Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.Fenstern, eigentlich der Saal eines türkischen Großen, dem das Haus abgemiethet ist. Herr Isenberg sagte die Zeilen der Verse vor und sang auch vor. Wir waren etwa 11 Zuhörer; Herr Mühleisen hielt die Predigt über den Text: Trachtet zum Ersten nach dem, was droben ist pp. Die Predigt war im Ganzen nicht übel, aber etwas zu wenig praktisch. Indessen rührte und erfreute mich dieser Kirchgang ungemein, und ich war Gott dafür von ganzer Seele dankbar; nach der Kirche zeichnete ich noch architektonische Kleinigkeiten in der Stadt, dann ward gegessen, und zuletzt noch Thee getrunken, (zum ersten mal). Allmählich verbessert sich jetzt unsre Häuslichkeit in Etwas. Kopfkissen sind angeschafft, Decken und Laken; auch hat jeder 2 Tüchelchen zum Abtrocknen erhalten. Ferner ist in unsrem Eßsaal eine Hängelampe, die freilich nicht sehr hell brennt, an einem langen Strick über der Eßplatte von Kupfer aufgehangen, kleine Vogelbauer, von Arabern verfertigt, sind als Stühle angekauft, nur an einem Tisch fehlt es noch immer, und wir essen mit unsren zinnernen Tellern auf den Knieen; zinnerne Löffel; die Messer aus unsrer Tasche und die eigenen Finger müssen auf türkische Weise herhalten. Nach dem Abendessen oder Diner, wie man es nennen will, was um 6 Uhr ist, wird eine türkische Tasse Caffee genommen; später bisweilen Thee, wie heute; Übung in der arabischen Sprache ist meist unsre Unterhaltung nach Tische. - Montag den 10ten October 1842. Gestern war beim Thee auf den heutigen Tag eine Exkursion nach dem alten Heliopolis verabredet, der Cafe gegen 6 Uhr bestellt, ebenso Esel für uns Alle. Mit Tagesanbruch (etwa um 1/2 6) ward aufgestanden, und gegen 1/2 7 brach unsre große Cavalkade von 9 Mann (mit dem Diener Mohammet) auf, und bei frischer Morgenkühle ging es durch die engen malerischen Straßen zu dem Thore hinaus, was Alt-Cairo Fenstern, eigentlich der Saal eines türkischen Großen, dem das Haus abgemiethet ist. Herr Isenberg sagte die Zeilen der Verse vor und sang auch vor. Wir waren etwa 11 Zuhörer; Herr Mühleisen hielt die Predigt über den Text: Trachtet zum Ersten nach dem, was droben ist pp. Die Predigt war im Ganzen nicht übel, aber etwas zu wenig praktisch. Indessen rührte und erfreute mich dieser Kirchgang ungemein, und ich war Gott dafür von ganzer Seele dankbar; nach der Kirche zeichnete ich noch architektonische Kleinigkeiten in der Stadt, dann ward gegessen, und zuletzt noch Thee getrunken, (zum ersten mal). Allmählich verbessert sich jetzt unsre Häuslichkeit in Etwas. Kopfkissen sind angeschafft, Decken und Laken; auch hat jeder 2 Tüchelchen zum Abtrocknen erhalten. Ferner ist in unsrem Eßsaal eine Hängelampe, die freilich nicht sehr hell brennt, an einem langen Strick über der Eßplatte von Kupfer aufgehangen, kleine Vogelbauer, von Arabern verfertigt, sind als Stühle angekauft, nur an einem Tisch fehlt es noch immer, und wir essen mit unsren zinnernen Tellern auf den Knieen; zinnerne Löffel; die Messer aus unsrer Tasche und die eigenen Finger müssen auf türkische Weise herhalten. Nach dem Abendessen oder Diner, wie man es nennen will, was um 6 Uhr ist, wird eine türkische Tasse Caffee genommen; später bisweilen Thee, wie heute; Übung in der arabischen Sprache ist meist unsre Unterhaltung nach Tische. - Montag den 10ten October 1842. Gestern war beim Thee auf den heutigen Tag eine Exkursion nach dem alten Heliopolis verabredet, der Café gegen 6 Uhr bestellt, ebenso Esel für uns Alle. Mit Tagesanbruch (etwa um ½ 6) ward aufgestanden, und gegen ½ 7 brach unsre große Cavalkade von 9 Mann (mit dem Diener Mohammet) auf, und bei frischer Morgenkühle ging es durch die engen malerischen Straßen zu dem Thore hinaus, was Alt-Cairo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="57"/> Fenstern, eigentlich der Saal eines <choice><abbr>türk</abbr><expan>türkischen</expan></choice> Großen, dem das Haus abgemiethet ist. <choice><abbr>H</abbr><expan>Herr</expan></choice> <persName>Isenberg</persName> sagte die Zeilen der Verse vor <choice><sic>nd</sic><corr>und</corr></choice> sang auch vor. Wir waren etwa 11 Zuhörer; <choice><abbr>H</abbr><expan>Herr</expan></choice> <persName>Mühleisen</persName> hielt <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Predigt über <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Text: Trachtet zum Ersten nach dem<choice><sic/><corr>,</corr></choice> was droben ist pp. Die Predigt war im Ganzen nicht übel, aber etwas zu wenig praktisch. Indessen rührte <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> erfreute mich dieser Kirchgang ungemein, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ich war Gott dafür <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> ganzer Seele dankbar; nach der Kirche zeichnete ich noch <choice><abbr>architekton</abbr><expan>architektonische</expan></choice> Kleinigkeiten in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Stadt, dann ward gegessen, <choice><sic>nd</sic><corr>und</corr></choice> zuletzt noch Thee getrunken, <choice><abbr>(z</abbr><expan>(zum</expan></choice> ersten mal). Allmählich verbessert sich jetzt unsre Häuslichkeit in Etwas. Kopfkissen sind angeschafft, Decken <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Laken; auch hat jeder 2 Tüchelchen zum Abtrocknen erhalten. Ferner ist in unsrem Eßsaal eine Hängelampe, die freilich nicht sehr hell brennt, an einem langen Strick über der Eßplatte <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Kupfer aufgehangen, kleine Vogelbauer, <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Arabern verfertigt, sind als Stühle angekauft, nur an <choice><abbr>e</abbr><expan>einem</expan></choice> Tisch fehlt es noch immer, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> wir essen mit unsren zinnernen Tellern auf <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Knieen; zinnerne Löffel; die Messer aus unsrer Tasche <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> die eigenen <choice><sic>Fingern</sic><corr>Finger</corr></choice> müssen auf türkische Weise herhalten. Nach <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Abendessen oder Diner, wie <choice><abbr>m</abbr><expan>man</expan></choice> es nennen will, was um 6 Uhr ist, wird eine türkische <choice><abbr>T</abbr><expan>Tasse</expan></choice> Caffee genommen; später bisweilen Thee, wie heute; Übung in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> <choice><abbr>arab</abbr><expan>arabischen</expan></choice> Sprache ist meist unsre Unterhaltung nach Tische. - </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1842-10-10"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 10ten <choice><abbr>Oct</abbr><expan>October</expan></choice> 1842</hi></date>. Gestern war beim Thee auf den heutigen Tag eine Exkursion nach dem alten <placeName>Heliopolis</placeName> verabredet, der Café gegen 6 Uhr bestellt, ebenso Esel für uns Alle. Mit Tagesanbruch (etwa um ½ 6) ward aufgestanden, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> gegen ½ 7 brach unsre große Cavalkade von 9 Mann (mit dem Diener <persName>Mohammet</persName>) auf, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> bei frischer Morgenkühle ging es durch die engen malerischen Straßen zu dem Thore hinaus, was <placeName>Alt-Cairo</placeName> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0058]
Fenstern, eigentlich der Saal eines türk Großen, dem das Haus abgemiethet ist. H Isenberg sagte die Zeilen der Verse vor und sang auch vor. Wir waren etwa 11 Zuhörer; H Mühleisen hielt d Predigt über d Text: Trachtet zum Ersten nach dem, was droben ist pp. Die Predigt war im Ganzen nicht übel, aber etwas zu wenig praktisch. Indessen rührte d erfreute mich dieser Kirchgang ungemein, d ich war Gott dafür v ganzer Seele dankbar; nach der Kirche zeichnete ich noch architekton Kleinigkeiten in d Stadt, dann ward gegessen, und zuletzt noch Thee getrunken, (z ersten mal). Allmählich verbessert sich jetzt unsre Häuslichkeit in Etwas. Kopfkissen sind angeschafft, Decken d Laken; auch hat jeder 2 Tüchelchen zum Abtrocknen erhalten. Ferner ist in unsrem Eßsaal eine Hängelampe, die freilich nicht sehr hell brennt, an einem langen Strick über der Eßplatte v Kupfer aufgehangen, kleine Vogelbauer, v Arabern verfertigt, sind als Stühle angekauft, nur an e Tisch fehlt es noch immer, d wir essen mit unsren zinnernen Tellern auf d Knieen; zinnerne Löffel; die Messer aus unsrer Tasche d die eigenen Finger müssen auf türkische Weise herhalten. Nach d Abendessen oder Diner, wie m es nennen will, was um 6 Uhr ist, wird eine türkische T Caffee genommen; später bisweilen Thee, wie heute; Übung in d arab Sprache ist meist unsre Unterhaltung nach Tische. -
Montag d 10ten Oct 1842. Gestern war beim Thee auf den heutigen Tag eine Exkursion nach dem alten Heliopolis verabredet, der Café gegen 6 Uhr bestellt, ebenso Esel für uns Alle. Mit Tagesanbruch (etwa um ½ 6) ward aufgestanden, d gegen ½ 7 brach unsre große Cavalkade von 9 Mann (mit dem Diener Mohammet) auf, d bei frischer Morgenkühle ging es durch die engen malerischen Straßen zu dem Thore hinaus, was Alt-Cairo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML.
(2013-04-11T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals.
(2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-04-11T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |