Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.Steine. - Die Sonne geht etwa um 1/2 6 Uhr unter. - Am Morgen 1 Stunde nach Sonnenaufgang hatten wir heut 15 1/2°. Freitag den 10ten November 1843. Nachdem wir gestern Abend etwa noch 1 Stunde langsam stromaufwärts gefahren, geht es heut früh weiter bis Dandur (Garb Meroe), wo wir circa um 1 Uhr Mittags erst ankommen, weil die ersten Stunden Windmangels wegen die Barke gezogen werden mußte. Während des Fahrens beschäftigte ich mich mit Verfertigung eines 4 Schachbretts, was heut Abend eingeweiht werden soll. Durch ein schmales Durrhafeldchen kommen wir nach 5 Minuten zum kleinen Tempel, der dicht an das Felsplateau stößt, er hat eine Terrasse vor sich, von der die Schalungsmauer vorhanden, die Auffüllung aber verschwunden ist; ein einsames Thor, dem die Pylonen zur Seite fehlen, steht in der Mitte; der Tempel ist zur Zeit des Cäsar gebaut und von den 3 Räumen nur 2 beschrieben. Wir verbrachten den ganzen Abend mit Durchsehen und Abklatschen und gingen dann zum Schiff zurück, wo Franke eine große Schildkröte mit der Angel an das Land gebracht hatte, die uns Allen sehr merkwürdig war; das Schild des (noch jungen) Thiers hatte etwa 1'5'' Länge und 1 1/2'' Breite. Nach einem erquicklichen Bade nah an einer Felsbuhne oberhalb des Schiffes wurde Abendbrod gegessen, dann fuhren wir mit gutem Winde noch eine Stunde aufwärts gen Girsche, legten dann aber an, um Abeken zum Schachspiel einzunehmen; zum erstenmal ward eine Parthie en quatre gespielt, die bis 1/2 12 Uhr dauerte. Die Landschaft des heutigen Tages blieb sich im Ganzen vollkommen gleich; das Sandsteinplateau ist windig und geht allmählig aufwärts, das Vorland meist sehr gering von einer Breite bis zu 100 Schritt; die schräg herniedergehenden Ufer mit grünen Gemüsekräutern besetzt, machen sich in frischester Farbe sehr freundlich; schöne Gruppen von Dattel-Palmen, dazwischen thurmartige Sakien, die melodisch seufzen. - Wir sind mit heut, wie ich glaube in die heiße Zone eingetreten, ohne daß man grade allzuviel davon spürt, denn besonders Abend, Nacht und Morgen sind sehr kühl. Sonnabend den 11ten November 1843. Heut früh fahren wir, von den Schiffern gezogen aufwärts bis Girsche. Während der Zeit schreib ich Tagebuch und wird die Schildkröte mit Muße betrachtet, die gestern gefangen, ein seltsames Ding; Franke und unser Reis schlachten sie heut; als wir um 11 Uhr ein wenig am rechten Ufer anlegen, um unsre Schiffer essen zu lassen, bekommen wir Besuch von einem grad in dem Dorfe befindlichen Steuereinnehmer, einem unverschämten Kerl, der um Wein, Pulver pp. bettelte. Erst um 3 Uhr etwa kamen wir in Girsche bei dem Tempel von Gerf Essen an, von dem eine Vorhalle mit Säulen und Figurenpfeilern dem Fels vorge Steine. - Die Sonne geht etwa um ½ 6 Uhr unter. - Am Morgen 1 Stunde nach Sonnenaufgang hatten wir heut 15 ½°. Freitag den 10ten November 1843. Nachdem wir gestern Abend etwa noch 1 Stunde langsam stromaufwärts gefahren, geht es heut früh weiter bis Dandur (Garb Meroë), wo wir circa um 1 Uhr Mittags erst ankommen, weil die ersten Stunden Windmangels wegen die Barke gezogen werden mußte. Während des Fahrens beschäftigte ich mich mit Verfertigung eines 4 Schachbretts, was heut Abend eingeweiht werden soll. Durch ein schmales Durrhafeldchen kommen wir nach 5 Minuten zum kleinen Tempel, der dicht an das Felsplateau stößt, er hat eine Terrasse vor sich, von der die Schalungsmauer vorhanden, die Auffüllung aber verschwunden ist; ein einsames Thor, dem die Pylonen zur Seite fehlen, steht in der Mitte; der Tempel ist zur Zeit des Cäsar gebaut und von den 3 Räumen nur 2 beschrieben. Wir verbrachten den ganzen Abend mit Durchsehen und Abklatschen und gingen dann zum Schiff zurück, wo Franke eine große Schildkröte mit der Angel an das Land gebracht hatte, die uns Allen sehr merkwürdig war; das Schild des (noch jungen) Thiers hatte etwa 1’5’’ Länge und 1 ½’’ Breite. Nach einem erquicklichen Bade nah an einer Felsbuhne oberhalb des Schiffes wurde Abendbrod gegessen, dann fuhren wir mit gutem Winde noch eine Stunde aufwärts gen Girsche, legten dann aber an, um Abeken zum Schachspiel einzunehmen; zum erstenmal ward eine Parthie en quatre gespielt, die bis ½ 12 Uhr dauerte. Die Landschaft des heutigen Tages blieb sich im Ganzen vollkommen gleich; das Sandsteinplateau ist windig und geht allmählig aufwärts, das Vorland meist sehr gering von einer Breite bis zu 100 Schritt; die schräg herniedergehenden Ufer mit grünen Gemüsekräutern besetzt, machen sich in frischester Farbe sehr freundlich; schöne Gruppen von Dattel-Palmen, dazwischen thurmartige Sakien, die melodisch seufzen. - Wir sind mit heut, wie ich glaube in die heiße Zone eingetreten, ohne daß man grade allzuviel davon spürt, denn besonders Abend, Nacht und Morgen sind sehr kühl. Sonnabend den 11ten November 1843. Heut früh fahren wir, von den Schiffern gezogen aufwärts bis Girsche. Während der Zeit schreib ich Tagebuch und wird die Schildkröte mit Muße betrachtet, die gestern gefangen, ein seltsames Ding; Franke und unser Reis schlachten sie heut; als wir um 11 Uhr ein wenig am rechten Ufer anlegen, um unsre Schiffer essen zu lassen, bekommen wir Besuch von einem grad in dem Dorfe befindlichen Steuereinnehmer, einem unverschämten Kerl, der um Wein, Pulver pp. bettelte. Erst um 3 Uhr etwa kamen wir in Girsche bei dem Tempel von Gerf Essén an, von dem eine Vorhalle mit Säulen und Figurenpfeilern dem Fels vorge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0074" n="73"/> Steine. - Die Sonne geht etwa um ½ 6 Uhr unter. - Am Morgen 1 <choice><abbr>St</abbr><expan>Stunde</expan></choice> nach Sonnenaufgang hatten wir heut 15 ½°. </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1843-11-10"><hi rendition="#u">Freitag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 10ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1843</hi></date>. 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Steine. - Die Sonne geht etwa um ½ 6 Uhr unter. - Am Morgen 1 St nach Sonnenaufgang hatten wir heut 15 ½°.
Freitag d 10ten Nov 1843. Nachdem wir gestern Abend etwa noch 1 Stunde langsam stromaufwärts gefahren, geht es heut früh weiter bis Dandur (Garb Meroë), wo wir circa um 1 Uhr Mittags erst ankommen, weil die ersten Stunden Windmangels wegen d Barke gezogen werden mußte. Während des Fahrens beschäftigte ich mich mit Verfertigung eines 4 Schachbretts, was heut Abend eingeweiht werden soll. Durch ein schmales Durrhafeldchen kommen wir nach 5 Min zum kleinen Tempel, der dicht an d Felsplateau stößt, er hat eine Terrasse vor sich, von der die Schalungsmauer vorhanden, die Auffüllung aber verschwunden ist; ein einsames Thor, dem die Pylonen zur Seite fehlen, steht in der Mitte; der Tempel ist zur Zeit des Cäsar gebaut d von den 3 Räumen nur 2 beschrieben. Wir verbrachten den ganzen Abend mit Durchsehen d Abklatschen d gingen dann zum Schiff zurück, wo Franke eine große Schildkröte mit der Angel an d Land gebracht hatte, die uns Allen sehr merkwürdig war; das Schild des (noch jungen) Thiers hatte etwa 1’5’’ Länge d 1 ½’’ Breite. Nach e erquicklichen Bade nah an einer Felsbuhne oberhalb des Schiffes wurde Abendbrod gegessen, dann fuhren wir mit gutem Winde noch eine Stunde aufwärts gen Girsche, legten dann aber an, um Abeken zum Schachspiel einzunehmen; zum erstenmal ward e Parthie en quatre gespielt, die bis ½ 12 Uhr dauerte. Die Landschaft des heutigen Tages blieb sich im Ganzen vollkommen gleich; das Sandsteinplateau ist windig d geht allmählig aufwärts, das Vorland meist sehr gering v einer Breite bis zu 100 Schritt; die schräg herniedergehenden Ufer mit grünen Gemüsekräutern besetzt, machen sich in frischester Farbe sehr freundlich; schöne Gruppen v Dattel-Palmen, dazwischen thurmartige Sakien, die melodisch seufzen. - Wir sind mit heut, wie ich glaube in die heiße Zone eingetreten, ohne daß m grade allzuviel davon spürt, denn besonders Abend, Nacht d Morgen sind sehr kühl.
Sonnabend d 11ten Nov 1843. Heut früh fahren wir, v d Schiffern gezogen aufwärts bis Girsche. Während der Zeit schreib ich Tagebuch d wird die Schildkröte mit Muße betrachtet, die gestern gefangen, ein seltsames Ding; Franke d unser Reis schlachten sie heut; als wir um 11 Uhr ein wenig am rechten Ufer anlegen, um unsre Schiffer essen zu lassen, bekommen wir Besuch von einem grad in dem Dorfe befindlichen Steuereinnehmer, einem unverschämten Kerl, der um Wein, Pulver pp. bettelte. Erst um 3 Uhr etwa kamen wir in Girsche bei d Tempel von Gerf Essén an, von dem eine Vorhalle mit Säulen d Figurenpfeilern dem Fels vorge
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