeigt sich die eine Thür umschrieben; nun schickten wir einen Boten an Lepsius zum Schiffe und bald darauf hatten wir das Vergnügen, unsre ganze Gesellschaft mit mächtigen Schritten auf uns zu stageln zu sehen. Wir brachten hier etwa 1 1/2 Stunden zu und kehrten dann

im Speos geschlafen, wo man mittelst einer Leiter heraufsteigt.

Sonnabend den 9ten December 1843. Der größere Theil des Vormittags wird noch mit Notiren und Abklatschen der 4 Speos zugebracht, und dann klettern wir von unsrem abgeschlossenen Örtchen um die Felsen herum zu der Festung hinauf. Dieser Bau von bedeutendem Umfang trägt die Spuren fast aller vergangenen Zeiten. Wir finden verbaute Steine mit dem Namen des äthiopischen Königs [Harraka] sowie des Thutmosis III, ferner Römisch Egyptische Arbeit, Römische spätere, Sarazenische, koptische und es fehlen nicht die heutigen Hütten der Egypter. Die mächtige Stadt und Festungsmauer scheint meist römisches Bauwerk, eine bedeutende 5schiffige Kirche, ist ursprünglich von koptischen Christen gebaut, aber Steine von sarazenischer Architektur sind darin angebracht. - Das ganze ist ein Convolut von Wohnräumen, meist durch massive Mäuerchen getrennt. Die Aussicht vom Rande des Felsens beherrscht aufwärts und abwärts den Nil weithin; aus der glatten, sandbestreuten Wüstenebne drüben auf dem linken Ufer heben sich einzelne schwarze Berge empor; landeinwärts ein wilder Anblick in ein zertheiltes Thal, aus dem Maulwurfshaufen gleich arabische Friedhöfe und Schechgräber hervorschauen. Wir steigen auf dem Felsen und zwischen den Mauern vielfach herum, nach verbauten Steinen mit Königsnamen suchend. Nachher nehme ich noch die koptische Kirche auf, die 2 Reihen Granitsäulen mit hübschen Kapitälen und 2 Reihen Pfeiler mit ovalen Bogen überdeckt, hatte. Hiermit kommen wir gegen 1 Uhr zu Stande, wo wir denn zu unsrer Barke hinabsteigen. Etwa 1 Stunde fahren wir mit gutem Winde aufwärts, bis zum nächsten Dorf Genene (d.h. Städtchen) wohin der Soldat vorausgegangen war, um Durrhamehl für unsre Diener zu kaufen. Dann ging es mit gutem Winde weiter bis ½ 7 Uhr zum Dorf AltToschke, wo dicht neben einer zum Glück außer Gang gesetzten Sakie unser Zelt aufgeschlagen ward. - Abends spiele ich eine Parthie Schach mit Lepsius*. *Heut haben wir in der Ferne wieder mehrere Krokodille gesehen; aber sie lassen sich nicht näher kommen.

Sonntag den 10ten December 1843. Der Himmel ist heut früh vollständig bezogen, und Regenwolken umziehen rings den Horizont; es ist kalt und unfreundlich; ohne Sonne ist dieses Land nichts. Der Wind ist aber gut, und wir segeln jetzt, wo ich Tagebuch schreibe, etwa um ½ 10 Uhr, eifrig Abusimbel entgegen, was wir möglicherweise heut erreichen könnten. Bei dem Dorfe Neu-Doschke nach etwa ½ Stunde wird wieder angelegt, um Milch und Hammel einzukaufen. Ernst und ich steigen aus, um ein gewisses Geschäft zu verrichten; dann gehen wir durch die prächtigen Palmgruppen, durch das gut gebaute Dorf ein wenig spatzieren und erblicken hinter demselben einen isolirten Fels mit mehreren eingehauenen Grabthüren; wir gehen hin, und es zeigt sich die eine Thür umschrieben; nun schickten wir einen Boten an Lepsius zum Schiffe und bald darauf hatten wir das Vergnügen, unsre ganze Gesellschaft mit mächtigen Schritten auf uns zu stageln zu sehen. Wir brachten hier etwa 1 ½ Stunden zu und kehrten dann

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[87/0088] im Speos geschlafen, wo man mittelst e Leiter heraufsteigt. Sonnabend d 9ten Dec 1843. Der größere Theil des Vormittags wird noch mit Notiren d Abklatschen der 4 Speos zugebracht, d dann klettern wir von unsrem abgeschlossenen Örtchen um die Felsen herum zu der Festung hinauf. Dieser Bau von bedeutendem Umfang trägt die Spuren fast aller vergangenen Zeiten. Wir finden verbaute Steine mit dem Namen des äthiop Königs Harraka sowie des Thutmosis III, ferner Röm Egypt Arbeit, Römische spätere, Sarazenische, koptische d es fehlen nicht die heutigen Hütten der Egypter. Die mächtige Stadt d Festungsmauer scheint meist röm Bauwerk, eine bedeutende 5schiffige Kirche, ist ursprünglich von kopt Christen gebaut, aber Steine v sarazen Architektur sind darin angebracht. - Das ganze ist ein Convolut v Wohnräumen, meist durch massive Mäuerchen getrennt. Die Aussicht v Rande des Felsens beherrscht aufwärts d abwärts den Nil weithin; aus der glatten, sandbestreuten Wüstenebne drüben auf d linken Ufer heben sich einzelne schwarze Berge empor; landeinwärts ein wilder Anblick in ein zertheiltes Thal, aus dem Maulwurfshaufen gleich arab Friedhöfe d Schechgräber hervorschauen. Wir steigen auf dem Felsen d zw den Mauern vielfach herum, nach verbauten Steinen mit Königsnamen suchend. Nachher nehme ich noch die kopt Kirche auf, die 2 Reihen Granitsäulen mit hübschen Kapitälen d 2 Reihen Pfeiler mit ovalen Bogen überdeckt, hatte. Hiermit kommen wir gegen 1 Uhr zu Stande, wo wir denn zu unsrer Barke hinabsteigen. Etwa 1 Stunde fahren wir mit gutem Winde aufwärts, bis zum nächsten Dorf Genene (d.h. Städtchen) wohin d Soldat vorausgegangen war, um Durrhamehl für unsre Diener zu kaufen. Dann ging es mit gutem Winde weiter bis ½ 7 Uhr zum Dorf AltToschke, wo dicht neben einer zum Glück außer Gang gesetzten Sakie unser Zelt aufgeschlagen ward. - Abends spiele ich e P Schach mit Leps*. *Heut haben wir in d Ferne wieder mehrere Krokodille gesehen; aber sie lassen sich nicht näher kommen. Sonntag d 10ten Dec 1843. Der Himmel ist heut früh vollständig bezogen, d Regenwolken umziehen rings d Horizont; es ist kalt d unfreundlich; ohne Sonne ist dieses Land nichts. Der Wind ist aber gut, d wir segeln jetzt, wo ich Tagebuch schreibe, etwa um ½ 10 Uhr, eifrig Abusimbel entgegen, was wir möglicherweise heut erreichen könnten. Bei dem Dorfe Neu-Doschke nach etwa ½ Stunde wird wieder angelegt, um Milch d Hammel einzukaufen. Ernst d ich steigen aus, um ein gewisses Geschäft zu verrichten; dann gehen wir durch die prächtigen Palmgruppen, durch das gut gebaute Dorf ein wenig spatzieren d erblicken hinter demselben einen isolirten Fels mit mehreren eingehauenen Grabthüren; wir gehen hin, d es zeigt sich die eine Thür umschrieben; nun schickten wir e Boten an Leps zum Schiffe d bald darauf hatten wir das Vergnügen, unsre ganze Gesellschaft mit mächtigen Schritten auf uns zu stageln zu sehen. Wir brachten hier etwa 1 ½ Stunden zu d kehrten dann

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/88>, abgerufen am 21.12.2024.