Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Mittwoch den 22ten März 1843. Unser verlängertes Hierbleiben trägt noch manche Früchte. Gestern hat sich ein ganz neuer und mehrere andre schon bekannte Steine in einer Reihenfolge nebeneinander im Dorfe Abusir vermauert vorgefunden, und diese Steine sind heut ausgebrochen und hergeschafft worden. Ich war den ganzen Tag fast auf dem südlichen Todtenfelde von Sakkara, meinen Plan weiterarbeitend; es ist doch sehr öde in der Wüste; fast den ganzen Tag habe ich kein lebendes menschliches Wesen gesehen; nichts als Sonne, Wind, Kiesel, Schutthügel und Pyramiden. Nach 5 Uhr kehrte ich zu Esel, den ich mir um diese Zeit hinbestellt hatte, heim und wir waren heut bei Tafel einmal wieder Alle beisammen, was seit Lepsius und Ernsts Unwohlsein unterbrochen war. - Abends wieder Lesen von Göthe's Gedichten in unserm Zelte. -

Donnerstag den 23ten März 1843. Gegen 9 Uhr, wo es jetzt immer erst warm wird, gehe ich, um die zwischen dem nördlichen und südlichen Plateau von Saccara liegenden Berge und [Wüstengänge] aufzunehmen; nach eifrigem Umherlaufen gelingt es mir, damit bis 1/2 1 Uhr fertig zu werden, von welcher Zeit ab ich im Zelt arbeite, wo ich das Aufgenommene mit [Tusche] überziehe. Gegen Abend gehe ich noch zu Franke's Ausgrabung, wo in der einen Brunnenkammer ein Sarg geöffnet wird, davon wir die Mumie uneröffnet in Prozession zu unsren Zelten schaffen. Am Abend spiele ich Schach mit Bonomi und Ernst, die ich beide besiege. Der Nordwind bringt fortdauernd viel Kälte. Früh vor Sonnenaufgang nur 5 - 6°, und Mittag's 21 - 22° auch bis 25°; aber gegen 9 Uhr früh beginnt der Wind und bläst kalt und unangenehm. - Der Komet ist fortdauernd zu sehen; die Heuschreckenplage hat aufgehört .

Mittwoch den 22ten März 1843. Unser verlängertes Hierbleiben trägt noch manche Früchte. Gestern hat sich ein ganz neuer und mehrere andre schon bekannte Steine in einer Reihenfolge nebeneinander im Dorfe Abusir vermauert vorgefunden, und diese Steine sind heut ausgebrochen und hergeschafft worden. Ich war den ganzen Tag fast auf dem südlichen Todtenfelde von Sakkara, meinen Plan weiterarbeitend; es ist doch sehr öde in der Wüste; fast den ganzen Tag habe ich kein lebendes menschliches Wesen gesehen; nichts als Sonne, Wind, Kiesel, Schutthügel und Pyramiden. Nach 5 Uhr kehrte ich zu Esel, den ich mir um diese Zeit hinbestellt hatte, heim und wir waren heut bei Tafel einmal wieder Alle beisammen, was seit Lepsius und Ernsts Unwohlsein unterbrochen war. - Abends wieder Lesen von Göthe’s Gedichten in unserm Zelte. -

Donnerstag den 23ten März 1843. Gegen 9 Uhr, wo es jetzt immer erst warm wird, gehe ich, um die zwischen dem nördlichen und südlichen Plateau von Saccara liegenden Berge und [Wüstengänge] aufzunehmen; nach eifrigem Umherlaufen gelingt es mir, damit bis ½ 1 Uhr fertig zu werden, von welcher Zeit ab ich im Zelt arbeite, wo ich das Aufgenommene mit [Tusche] überziehe. Gegen Abend gehe ich noch zu Franke’s Ausgrabung, wo in der einen Brunnenkammer ein Sarg geöffnet wird, davon wir die Mumie uneröffnet in Prozession zu unsren Zelten schaffen. Am Abend spiele ich Schach mit Bonomi und Ernst, die ich beide besiege. Der Nordwind bringt fortdauernd viel Kälte. Früh vor Sonnenaufgang nur 5 - 6°, und Mittag’s 21 - 22° auch bis 25°; aber gegen 9 Uhr früh beginnt der Wind und bläst kalt und unangenehm. - Der Komet ist fortdauernd zu sehen; die Heuschreckenplage hat aufgehört .

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0174" n="173"/>
          </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-03-22"><hi rendition="#u"><choice><abbr>Mittw</abbr><expan>Mittwoch</expan></choice><choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 22ten März 1843</hi></date>. Unser verlängertes Hierbleiben trägt noch manche Früchte. Gestern hat sich ein ganz neuer <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> mehrere andre schon bekannte <choice><abbr/><expan>Steine</expan></choice> in einer Reihenfolge nebeneinander im Dorfe <placeName>Abusir</placeName> vermauert vorgefunden, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> diese Steine sind heut ausgebrochen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> hergeschafft worden. Ich war <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> ganzen Tag fast auf dem <choice><abbr>südl</abbr><expan>südlichen</expan></choice> Todtenfelde <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> <placeName>Sakkara</placeName>, meinen Plan weiterarbeitend; es ist doch sehr öde in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Wüste; fast den ganzen Tag habe ich kein lebendes <choice><abbr>menschl</abbr><expan>menschliches</expan></choice> Wesen gesehen; nichts als Sonne, Wind, Kiesel, Schutthügel <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Pyramiden. Nach 5 Uhr kehrte ich zu Esel, den ich mir um diese Zeit  hinbestellt hatte<choice><sic/><corr>,</corr></choice> heim <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> wir waren heut bei Tafel einmal wieder Alle beisammen, was seit <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><sic><persName>Ernst</persName></sic><corr><persName>Ernst</persName>s</corr></choice> Unwohlsein unterbrochen war.  - Abends wieder Lesen <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> <persName>Göthe</persName>&#x2019;s Gedichten in unserm Zelte. -
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-03-23"><hi rendition="#u">Donnerstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 23ten März 1843</hi></date>. Gegen 9 Uhr, wo es jetzt immer erst warm wird, gehe ich, um die zwischen <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice><choice><abbr>nördl</abbr><expan>nördlichen</expan></choice><choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice><choice><abbr>südl</abbr><expan>südlichen</expan></choice>  Plateau <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> <placeName>Saccara</placeName> liegenden Berge <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <supplied>Wüstengänge</supplied> aufzunehmen; nach eifrigem Umherlaufen gelingt es mir<choice><sic/><corr>,</corr></choice> damit  bis ½ 1 Uhr fertig zu werden, von welcher Zeit ab ich im Zelt arbeite, wo ich das Aufgenommene mit <supplied>Tusche</supplied> überziehe. Gegen Abend gehe ich noch zu <persName>Franke</persName>&#x2019;s Ausgrabung, wo in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> einen Brunnenkammer ein Sarg geöffnet wird<choice><sic/><corr>,</corr></choice> davon wir <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Mumie uneröffnet in Prozession zu unsren Zelten schaffen. Am Abend spiele ich Schach mit <persName>Bonomi</persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <persName>Ernst</persName>, die ich beide besiege. Der Nordwind bringt fortdauernd viel Kälte. Früh vor Sonnenaufgang nur 5 - 6°, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Mittag&#x2019;s 21 - 22° auch bis 25°; aber gegen 9 Uhr früh beginnt <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Wind <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> bläst kalt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> unangenehm. - Der Komet ist fortdauernd zu sehen; die Heuschreckenplage hat aufgehört <choice><sic/><corr>.</corr></choice>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0174] Mittw d 22ten März 1843. Unser verlängertes Hierbleiben trägt noch manche Früchte. Gestern hat sich ein ganz neuer d mehrere andre schon bekannte in einer Reihenfolge nebeneinander im Dorfe Abusir vermauert vorgefunden, d diese Steine sind heut ausgebrochen d hergeschafft worden. Ich war d ganzen Tag fast auf dem südl Todtenfelde v Sakkara, meinen Plan weiterarbeitend; es ist doch sehr öde in d Wüste; fast den ganzen Tag habe ich kein lebendes menschl Wesen gesehen; nichts als Sonne, Wind, Kiesel, Schutthügel d Pyramiden. Nach 5 Uhr kehrte ich zu Esel, den ich mir um diese Zeit hinbestellt hatte, heim d wir waren heut bei Tafel einmal wieder Alle beisammen, was seit Leps d Ernsts Unwohlsein unterbrochen war. - Abends wieder Lesen v Göthe’s Gedichten in unserm Zelte. - Donnerstag d 23ten März 1843. Gegen 9 Uhr, wo es jetzt immer erst warm wird, gehe ich, um die zwischen d nördl d südl Plateau v Saccara liegenden Berge d Wüstengänge aufzunehmen; nach eifrigem Umherlaufen gelingt es mir, damit bis ½ 1 Uhr fertig zu werden, von welcher Zeit ab ich im Zelt arbeite, wo ich das Aufgenommene mit Tusche überziehe. Gegen Abend gehe ich noch zu Franke’s Ausgrabung, wo in d einen Brunnenkammer ein Sarg geöffnet wird, davon wir d Mumie uneröffnet in Prozession zu unsren Zelten schaffen. Am Abend spiele ich Schach mit Bonomi d Ernst, die ich beide besiege. Der Nordwind bringt fortdauernd viel Kälte. Früh vor Sonnenaufgang nur 5 - 6°, d Mittag’s 21 - 22° auch bis 25°; aber gegen 9 Uhr früh beginnt d Wind d bläst kalt d unangenehm. - Der Komet ist fortdauernd zu sehen; die Heuschreckenplage hat aufgehört .

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/174
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/174>, abgerufen am 21.11.2024.